德语助手
2024-12-23
Hallo zusammen!
Na, das wievielte Video ist das heute hier?
Das erste oder eher das hundertste?
Fehlt euch manchmal auch jemand wie Peter Lustig, der einem bei Löwenzahn immer das hier sagte?
Äh, ihr schaltet jetzt besser ab.
Ja, der Algorithmus ist mehr so ein Anti-Peter.
Ständig heißt es, hey, guck doch noch ein Video.
Und schwupps ist wieder ein Tag rum und man fragt sich, was ist los mit mir?
Warum kann ich nicht aufhören mit Binge-Scrolling?
Alle Social-Media-Plattformen sind im Grunde unendlich.
Es geht immer weiter.
Egal, ob YouTube, Instagram, TikTok, Pinterest, Blue Sky oder MySpace.
Gut, unendlich passt nicht zu MySpace.
Da passt eher Untod.
Jedenfalls ...
Theoretisch können wir für immer weiter scrollen und haben trotzdem den Eindruck, wir sind noch auf der ersten Seite.
Und natürlich wissen wir, warum das alle Firmen so machen.
Die verdienen ihr Geld mit unserer Lebenszeit.
Denn Zeit, die wir auf deren Plattformen verbringen, ist Zeit, in der wir Werbung ansehen.
Damit die Plattformen Geld verdienen.
Tja, Zeit ist Geld.
Leider ist es nicht unser Geld, obwohl es unsere Zeit ist.
Alphabet und Meta, also YouTube und Google bzw. Facebook, Instagram und Threads, sind nicht ohne Grund sehr, sehr reich.
Aber wie schaffen die das, dass sie ständig unsere Aufmerksamkeit bekommen, ohne dass es uns langweilig wird?
Oder wird uns vielleicht doch langweilig und wir merken es gar nicht?
Bevor ich dazu komme, ist es erst mal ganz gut zu wissen,
was denn da in unserem Gehirn passiert, wenn wir einen Post nach dem anderen gucken.
Dabei wird das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert.
Das funktioniert ganz anders, als es meistens dargestellt wird.
Das ist ein bisschen wie Domino Day im Hirn.
Es gibt einen Auslöser von außen, zum Beispiel Schokolade oder Chips.
Kann aber auch der Hinweis auf neue Nachrichten sein.
Unser Gehirn reagiert auf diesen Reiz mit einem Drang.
Zum Beispiel, ich könnte Kalorien gebrauchen bei der Schokolade.
Oder Neugier bei der Nachricht.
Aus diesem Drang entsteht in der Großhirnrinde ein bewusstes Verlangen.
Die großen Rinde gibt unserem Körper dann die Anweisung, dieses Verlangen zu stillen.
Dopamin wird ausgeschüttet und wirkt auf die Amygdala und den Hippocampus.
Das sind zwei wichtige Bereiche für Emotionen und Erinnerungen.
Heißt, und das wird später noch wichtig.
Dopamin ist nicht der Stoff, der glücklich macht.
Auch wenn es oft so behauptet wird.
Vielmehr signalisiert Dopamin, es könnten gleich die Stoffe kommen, die glücklich machen.
Wenn wir jetzt das Richtige tun, also zum Beispiel die Schokolade essen.
Oder die Nachricht ansehen.
Wenn wir dann das Richtige tun, dann werden Endorphine, Serotonin und Oxytocin ausgeschüttet.
Und die sorgen dann tatsächlich für ein gutes Gefühl im Kopf.
Dieses gute Gefühl ist die Belohnung.
Und das alles zusammen ist unser Belohnungssystem.
Also Reiz, Drang, Handlung, Belohnung.
Und von vorn.
Bemerkenswert an unserem Belohnungssystem ist, dass es mit der Zeit abstumpft.
Wenn ein bestimmtes Verhalten regelmäßig unser Belohnungssystem im Hirn aktiviert,
dann erwartet unser Gehirn ganz selbstverständlich diese Belohnung.
Aber je erwartbarer diese Belohnung ist, desto geringer wird die Aktivität der Neuronen im Belohnungssystem.
Bestellte Geschenke sind eben nicht so schön wie überraschende.
