德语助手
2018-01-06
Wir essen Bananen aus Panama.
Hören Musik auf in China gefertigten MP3-Playern.
Und der Callcentermitarbeiter, der uns bei unseren Computerproblemen berät, sitzt mit großer Wahrscheinlichkeit in Indien.
Rohstoffe, Produkte und Dienstleistungen werden schon seit Jahrtausenden über Ländergrenzen und Kontinente hinweg gehandelt.
Seit den 50er Jahren haben sich festere Strukturen und Regeln für den Handel entwickelt: Das Welthandelssystem.
Wie aber funktioniert dieses Welthandelssystem?
Und ist es fair?
Um die komplizierten Zusammenhänge zu verstehen, schauen wir uns ein konkretes Beispiel an: Klaus der deutsche Bauer züchtet Hühner.
Genauso wie Kwame, ein Bauer aus Ghana.
In seinem Massentierhaltungsbetrieb produziert Klaus allerdings viel mehr Hühner und außerdem bekommt er von der Europäischen Union Unterstützung für die Hühnerproduktion.
Diese Unterstützung nennt man Subventionen.
Insgesamt unterstützen die Industrieländer ihre Landwirtschaften mit etwa 320 Mrd.
US-$ jährlich, was etwa siebenmal soviel ist wie sie für Entwicklungshilfe ausgeben.
Deshalb kann Klaus seine Hühner viel billiger produzieren als Kwame.
Klaus und seine europäischen Nachbarn essen am liebsten Hühnerbrust.
Der Rest des Hühnerfleisches ist in Deutschland schlechter verkäuflich oder gilt sogar als Abfall.
Deshalb bietet es Klaus außerhalb Deutschlands auf dem Weltmarkt an.
Dort wird von Erdöl über Orangensaft bis zu Flugzeugen alles Mögliche gehandelt.
Und der Welthandel wächst rasant.
Allein im Jahr 2009 wurden Waren im Wert von etwa 12461 Mrd US$ gehandelt.
Die Regeln, wie auf dem Weltmarkt Handel getrieben wird, werden von der WTO -der World Trade Organization- gemacht und überwacht.
In der 1994 gegründeten WTO sind heute 153 Länder Mitglieder.
Sie regelt vor allem drei große Abkommen.
Das älteste davon betrifft den Handel mit Waren, das GATT. Das zweite kümmert sich um den Handel mit Dienstleistungen, etwa in den Bereichen Tourismus und Telekommunikation und heißt GATS. Das TRIPS wiederum regelt Dinge wie Markenrechte, Patente und Lizenzen.
Die WTO überwacht die Einhaltung der Abkommen, kann Verstöße dagegen bestrafen und hat die Möglichkeit bei Streit zwischen zwei Ländern zu schlichten.
Auf dem Weltmarkt kaufen Großhändler das Hühnerfleisch von Klaus und transportieren es nach Ghana.
Weil dieses wegen der Subventionen so billig ist, kaufen und essen die Ghanaer viel mehr deutsches als ghanaisches Hühnerfleisch.
Kwame bekommt deshalb Probleme seine Hühner zu verkaufen.
Da es vielen kleinen Bauern wie Kwame geht, werden die landwirtschaftlichen Produktionsstrukturen in Ghana zerstört und Ghana muss immer mehr Lebensmittel in das Land einführen um seine Bevölkerung zu ernähren.
Mittlerweile sind 70-80% der oft fruchtbaren afrikanischen Länder auf Nahrungsmittelimporte angewiesen.
Eine Möglichkeit für Ghana dieser Entwicklung entgegenzusteuern wäre die Erhöhung der Einfuhrzölle.
Die WTO ist - wie die meisten Experten - der Meinung, dass solche Zölle schädlich für den Welthandel sind.
Sie drängt Ghana dazu die Zölle nicht zu erhöhen.
Grundsätzlich möchte die WTO einen Welthandel schaffen, der möglichst keine Handelsbarrieren aufweist.
Den Industrie und Schwellenländer gelingt es aber oft durch ihr größeres politisches Gewicht ihre Märkte mit solchen Barrieren zu schützen.
Drei Beispiele hierfür sind: Überdurchschnittlich hohe Zölle für landwirtschaftliche Produkte und arbeitsintensive Industrieprodukte wie Leder und Textilien.
Steigende Zölle bei steigendem Verarbeitungsgrad eines Produktes.
So müssen für Schokolade viel höherer Zölle bezahlt werden als für Kakao.
