德语助手
2024-10-07
Grüß Göttle, ich bin Blanca Knodel, die Türmerin vom Blauen Turm in Bad Wimpfen.
Ich möchte euch jetzt mein Heim zeigen.
My home is my tower and not my castle.
Kommt.
So, ich bin jetzt im Aufstieg zu meiner Wohnung.
134 Stufen sind's bis dort hinauf.
Und dann geht's noch ein paar Stufen hoch zum Rundgang, aber mir reichen die 134.
Also, hier ist die Mautstelle.
Hier ist der Eingang zu meiner Wohnung und da ist auch die Kasse.
Mautstelle heißt in luftiger Höhe Gebühren bezahlen.
Ich hab hier Eintrittskarten, die kriegen die Leute, wenn sie hochgehen.
Und die können hier hoch weiter und die Aussicht genießen.
Es ist meine Aufgabe, dass ich hier bin und dass der Turm auf ist und dass ich hier wohne, weil wir die längste Türmertradition Deutschlands haben.
Ich bin Nummer 32 und die erste selbstständige Frau.
Es kommen Menschen aus allen Herrenländern.
Manchmal kommen auch Leute, die wollen meine Wohnung sehen, weil sie sich interessieren, wie wohnt man auf einem 800 Jahre alten Turm.
Ich zeige euch jetzt diese Wohnung auch. Kommt rein.
So, hier ist also jetzt meine Wohnung.
53 Quadratmeter.
Und in 25 Metern Höhe.
Hier ist unser Esstisch.
Da hab ich mit meinen Kindern dann beim Mittagessen gesessen.
Dann hat's gebimmelt.
Dann ist jemand, der gerade den Mund leer hat, aufgestanden und hat ein Blättle verkauft und ist wieder her und hat weitergegessen.
Und so haben wir unser Mittagessen oft verbracht, heute noch so.
Es war schon immer mein Traum, in Wimpfen wieder zu sein und dann auf dem Blauen Turm.
Das hat es seit Menschengedenken noch nicht gegeben.
Im Wahrzeichen der Stadt, im Blauen Turm, ist gestern eine Frau eingezogen.
Die erste "Türmerin" in der Geschichte von Wimpfen.
(Frau:) 30 Mitbewerber hatten das Nachsehen.
Ich war also absolut happy und glücklich.
Das war wie ein Sechser im Lotto für mich.
Und jetzt gehört dieser 800 Jahre alte Turm mir.
Also der Blaue Turm gehört der Stadt Bad Wimpfen.
Ich hab einen Mietvertrag mit der Stadt, ich zahl keine Miete.
Aber einen Mietvertrag hab ich trotzdem und mit dem Verein Altwimpfen rechne ich meine Einnahmen ab.
Und hier ist ein uralter Stadtplan von Bad Wimpfen.
Alles ist stilecht, alles ist aus Bad Wimpfen.
Mehr Wimpfen geht nicht mehr hier.
Es lebt alles hier.
Das sind alles Erinnerungen.
Ich bin nie allein.
Meine ganze Wohnung erzählt Geschichte.
Also diese Eckbank gab's früher nicht, als meine Kinder noch hier gelebt haben.
Da hatte ich ein Bett, dass 80 Zentimeter breit war.
Es war wie eine Couch.
Wir haben da drauf gesessen tagsüber und abends hab ich drauf geschlafen.
Und es war kein Problem, weil ich war die Erste, die aufstand und die Letzte, die ins Bett ging.
Und die Kinder hatten ihre Zimmer da hinten.
Hier haben wir noch was ganz Besonderes.
Das ist ein 200 Jahre altes Klavier auf einem 800 Jahre alten Turm.
Es ist ein Blüthner aus Leipzig.
Haben zwei Mann (Männer) hier hochgetragen in sieben Minuten.
Solche Bären.
Und dann haben sie's abgestellt und dann hab ich gesagt: Um Gottes willen, es ist was Furchtbares passiert.
Das ist das falsche Klavier.
Die Gesichter, die hätte man fotografieren müssen.
Hier, das sind meine drei Kinder, die mit mir hier gelebt haben.
Das sind die Eltern, die Großeltern, die Urgroßeltern, Ururgroßeltern, Ur-ururgroßeltern.
Also dreimal ur und die müssen ein wenig zusammenrücken, weil die Katja die zwei Babys hat.
