德语助手
2023-11-16
Romantik, Sturm und Drang, Moderne.
Das alles sind Literatur-Epochen.
Aber was ist das überhaupt, eine Epoche?
Das klären wir jetzt.
Den Begriff Epoche habt ihr vielleicht schon in verschiedenen Zusammenhängen gehört.
Denn sowohl die Geschichte, die Architektur,
als auf verschiedene Kunstformen, wie Malerei, Musik, Film,
werden in einzelne Epochen gegliedert.
Und natürlich die Literatur.
Um die geht es hier, bei Musste wissen, Deutsch.
Aber fangen wir mal ganz von vorne an.
Das Wort Epoche stammt aus dem Griechischen.
Es bedeutet wörtlich übersetzt ins Deutsche so viel wie Haltepunkt.
Ursprünglich bezeichnet der Begriff einen Zeitpunkt,
an dem etwas Einschneidendes passiert.
Also einen Wendepunkt, an dem es anders zugeht als bisher.
Mit dem Begriff Epoche bezeichnen wir heute einen Abschnitt, der zwischen zwei Zeitpunkten liegt.
Also einen Zeitraum. Eine Phase. Eine Ära.
Eine Epoche ist ein Zeitabschnitt, der mit einem Wandel der Verhältnisse beginnt,
und der durch einen Wandel der Verhältnisse endet.
Zum Beispiel wird die Literatur zur Zeit des Nationalsozialismus,
damit auch die sogenannte Exilliteratur, parallel zu den geschichtlichen Ereignissen in Deutschland verortet.
Diese Epoche beginnt 1933 mit der Machtergreifung Hitlers.
Sie endet 1945, also mit dem Ende des 2. Weltkrieges.
Wenn ihr nach dem Begriff Epoche im Duden sucht,
findet ihr dort das Adjektiv epochal.
Das bedeutet, über den Augenblick hinaus bedeutsam.
In die Zukunft hinein wirkend.
"Epic", oder?
Ob etwas über den Augenblick hinaus bedeutsam sein wird,
lässt sich in der Gegenwart natürlich nicht mit Sicherheit sagen.
Das muss die Zeit zeigen.
Die Menschen, die in einer bestimmten Epoche leben, wissen meist nicht,
dass sie sich gerade in dieser oder jener Epoche befinden.
Das liegt daran, dass Epochen oft im Nachhinein bestimmt werden.
Wann ein Trend endet, wissen wir erst, wenn der Trend vorbei ist.
Die Literatur-Epoche, in der wir uns gerade befinden,
wird übrigens Gegenwartsliteratur oder Postmoderne genannt.
Aber wer weiß, wie diese Epoche einmal heißen wird,
wenn unsere Gegenwart in der Zukunft zur Vergangenheit wurde?
Emmm ...
Okay.
Für Literaturwissenschaftler und Historiker ist es nicht immer einfach, die Dauer einer Epoche zu bestimmen.
Also einen Anfangspunkt und einen Endpunkt zu finden.
Veränderungen sind häufig langwierige Prozesse.
Bestehende Verhältnisse verändern sich in den meisten Fällen nicht von heute auf morgen.
Sondern im Laufe der Zeit.
Übergänge von einer zur anderen Epoche sind oft fließend.
Wie lange, wie viele Jahre, Literatur-Epochen dauern, ist ganz unterschiedlich.
"Dauern" ist vielleicht nicht das richtige Wort.
Epochen sind Zeiträume, die, wie gesagt, erst hinterher festgelegt werden.
Und diese können wenige Jahre bis hin zu mehreren Jahrhunderten lang sein.
Und nicht nur das.
Es kommt sogar vor, dass verschiedene Epochen zeitgleich ablaufen.
Sich also dann überschneiden.
Was soll das denn?
Literatur-Epochen stellen den Versuch dar,
die Literaturgeschichte zu ordnen, zu gliedern, einen Überblick zu schaffen.
Manchmal passieren zur selben Zeit unterschiedliche Dinge.
Während der Epoche der Aufklärung entsteht zum Beispiel mit dem sogenannten Sturm und Drang eine jugendliche Gegenbewegung,
die ebenfalls zu einer Literatur-Epoche wird.
Epochen stehen immer in Beziehung zueinander.
Sie existieren nicht einfach nebeneinander oder nacheinander.
Auch lassen sich nicht alle Schriftsteller, die zu einer bestimmten Zeit leben,
einer bestimmten Epoche zuordnen.
Nicht alle Texte, die innerhalb einer Epoche entstehen, sind für die Epoche auch charakteristisch.
Es gibt immer auch Abweichungen.
Das führt uns zu der Frage, wie genau werden Epochen bestimmt?
Wenn über einen längeren Zeitraum hinweg eine Veränderung
beobachtet wird, wenn Autoren mit Traditionen brechen,
wenn die politischen Entwicklungen zu einem spürbaren und dauerhaften Umdenken führen,
dann ist es Zeit für Detektivarbeit.
