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2025-06-06
Krieg, Hate Speech, der Aufstieg von Populismus,
eine tödliche Pandemie, eine gespaltene Gesellschaft am Rande des Zusammenbruchs.
Klingt, als ob wir von heute reden würden, oder?
Tatsächlich finden wir das alles in einem Roman, der vor 100 Jahren veröffentlicht wurde.
Der Zauberberg von Thomas Mann.
Es ist ein Roman, der Themen bewegt, die uns heute angehen, die wir heute noch mit großem Enthusiasmus oder großer Feindseligkeit diskutieren.
Dieser Roman kann bestimmte Probleme,
die wir gegenwärtig erleben, die wir sehen,
die uns Sorgen machen, besser erklärt.
Die queeren Elemente, die schon immer in diesem Roman zu finden waren,
rücken heute mehr in den Fokus.
Es ist eine faszinierende Lektüre.
Es ist ein Roman, der viele Lesarten hat, viele Ebenen, viele Themen.
Der Roman ist mit seinen tausend Seiten ein echtes literarisches Schwergewicht.
Warum lohnt es sich, ihn zu lesen?
100 Jahre nach der Veröffentlichung boomt der Zauberberg.
Eine Ausstellung in Lübeck, der Geburtsstadt von Thomas Mann.
Inszenierung.
Sogar ein Sequel, natürlich nicht von Thomas Mann selbst geschrieben.
Zunächst einmal, worum geht es überhaupt in diesem Jahrhundertwerk?
Das Setting, ein Sanatorium in den Schweizer Alpen.
Eine Art Kurort, in dem Lungenkranke Heilung suchen, allein durch das Atmen frischer Luft.
Lungenkranke gab es zu der Zeit eine Menge.
Wir haben das Jahr 1907.
Und der schrecklichen Tuberkulose nicht viel entgegenzusetzen,
außer Luftsitzungen für die, die es sich leisten konnten.
Und Zeit.
Sehr viel Zeit.
Und hier hinein kommt unser Held, der seinen kranken Cousin besucht.
Wir haben diese Figur Hans Krasdorp,
die in diese Welt hineinreist, sieben Jahre am Ende bleibt und konfrontiert wird mit all den weltanschaulichen politischen,
philosophischen Debatten der Zeit.
Das Lustige dabei ist, Hans Castorp selbst ist eigentlich gesund.
Aber er wird von dem Sanatoriumsleben regelrecht aufgesaugt.
Die Patienten, ihre philosophischen Debatten,
die strengen Gesundheitsroutinen, luxuriöse Mahlzeiten und zwanghaftes Fiebermessen.
Er wird ein Teil dieser Welt.
Die ganz großen Themen also.
Thomas Mann hat zwei Charaktere entworfen.
Zwei Patienten in der Klinik, die völlig verschiedene Philosophien vertreten.
Settembrini auf der einen Seite, er steht für Fortschritt und Freiheit, für Aufklärung.
Und auf der anderen Seite, Nafta.
Für ihn ist ein totalitäres Regime die einzig richtige Gesellschaftsform.
Totalitäre Regimes wurden zu dieser Zeit in Europa mit dem Aufstieg von Kommunismus und Faschismus immer stärker.
Hans Castorp gerät zwischen diese beiden Figuren.
Dieser ganze Roman lebt von der Entscheidungssituation.
Auf welche Seite wird er sich schlagen?
Die beiden wären Hans Castorps Mentoren.
Er ist hin- und hergerissen zwischen ihren philosophischen Ideen.
Die Debatte eskaliert.
Es kommt zum Duell zwischen den beiden Rivalen.
Und damit rollt die Welle der Gewalt erst an.
Der Roman endet 1914, mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs.
Und die Spuren von Hans Castorp verlieren sich im Schlachtfeld.
Der Roman wird ein Erfolg weltweit und in vielen Sprachen übersetzt.
Für viele ist es das wichtigste Buch überhaupt.
Wie für die amerikanische Kritikerin Susan Sontag.
Sie nannte es ihr Lebensbuch und hatte es sieben oder acht Mal gelesen.
In Spanien sind regelrechte Fanclubs an Schulen und Universitäten entstanden.
Es ist nicht notwendig, drei Doktortitel in Nietzsche zu haben,
um Zugang zu Thomas Mann zu bekommen.
In seinem Werk steckt so viel Ironie und viel Humor.
Es geht zwar um sehr ernste Themen, aber das Buch selbst macht Spaß.
Und es ist voller urkomischer Szenen.