Um dieser Abstumpfung entgegenzuwirken, muss die Belohnungsdosis ständig erhöht werden, damit unser Hirn was davon hat.
Ja, und wer dabei an den Gewöhnungseffekt von diversen Drogen denkt, das ist genau der Mechanismus dahinter.
Jetzt ist es aber bei Social Media so, dass die Dosis irgendwann nicht mehr gesteigert werden kann.
Wenn wir nur noch lustige Videos sehen, dann finden wir in einer Zeit gar nichts mehr zu machen und hören auf, Videos zu gucken.
Das will YouTube natürlich nicht.
Und damit dieser Fall nicht eintrifft, gibt es die Magie des Möglichen.
Frei übersetzt nach The Magic of Maybe.
Dieser Begriff stammt von Robert Sapolsky.
Ihr erinnert euch, dass ich eben gesagt habe, dass Dopamin an sich gar nicht glücklich macht.
Sapolsky hat das rausgefunden.
Dopamin vermittelt nur die Aussicht auf glücklich machende Hormone.
Und genau das steigert unsere Motivation, ein bestimmtes Verhalten an den Tag zu legen, damit wir dann dieses gute Gefühl auch bekommen.
Genau das ist ein Ergebnis der Forschungen von Robert Sapolsky.
Er hat zum Beispiel einem Affen beigebracht, dass es immer dann einen Snack gibt, wenn der Affe zehnmal an einem Hebel zieht.
Kurz vor einer solchen Training-Session gab es ein akustisches Signal.
Und Sapolsky ging eigentlich davon aus, dass der Dopamin-Level ansteigen würde, wenn der Affe den Hebel gezogen hat.
Aber die Level stiegen schon an, wenn das akustische Signal ertönte.
Dopamin ist also weniger ein Glückshormon, sondern vielmehr ein Vorfreudehormon.
In weiteren Studien verringerte Sapolsky die Wahrscheinlichkeit,
dass der Affe einen Snack bekommt, von 100 Prozent,
also immer nach zehnmal Hebel ziehen Snack, auf 50 Prozent.
Mit dem Ergebnis, die Dopaminausschüttung war höher,
wenn die Belohnung nicht sicher, sondern unsicher war.
Genau auf diesem Prinzip basiert auch Glücksspiel.
Es ist klar, dass es ab und zu einen Gewinn gibt.
Aber es ist nie klar, wann.
Genau das führt zu einer starken Dopaminausschüttung und dazu, immer weiter zu spielen.
Es ist ja im Rahmen des Möglichen, dass es einen Gewinn gibt.
Das ist die Magie des Möglichen.
Und genau das nutzen die Social-Media-Plattformen aus.
Sean Parker, ehemaliger CEO von Facebook, hat das mal in einem Interview gesagt.
How we can consume as much of your time and conscious attention as possible, and that means that we need to solve to give you little dopamin here everyone as a while.
Und wie machen die das?
Es gibt da die unterschiedlichsten Tricks.
Zum Beispiel Time Patterns.
Das ist alles, was uns das Gefühl gibt, wir würden was verpassen, wenn wir nicht die ganze Zeit ein YouTube-Fenster offen haben.
Oder was auch immer bei euch FOMO am stärksten auslöst.
Link zu einem Video über Fear of Missing Out findet ihr in der Videobeschreibung.
Dazu gehören auch Push-Notifications und Benachrichtigungstöne.
Die bringen einen immer wieder dazu, die jeweilige App zu öffnen.
Wichtig sind auch Algorithmen und Personalisierung.
Dank der Daten, die von uns gesammelt werden, können uns Algorithmen das zeigen, was uns interessiert.
Andererseits bleibt die Unsicherheit, was da kommt.
Das macht uns neugierig auf neue, überraschende Videos, die natürlich auch immer automatisch starten.
Wenn man das Starten von Hand macht, ist das eine Hürde.
Genauso wie auf einen Link zu klicken, damit neue Posts geladen werden.
Das lässt sich vermeiden mit Infinite Scroll.
Oder man macht den Refresh so wie bei einem einarmigen Banditen.
Pulled Refresh ist dann auch ein bisschen Glücksspiel, weil man nicht weiß, was kommt.