Das heißt also, ich bin eine Eingeborene von Bad Wimpfen und red auch noch diesen uralten Slang.
So, und jetzt zeig ich euch, wo ich jetzt schlafe.
Hier ist jetzt mein Reich.
Das war das Kinderzimmer meines Sohnes.
Vier Quadratmeter.
Er war glücklich mit vier Quadratmeter.
Es war anders eingerichtet und er hat eine Türe gehabt zum Zumachen.
Und jetzt hab ich hier meine süßen Träume.
Bevor wir eingezogen sind '96 war das alles hier ein großer Raum mit weißen Wänden.
Es war nichts abgeteilt.
Es war nur die Badezimmertür zum Zumachen und sonst nichts.
Und dann hab ich das also geplant und mit meinem Kumpel gebaut.
Und dann ist dann daraus geworden.
Wie krieg ich vier Personen in ein Zimmer unter, dass jeder ein bisschen einen Rückzug hat.
Und ich bin ganz glücklich und stolz, dass es so schön geworden ist.
Die Decke hier ist eine Dachlattenkonstruktion mit Lampenschirmbarbier, damit es nicht so dunkel ist drin.
Und dass man einfach eine Leichtigkeit hat.
Und ich hab jetzt hier mein Bett und ich fühl mich richtig kuschelig.
So, das war jetzt das Zimmer meines Sohnes.
Und jetzt zeig ich euch, wo meine zwei Mädels geschlafen haben.
Da hinten.
So, die konnten dann da hochsteigen, sich ins Bett legen oder Spiele machen.
Und konnten die Tür zumachen.
Es war so ein richtiges Kuscheleck da oben.
Und es waren immer viele Freundinnen und Freunde zu Besuch, um da zu schlafen.
Die fanden das auch geil, auf dem Turm.
Es war als wie in der Jugendherberge.
Es hat immer gepasst.
Und wenn irgendwas Größeres anstand, Feier, Party, Geburtstag, dann bin ich ausquartiert worden und war dann halt ...
Übers Wochenende konnte ich frei machen.
Gut, es war schon alles anstrengend.
In der Pubertät, da ging der Punk ab so.
Und dann hab ich mir immer ein Glas Wein eingeschenkt, konnte auch mittags um zwei sein, bin hoch und hab das in Ruhe getrunken.
Und dachte: "Mein Gott, wie klein ist die Welt, was regst du dich da auf."
Da bin ich geläutert wieder runter und hab mich beruhigt.
Das waren so meine Überlebenstipps.
So, und hier unten.
Da haben wir jetzt ein Büro.
Da haben meine Kinder die Schularbeiten gemacht.
Da waren die Kleiderschränke drin.
Und jetzt ist's halt ein Computerraum auf einem 800 Jahre alten Turm.
Der Blaue Turm steht unter Denkmalschutz.
800 Jahre.
Ist jetzt auch wieder gerichtet worden.
Aber meine Wohnung, die konnt ich so einrichten.
War kein Problem mit der Stadt oder irgendwelchen Bedenken vom Denkmalschutz oder so.
Da hat mich ein Moderator vom WDR angerufen, ob sie eine Sendung über meine Wohnung bringen könnten.
Sie machen nämlich eine Reportage über Tiny Houses.
Und ich sei eine Pionierin da drin.
Jetzt bin ich also nicht nur die einzige Frau in Deutschland, die so lebt auf einem Turm, sondern auch das höchste Tiny House.
Also, wir haben auf jeden Fall die Entscheidung, hierherzuziehen, nie bereut. Gar nie.
Wenn man zum Fenster rausguckt, was man alles sieht, über die Stadt und die Innenhöfe.
Da kann man also einiges entdecken.
Und dann Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge.
Regenbogen sehen, wo sie anfangen, wo sie aufhören.
Es ist schon eine tolle Atmosphäre.
Ich mein, am Anfang war's natürlich so, dass man schon einmal unten ankommt und man hat die Autoschlüssel oben vergessen.
Also 134 Stufen wieder hinauf.
Meine Kinder haben ab und zu die Turnbeutel vergessen.
Dann hab ich die zum Fenster rausgeworfen.
Die waren dann froh, dass sie nicht hoch mussten.
Und hier, das ist meine Küche.
Klein aber fein.
Alles, was man braucht.
Und hab kurze Wege, wenn ich mein Geschirr ausräum oder wenn ich koch, ist alles griffbereit.