Wer das Buch allerdings überhaupt nicht komisch fand,
waren die Leute vom Tourismusverband von Davos.
In ihren Augen kam der Ort zu schlecht weg.
Also baten sie einen anderen großen deutschen Schriftsteller,
Erich Kästner, einen Roman zu schreiben,
der Davos in ein besseres Licht stellt.
Thomas Mann hat ein bewegtes Leben geführt.
Er wird 1875 geboren, zu Beginn des deutschen Kaiserreichs.
Seine Tagebücher offenbaren, dass er bisexuell war,
auch wenn das zu seiner Zeit völlig inakzeptabel ist.
1929 bekommt er den Nobelpreis für seinen Roman Die Buddenbrucks.
Wenig später flieht er mit seiner Frau Katja,
einer zum Christentum konvertierten Jüdin,
und ihren sechs Kindern aus Nazideutschland.
Aber gehen wir noch mal zurück ins Jahr 1912.
Nachdem bei Katja Mann Tuberkulose diagnostiziert wurde,
besucht sie Thomas Mann in einem Sanatorium im schweizerischen Davos.
Und das wird zu seiner Inspiration.
Das sind Zufälle bei ihm.
Das ist das Verrückte daran, dass so große Geschichten,
über die wir jetzt noch reden und man sich denkt,
er hat jahrelang gesessen und überlegt,
wie mache ich das?
Zufall.
Eigentlich will er mit dem Zauberberg eine Kurzgeschichte schreiben.
Und daraus ist dann eben ein Roman von tausend Seiten geworden.
An denen er zwölf Jahre lang schreibt,
unterbrochen vom Ersten Weltkrieg und von einem grundlegenden Sinneswandel.
Er beginnt das Buch nämlich als überzeugter Kriegsfan.
Seit 1914 hat sich Thomas Mann mitreißen lassen mit der Kriegseuphorie,
die also viele Intellektuelle und Autoren,
Schriftsteller, damals Künstler umgetrieben hat.
Also er hat voll mitgemacht, hat sich da an die erste Stelle gestellt.
Und 1918, als der Krieg verloren war,
fand er sich auf völlig verlorenen Posten wieder,
auch tatsächlich buchstäblich einsam.
Thomas Mann wechselt die Seiten und wird dann in den 20er Jahren zu einem der sprachgewaltigsten Verteidiger der Republik und spätestens in den 30ern,
托马斯·曼转变了立场,在20年代,最迟在30年代,最迟在流亡美国期间,spätestens in dem US-Exil zu einem echten,
waschechten Demokraten.
1933, mit der Machtergreifung der Nazis, verlässt Thomas Mann Deutschland mit seiner Familie.
Er zieht in die Schweiz.
Von 1938 bis 1952 lebt er in den USA, bevor er in die Schweiz zurückkehrt.
Er setzt sich für Toleranz und menschliche Würde ein, bis er 1955 stirbt.
Als Thomas Mann den Zauberberg schreibt, hat er auch seine eigene politische Wandlung im Blick.
Seine eigenen Irrungen, die Kriegseuphorie, von der er sich inzwischen distanziert,
fließen in die Figur des NAFTA ein.
Was mich an Thomas Mann am meisten beeindruckt,
ist seine ehrliche und aufrichtige Bereitschaft und auch sein Mut zur Selbstrevision.
Also einmal gefasste Ansichten immer wieder auf den Prüfstand zu stellen.
Und dann wieder zu neuen Positionen zu kommen und für diese dann eben auch kraftvoll einzutreten,
bis sie gewissermaßen wieder revidiert werden.
Und der Zauberwerk bildet genau das sozusagen in sich ab.
Als der Zauberberg 1924 herauskommt, ist die europäische Gesellschaft am Rande des Abgrunds.
Ähnlich wie heute, ein Gefühl von Unruhe, Spannungen, Existenzängsten.
Eine Gesellschaft, die droht aus dem Ruder zu laufen.
Was lag in der Luft, heißt es im Roman.
Man merkt eine ungeheure Unbehaglichkeit, eine Angst vor der Zukunft.
Und plötzlich bricht da eine Situation am Ende des Romans ein, wo das aus dem Fugen gerät.
Wo die anfangen sich zu schlagen, wo das Personal beschimpft wird,
wo die verrücktesten Ideen auftauchen,
die Leute abdrehen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Thomas Mann schreibt über völlige Polarisierung,
Spaltung, über Menschen, die aufgehört haben,
miteinander zu sprechen.
Genau an diesem Kipppunkt befinden wir uns gerade in unserer Zeit der großen Gereiztheit wieder.
