德语助手
2025-01-03
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Vor elf Tagen ist das Böse jäh in unseren Alltag getreten.
Ein fröhlicher Vorweihnachtsabend auf dem Weihnachtsmarkt von Magdeburg verwandelte sich in einen unvorstellbaren Albtraum.
Fünf Menschen sind auf grausame Weise getötet worden.
Mehr als 200 wurden verletzt, darunter viele sehr schwer.
Meine Gedanken sind seither jeden Tag bei denen,
die ihre Liebsten verloren haben oder noch immer um sie bangen.
Den Verletzten wünsche ich,
dass sie schnell wieder ganz gesund werden – an Körper und Seele.
Fassungslos stehen wir vor dieser menschenverachtenden Tat.
Wie kann ein wahnsinniger Attentäter nur so viel Leid verursachen?
Und nicht nur in Magdeburg fragen sich viele:
Woher soll die Kraft kommen,
um weiterzumachen nach solch einer Katastrophe?
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Kraft entsteht aus Zusammenhalt.
Und wir sind ein Land, das zusammenhält.
Auch das ist in den vergangenen Tagen in Magdeburg eindrucksvoll zu spüren gewesen.
Denken wir an die unzähligen Ersthelfer,
Krankenpflegerinnen und Sanitäter,
an die Ärztinnen und Ärzte,
die bis zur Erschöpfung und darüber hinaus Verwundete versorgt,
operiert und behandelt haben.
Aus dem ganzen Land haben sich Seelsorgerinnen und Seelsorger nach Magdeburg aufgemacht,
um Beistand zu leisten und Trost zu spenden.
Unsere Polizistinnen und Polizisten und die Rettungskräfte vor Ort haben in der Schreckensnacht hochprofessionell gehandelt
– obwohl viele von ihnen selbst unter Schock standen.
Ihnen allen gilt mein großer Dank,
gilt unser großer Dank.
Auch viele der Weihnachtsmarktbesucher selbst haben spontan geholfen.
Es sind Zeugnisse dieser Hilfsbereitschaft,
die mitten ins Herz gehen.
Zum Beispiel die Geschichte des Verkäufers eines Würstchenstands,
der die ganze Nacht über für die Verletzten und für die Rettungskräfte Tee gekocht hat.
Einfach so, um irgendwie helfen zu können.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
So sind wir.
So ist Deutschland.
Wir sind kein Land des Gegen-Einanders,
auch nicht des Aneinander-vorbei.
Sondern ein Land des Mit-Einanders.
Und daraus können wir Kraft schöpfen – erst recht in schwierigen Zeiten wie diesen.
Und die Zeiten sind schwierig,
das spüren wir alle.
Unsere Wirtschaft hat zu kämpfen.
Das Leben ist teurer geworden.
Und viele blicken mit einem Gefühl wachsender Beklemmung
auf Russlands brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Ich versichere Ihnen,
dass wir die Ukraine nicht alleine lassen und weiter unterstützen wie niemand sonst in Europa –
und dass wir weiter kühlen Kopf bewahren,
damit der Krieg sich nicht ausweitet.
Angesichts solcher Sorgen ist es kein Wunder,
wenn viele sich fragen:
Wie geht es in Deutschland weiter?
Meine Antwort darauf lautet wieder:
Unser Zusammenhalt macht uns stark.
Wir sind 84 Millionen – gerade einmal ein Prozent der Weltbevölkerung!
Und trotzdem die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt.
Weil wir fleißig sind.
Weil heute mehr Frauen und Männer arbeiten gehen als je zuvor in unserer Geschichte.
Darunter sind auch viele aus anderen Ländern,
die hier bei uns mit anpacken und längst Teil der Erfolgsgeschichte Deutschlands sind.
Lassen wir uns also nicht auseinanderdividieren!
Von niemandem!
Bei uns kann auch ein Kind aus einer Arbeiterfamilie auf eine ordentliche Schule gehen.
Jede und jeder kann sich darauf verlassen,
beim Arzt oder im Krankenhaus medizinisch gut behandelt zu werden.
