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2024-10-29
Die öffentlich-rechtlichen Medien sind für viele ein riesiges, schwerfälliges Ungeheuer.
Sie fressen viel Geld, werden scheinbar vom Staat gelenkt und sind sehr alt.
Das Fernsehpublikum hat ein Durchschnittsalter von über 60 Jahren und ist damit knapp 20 Jahre älter als die Gesamtbevölkerung.
Junge Menschen werden durch das Programm anscheinend nicht mehr angesprochen.
Brauchen wir die öffentlich-rechtlichen also überhaupt noch?
In Deutschland haben wir ein duales Rundfunksystem mit privaten Sendern, die sich durch Werbeeinnahmen finanzieren,
und öffentlich-rechtlichen, die von uns allen bezahlt werden, ob wir wollen oder nicht.
Die Deutsche Art des unfreiwilligen Solidarbeitrags hat eines der größten öffentlichen Rundfunksysteme der Welt geschaffen.
Inzwischen sind ca. 46.000 Mitarbeiter bei 20 TV- und 74 Radiosendern angestellt.
Unser Beitrag von 17,50 Euro im Monat liegt dabei noch im europäischen Mittelfeld.
Zusammengerechnet sind das ca. 8 Milliarden Euro, die den Sendern im Jahr zur Verfügung stehen.
Zum Vergleich, der Staat gibt aus Steuertöpfen 27 Milliarden Euro pro Jahr für Verkehr und Infrastruktur aus, für Verteidigung 38 Milliarden.
Doch seit der Einführung der allgemeinen Beitragspflicht verärgert besonders viele junge Menschen, etwas zahlen zu müssen, was sie nicht bestellt haben und vielleicht nicht einmal gucken.
Besonders weil das Angebot speziell auf seine ältere Zielgruppe ausgerichtet zu sein scheint.
So gibt es insgesamt 29 Kochsendungen, 9 Serien, die in einem Krankenhaus spielen und allein beim ZDF 42 Krimiserien.
Neben dem Eurovision Song Contest und der großen Helene Fischer Show gibt es noch 15 weitere Musikshows, von denen 7 Volksmusik oder Schlager spielen.
56% der Programmkosten fallen für Serien, Spielfilme, Shows und Sport an, während Nachrichten, Dokus und Reportagen mit nur 38% auskommen müssen.
Dabei finden Unterhaltungsprogramme immer weniger im Fernsehen, sondern im Internet statt, womit sich die Öffentlich-Rechtlichen noch eher schwer tun.
Doch obwohl immer mehr Menschen ihre Filme und Serien bei Netflix sehen, informieren sie sich nach wie vor bevorzugt über Angebote wie die Tagesschau, ZDF Heute und den Deutschlandfunk.
Auf den privaten Sendern laufen kaum Nachrichten, während auf ARD und ZDF Informationsangebote immer noch 43% der gesamten Sendezeit ausmachen.
Hinter der Tagesschau zum Beispiel steht eines der größten Korrespondentennetzwerke der Welt, mit 100 Funk- und Fernsehkorrespondenten in 26 verschiedenen Ländern.
Dazu kommen noch Spartensender, die ausschließlich informieren oder bilden.
Wir begleiten aber lieber einen Bauern bei seiner verzweifelten Suche nach Liebe als Reporter beim Aufdecken von Skandalen.
Besonders mit simplen Unterhaltungsangeboten lässt sich viel Geld verdienen und eine hohe Einschaltquote erzielen.
Die Öffentlich-Rechtlichen, die kein Geld verdienen und nicht immer auf die Einschaltquote schauen müssen, haben dadurch die Freiheit, Journalismus zu bezahlen oder aufwendig produzierte Spartenprogramme in Auftrag zu geben.
Der Kultursender Arte zum Beispiel hat gerade mal einen Marktanteil von einem Prozent und würde sich trotz sehr hochwertiger Formate wohl kaum halten können.
Auch den deutschen kurzgesagt YouTube-Kanal gäbe es ohne die Beiträge nicht mehr.
Soweit schön und gut.
Was ist aber mit dem Vorwurf, dass die Öffentlich-Rechtlichen nur ein Werkzeug der Politik sind?
Tja, das ist nicht so einfach.
Für die Programmgestaltung werden Richtlinien vom Rundfunkrat erstellt, die aus Organisationen wie Gewerkschaften, Kultur- und Sportverbänden, Kirchen und, Ja, auch Politikern gebildet wird.