Und sehr hohe Produktstandards, die die Entwicklungsländer nicht einhalten können.
Neben der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit der Entwicklungsländer ist dies der Hauptgrund, warum Industrie und Schwellenländer am meisten vom Welthandel profitieren.
Zwischen ihnen wird der größte Teil des Welthandels abgewickelt.
Die 50 ärmsten Entwicklungsländer hingegen haben nur einen Anteil von 0,5% am Weltexport und sind damit die klaren Verlierer des Welthandelssystems. Ihre Exporte bestehen vorwiegend aus verschiedensten Rohstoffen wie z. B. Kaffee, Kupfer, Öl, Baumwolle oder Diamanten.
Die einseitige Ausrichtung auf die Produktion und den Verkauf von Rohstoffen auf dem Weltmarkt ist ein Grundproblem der Entwicklungsländer.
Denn Weltmarktpreise und die Nachfrage für Rohstoffe schwanken beträchtlich.
Am Beispiel Kaffee wird klar, was dies bedeutet: Weltweit hängt das Einkommen von etwa 100 Mio.
Menschen von dem Weltmarktpreis für Kaffee ab.
Die Preisschwankungen haben ganz verschiedene Gründe wie Engpässe oder Überproduktion, Naturkatastrophen oder Spekulationen an den Rohstoffbörsen.
Es gibt aber auf Weltmarktebene keine Rohstoffpolitik, die die Preise stabilisieren könnte und den ärmsten Ländern und ihren Einwohnern Planungssicherheit gibt.
Neunzehn nationale Fairtrade-Initiativen – darunter TransFair in Deutschland, Max Havelaar in der Schweiz und FairTrade in Österreich - entwickelten 2002 das gemeinsame Fairtrade-Siegel.
Die Initiativen schließen in ihren Ländern Verträge mit Unternehmen ab.
Diese verpflichten sich dabei die Fairtrade-Standards einzuhalten und dürfen im Gegenzug das Fairtrade-Siegel für ihre Produkte nutzen.
Die Unternehmen müssen den Produzenten in den Entwicklungsländern mehrjährige feste Abnahmeverträge und einen Mindestpreis über Weltmarktniveau garantieren.
Im Gegenzug verpflichten sich die Produzenten dort, ihren Angestellten bestimmte Standards bei den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung zu bieten sowie ökologisch und sozialverträglich zu wirtschaften.
Die höheren Produktionskosten werden durch die Ausschaltung von Zwischenhändlern und über höhere Verbraucherpreise der Waren finanziert.
Konsumenten erhalten so die Möglichkeit, durch den Kauf fair gehandelter Waren, einen Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Produzenten in den Entwicklungsländern zu leisten.
Fair gehandelt werden vor allem klassische Konsumgüter wie Kaffee, Tee, Zucker, Obst, Kakao und Schokolade.
Es gibt mittlerweile aber auch Zertifikate für Teppiche, Schnittblumen, Rosen oder Fußbälle.
Weltweit profitieren etwa 1,4 Millionen Bauern und Plantagenangestellte vom fairen Handel.
Die Regeln der WTO sehen zwar Sonderregelungen und Ausnahmen für die ärmsten Länder vor.
Trotzdem bleibt das Welthandelssystem für Entwicklungsländer unfair.
Zu groß ist das Ungleichgewicht zwischen dem Nutzen, den sie und den die Industrieländer aus dem Welthandel ziehen.
Aber bedeutet dies, dass es besser für Ghana und seine Einwohner wie Kwame wäre sich aus dem Welthandel ganz zurückzuziehen und abzuschotten?
Wohl eher nicht.
Die so genannten Tigerstaaten wie Südkorea und Taiwan sind ein Beispiel, wie über die starke Einbindung in den Weltmarkt enorme Entwicklungssprünge gemacht werden können.
Experten der Weltbank gehen davon aus, dass die Entwicklungsländer allein 60 Mrd US$ pro Jahr zusätzlich einnehmen könnten, wenn die Industrieländer die Subventionierung ihrer Landwirtschaft einstellen würden.
Diese Summe könnte etwa 144 Mio.
Menschen aus der Armut befreien.
Aus der Sicht Ghanas und der anderen Entwicklungsländer wären also vor allem folgende Reformen wünschenswert: Eine Umgestaltung der Regeln des Welthandelssystems. Der Ausbau des fairen Handels.
Eine stabile Rohstoffpolitik.
Und eine echte Öffnung der Märkte der Industrieländer.
Sonst bleibt das Welthandelssystem weiterhin unfair.
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