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2017-03-14
Guten Morgen, Europa.
Es ist kurz nach acht an der Mosel im kleinen luxemburgischen Ort Schengen: 560 Einwohner und sehr viele Rebstöcke.
Wenn die Arbeiter morgens zum Weinberg kommen, haben sie eine nur zehnminütige Fahrt hinter sich, die sich aber anhört wie eine kleine Weltreise.
MICHEL THEPBALD (Weinbergarbeiter): Ja, ich komme jeden Tag aus Frankreich, 'n bisschen durch Deutschland und dann direkt Luxemburg.
Ich gehe jeden Tag über zwei Grenzen.
REPORTER: Und auf dem Weg nach Hause auch wieder?
MICHEL THEPBALD: Genau.
SPRECHER: Frankreich und Deutschland liegen gleich um die Ecke.
Grenzkontrollen gibt es aber keine mehr, und das liegt an einem Abkommen, das hier vor mehr als 30 Jahren geschlossen wurde.
Die Urkunde des sogenannten Schengener Abkommens ist in einem kleinen Museum ausgestellt.
Es steht für ein Europa ohne Schlagbäume.
Tony Song ist mit seiner Familie aus Shanghai hier.
Er arbeitet als IT-Spezialist in Stuttgart und ist mit dem Auto hierhergefahren, um seiner Familie ein Symbol Europas zu zeigen.
TONY SONG (IT-Spezialist): Das ist absolut einzigartig.
Besonders für uns mit einem chinesischen Pass.
Früher, vor dem Schengener Abkommen, mussten Chinesen immer für jedes einzelne Land in Europa ein Visum beantragen.
Jetzt brauchen wir nur ein einziges Visum und können ganz viele Staaten besuchen.
Das ist ein unglaubliches Gefühl.
SPRECHER: Vor dem Museum: eine türkische Reisegruppe.
Gerade für die Türkei, die seit Jahren versucht, Mitglied der Europäischen Union zu werden, hat Schengen einen magischen Klang.
Millionen Türken arbeiten in der EU und wissen also, was es heißt, ein Visum für den sogenannten Schengen-Raum zu beantragen.
Für die Touristen ein Höhepunkt ihrer kleinen Europareise.
TOLGA BLEDA TUNCER (Reiseführer): Schengen ist ein Name, den wir seit Jahren kennen.
Aber die Touristen wissen nichts über diesen Ort.
Ich will ihnen zeigen, dass Schengen nicht der Name eines Visums ist, sondern ein Ort.
SPRECHER: Dem kleinen Ort sieht man seine große Bedeutung kaum an.
Schengen ist ein Stück gelebtes Europa.
Roger Weber war jahrelang Bürgermeister und ist besonders stolz auf die kulturelle Vielfalt seines Dorfes.
Er führt uns ins Café „Oudill", die Dorfkneipe.
Die Bedienungist eine Portugiesin, unter den Gästen Deutsche und Franzosen.
ROGER WEBER (ehemaliger Bürgermeister von Schengen): Ja, es gibt … etwas über ein Drittel der (der) Einwohner sind Ausländer.
35, 36 Prozent, ja.
REPORTER: Und damit haben die Einwohner hier keine Probleme?
ROGER WEBER: Nein, also wir… das ist überhaupt kein Problem.
SPRECHER: Aber Probleme könnte es geben, wenn die Grenzkontrollen innerhalb Europas verschärft werden, wenn das Schengen-Abkommen wegen der Millionen Flüchtlinge, die zurzeit nach Europa einreisen, außer Kraft gesetzt werden sollte.
Darunter würden auch die Schengener leiden, allen voran die Spedition Hein.
Jean Pierre Hein hat 77 LKW, die er von Schengen aus nach ganz Europa schickt.
JEAN PIERRE HEIN (Spediteur): So, wie das jetzt aufgebaut ist, hat ja damit zu tun, dass einmal die Grenzen abgeschafft wurden.
Und jeder hat dann sein Geschäft so aufgebaut, und jeder hat seine Leute auch so eingestellt, damit man eigentlich wirtschaftlich und gut arbeiten kann, und man beschäftigt ja auch hier in dieser Ecke dann auch über 200 Leute.
SPRECHER: Die meisten seiner Mitarbeiter wohnen gar nicht in Luxemburg und kommen aus Frankreich oder Deutschland.
Sie fahren jeden Morgen über die Grenze.
Das ganze Unternehmen wäre in Gefahr, sollten schärfere Grenzkontrollen eingeführt werden.
JEAN PIERRE HEIN: Also, wir verfolgen ja das Ganze, wir sehen ja auch, dass… dass sich da vieles tut mit Asylanten.
Ich meine, Leute müssen auch… man muss denen auch helfen, das ist ganz richtig.
Vielleicht findet man aber einen anderen Weg, der jetzt nicht Schengen kaputt macht.
Also nicht nur, weil wir hier in der Gemeinde Schengen tätig sind, aber ich spreche auch für all die anderen.
Also, man sollte schon sich zusammensetzen, und nicht all die Arbeit, die jetzt geleistet wurde, auch von unseren Politikern, man soll das nicht alles aufs Spiel setzen und wieder alles kaputt machen.
Das wäre das Ende.
SPRECHER: Und dann würde es an der Autobahn nahe des Ortes erstmals ständige Kontrollen geben.
Die Fernstraße wurde erst nach dem Schengen-Abkommen fertiggestellt – ganz ohne Schlagbäume und ohne Grenzanlagen.
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