Sein Auftrag ist es, die Gesellschaft zu repräsentieren.
Ob er das wirklich tut, ist aber umstritten.
So sitzen zum Beispiel in jedem Rundfunkrat bis zu fünf Vertreter der Kirchen.
Aber nur beim WDR ist der Atheistenverband vertreten.
Politiker sind besonders in diesen Aufsichtsgremien sehr stark vertreten und haben auch schon Einfluss auf Programm und Personal genommen.
Im ZDF-Verwaltungsrat hat sich 2009 eine CDU-Mehrheit geweigert, den Vertrag eines Chefredakteurs zu verlängern, weil der ihnen zu unbequem war.
Solche Entwicklungen sind aber nicht unbemerkt geblieben und hatten auch Konsequenzen.
Das Bundesverfassungsgericht hat 2014 entschieden, dass die Aufsichtsgremien der Öffentlich-rechtlichen nur noch zu einem Drittel aus staatsnahen Mitgliedern bestehen dürfen.
Staatsfernsehen sind ARD und ZDF deswegen aber nicht.
Die einzelnen Redaktionen können unabhängig ihrer Arbeit nachgehen.
Das belegen kritische Berichte, Kommentare und satirische Programme, die bis an die Schmerzgrenze gehen und zur Empörung bei Politikern führen.
Zuverlässige Informationsquellen gewinnen in Zeiten von Fake News immer mehr an Bedeutung.
Die Tagesschau hatte 2017 die höchsten Einschaltquoten seit über 50 Jahren.
Keine anderen Nachrichten können bei ihrer Berichterstattung auf so viele eigene Auslandsreporter zurückgreifen, um die Informationen selbst zu überprüfen.
Auch gibt es keinen anderen Senderverbund im deutschen Fernsehen, der so viele Dokumentationen und Reportagen produziert.
Ist es also wirklich eine gute Idee, das alles abzuschaffen?
17,50 Euro im Monat sind eine Menge Geld.
Aber sollten wir nicht lieber darüber nachdenken, welche Programme und Inhalte wir dafür sehen wollen, anstatt lautstark die Abschaffung aller öffentlichen Sender zu fordern?
Genau dort müssen auch die Sender selbst ansetzen, um mehr junge Leute anzusprechen.
Die deutschen Öffentlich-Rechtlichen sind teuer, manchmal anstrengend und alt.
Aber sie stellen auch Mittel für erstklassige Programme zur Verfügung und sie informieren uns auf hohem Niveau.
Kann man unterm Strich schon so machen, finden wir.
An der Umsetzung könnte man aber noch arbeiten.
Und wenn wir alle für die öffentlich-rechtlichen zahlen, sollten wir auch das Recht haben, mitzudiskutieren.
Was ist eure Meinung dazu?
Halt, stopp!
Kurz gesagt, auf Deutsch wird ja von den Öffentlich-Rechtlichen bezahlt.
Ist es also überhaupt möglich, dass wir ein neutrales Video machen?
Wie lief das jetzt in dem Fall?
Funk hat uns gefragt, ob wir ein Video machen wollen, in dem wir die Öffentlich-Rechtlichen erklären.
Für uns war von Anfang an klar, dass wir das nur machen, wenn wir auch ordentlich kritisieren können.
Insgesamt finden wir schon, dass die Öffentlich-Rechtlichen eine gute Sache sind.
Sonst würden wir uns auch nicht von ihnen finanzieren lassen.
Aber es läuft auch so einiges schief und es wäre schön, wenn sich einige Sachen ändern.
Wir können bei Funk inhaltlich machen, was wir wollen, solange es auf Fakten beruht und wir unsere Videos mit Quellen belegen können.
Und so war es auch diesmal.
Niemand hat uns gebeten, irgendwas nicht zu sagen oder zu relativieren.
Dieses Video ist unsere Meinung nach unserer Recherche.
Insgesamt ist die Zusammenarbeit mit Funk und uns sehr gut und auf Augenhöhe.
Wir fühlen uns nicht eingeschränkt, auch wenn alles etwas komplizierter und bürokratischer ist.
Wenn ihr Fragen habt, wie das mit uns und Funk läuft, könnt ihr die auch gerne in den Kommentaren stellen.
Und wir werden sie beantworten.
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