Aus der größten Küche kriegt man nichts raus, wenn man nicht kochen kann.
Und wie man an meinen Backen oben und unten sieht, ich kann kochen.
Beim Kochen die beste Aussicht, ja.
Beim Frühstück machen, das ist schön.
Wenn die Sonne dann dort aufgeht, das ist also ...
ja, extra für mich dann.
Das ist auch ein Lieblingsstück von mir.
Das ist eine Standuhr.
Die hab ich mir zur Kaiserschnittgeburt meiner Tochter geleistet.
Und die ist genau 36 Jahre alt.
Hab hier den Big Ben, hab da drüben den Regulator.
Dann schlägt der Kirchturm, dann schlägt mein Turm.
Also ich weiß immer, was die Stunde schlägt.
Und hier hab ich auch Minitürme.
Wir haben eine ganze Sammlung davon.
Diesen Turm, den hat einer von meiner Künstlertruppe gemacht für die Sanierung des Blauen Turmes.
Das haben wir verteilt in den Gaststätten und in den Läden, Metzgereien überall.
Und das hat 40.000 eingebracht.
So hat jeder in Wimpfen das Gefühl gehabt, ich hab auch was dafür getan.
Von 2017 bis '22 war der Turm geschlossen wegen Renovierungsarbeiten, hat er Risse bekommen.
Und ich musste leider ins Exil.
Und jetzt bin ich froh, dass ich wieder hier bin und bleib.
Und hier hab ich ein Fernglas.
Heute guck ich nur noch aus Freude aus dem Fenster.
Die Türmer früher hatten andere Aufgaben.
Sie mussten nach Feuer gucken, nach Feinden und mussten die Uhr schlagen.
Und heute ist das eine touristische Angelegenheit.
Und ich bin auch nicht bös, dass es nicht mehr so ist wie vorher.
Jetzt haben wir noch zum Schluss ein wunderschönes Bad.
Hier ist ein Whirlpool.
Ein 800 Jahre alter Turm mit Whirlpool.
Wenn der Barbarossa noch da wäre, der tät da auch drin baden mit mir wahrscheinlich.
Und da oben ist Sand aus aller Welt.
Malediven, Namibia, hat meine Tochter gearbeitet.
Dubai, Oman, Sri Lanka und so war sie im Urlaub.
Und hier ist mein Spanien.
Ich hab dort gelebt und gearbeitet.
Und das sind meine schönen Erinnerungen an diese Zeit.
So, jetzt haben wir die Wohnung gesehen.
Jetzt zeig ich euch, wie ich meinen Einkauf mache und hochbring.
Das ist auch eine abenteuerliche Sache, aber die Leute helfen und es macht viel Spaß.
Ich zeig's euch gleich.
So, hier kommen wir an.
Ein Herzstück im Turm.
Das ist meine heißgeliebte Winde.
Die bleibt jetzt unten, bis ich vom Einkaufen zurückkomme.
Falls schönes Wetter ist, setz ich mich unten aufs Bänkchen vorm Turm und warte, bis ein gestandenes Mannsbild kommt.
Und dann mach ich einen Deal.
Er kann um sonst hoch, wenn er mir die Tasche in den dritten Stock zur Winde trägt.
Oder manchmal auch ganz hoch.
Und das klappt, das klappt immer.
Und die Leute haben Spaß, die machen das alle mal und freuen sich.
Jetzt gehen wir noch zum absoluten Highlight: oben auf die Plattform raus.
Und dann könnt ihr mal sehen, was man alles oben so erlebt und sieht.
So. Hier ist mein Platz in luftiger Höhe.
An der Sonne, Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge.
Und hier kann man's aushalten.
Herrlich. Es ist herrlich.
Man kann überall hingucken, ganz weit.
Das ist mein absoluter Lebenstraum, dass ich hier oben sein kann und dass ich noch relativ fit bin.
Ich bemüh mich auch drum, dass das so bleibt und will das noch ganz oft genießen.
Das ist wirklich eine Liebe zu dem Turm.
Und ich glaube, er liebt mich auch.
So, und jetzt habt ihr gesehen, wie ich in meinem Paradies lebe auf dem Blauen Turm.
Ich würd mich freuen, wenn ihr mich mal besucht.
Und wenn ihr weitere Objekte interessante, Häuser oder Wohnungen sehen wollt, dann klickt auf da oder da.
Und tschüss.
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