德语助手
2020-09-29
Mein Alltag mit Kind, mit Kindern, hat viel mit Organisation und Logistik zu tun. Ich arbeite 35 Stunden, mein Mann arbeitet 40 Stunden. Interessant wird es immer dann, wenn einer krank wird. Egal wer.
Wir haben den Winter gerade hinter uns, dann geht der erste Blick auf's Handy in den Terminkalender, wer hat heute welche Termine, wer kann was eventuell verschieben und wer ist unabkömmlich. Also ich bewundere, dass das organisatorisch so geht.
Ich bin nach der Geburt der Kinder zuhause geblieben, 12 Jahre ungefähr. Ich hab unheimlich viel gearbeitet, ich war Verlagsleiterin in Düsseldorf. Irgendwann hab ich gedacht so, jetzt ist mal Schluss.
Hab geheiratet und dann ein Kind bekommen und hab mich auch ganz bewusst dafür entschieden, zuhause zu bleiben. Wenn die mal krank waren, musste ich nichts organisieren, weil ich bin zur Schule gefahren und hab sie selber abgeholt. Nervt dich die Logistik, die du da leisten musst, auch schon mal? Ja total, absolut.
Ich fand das ganz interessant, ein Gespräch mit meiner Mutter. Mittwochabend sind im Wechsel immer die Großeltern da. Und wie der Teufel es so will, jeden Mittwochabend über eine gewisse Zeit war unser Brot leer.
Und dann erzählte mir meine Mutter dann irgendwie danach und sagte so: "Mensch, der Papa sagte, wieso habt ihr eigentlich nie Brot da? Das ist ja, wieso kriegen die das hier nicht organisiert?" Und dann sagte meine Mutter zu meinem Vater: "Uwe, überleg doch mal, ich war früher fulltime zuhause. Und du hast fulltime deinen Job gemacht. Und die Kinder machen das gleichzeitig."
Ja also, wir packen ja im Prinzip zwei Leben in eins. Mein Mann und ich haben gleichzeitig Elternzeit genommen. Weil wir uns schon gedacht haben, dass das mit Zwillingen schwierig wird und eine Herausforderung wird.
Das erzählt man ja auch im beruflichen Umfeld. Ich hab's erzählt, mein Mann hat's erzählt, die Story ist exakt die gleiche. Wir nehmen jeder ein halbes Jahr Elternzeit. Und bei mir war die Reaktion unisono: "Ein halbes Jahr nur? Was machst du denn dann mit deinen Kindern? Die sind dann ja noch so klein."
Und mein Mann hat die genau gleiche Geschichte erzählt und hat dann als Reaktion bekommen: "Ein halbes Jahr gehst du in Elternzeit? So lange? Was sagt denn dein Arbeitgeber dazu?" Das war irre, wirklich irre. Ja, es herrscht natürlich auch 'ne Menge gesellschaftlicher Druck besonders auf den Frauen, was sich in dieser Anekdote natürlich auch widerspiegelt. Dass das Rollenverständnis immer noch davon ausgeht, dass die Frau zuhause bleibt und der Mann das Geld verdient.
Jetzt haben natürlich in der heutigen Zeit die Frauen auch viel mehr Möglichkeiten, beruflich sich selber zu verwirklichen. Und die Gesellschaft, glaube ich, erwartet und verlangt das dennoch auch von der Frau, dass sie das auch macht.
Und ich glaube, deshalb ist es für viele Leute, deine Lebensgeschichte schräg, aber meine dann auch, weil man dann oft gefragt wird: "Ja wie zuhause, was machst du da die ganze Zeit? Und möchtest du nicht dich. . . . was ist mit deiner Karriere, was ist mit deinem Beruf? Und was ist mit dem, was du noch vor hast?"
Und dass ich auch gefragt wurde: "Ja, wie war denn das so? Wieso kannst du so lange zuhause sein? Fällt dir da nicht die Decke auf den Kopf? Ist das nicht komisch?" Und aus beiden Perspektiven gibt es einen Druck, der auf Frauen ausgeübt wird.
Was ich auch wahrnehme, dass häufig in der öffentlichen Diskussion, Berufstätigkeit der Mutter mit emanzipiert gleichgesetzt wird. Also so nach dem Motto, der Feminismus ist doch auf dem Vormarsch und du bist ja so emanzipiert du gehst arbeiten.
Ich glaube, das ist Quatsch. Ich glaube, dass in dem Moment jemand emanzipiert ist, eine Frau emanzipiert ist, wo sie sich frei für das eine, das andere, Mischmodell oder was ganz anderes entscheidet. Es ist schön, wenn man die Wahl hat. Das empfinde ich nach wie vor als äußert luxuriös. Es gibt ja auch immer so eine monetäre Basis, die da stimmen muss.
Und ich hatte die Wahl. Ist für viele Leute natürlich nicht möglich auch so lange zuhause zu bleiben. Für mich war das schon so eine Frage dessen, wo stehe ich jetzt im Job, wo will ich mich halt irgendwie auch perspektivisch hin entwickeln.
Und für mich, damals hab ich halt noch im Marketing gearbeitet, war halt völlig klar, wenn ich jetzt irgendwie mehrere Jahre aussteigen würde, dann wäre ich so weit weg gewesen von den Entwicklungen, weil die einfach so schnell sind, dass ich halt auf keinen Fall hätte in meinen Job wieder einsteigen können.
Ich hatte auch nie den Bedarf, mich wieder ins Berufsleben zu stürzen, weil ich privat halt auch viel aktiv war, immer viel Musik gemacht hab zum Beispiel und so. Deshalb hab ich mich da nicht in eine Rolle gestoßen gefühlt, die für mich irgendwie irgendeine Art von Nachteil entwickelt hat so.
Natürlich hatte ich auch Momente, wo ich gedacht hab, jetzt mal 'ne Pause von den Kindern wäre auch schön. Aber das war schon auch, das ist anstrengend. Das ist super anstrengend. Möchte da aber keine Sekunde von missen, weil ich das 'ne super schöne Zeit fand, die ich mit meinen Kindern verbracht hab.
Es gibt Phasen, da fließt das einfach und es läuft und der Job ist toll, die Kinder sind super drauf, in der Partnerschaft ist alles klasse. Und es gibt so Phasen, wo du dir einfach irgendwie 'ne Tüte über'n Kopf ziehen willst und sagen willst: "Entschuldige, macht den Kram bitte ohne mich weiter."
Das ist halt, das ist aber auch das Leben, ja. Ja, das, das Du gewählt hast auch, ne. Genau, richtig, ich hab mich ja. . . und das ist glaube ich der Unterschied. Ich hab mich bewusst, sehr, sehr bewusst dafür entschieden. Und zwar mit allen Konsequenzen. Und dementsprechend neige ich auch selten dazu, zu sagen, ich find das blöd. Für mich wäre das kein Konzept, weil das mir zu wenig Zeit für und mit meinen Kindern gewesen wäre.
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