德语助手
2025-03-10
Immer wenn ich als Kind mit meinen Eltern nach Deutschland in die Ferien fuhr, gab es etwas, das ich kaum erwarten konnte.
Das Einkaufen bei Aldi.
Erst wenn ich in einem dieser Supermärkte stand, die es damals in Frankreich noch nicht gab, hatte ich das Gefühl, wirklich in Deutschland zu sein.
Triste Regale mit Neonbeleuchtung.
Unbekannte Marken, die direkt von Holzpaletten verkauft wurden.
Schmutzig-gelbe Fliesen.
Mürrische Kassiererinnen, die die Preise in ihre Kasse einhämmerten.
Werbungen, in denen alles unglaublich billig war.
Kunden, die Pfennigbeträge verglichen, um dann ihre Einkaufstasche oder den Kofferraum ihres Mercedes mit Joghurt, Kaffee und Würstchen zu Spottpreisen vollzuladen.
Das war mein Bild von Deutschland.
Es gab diese Läden überall, von Köln bis Berlin, von Kiel bis Stuttgart und die ist zu meiner größten Zufriedenheit.
Das lag natürlich auch daran, dass es bei Aldi meine Lieblingsbonbons gab, die es in Frankreich nicht gab
und die so billig waren, dass meine Eltern sie mir unmöglich verweigern konnten.
Die Franzosen können nur schwer nachvollziehen, wie man sich für eine so unattraktive Supermarktkette begeistern kann.
Die Deutschen schon eher.
Für sie ist Aldi kein banaler Laden, sondern ein Wirtschaftswunder und ein Nationalsymbol.
Die Geschichte der Aldi-Kette ist eine der wichtigsten Erfolgsgeschichten nach Kriegsdeutschlands.
Alles beginnt mit einem gemischtwaren Laden in Essen, den Anna Albrecht ihren Söhnen Karl und Theo vermacht,
die das Familienunternehmen weiterentwickeln, neue Läden eröffnen und ein für die 50er Jahre revolutionäres Konzept erfinden, den Discountladen.
Die Idee?
Sich durch drastische Kostensenkung von anderen Supermärkten absetzen.
Die Brüder Albrecht kalkulierten jedes Detail scharf durch.
Die Läden dekorieren?
Überflüssig.
Frischprodukte?
Unsinnig.
Sonst müsste man ja in Kühltruhen investieren.
Preisetiketten?
Nicht, wenn die Kassiererinnen die Preise auswendig lernen.
Personal?
Minimal und vielseitig.
Jeder muss an der Kasse sitzen, aber auch den Laden fegen.
Das Sortiment wurde auf ein paar hundert Basisprodukte beschränkt.
Bekannte Marken flogen raus, zu teuer.
Dafür beauftragten die Brüder Hersteller, direkt für sie zu produzieren und erfanden zu diesem Zweck wohlklingende Fantasiemarken.
Sie tauften ihre Kette Aldi für Albrecht-Discount.
Im Konsumrausch der 60er Jahre kamen ihre Billigpreise gut an.
Überall schossen Aldis wie Pilze aus dem Boden.
Die Brüder teilten sich den Markt untereinander auf.
Der Norden für Theo und der Süden für Karl unter dem Namen Aldi Süd.
Heute gibt es im ganzen Land ungefähr 4.300.
Dazu kommen die Aldis im Ausland, in Europa, vor allem in Frankreich, aber auch in Australien und den USA.
Heutzutage kauft jeder bei Aldi ein.
Arbeitslose genauso wie leitende Angestellte.
Es gibt sicher kaum einen Deutschen, der noch nie bei Aldi war.
Auch Prominente gestehen ihre Liebe zu Aldi.
Und die große Plastiktüte mit dem A wurde sogar zum modischen Accessoire geadelt.
In der Tat haben die Deutschen eine innige Beziehung zu diesen Tempeln der bilig-Kultur entwickelt.
Aldi ist zum Symbol für ein einfaches Leben ohne überflüssiges Tralala geworden.
Eine Geisteshaltung, die gut zu den Deutschen passt.
Aldi ist Deutschland und Deutschland ist Aldi, schrieb vor einigen Jahren der Spiegel.
Das Modell wurde bald kopiert und schnell wurden Discounter in Deutschland zur Norm.
Ihr Marktanteil liegt bei 40 Prozent.
In Frankreich hingegen nur zwischen 10 und 15 Prozent.
Das Credo billiger um jeden Preis hat sich auf andere Bereiche ausgedehnt, in Deutschland wie auch anderswo.
Es hat eine wahre Revolution in der Konsumwelt ausgelöst, für die es sogar ein Wort gibt, Aldisierung.
Die Aldi-Saga hat eine Kehrseite.
Die Firma ist ein allmächtiger Riesenkonzern geworden, der alles kontrolliert.
Immer wieder berichtet die Presse über einen höhlichen Arbeitsrhythmus, den Druck durch die Manager über das gespannte Verhältnis zu den Lieferanten und so weiter.
Bei Aldi gibt es gleich mehrere Strichcodes auf den Produkten, damit die Kassiererin keine Zeit beim Umdrehen verliert.
Das pedantische Management ist nicht nur den Kunden zugute gekommen, es hat vor allem Theo und Karl Albrecht zu den reichsten Männern Deutschlands gemacht.
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