德语助手
2017-03-22
SPRECHER: Es gab Zeiten, da war sie fast allgegenwärtig: die Musikkassette.
Heute gehört sie zu den aussterbenden Tonträgern.
Der Autor und Journalist Jan Drees weiß, wo immer noch Kassetten verkauft werden.
Zum Beispiel im Plattengeschäft „Staalplaat" in Berlin.
Hier gibt es Kassetten mit Musik aus aller Welt.
Jan Drees lässt in seinem Buch „Kassettendeck– Soundtrack einer Generation" viele Musiker und Künstler ihre ganz persönlichen Kassetten-Geschichten erzählen.
JAN DREES (Autor und Journalist): Das absolut Faszinierende an der Kassette war doch, dass auf einmal Leute ihr eigenes Programm zusammenstellen konnten.
Das war „Broadcast Yourself", wie wir es jetzt von YouTube kennen, in allererster Form.
SPRECHER: Sandra Heinzelmann ist dem Tonträger aus Plastik bis heute treu geblieben.
Sie legt unter dem Künstlernamen „_SMH" in Berliner Bars (mit) Kassetten auf.
Ein Kassetten-DJ-Set vorzubereiten, ist aufwendig: Vor den Auftritten spult die DJane jede Kassette an die richtige Stelle, um nicht vor Ort Zeit beim Suchen der Songs zu verlieren.
SANDRA M. HEINZELMANN (DJane „_SMH"): Man muss halt durch die Musik blättern, so wie früher im CD-Laden oder Plattenladen, und nimmt eben das Ding raus, den Tonträger, und setzt ihn ein und muss spulen und damit arbeiten.
Das hat was Haptisches, und das hat … das macht Spaß!
SPRECHER: Die„Große Deutsche Funkausstellung" in Berlin im Jahr(e) 1963. Die niederländische Firma Philips stellt die erste Kassette samt Rekorder vor.
Anfangs ist die Klangqualität zwar noch bescheiden, doch durch verbesserte Technik werden auch anspruchsvolle Hörer schnell zu Kassettenfans.
Das Aufnehmen von sogenannten „Mixtapes" mit Lieblingsliedern, oft für den oder die Angebetete, entwickelt sich zur eigenen Wissenschaft – samt liebevoller Covergestaltung.
1979 bringt die Firma Sony den Walkman auf den Markt.
Die Kassette bestimmt fortan das Lebensgefühl einer ganzen Generation.
JAN DREES: Dazu steckt in dieser Kassette auch eine Demokratisierung der Musik.
Gerade im (im) Osten, wo es ja nur zwei große Label gab, Staatslabel, da haben Kulturfunktionäre bestimmt, wer da drauf kann.
Und auf einmal konnten Bands vorbei an der Staatsräson ihre Musik aufnehmen und auch einfach verbreiten.
SPRECHER: Abseits der globalen Verkaufsstrategien der großen Plattenfirmen betreibt Conrad Rodenberg in Berlin sein Kassettenlabel „Froggi Records".
In Kleinstauflagen von 20 bis 100 Stück wird eigene Musik oder die befreundeter Bands aus aller Welt vertrieben.
Hier entsteht alles in Handarbeit – von den Kopien bis zur Covergestaltung.
Sie verkaufen auch die Kassetten meist selbst, zum Beispiel bei Konzerten.
CONRAD RODENBERG (Gründer des Kassettenlabels "Froggi Records"): Ich mag auch total gern daran, dass es… ja… dass es einfach hörbar vergänglich ist das Ganze.
Also dass… dass Abnutzung hörbar ist und dass das dadurch einfach auch ein bisschen mehr Persönlichkeit kriegt.
SPRECHER: In Deutschland hatte die Musikkassette ihr Rekordjahr 1991 mit 109 Millionen verkauften Exemplaren.
2014 waren es nur noch rund 200.000. JAN DREES: die Kassette als Medium mit ihrer Aura zu erinnern, bedeutet auch, sich ein Stück Musikgeschichte zu erinnern.
Ich weiß nicht, ob das auch für jedes Komprimierungsformat gilt, mit dem wir jetzt unsere Musik kleinrechnen.
SPRECHER: Ganz in Vergessenheit geraten wird die Kassette wohl erst mal nicht – zu viele Erinnerungen hängen an ihr.
沙发还没有被抢走,赶紧过来坐会吧