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2021-09-12
Berlin, 1929. Lotte Laserstein ist eine der begabtesten Malerinnen ihrer Generation. Gerade ist sie dabei einem breiten Publikum bekannt zu werden, als sich die politische Lage in Deutschland zuspitzt.
1937 kann die Malerin gerade noch nach Schweden flüchten. Dort bleibt sie bis zu ihrem Tod. Ihre Bilder geraten in Vergessenheit.
Wer war Lotte Laserstein und warum üben ihre Bilder so eine Faszination auf uns aus? Sie hat ja zunächst Kunstgeschichte studiert. Weil Frauen zu dem Zeitpunkt einfach an der Akademie noch nicht zugelassen waren.
Hat dann zur akademischen Hochschule gewechselt als eine der frühesten Frauen, die dort überhaupt ihren Abschluss gemacht haben. Hat da ihre Meisterausbildung gemacht.
Man merkt in ihrem gesamten Werk, wie stolz sie letztendlich auf diesen Karriereweg war und auf diese Möglichkeit, die sich ihr da geboten hat diese Ausbildung zu genießen.
Man sieht das immer wieder in ihren Bildern, wo sie sich ganz dezidiert als Malerin darstellt, wo sie einen weißen Malerkittel trägt, wo sie sich an der Staffelei mit Pinsel und Palette darstellt und wo sie auch immer wieder die Kunstgeschichte in ihren Werken rezipiert und zeigt, was für ein Umfangreiches Wissen sie hat.
Es ist wichtig zu sagen, dass wir es hier mit einer Frau zu tun haben, die eben sich gegen eine Heirat entschieden hat, die, nach dem Vorbild ihrer Tante auch, die eine eigene Malschule in Danzig betrieben hatte, dass sie mit der Kunst ihren Lebensunterhalt verdienen wollte, nicht geheiratet hat und im Grunde genommen auf den Verkauf ihrer Werke auch angewiesen war.
Das heißt also sich zu präsentieren, sich auszustellen oder die Werke auszustellen, teilzunehmen an Wettbewerben war einfach auch Teil ihrer Verdienst-Strategie, um als freischaffende Künstlerin zu leben. Und ihre Werke haben ein gutes Echo erfahren, wurden als es dem Zeitgeist entsprechend, als modern empfunden.
Sie war so eine Künstlerin, die am Puls ihrer Zeit und auch der gesellschaftlichen Strömungen und Themen gearbeitet hat und hat daher sehr gutes Echo in der Presse erfahren. Aus Sittlichkeitsgründen waren die Frauen in den Aktzeichnen-Klassen eigentlich, oder von den Aktzeichnen-Klassen ausgeschlossen.
Im beginnenden 20. Jahrhundert lockert sich das und dann mit den Zugänglichkeiten zu den Akademien, wo es zum Curriculum gehörte Aktmodelle zu zeichnen, hat sie natürlich auch mit den Aktzeichnungen begonnen. Und die macht sie nicht klein und verschämt, sondern es sind wirklich große Blätter, massive Körper verspannt zwischen den Rändern der Blätter.
Traute Rose war das Lieblingsmodell von Lotte Laserstein. Lotte Laserstein hatte Traute Rose als Modell auserkoren, aber nie für ihre Schüler, sondern nur für sich selber. Also durch Traute Rose muss man sagen, gelingt es ihr Porträts zu schaffen, die zu ihren besten oder die zu den besten ihres Werkes eigentlich gehören.
Man merkt die Chemie stimmt zwischen den Beiden und auch in späteren Jahren wird sie immer wieder auch sagen: „es sind unsere Bilder". Sie spricht also von Koproduktion.
Traute Rose wird in Lasersteins Aktdarstellungen nicht zum sexualisierten Objekt letztendlich, wie man das oft in der neuen Sachlichkeit bei Dix oder Schad sieht, sondern Traute Rose ist in Lasersteins Darstellungen immer noch die emanzipierte, starke Frau, die ihren Körper auch präsentiert und sich dem bewusst ist und den in einer Form nicht versteckt, aber gleichzeitig auch nicht darbietet und zur Schau stellt.
Also ich hab schon so das Gefühl, dass man bei Laserstein Personen begegnet, die über die Zeit hinweg leben, so dass man das Gefühl hat man könnte diesen Personen auch heute noch auf der Straße begegnen. Und diese psychologische Tiefe und diese Nähe, die man zu den einzelnen Dargestellten aufbauen kann, ist etwas, das einen heute noch bewegt.
„Abend über Potsdam" ist Lotte Lasersteins ambitioniertestes Werk. Es zeigt eigentlich eine Situation, die sich an christlichen Abendmahl-Darstellungen orientiert, nur, dass diesmal nicht Jesus in der Mitte sitzt sondern eine Frau in einem gelben Pullover.
Wenn man sich die Figuren anschaut, sie sind alle isoliert voneinander. Sie haben auch nie so nebeneinander gesessen. Lotte Laserstein hat sie zusammen montiert.
Dieses getrennte Beisammensein was man dort sehen kann, ist im Grunde genommen etwas, wo man sehr stark merken kann, wie doch das Zeitgeschehen, die Weltwirtschaftskrise, die Schwierigkeiten auch im Persönlichen, die viele dieser Menschen sicherlich hatten, die auf diesem Werk dargestellt sind, sich dort widerspiegeln.
Man hat diese unglaublich melancholische Stimmung, die uns natürlich aus heutiger Sicht so scheint als würde der Abend irgendwie nicht nur über Potsdam dämmern, sondern einfach auch über der ganzen Gesellschaft. Lotte Laserstein geriet in Vergessenheit, weil sie Deutschland auch verlassen musste.
Sie galt, obwohl christlich getauft, als Jüdin.
Sie verließ Deutschland gen Schweden, wo sie einen Großteil ihrer Werke mit hinnehmen konnte. Sie hatte dort eine Einladung von der Galerie Modern für eine Ausstellung bekommen und konnte so ihre Werke ausführen und blieb in Schweden bis zum Ende ihres Lebens.
Etwa ab den späten 1980er Jahren gerät sie wieder eigentlich in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Dann dauert es in Deutschland aber trotzdem noch ein paar Jahre und durch die Forschungen kam es dann 2003 zu einer großen Retrospektive im Verborgenen Museum in Berlin, die Lotte Laserstein wirklich wieder auf das internationale Parkett brachte und auch dazu führte, dass in Deutschland Werke von ihr angekauft wurden.
Sie ist eine Künstlerin, die bislang in deutschen Museen wenig vorhanden war und die es wert ist jetzt wiederentdeckt zu werden und wieder entdeckt zu werden auch in den Sammlungen der Museen und für die Sammlungen der Museen, um als Künstlerin dort in diesem Kanon, auch ihrer männlichen Kollegen, eine eigene Position einzunehmen.
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