Und bei allen Interessensunterschieden:
In kaum einem anderen Land der Welt arbeiten Arbeitgeber und Arbeitnehmer so eng zusammen,
wenn es um Löhne und Arbeitsbedingungen geht.
Kaum ein Land hat international so viele Freunde und Partner wie Deutschland.
Auch das habe ich in den Tagen nach dem Anschlag von Magdeburg erlebt,
als mich aus aller Welt Nachrichten des Mitgefühls erreicht haben.
Zusammenhalt entsteht auch im vermeintlich Kleinen, Alltäglichen.
Wo die Großeltern auf die Enkel aufpassen,
die Nachbarn für das alte Ehepaar im Haus einkaufen oder Familien ihre Angehörigen pflegen.
Wo Eltern den Fahrdienst im Sportverein übernehmen oder Kuchen backen für den Schulbasar.
„Das ist doch nicht der Rede wert“,
würden die meisten wahrscheinlich über ihr Engagement im Alltag sagen.
Aber dieses millionenfache Einstehen füreinander ist der Rede wert.
Dazu zählt die viele unbezahlte Arbeit,
die Tag für Tag zuhause geleistet wird – übrigens immer noch meistens von Frauen.
Alle großen Erfolge beginnen mit Zusammenhalt.
Deutschlands Wiedervereinigung – wir feiern sie im neuen Jahr zum 35. Mal.
Sie war das Ergebnis hunderttausender Entscheidungen Einzelner,
gemeinsam das Richtige zu tun.
Mutige Bürgerinnen und Bürger der DDR gingen Seite an Seite auf die Straße und riefen trotz aller Angst vor der Stasi:
„Wir sind das Volk“.
Und später dann: „Wir sind ein Volk.“
Wenn also ein Land die Erfahrung gemacht hat,
dass Zusammenhalt die Dinge zum Besseren verändern,
dass Zusammenhalt sogar Mauern zum Einsturz bringen kann,
dann sind wir das.
Wir hier in Deutschland!
Damit ist auch klar:
Wie es in Deutschland weitergeht,
das bestimmen Sie – die Bürgerinnen und Bürger.
Darüber entscheiden nicht die Inhaber sozialer Medien.
In unseren Debatten kann man ja manchmal den Eindruck gewinnen:
Je extremer die Meinung,
desto größer die Aufmerksamkeit.
Aber nicht, wer am lautesten schreit,
bestimmt darüber, wie es in Deutschland weitergeht.
Sondern die ganz große Mehrheit der Vernünftigen und Anständigen.
Das gilt auch bei der anstehenden Bundestagswahl am 23. Februar.
Ich möchte Sie heute bitten:
Gehen Sie wählen!
Wer sich umschaut in der Welt, der weiß,
was für eine riesige Errungenschaft freie und geheime Wahlen sind.
Und noch eine Bitte habe ich –
oder vielmehr einen Wunsch.
Gute Neujahrswünsche gehören am Silvesterabend ja schließlich dazu.
Ich wünsche uns,
dass wir uns nicht gegeneinander aufwiegeln lassen.
Nach dem furchtbaren Attentat von Magdeburg dauerte es nur wenige Minuten,
bis wilde Gerüchte durchs Internet und durch die sozialen Medien geisterten.
Klar ist:
Wo es Versäumnisse gab bei den Sicherheitsbehörden,
da werden diese aufgeklärt und abgestellt.
Nicht wenige der Gerüchte und Mutmaßungen aber haben sich inzwischen als unwahr herausgestellt.
Sowas spaltet und schwächt uns.
Sowas tut unserem Land nicht gut.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
wir haben es gemeinsam in der Hand:
Wir können 2025 zu einem guten Jahr machen.
Mit Respekt voreinander,
mit Vertrauen zueinander,
mit Interesse aneinander und mit Engagement füreinander.
Damit im Gepäck geht es gut weiter in Deutschland,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Das wünsche ich unserem Land.
Und Ihnen und Ihren Liebsten wünsche ich von ganzem Herzen ein frohes und glückliches neues Jahr!
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