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2024-11-12
In einer Dezembernacht im Jahr 1910 bestieg der exilierte ehemalige Staatschef von Honduras Manuel Bonilla in New Orleans ein geliehenes Boot.
Mit einer Gruppe schwerbewaffneter Helfer nahm er Kurs auf Honduras, um die Macht mit allen Mitteln wieder an sich zu reißen.
Bonilla hatte einen mächtigen Unterstützer, den zukünftigen Anführer einer berüchtigten Organisation, die in ganz Lateinamerika als El Pulpo, die Krake, bekannt ist, weil sie lange Arme hat.
Diese war ein US-amerikanisches Unternehmen, das ausgerechnet mit Bananen handelte.
Offiziell hieß es United Fruit Company und heute Chiquita Brands International.
Bananen wurden vor tausenden Jahren in Südostasien kultiviert und gelangten kurz nach dem Jahr 1500 nach Amerika,
wo afrikanische Sklaven sie auf Feldern neben Zuckerrohrplantagen anbauten.
Es gab damals viele verschiedene Sorten, die meist nicht so aussahen wie die Bananen in den Supermärkten von heute.
Im frühen 19. Jahrhundert fuhren Kapitäne aus New Orleans und Neuengland auf der Suche nach Kokosnüssen und anderen Waren in die Karibik.
Sie begannen mit Bananen zu experimentieren und kauften die Sorte Gros Michel von afro-karibischen Bauern in Jamaika, Kuba und Honduras.
Gros Michel-Bananen produzierten große Stauden mit relativ dickschaligen Früchten, ideal für den Transport.
Ende des 19. Jahrhunderts waren die Bananen in den USA ein Hit.
Sie waren günstig, ganzjährig erhältlich und von Ärzten empfohlen.
Als Bananen zu einem großen Geschäft wurden, wollten die US-Obstfirmen eigene Bananen anbauen.
Um sich Land zu sichern, bestachen die Bananen-Mogule Regierungsbeamte in Mittelamerika und finanzierten sogar Putsche, um Verbündete an die Macht zu bringen.
In Honduras revanchierte sich Manuel Bonilla für die Finanzierung seiner Rückkehr an die Macht mit Bodenkonzessionen.
In den 1930er Jahren beherrschte ein einzelnes Unternehmen die Region,
United Fruits, dem zeitweise über 40% der Ackerfläche Guatemalas gehörten.
Es rodete Regenwald in Costa Rica, Kolumbien, Guatemala, Honduras und Panama, um Plantagen, Eisenbahnlinien, Häfen und Städte für seine Arbeiter zu bauen.
Angelockt von den recht gut bezahlten Jobs, migrierten viele in die Bananengebiete.
Von Guatemala bis Kolumbien wurden auf den United Fruit Plantagen ausschließlich Gros Michel Bananen angebaut.
Diese eng bepflanzten Anlagen hatten eine geringe biologische Vielfalt, was Epidemien begünstigte.
Über die Infrastruktur zwischen den Plantagen verbreiteten sich Erreger schnell.
Sie gelangten von Plantage zu Plantage an den Stiefeln der Arbeiter, in Eisenbahnwaggons und auf Dampfschiffen.
Und genau das geschah in den 1910er-Jahren, als ein Pilz begann, die Gros Michel-Plantagen zunächst in Panama und später in ganz Mittelamerika zu zerstören
und sich rasch über das System ausbreitete, das hohe Gewinne und billige Bananen ermöglicht hatte.
Im Wettlauf gegen die Panama-Krankheit gaben Bananenunternehmen infizierte Plantagen in Costa Rica, Honduras und Guatemala auf und machten Tausende von Bauern und Arbeitern arbeitslos.
Danach rodeten sie enorme Regenwaldflächen, um neue Plantagen aufzubauen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Diktaturen, mit denen United Fruit in Guatemala und Honduras kooperiert hatte, von demokratisch gewählten Regierungen abgelöst, die Landreformen verlangten.
In Guatemala wollte Präsident Jacobo Arbenz Land von United Fruit zurückkaufen und an landlose Bauern verteilen.
Seine Regierung bot an, den für die Besteuerung angegebenen Preis zu zahlen, den United Fruit zu niedrig angesetzt hatte.
El Pulpo war damit nicht zufrieden.
Das Unternehmen führte Propagandakampagnen gegen Arbenz und nutzte seine engen Kontakte in der US-Regierung, um Hilfe zu bekommen.
Angeblich aus Furcht vor dem Kommunismus wurde der demokratisch gewählte Arbenz 1954 durch die CIA gestürzt.
Im selben Jahr streikten in Honduras Tausende von United Fruit-Arbeitern, bis das Unternehmen eine neue Gewerkschaft anerkannte.
Als die politischen und wirtschaftlichen Kosten für die Flucht vor der Panama-Krankheit immer höher wurden,
stellte United Fruit Anfang der 1960er Jahre schließlich von Gros Michel auf die gegen die Panama-Krankheit resistenten Cavendish-Bananen um.
Heute sind Bananen in Mittelamerika wirtschaftlich nicht mehr so wichtig.
Und die United Fruit Company, die in Chiquita umgetauft wurde, hat ihren Einfluss auf die lateinamerikanische Politik verloren.
Aber die moderne Bananenindustrie hat auch ihre Tücken.
Cavendish-Bananen erfordern häufigen Einsatz von Pestiziden, die eine Gefahr für Arbeiter und Ökosystem darstellen.
Und trotz der Resistenz gegen den Erreger, der Gros Michel-Bananen befällt, fehlt es auch auf Cavendish-Plantagen an biologischer Vielfalt, sodass noch immer Seuchen den Bananenhandel bedrohen.
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