德语助手
2022-09-14
Social Media hat krasses Suchtpotenzial.
Das aktuell beste Beispiel dafür ist vermutlich TikTok.
Ich ertappe mich andauernd dabei, wie ich einfach mal aus Gewohnheit eine Stunde am Scrollen bin.
Meistens fängt das mit einem Clip von dem Konzert an.
Und dann noch einer und dann noch einer.
Ja, eine halbe Stunde später habe ich es aus jeder Perspektive gesehen.
Dann gucke ich auf die Uhr und denke mir, so war das irgendwie nicht geplant.
Weil TikTok eine der beliebtesten Apps ist, schauen wir uns die heute mal ein bisschen genauer an.
Ich bin Daniela und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge Zweifelsfrei.
Was TikTok ist, das müssen wir euch wahrscheinlich nicht mehr erklären, oder?
Immerhin nutzen laut einer Umfrage fast drei von vier Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren die App.
Und auch die 20 bis 29 Jährigen, die sind mittlerweile mit 60 Prozent ziemlich stark vertreten.
Die App hat mittlerweile mehr als eine milliarde monatliche Nutzer*innen.
Aber was macht sie denn jetzt so erfolgreich und wie funktioniert TikTok?
Einblicke dazu gibt es unter anderem vom Unternehmen selbst.
TikTok hat nämlich zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut KANTAR seine Nutzer*innen gefragt.
Das machen sie aber natürlich nicht einfach so zum Spaß.
Mit den Ergebnissen soll vor allem anderen Unternehmen gezeigt werden, wie viel Reichweite ihn Werbung auf TikTok einbringen kann.
Die Plattform will sich so positiv wie möglich nach außen verkaufen.
Und die Zahlen sollen das untermauern.
Ja, es ist halt ein Unternehmen, das Gewinn erwirtschaften möchte.
Wenige Überraschung.
"Time Well Spent", also mal frei übersetzt, "Gut genutzte Zeit".
So hat TikTok die Studie ganz selbstbewusst genannt.
Und tatsächlich, auf den ersten Blick sind das ziemlich beeindruckende Zahlen, die da präsentiert werden.
Und wir freuen uns natürlich auch über die Transparenz.
Aber, gerade bei Statistiken, die Unternehmen selbst zu Marketingzwecken beauftragt haben, solltet ihr ein bisschen genauer hinschauen.
Zum Beispiel bei dieser hier.
Mehr als ein Drittel aller TikTok Nutzer*innen schauen weniger Fernsehen oder andere Videoinhalte, seit sie die App nutzen.
Für die Gen Z gibt es noch präzisere Zahlen.
Bei ihnen ist es 31 Prozent weniger TV-Konsum und ganze 41 Prozent hören weniger Podcasts als zuvor.
Ja, und für die Apps sind die Werte natürlich erstmal fantastisch.
Sie zeigen, es gibt dort genau die Inhalte, die Nutzer*innen sehen wollen.
Man kann die Zielgruppe also länger auf der App halten.
Ja, man kann diese Ergebnisse aber auch ein bisschen anders interpretieren.
Auf TikTok sind die Videos ziemlich kurz und es gibt extrem schnell neuen Content.
Bei Podcast und Fernsehen ist ja das Gegenteil der Fall.
Gilt TikTok also die Aufmerksamkeitsspanne seiner User*innen?
Laut Forschenden ist das gar nicht mal so unwahrscheinlich.
Vor allem sehr junge Nutzer*innen können dafür anfällig sein.
Wenn sich Gehirne von Kindern an ständige Veränderungen gewöhnen, findet es das Gehirn schwierig, sich an eine nicht digitale Aktivität anzupassen, bei der sich die Dinge nicht ganz so schnell bewegen.
Das meint Michael Manos, der klinische Direktor des Center for Attention and Learning in Cleveland, in einem Gespräch mit dem Wall Street Jungle.
Aufmerksam sein und Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten, das muss man aber lernen.
Und das braucht auf jeden Fall Zeit.
Zuständig dafür ist der präfrontale Cortex.
Das ist unser Entscheidungszentrum im Hirn, das erstmal 25 Jahren vollständig entwickelt ist.
TikTok könnte diese Entwicklung also erschweren.
Aber was heißt das?
Wenn unsere Aufmerksamkeit immer kürzer wird, dann fällt es uns schwer, konzentriert zu bleiben.
Gleichzeitig brauchen wir ständig neue Informationen an diese Reizüberflutung.
Die kann zu Stress führen.
Und warum der schlecht für eure Gesundheit ist?
Das haben wir euch schon mal in diesem Video erklärt.
Allerdings heißt, Speed Content liefert nicht nur TikTok.
Auch andere Apps, wie zum Beispiel Instagram oder Facebook tragen zum kollektiven Aufmerksamkeitsspanne Veringen bei.
Ja, und auch wir bei Zweifelsfrei mussten lernen, dass unsere Videos bei euch manchmal ein bisschen besser ankommen, wenn sie kürzer sind.
Man kann also sagen, die App hat ihre Nutzer*innen im Griff.
Der quasi unendliche Fluss an Content ist für viele wie ein Strudel, in den sie immer weiter hineingezogen werden.
