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2024-11-13
Sie wissen, was Nostalgie ist.
Nostalgie ist Sehnsucht nach vergangenen Zeiten.
Sie wissen auch, was Ostalgie ist.
Die Sehnsucht nach vergangenen DDR-Zeiten.
Den Franzosen ist diese Wortschöpfung völlig unbekannt.
Deshalb erklärt Karambolage heute dieses Phänomen am Beispiel eines ostdeutschen Kultobjekts.
Wenn Sie schon einmal in Berlin waren, haben sie ihn gesehen.
Ein kleiner, rundlicher Herr mit flottem Hütchen.
Wenn er grün ist, geht er.
Wenn er rot ist, steht er.
Der ostdeutsche Ampelmann.
Auf den ersten Fußgängerampeln steht nach dem Zweiten Weltkrieg noch Warten und Gehen.
In Ostberlin will der Verkehrspsychologe Karl Peglau eine Fußgängerampel entwickeln, die vor allem Kinder und Ältere besser ansprechen soll.
Also setzt er seinem Ampelmann 1961 einen Hut auf, macht ihn etwas stemmiger und gibt ihm eine kecke Stupsnase.
Dadurch vergrößert er die Signalfläche, die fast doppelt so groß ist wie die seines Westkollegen.
Hinzu kommt eine klare Symbolik.
Leuchtet der Ampelmann grün, zeigt der dynamische Schritt und die Pfeilform der Figur, jetzt geht's weiter.
Leuchtet er rot, signalisieren seine ausgebreiteten Arme deutlich, hier wird gewartet.
Während die westdeutschen Ampelmänner hutlos und eher steril ihren Dienst versehen,
erobert der ostdeutsche Ampelmann schnell die Straßen der DDR und bringt Pfiff in den sozialistischen Alltag.
Er wird so populär, dass er in den 80er-Jahren eine steile Fernsehkarriere hinlegt und als Verkehrsexperte in der Kindersendung Sandmann auftritt.
Den Satz, "Halt, mein Junge. Halte an, ruft der rote Ampelmann", kannte in der DDR bald jedes Kind.
Dann fällt die Mauer und die allseits beliebten Ampelmänner sollen aus dem Verkehr gezogen werden.
Im wiedervereinten Deutschland sollen nun einheitliche Ampelmänner leuchten.
Und zwar, wen wundert's, Westdeutsche.
Die soziale Misere und der Identitätsverlust führen in Ostdeutschland zu einer wahren Nostalgiewelle.
Der nette, unverfängliche Ampelmann wird dabei schnell zum Symbol für die gute alte Zeit.
Und es entsteht ein Komitee zur Rettung des Ampelmanns.
Etwa zur gleichen Zeit entdeckt ein Designer, bezeichnenderweise ein Wessi, die Ostalgie als Commerzquelle.
Markus Heckhausen beschließt, den Ampelmann zu vermarkten.
Er baut Lampen aus dem Originalglas der Ampeln und entwirft die unterschiedlichsten Produkte in Ampelmann-Form,
von der Buchstütze bis zum Korkenzieher, die sich sehr gut verkaufen.
So erlebt der Ampelmann ein fulminantes Comeback.
Und 1997 können das auch die Behörden nicht mehr ignorieren.
Die sympathischen Männchen mit dem Hut dürfen wieder aufgestellt werden.
Heute kann jede deutsche Kommune aussuchen, ob sie lieber mit dem nüchternen westdeutschen Piktogramm
oder mit dem gemütlichen kleinen Kerl aus dem Osten über die Straße gehen will.
Und als ob der Ampelmann nicht schon niedlich genug wäre, hat er seit 2004 nun eine Kollegin.
Die Ampelfrau.
Wer weiß, wer in den nächsten Jahren noch hinzukommt?
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