德语助手
2024-10-22
Vor ein paar Jahren, ich wohne damals in Hamburg, laden mich meine Nachbarn Katja und Frank zu einem Fest ein.
Der Anlass, ihre Hochzeit, die eine Woche später stattfinden soll.
Es ist eine Gartenparty, also ungezwungene Dresscode und keine Geschenke bitte, sagen sie mir.
Alles gut und schön.
Ich als Französin bringe aber trotzdem Champagner mit.
Und sehe, dass die anderen Gäste sich auch nicht an das Gebot gehalten haben.
Alle haben Geschenke dabei, hauptsächlich Geschirr.
Jemand hat sogar ein Waschbecken mitgebracht.
Sonderbar.
Im Garten entdecke ich ein Buffet, Musik, Freunde, Kollegen und Katjas komplette Volleyballmannschaft.
Während ich mir ein Bier aufmache, denke ich, cool, ein Fest für alle, die man nicht zur Hochzeit einladen kann.
Und da höre ich es scheppern.
Ich vermute erst, es sei ein Missgeschick passiert.
Jemand habe seinen Teller fallen lassen.
Aber der Krach hört nicht auf.
Ich renne zu den anderen auf die Straße und sind die verrückt geworden?
Alle schmeißen Teller, Tassen, Vasen, Salatschüsseln auf den Boden und sogar das Waschbecken.
Was ist denn los?
Ein junger Mann bemerkt meinen entgeisterten Blick.
Er ruft mir zu.
Das ist ein Brauch.
Das bringt Glück.
Und reicht mir einen Teller.
Okay.
Clear.
Ob es Glück bringt, weiß ich nicht.
Aber es tut gut.
Und Clear.
Noch ein Teller.
Als es nichts mehr zu zerscheppern gibt, kehren Katja und Frank unter dem ermunternden Gejole ihrer Freunde, die Scherben, gemeinsam wieder auf.
Ich erfahre, dass das Ganze sich Polterabend nennt und das gemeinsame Kehren das Paar symbolisch auf die weniger angenehmen Momente der Ehe vorbereiten soll.
Manche verbrennen sogar die Hose des künftigen Bräutigams, um ihm zu bedeuten, dass er nicht mehr die Hosen anhat.
Aber Katja und Frank wollen es nicht übertreiben.
Übrigens haben sie großes Glück mit ihren Gästen, denn die sind wohl erzogen genug, um nicht mit einem Auto ein Hänger zu erscheinen.
Ein beliebter Polterabendscherz ist nämlich das Abladen alter Dachziegel oder sonstigem Schutt.
Ich liebe den deutschen Humor.
Ich erfahre auch, dass der Polterabend auf alte germanische Riten zurückgeht und der Lärm Dämonen und böse Geister vertreiben soll.
Vor allem aber hat er mit dem Sprichwort "Scherben bringen Glück" zu tun, das ich bei dieser Gelegenheit lerne.
Das Wort Scherbe bezeichnete nämlich ursprünglich alle Tongefäße, nicht nur zerbrochene.
Wenn man viele Scherben hatte, also Gefäße, in denen man Nahrung aufbewachen konnte, hatte man Glück.
Und die rituelle Zerstörung der Behältnisse war eine Art Opfergabe.
Aber Vorsicht!
Beim Polterabend sind nur Porzellan, Keramik und Steingut erlaubt, kein Glas.
Ein anderes deutsches Sprichwort lautet nämlich "Glück und Glas, vielleicht bricht's das".
Zu dumm!
Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich meine Bierflasche nicht auf den Scherbenhaufen geworfen.
Naja, zu spät.
Der Rest des Abends verläuft normal.
Wir tanzen die ganze Nacht durch, und noch Jahre später habe ich das Fest in wunderbarer Erinnerung, auch wenn Katja und Frank inzwischen geschieden sind.
Hoffentlich lag's nicht an meiner Bierflasche.
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