Stichwort, hineingezogen.
Können wir vielleicht mal kurz eine Drehpause machen.
Ich würde eben noch mal was recherchieren, also auf TikTok was recher...?
Ja, ihr könnt mir in der Zwischenzeit mal kurz in die Kommentare schreiben, was bei eurer Software for your page ist.
TikTok funktioniert also wie ein Strudel.
Aber woran liegt das denn jetzt?
Ja, TikTok selbst nennt seine Inhalte einen Mut Booster, einen Stimmungsverstärker.
Also, Leute gehen auf TikTok, um sich ein bisschen glücklicher zu fühlen und eine Auszeit von der Realität zu bekommen.
Klingt ein bisschen wie aus dem Werbespot für den nächsten Kokoslikör, oder?
Ja, könnte man meinen, steht aber exakt so in der TikTok Studie drin.
Aber es stimmt, TikTok und Drogenkonsum bzw. Sucht sind rein biologisch betrachtet, gar nicht so weit voneinander entfernt.
Schauen wir uns kurz mal an, wie der Algorithmus der App funktioniert.
Laut einer Auswertung des Wall Street Jungle beginnt TikTok für alle Nutzer*innen erstmal ziemlich ähnlich.
Also zuerst bekommt ihr unterschiedlichste erfolgreiche Videos angezeigt, dann wertet der Algorithmus eure Aktivitäten aus.
Wie lange ihr welches Video schaut, was ihr liked, was ihr kommentiert und so weiter.
Ja, und so werden euch dann immer personalisierte Videos angezeigt.
Das kann aber auch ein bisschen problematisch werden.
Eine Auswertung des bayerischen Rundfunks zeigt, dass User*innen, die sich Videos zu Depression oder Suizidgedanken angesehen haben, schnell in Filterblasen landen.
Ihn werden dann ja sehr viele ähnliche Videos dazu angezeigt logischerweise.
Naja, und hat sich der Algorithmus dann erstmal eingependelt, dann ist das gar nicht mehr so einfach, aus dieser Blase wieder rauszukommen.
Grundsätzlich aber gilt, ihr müsst mit der App interagieren, um gewünschten Content zu bekommen.
Und das soll laut TikTok ziemlich gut klappen.
92 Prozent der User*innen gaben an, dass sie auf "gefällt mir" geklickt oder kommentiert haben, nachdem sie ein Video gesehen haben.
Ja, oder aber sie haben sogar einen beworbenes Produkt gekauft.
Und hier kommen wieder der Vergleich zu Sucht ins Spiel.
Wenn du scrollst, dann siehst du manchmal ein Foto oder ähnliches das dir auffällt und gefällt.
Und dann bekommst du einen kleinen Dopamin-Hit im Gehirn.
Im Vergnügungszentrum.
Und dann willst du weiter scrollen.
So sieht das die Soziologin Julia Albright von der University of Southern California.
Sie vergleicht die Interaktion, also das Liken und Teilen auf TikTok mit Glücksspielen.
Und das Glückspiel süchtig macht, das ist ja bekannt.
Andere halten die App für einen nie endenden Süßigkeitenladen.
Das Prinzip ist eigentlich immer das gleich.
Oft sieht man etwas, das einem gefällt, dann wieder etwas, das man nicht so doll liken würde.
Aber die Erwartung ist immer, dass das nächste Video wieder mega guter Content ist.
Dopamin wird ausgeschüttet und schon hängen wir wieder am Haken.
Also Albright nennt das Ganze Random Reinforcement, also zufällige Verstärkung.
Ja, und so wundert es dann auch nicht so richtig, dass 81 Prozent der User*innen Vorhaben sollen, genauso viel oder noch mehr Zeit auf der App zu verbringen als bisher.
Macht dich TikTok süchtig?
Ja, wenn du diese Frage jetzt eher unangenehm findest, dann verbringst du vielleicht ein bisschen zu viel Zeit auf TikTok.
Aber die gute Nachricht ist, süchtig bist du höchstwahrscheinlich noch nicht.
TikToksucht ja, die gibt's zwar, das zeigt eine Studie der Universität von Trinidad und Tobago.
Ein hohes Abhängigkeitsrisiko konnte dort aber nur selten festgestellt werden.
Trotzdem ist es natürlich wichtig, auf deine mentale Gesundheit zu achten und digitalen Stress in Grenzen zu halten.
Um den Contentflut zu entkommen, gibt es übrigens auch Hilfe.
Ihr könnt zum Beispiel die verschiedenen Timer auf TikTok nutzen.
Oder aber ihr ladet euch eine App runter zur Unterstützung.
Denn, ja, ich weiß, das klingt jetzt alles ein bisschen Boomer-mäßig.
Aber es gibt noch eine Welt außerhalb von Social Media.
So, und mit diesem Satz, den ich aus dem Wortschatz meines Vaters geklaut habe, sage ich, tschüss.
Und bis nächste Woche.
Und jetzt einfach mal abschalten.
Ja, oder?
Aber ihr guckt hier bei unseren Funk-Kolleginnen vom Y-Kollektiv noch vorbei.
Oder guckt unser letztes Video.
Da würde ich euch jetzt auch nicht von abhalten wollen.
Tschüss.
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