Und genau jetzt springt unser Belohnungssystem schon an.
Neben diesen Time Patterns gibt es auch Social Patterns.
Die sorgen mit sozialen Interaktionen dafür, dass wir uns an eine Plattform binden.
Dazu gehören alle Arten von Feedback, die wir von anderen Usern bekommen.
Auch die Creator sollen natürlich so lange wie möglich auf den Plattformen bleiben.
Dafür gibt es Likes, Kommentare und Reposts.
Aber auch Streaks und Auszeichnungen gehören dazu.
Also wenn uns Instagram sagt, hey, noch ein Reel und du bist Reel Master.
Oder was auch immer die sich ausgedacht haben.
Und ja, auch solche äußerst dekorativen Trophäen gehören dazu.
Alle diese Mechanismen sorgen dafür, dass wir nicht aufhören können mit Social Media und Binge-Scrolling.
Und es uns so schwerfallen kann, zum Beispiel dieses Fenster hier einfach zu schließen.
Und bevor jetzt einer von euch sagt, hey Ralf, guck, wie einfach ich das machen kann.
Ich wollte doch noch kurz was über unser Gefühl der Langeweile erzählen.
Frage.
Wer von euch öffnet TikTok, YouTube oder was weiß ich, sobald euch langweilig ist?
In der Hoffnung, dass dadurch die Langeweile weniger wird.
Ihr werdet nicht glauben, was ich für Neuigkeiten habe.
Wenn ihr denkt, dass die Langeweile weniger wird durch endlose Scrollen,
dann muss ich euch, wissenschaftlich nachgewiesen, enttäuschen.
Statt dass Binge-Scrolling Langeweile auflöst, ist es so, dass Binge-Scrolling Langeweile auslöst.
Das hat Katie Tam von der Universität Toronto herausgefunden,
nachdem sie 1200 Menschen in sieben verschiedenen Experimenten untersucht hat.
Je mehr die Probanden aus Langeweile innerhalb eines Videos zu anderen Stellen skippten oder direkt zum nächsten Video wechselten, desto größer wurde die Langeweile.
Kleiner dagegen wurden Aufmerksamkeit, Zufriedenheit und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit.
Oh, und was fällt euch gerade auf?
Das Fenster hier ist immer noch geöffnet.
Tja, diese Manipulationsmechanismen sind vielleicht doch stärker, als wir wahrhaben wollen.
Ist aber auch kein Wunder.
Da werden urmenschliche Bedürfnisse und Eigenschaften angesprochen, die natürlich auch positiv genutzt werden können.
Neugier, Belohnung, sich Vergleichen hilft uns alles zu überleben.
Oder um uns zum Lernen zu motivieren.
Bei Alphabet, Meta und so geht es aber nicht um uns, sondern um deren Profite.
Je mehr wir die Kontrolle über unseren Konsum verlieren, desto besser ist es für die Konzerne.
Und übrigens, Kontrollverlust ist ein Teil von Sucht.
Genauso wie Toleranzentwicklung und Entzugserscheinungen.
Trotzdem ist es derzeit noch umstritten,
ob Social-Media-Sucht als eigenständige Verhaltenssucht klassifiziert werden kann.
Man spricht da eher von einer problematischen Social-Media-Nutzung.
Einen guten Text dazu findet ihr übrigens bei uns auf quarks.de.
Und deshalb verabschiede ich mich jetzt mit den unsterblichen Worten von Peter Lustig.
Ihr könnt jetzt hier ausmachen.
Ich verspreche euch, ihr verpasst nichts.
Wir sehen uns nächsten Dienstag wieder.
Habt Spaß.
Wirklich, hier kommt jetzt nichts mehr.
Das war's.
Tatsächlich.
Ich werd' nicht mal in der Nase popeln.
Nur intern.
Mit Luft.
Statt Finger.
Ja, das geht.
Einfach so.
Wusstet ihr, dass wir Menschen durchschnittlich am Tag ungefähr einen halben Liter Rotz und Spuck einfach so runterschlucken?
Ja.
Oh, Entschuldigung, es sollte hier nichts mehr kommen.
Nichts mehr.
Also ihr könnt echt was anderes machen.
Rausgehen oder so.
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