Wissenschaftler auf dem Gebiet der Literaturgeschichte,
sogenannte Literaturhistoriker, suchen nach charakteristischen Merkmalen in Texten,
die in etwa zur selben Zeit erschienen sind.
Das können inhaltliche, aber auch stilistische Gemeinsamkeiten sein.
Sie stellen Fragen, wie zum Beispiel:
Welche Textgattungen werden genutzt?
Wie werden die Texte formuliert?
Welche Themen werden behandelt?
Wie werden die Themen beschrieben?
Die Wissenschaftler suchen nach einer gemeinsamen Idee in vielen Werken.
Nach einer neuen Weltanschauung.
Vielleicht entdecken sie etwas, dass vorher noch nie dagewesen ist.
Etwas vollkommen Neues.
Oder sie erkennen die Tendenz, dass sich Autoren auf alte Zeiten und Vorbilder zurück besinnen.
Wie es zum Beispiel in der Renaissance geschieht.
Literaturhistoriker betrachten Texte immer vor ihrem geschichtlichen Hintergrund.
Denn oft verarbeiten Dichter und Autoren die gesellschaftlichen Themen ihrer Zeit.
Das können zum Beispiel geschichtliche Ereignisse,
gesellschaftliche Umbrüche oder die Folgen des technischen Fortschritts sein.
Sie beschreiben, umschreiben oder verklären vorherrschende Verhältnisse.
Und die Zeit, in der sie leben.
Während die Dichter der Romantik in ihren Texten gerne träumen,
der Wirklichkeit entfliehen,
beschreiben die Autoren des Naturalismus die Wirklichkeit sehr detailliert.
Wichtig für die Bestimmung und Einordnung einer Literatur-Epoche ist vor allen Dingen eines, Abgrenzung.
Oder Einzigartigkeit.
Unterscheidet sich die Literatur-Epoche von der vorherigen,
einer parallel einsetzenden oder einer folgenden Epoche?
Sind in einem eingegrenzten Zeitraum neue Ideen zu erkennen?
Wenn das der Fall ist, dann muss ein passender Name für die Epoche her.
Welcher Name passt in die Reihe?
Tick, Trick und...
Hermann?
Literaturhistoriker folgen bei der Benennung einzelner Epochen keinem bestimmten Muster.
Die Bezeichnungen sind uneinheitlich.
Und sie sind aus verschiedenen Bereichen entlehnt.
Sie stammen aus der Kunstgeschichte.
Wie zum Beispiel Barock, Biedermeier, Expressionismus.
Sie stammen aus der Religions- und Philosophie-Geschichte.
Wie zum Beispiel Reformation oder Aufklärung.
Sie können auch aus der politischen Geschichte stammen.
Beispiele sind hier der Vormärz oder die Gründerzeit.
Und nicht zuletzt aus der Literatur- und Geistesgeschichte.
Also zum Beispiel Humanismus oder Romantik.
Die Einteilung in Teilabschnitte soll den Zugang zur Literatur erleichtern.
Und zum besseren Verständnis von Texten beitragen.
Es fällt leichter, das Neue vom Alten zu trennen.
Und Bezüge zur Vergangenheit herzustellen.
Die 80er sind zurück, Leute. Voll retro.
Es gibt aber auch Kritiker, die die Einteilung von Literatur in Epochen nicht so gut finden.
Viele Werke und Autoren lassen sich keiner Epoche zuordnen.
Kritisiert wird auch die Auswahl der ausschlaggebenden Texte.
Dabei wird Literaturhistorikern vorgeworfen,
dass sie nur Werke berücksichtigen, die zu ihrem Epochen-Begriff passen.
Während andere es nicht tun.
Außerdem ist es oft nicht möglich, Epochen über Ländergrenzen hinweg miteinander zu vergleichen.
Während es sich bei der Aufklärung um eine gesamteuropäische Strömung handelt,
gibt es den Sturm und Drang nur in Deutschland.
Während wir in Deutschland von barocker Literatur sprechen,
wird in Frankreich die Literatur dieser Epoche als klassisch oder klassizistisch bezeichnet.
Und das, obwohl ähnliche Stilmittel verwendet werden.
Soviel zur Theorie.
Wenn ihr mehr zu einzelnen Literaturepochen wissen wollt,
schaut euch gerne unsere Videos dazu an.
Einsteigern empfehle ich unseren Schnelldurchlauf durch die deutschen Literaturepochen.
Da habt ihr schon mal einen guten Überblick.
Ich freue mich, wie immer, über Likes, Abos und Kommentare.
Danke fürs Zuschauen. Bis zum nächsten Mal. Tschüss.
沙发还没有被抢走,赶紧过来坐会吧