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2024-08-05
Seit über hundert Jahren ist das Baden in der Seine verboten.
Sie ist zu schmutzig;
in ihr schwimmen Fäkalbakterien, die krank machen.
In diesem Sommer sollen aber olympische Wettkämpfe in der Seine stattfinden.
Wie das gehen soll?
Mithilfe eines 30 Meter tiefen Zylinders.
Aber von vorne: Seit 1923 ist das Schwimmen in der Seine verboten.
Die Regierung hat damals verkündet, der Gehalt an Fäkalbakterien, Metall und anderen ungesunden Stoffen sei zu hoch und damit bedenklich für die Gesundheit.
Daran hat sich im letzten Jahrhundert wenig geändert.
Doch jetzt sind Olympische Spiele in Paris.
Und Olympische Spiele haben grossen Einfluss;
nicht nur auf die Sportwelt, sondern auch auf den Veranstaltungsort.
Sie kosten viel, bringen oft aber auch viel Geld ein und können im besten Fall Projekte vorantreiben, die sonst eher brachliegen.
Wie das Projekt «Schwimmen in der Seine».
Aber warum ist die Seine so dreckig?
Bei uns in der Schweiz gehört Flussschwimmen schliesslich zum Sommer wie der Geruch von Grillwürsten oder Stau vor dem Gotthardtunnel.
Das Problem der Seine ist die Pariser Kanalisation.
Und Regen.
Hat es bei deinem letzten Wochenendtrip nach Paris vielleicht geregnet?
Dann finden sich deine verdauten und wieder ausgeschiedenen Croissants wahrscheinlich in der Seine wieder.
Die vor über 150 Jahren erbaute Kanalisation von Paris führt Regen- und Abwasser in einem System zusammen.
Wir nennen dieses Gemisch von Regen- und Abwasser in diesem Video einfach mal Dreckwasser.
Die Kanalisation besteht aus eiförmigen Rohren, die so gebaut sind, dass das Dreckwasser immer abwärtsfliesst;
es braucht also kaum Pumpen, die Schwerkraft regelt das.
Früher ist dieses Dreckwasser noch direkt in die Seine geflossen.
Inzwischen gibt es etwas ausserhalb der Stadt sechs Kläranlagen, in denen das Wasser aus Haushalt, Industrie und Wolken gereinigt wird, ehe es in die Seine fliesst.
Nur: Wenn es zu stark regnet, drohen die Kläranlagen zu überfluten, das Dreckwasser wird deshalb teilweise umgeleitet.
Und wohin?
Genau.
In die Seine.
Im Jahr 2022 sind so 1,9 Millionen Kubikmeter ungereinigtes Dreckwasser in die Seine geflossen;
Deshalb möchte auch fast niemand in der Brühe schwimmen: Nur 12 Prozent der Französinnen und Franzosen würden das laut einer Umfrage wagen.
Bei Testwettkämpfen für die Olympischen Spiele haben sich im Sommer 2023 sogar mehrere Triathletinnen und Triathleten mit E.-coli-Bakterien infiziert,
weitere Testwettkämpfe in der Seine wurden in der Folge abgesagt.
Wie kann also verhindert werden, dass die schwimmenden Olympioniken im Sommer alle an Koliken leiden?
Die Antwort ist dieser Zylinder hier – das Bassin d'Austerlitz.
Es ist 30 Meter tief und 50 Meter breit.
Es passen 45 Millionen Liter Wasser rein – also etwa 20 olympische Schwimmbecken.
Es befindet sich neben dem Bahnhof Austerlitz im Südosten von Paris.
Ab Mai 2024 soll es die Seine als Ausweichoption ablösen, wenn starker Niederschlag die Kanalisation von Paris überfordert.
Das Wasser, das nicht mehr in der Kanalisation und den Kläranlagen aufgefangen werden kann, wird dann in das Bassin d'Austerlitz umgeleitet anstatt direkt in die Seine.
Das Bassin d'Austerlitz fungiert als eine Art Zwischenschritt zwischen Kanalisation, Kläranlage und Seine und entlastet damit jede der drei Vorrichtungen.
Sobald der Regen vorbei ist und sich die Kanalisation erholt hat, soll das aufgefangene Dreckwasser wieder in die Kanalisation abgelassen werden, so dass es ebenfalls in einer Kläranlage gereinigt wird, ehe es in die Seine fliesst.
Das Projekt hat über eine Milliarde Euro gekostet.
Trotzdem garantiert das Bassin d'Austerlitz nicht, dass die Wettkämpfe in der Seine wie geplant stattfinden können.
Es gibt nämlich ein Worst-Case-Szenario:
Sollte es in der Woche vor den Wettkämpfen viel regnen – was im Norden Frankreichs durchaus passieren kann –,
wäre die Kanalisation inklusive Bassin d'Austerlitz überlastet und voll.
Dann würde womöglich doch wieder Dreckwasser in die Seine fliessen.
Und die Wasserqualität wäre dann nicht mehr befriedigend.
Es gibt also keine 100-Prozent-Garantie, dass am Tag X in der Seine geschwommen werden kann.
«Wie soll das dann aber mit den olympischen Wettkämpfen funktionieren?», fragst du dich jetzt wahrscheinlich.
Wenn die Wasserqualität unbefriedigend ist, sollen die Wettkämpfe um einige Tage verschoben werden – bis der Sprung in die Seine unbedenklich ist.
Optimal wäre das aber sicher nicht, der Wettkampfplan an Olympischen Spielen ist eng getaktet.
Den Schwimmwettkämpfen in der Seine liegt eine alte Vision zugrunde:
die Seine als Badeoase in Paris – davon träumt die französische Politik schon lange.
Der ehemalige französische Präsident Jacques Chirac hat schon 1990 angekündigt, er werde ein paar Jahre später in der Seine schwimmen.
Und ich habe unter anderem auch erklärt, dass ich in drei Jahren in der Seine schwimmen werden,
vor Zeugen, um zu zeigen, dass die Seine ein sauberer Fluss geworden ist.
Bis zu seinem Tod 2019 war das nicht möglich.
2025 sollen drei Pools an der Seine eröffnet werden – ob das tatsächlich passieren wird, ist aber fraglich.
Die Euphorie der Olympischen Spiele lässt nach dem Event oft nach, das politische Druckmittel ist weg, Verzögerungen bei weiteren Bauarbeiten sind wahrscheinlich.
Und die Pariserinnen und Pariser sind es ja seit über hundert Jahren gewohnt, dass man in der Seine nicht baden kann.
Sportliche Grossanlässe haben immer Einfluss auf das Gastgeberland.
Wir haben uns vor der letzten Fussball-Weltmeisterschaft angeschaut, welche Auswirkungen der Stadionbau in Katar hat, und konnten beweisen, dass die Fifa Greenwashing betreibt.
Das Video dazu kannst du dir hier anschauen.
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