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2024-10-06
In diesem Video erklär ich euch in drei Schritten,
wie Napoleon Bonaparte Deutschland umbaut,
warum er zum Königsmacher wird und wodurch das alte deutsche Kaiserreich sang- und klanglos endet.
Eben alles, was du wissen musst.
Wir starten völlig überraschend mit Schritt eins.
Bei der Neuordnung Europas ordnet Napoleon auch Deutschland neu.
Genauer gesagt das Heilige Römische Reich deutscher Nation.
Dieses Reich in der Mitte Europas besteht aus Hunderten verschieden großen Ländern.
Da gibt es Kurfürstentümer wie Bayern oder Sachsen.
Da bestehen geistliche Herrschaften wie die Erzbistümer Mainz oder Köln.
Da sind freie Reichsstädte wie Nürnberg oder Bremen.
Kleine Herzogtümer und Grafschaften.
Die Territorien von Reichsrittern oder von Klöstern.
Zwei Staaten sind besonders groß und mächtig, nämlich Preußen und Österreich.
Der österreichische Herrscher ist zugleich der Kaiser,
aber er hat als Kaiser wenig tatsächliche Macht.
Denn das Reich hat keine Armee.
Und es gibt auch keine Reichsbeamten.
Das Reich ist damals mehr oder weniger eine Hülle.
Die Musik spielt in den einzelnen Territorialstaaten.
Im Laufe der Jahre haben die französischen Revolutionstruppen die deutschen Gebiete bis zum Rhein erobert.
Städte wie Aachen, Köln oder Mainz gehören jetzt zum Kaiserreich Frankreich.
Einige der Herrschaften, die dort früher bestanden, werden komplett aufgelöst.
In vielen Fällen werden Länder verkleinert.
Napoleon nutzt diese Situation aus, um die Oberhoheit Frankreichs durchzusetzen.
Das bringt uns auch schon zu Schritt zwei.
Das sind, gebe ich zu, fürchterliche Begriffe, aber die muss man sich halt einfach merken.
Ich erklär sie euch so, dass ihr was damit anfangen könnt.
Napoleon arbeitet sozusagen mit Zuckerbrot und Peitsche.
Für die Verluste durch die Ausdehnung Frankreichs bis zum Rhein gibt es Entschädigungen.
Als Erstes kommt im Jahr 1803 die Säkularisation.
Die geistlichen Fürstentümer werden aufgelöst.
Allen Klöstern wird das Land weggenommen.
Und vor allem die Herrschaft über ihre Untertanen.
Genauso wie bei den Bistümern.
Die Ländereien und Menschen werden an die weltlichen Herrscher verteilt.
Säkularisation heißt also Verweltlichung.
Die Kirche wird enteignet.
Da kommt schon eine ganze Menge zusammen,
mit dem Napoleon die deutschen Fürsten locken kann.
Aber er bleibt nicht stehen.
Es gibt ja noch eine Menge Kleinstaaten, winzige Fürstentümer, Herrschaften von Rittern oder die freien Städte.
Auch diese kleinen weltlichen Herrschaften werden jetzt beseitigt.
Man nennt das Mediatisierung.
Bisher waren zum Beispiel die Reichsstädte reichsunmittelbar.
Das bedeutet, sie waren nur dem Kaiser als Reichsoberhaupt untertan und bestimmten ansonsten selbst über sich.
Jetzt verlieren sie diese Reichsunmittelbarkeit und werden in das Gebiet eines Landesherrn eingegliedert.
Sie verlieren ihre Selbstständigkeit.
Das wäre so, als würde heutzutage das Bundesland Hamburg ein Teil Niedersachsens werden,
und zwar ohne dass man die Bürger dazu fragt.
So, jetzt haben wir uns zwei komplizierte Begriffe gemerkt,
nämlich die Säkularisation und die Mediatisierung.
Und weil es so schön ist, lege ich gleich noch einen drauf,
nämlich den Reichsdeputationshauptschluss.
Wir reden hier von ganz dramatischen Umwälzungen.
300 kleine Herrschaftsgebiete sind mit einem Schlag weg.
Und so ungefähr drei Millionen Menschen gehen ins Bett und wachen am nächsten Morgen in einem neuen Staat auf.
Das geht ja eigentlich gar nicht.
Um die Auflösung all dieser Herrschaftsgebiete rechtlich abzusichern,
wird ein besonderes Gesetz,
eben der Reichsdeputationshauptschluss, beschlossen.
Die Neuverteilung durch Säkularisation und Mediatisierung wird damit für rechtmäßig erklärt.
Davon profitieren einige ganz ordentlich.
Der bayerische Kurfürst zum Beispiel bekommt die Bistümer Bamberg und Passau,
viele Ritterschaften in Franken und die Reichsstadt Regensburg und Gebiete in Schwaben und, und, und.
Außerdem darf sich der Kurfürst jetzt König nennen.
Er steigt also auf.
So entstehen mehrere deutsche Königtümer.
Alle von Napoleons Gnaden.
So, jetzt fehlt zum Ende des Reiches nur noch Schritt drei:
Rheinbund und Niederlegung der Krone.
Im Sommer des Jahres 1806 treten 16 Fürsten aus dem Reich aus und gründen den Rheinbund.
Dazu gehören zum Beispiel die frisch gebackenen Königreiche Bayern, Sachsen, Westfalen und Württemberg und die Großherzogtümer Hessen und Baden.
Eingefädelt hat die Sache mit dem Rheinbund natürlich Napoleon.
Der will, dass die kleinen deutschen Staaten zusammen ein Gegengewicht gegen Österreich und Preußen bilden.
Der Kaiser bastelt sich sozusagen seine Verbündeten selbst zusammen.
Napoleon will auch was Handfestes haben für seine Großzügigkeit.
Die Länder des Rheinbunds müssen sich verpflichten Napoleon Soldaten zu stellen.
Die riesige Armee, mit der Napoleon Russland angreift und die fast vollständig vernichtet wird,
besteht zu einem Drittel aus deutschen Männern.
Zum Russlandfeldzug Napoleons findet ihr in diesem Video hier oben,
wenn ihr auf das "i" klickt, alles, was ihr wissen müsst.
Und das Reich?
Na ja, mit der Gründung des Rheinbunds ist das Heilige Römische Reich deutscher Nation nach gut 900 Jahren praktisch am Ende.
Der amtierende Kaiser Franz II. legt seinen Titel nieder und nennt sich fortan Franz I, Kaiser von Österreich.
Man kann sagen, das Heilige Römische Reich deutscher Nation erlebt nicht gerade ein Staatsbegräbnis.
Und viele sind auch nicht zum Weinen ans Grab gekommen.
Viele vermissen das einfach gar nicht.
Denn die Bürger empfinden das als frischen Wind, als einen Aufbruch in die Moderne.
Andererseits sehen sie, dass Napoleon ein rücksichtsloser Herrscher ist,
der mit seinen Armeen kreuz und quer durch das Land zieht.
Die Menschen sehen die Franzosen, genauer gesagt französische Soldaten,
nicht als Befreier, sondern als Eroberer, als Besatzer.
Und im Widerstand gegen die französische Oberhoheit entwickelt sich langsam ein deutsches Nationalbewusstsein.
Viele Bürger wollen die Fremdherrschaft loswerden und einen deutschen Nationalstaat gründen.
Bis es so weit ist, dauert es aber noch.
1806 herrscht ja noch Napoleon und mehr dazu findet ihr in diesem Video hier.
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