德语助手
2020-03-02
Seit einigen Jahren haben Smartphones eine Sprachausgabe. Für Blinde und Sehbehinderte sind sie dadurch inzwischen oft unverzichtbare Helfer geworden. Mit der NFC-Technik könnten sie jetzt noch mehr Nutzen bringen.
Sehr vielen Menschen sind sie inzwischen ein wertvoller Begleiter: die Smartphones. Sie sind unter anderem digitale Notizbücher, Kalender und Postfächer in einem. Seit die meisten Mobiltelefone Software für die Spracheingabe und Sprachausgabe besitzen, sind sie auch bei Blinden und Sehbehinderten sehr beliebt.
Verschiedene Erfinder entwickeln kleine Programme, die eine „barrierefreie" Nutzung des Gerätsermöglichen. Der Begriff verwendet das Bild von Hindernissen, Barrieren, die behinderten Menschen im Alltag begegnen. Eines dieser Programme ist die App „MindTag". Ihr Erfinder, der blinde Jurist, Dolmetscher und Übersetzer Erich Thurner, erklärt, wie die Technik funktioniert:
Erich Thurner: „Also, da ist 'n Sensor. Und dieser Sensor interagiert mit einem sogenannten NFC-Transponder. Dieser Automatismus hilft mir als Sehbehinderter, als Blinder, Informationen beispielsweise zu aktivieren, auszuspucken."
Sprecher: Die sogenannte NFC-Technik, mit der Gegenstände markiert und mit Informationen verknüpft werden, gibt es schon lange. Sie wird beispielsweise beim bargeldlosen Bezahlen eingesetzt. „NFC" steht für „Near Field Communication", also eine Datenkommunikation auf kurze Distanz. Die Technik funktioniert so, dass Informationen, die auf einem sogenannten „NFC-Tag" gespeichert sind, von einem Lesegerät wie beispielsweise einem Smartphone erkannt werden.
Hat ein Anwender die App „MindTag" auf seinem Mobiltelefon gespeichert, liest ein Sprachcomputer die Informationen vor. Dieser Prozess, der Automatismus, bewirkt, dass sie – umgangssprachlich gesprochen – ausgespuckt wird. Die Technik funktioniert – wie Erich Thurner erklärt – so, dass ein Sensor, ein Chip im Smartphone, Signale von dem sogenannten NFC-Transponder-Chip empfängt, wenn man das Mobiltelefon nah genug dran hält. Dieser Transponder ist eine Art Funketikett, das auf einem Objekt angebracht ist. Beide Chips interagieren, tauschen sich aus.
Die NFC-Tags haben für Blinde und Sehbehinderte noch einen Vorteil: Sie sind als Aufkleber, Knöpfe oder Chipkarten gut fühlbar und können auf unterschiedlichen Produkten angebracht werden, wie etwa auf CDs, Büchern, aber auch auf Medikamenten oder Kleidung zu Hause im Schrank:
Computerstimme: „Aspirin, maximal drei Tabletten täglich, haltbar bis 2015 /„Jeans, blau, leicht ausgewaschen."
Sprecher: Wer eine Kopfschmerztablette, ein Aspirin, braucht, oder nicht weiß, ob er eine schwarze oder eine durch häufiges Waschen blass gewordene, ausgewaschene, Jeans in den Händen hält, erfährt das von der netten Computerstimme. Als kleine Haushaltshilfe ist „MindTags" sehr hilfreich. Für Thorsten Bräuer vom Verein „Blindenfreunde" ist die Smartphone-App aber viel mehr als eine Computerstimme, die nur im Haushalt helfen kann:
Thorsten Bräuer: „Ich kann überall Informationen anbringen – für kleines Geld. Stellen Sie sich vor, der Supermarkt hat einen solchen Chip draußen und da sind die Sonderangebote drauf, die'n Blinder niemals sehen kann, wenn er in einen Supermarkt geht. Das kann man draußen machen, das heißt, man kann entscheiden: ‚Will ich überhaupt rein, sind die Angebote gut? Man kann es dann aber auch wieder drin machen an den einzelnen Produkten. Das klingt so banal, wenn man sehen kann, aber für blinde Menschen ist das schon'ne hilfreiche Sache."
Sprecher: Thorsten Bräuer meint, dass man „NFC-Tags" an vielen Orten anbringen kann, um Blinden und Sehbehinderten Informationen zu geben. Die Chips kosten nicht viel. Thorsten Bräuer meint, dass man sie für kleines Geld bekommt. Die in der Umgangssprache sehr gebräuchliche Redewendung wird immer dann verwendet, wenn man nicht viel Geld für etwas ausgeben muss. Die Chips haben einen weiteren Vorteil: Sie können immer wieder mit neuen Informationen „beschrieben" werden. „NFC-Tags" können nach Ansicht von Thorsten Bräuer beispielsweise von Supermärkten verwendet werden.
Eine Werbung für Waren, die in einer Woche besonders preiswert, im Sonderangebot sind, kann ein Funketikett erhalten. Oder es wird direkt an den einzelnen Produkten angebracht. Für Sehende ist das, so Thorsten Bräuer, nichts Besonderes. Es ist banal. Für Blinde und Sehbehinderte ist die NFC-Technik allerdings hilfreich.
Thorsten Bräuer kann sich auch weitere Einsatzmöglichkeiten vorstellen, beispielsweise viele kleine elektronische Aufkleber an Ampelmasten, die dann Informationen über Straßennamen geben. Die Berliner Sozialwissenschaftlerin Regina Franken-Wendelsdorf findet „NFC-Tags" auch im Museum sinnvoll. Sie findet, dass diese nicht nur für Blinde und Sehbehinderte Vorteile haben, einen Mehrwert bieten:
Regina Franken-Wendelsdorf: „Der Mehrwert besteht in dem Mitnehmen. Einen Audioguide gebe ich am Ende meines Museumsbesuchs wieder ab. Was ich auf meinem Handy gespeichert habe, kann ich mit nach Hause nehmen. Ich kann es also zu Hause nachlesen. Ich kann zu Hause den Museumsbesuch noch einmal nacharbeiten. Das ist mit Sicherheit ein Mehrwert, den ich durch 'n Audioguide so nicht habe."
Sprecher: Regina Franken-Wendelsdorf findet, dass „NFC-Tags" im Vergleich zu Audioguides einen großen Nutzen haben. Audioguides, die Museumsbesucher für die Dauer ihres Aufenthalts gegen eine Gebühr ausleihen können, funktionieren wie ein MP3-Player. Mit ihrer Hilfe kann man sich alle gespeicherten Informationen zu bestimmten Ausstellungsgegenständen anhören. Werden an diesen Stellen nun „NFC-Tags" angebracht, kann man die Informationen auf seinem Mobiltelefon speichern und das, was man im Museum selbst gesehen hat, zu Hause in aller Ruhe noch einmal überdenken.
Der Besuch wird nachgearbeitet. Doch bevor es so weit ist, muss die Technik noch verbessert werden. Denn die „NFC-Chips" machen sich noch nicht von selbst bemerkbar. Und man muss sehr nah an sie herankommen, um die Informationen zu erhalten. „MindTag"-Erfinder Erich Thurner ist trotzdem zuversichtlich, dass die Probleme gelöst werden können. Zumindest sind sie einfacher zu lösen als die Probleme, mit denen Blinde und Sehbehinderte im Alltag täglich konfrontiert werden.
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