Sie brauchen nur am Sonntagabend irgendeine beliebige Talkshow anschalten.
Da sehen Sie, dass man sich ins Wortfeld einander nicht anhört.
Es geht darum, Meinungen rauszuhauen.
Thomas Mann sieht, wie die Politik im Populismus und das,
was wir heute Hassreden und Desinformation nennen, abgleitet.
Er sieht die Spannungen und Gefahren, die später zum Untergang der Weimarer Republik führen werden.
Deutschlands erstem Versuch einer echten parlamentarischen Demokratie, der mit den Nazis endete.
Das kann man in dem Buch eindrucksvoll nachvollziehen.
Das beschreibt er mit einer ungeheuren ästhetischen,
aber auch mit einer ungeheuren psychologischen Einsicht.
Es ist eine Stimmung, die in diesem Roman entsteht,
bei der man sich am Ende nur noch fragt,
wer als erster schießt.
Zunächst eben in diesem Duell, zu dem es dann am Ende eben kommt,
und ganz am Ende eben dann der Krieg,
in dem das Ganze endet.
Wer schießt als erstes?
Auch heute erleben wir, dass Menschen Gewalt anwenden,
wenn sie sich mit Worten nicht durchsetzen können.
Es ist wirklich traurig aktuell.
Stellen Sie sich vor, es ist ein ganzes Jahrhundert vergangen,
aber wir sind immer noch die gleichen.
Am Ende des Zauberbergs fragt Thomas Mann,
wird aus diesem Weltfest des Todes auch aus der schlimmsten Fieberbrunst, die rings den regnerischen Abendhimmel entzündet,
einmal die Liebe steigen?
Es muss uns ja beschämen als Menschheit, dass es uns nicht gelungen ist.
Die große Schlussfrage des Textes wird aus diesem Weltfest des Todes noch einmal die Liebe steigen über das lange,
grauenvolle 20. Jahrhundert zu beantworten.
Und das 21. Jahrhundert fängt genau so wieder an.
Und jetzt stecken wir in dem nächsten Weltfest des Todes in der Ukraine und im Nahen Osten.
Thomas Mann war auch seiner Zeit voraus in puncto Sexualität.
In seinen Erzählungen Tonio Kröger und Tod in Venedig gibt es starke homoerotische Untertöne.
Und auch im Zauberberg finden sich deutliche queere Motive.
Das ist vielleicht auch eine der großen Stärken des Romans, dass der Roman mit jedem Klischee bricht.
Gerade in der Frage, wie spricht man über den Körper, die Sexualität, die Erotik.
Hans Castorp verliebt sich in Madame Chauchat,
aber sie erinnert ihn an seinen ehemaligen Klassenkameraden, für den er geschwärmt hat.
Das heißt, die Frage, was ein Mann ist,
was eine Frau ist, was männlich, was weiblich ist und was jeweils als anziehend empfunden,
als attraktiv, erotisch attraktiv empfunden wird,
das kommt hier alles irgendwie ins Schwimmen.
Geschlechterfluidität, zur Zeit von Thomas Mann, nicht gerade Mainstream.
Und Homosexualität war im Großteil der Gesellschaft absolut tabu.
Es war ein Straftatbestand.
Thomas Mann hat sich in den 20er Jahren eingesetzt gegen den Paragraf 175,
托马斯·曼在20年代反对第175条,der homosexuelle Beziehungen und Akte unter Strafe gestellt hat.
Thomas Manns eigenes Verlangen nach Männern lebt er im Geheimen aus.
Nach außen hin ist er ein aufrechter, heterosexueller Bürger mit Frau und sechs Kindern.
Liebe, Hass, Politik und Leidenschaft, das alles steckt im Zauberberg.
Wie du das alles interpretieren willst, überlässt Thomas Mann dir jedoch selbst.
Wir müssen unseren eigenen Weg finden, genau wie die Figur in der Geschichte.
In diesen Zeiten von Fake News, wenn alles so schnell geht,
müssen wir selbst mit kritischem Blick lesen und wach bleiben.
Das ist wohl das Aktuellste an diesem Roman.
Und das, was mir so gefällt.
Und falls sich jemand von der Aussicht auf eine Lektüre von tausend Seiten erschlagen fühlt...
Man darf immer überspringen.
Und ich kenne viele Leser, die mir schon erzählt haben, welche Stellen sie überblättert haben.
Na dann, ran ans Werk.
Welches Thema fasziniert euch beim Zauberberg am meisten?
Schreibt es in den Kommentaren.
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