德语助手
2023-12-11
Ganz schön was los hier.
Menschen von überall her.
Und die meisten davon wohnen wahrscheinlich nicht mehr bei ihren Eltern.
Aber warum eigentlich nicht?
Ist es wichtig für uns, für unsere Entwicklung, irgendwann von zu Hause auszuziehen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür oder gibt es denn überhaupt?
Und was macht das mit uns, wenn wir zu Hause ausziehen?
Das schauen wir uns heute mal an!
Ich bin auf dem Weg zu Leon.
Leon ist 27 und wohnt noch - oder besser gesagt wieder - bei seiner Mutter.
Erzähl mal, was hast du nach der Schule gemacht?
Ich bin erst mal ein Jahr nach Neuseeland.
Ah, der Klassiker.
Ja, das stimmt.
Das war schön.
Das war so ziemlich die beste Zeit in meinem Leben, würde ich behaupten.
Kannst du einmal kurz deine Stationen zusammenfassen?
Zurückgekommen, hier gewohnt für drei, vier Jahre oder so, dabei verschiedene Jobs gemacht und Studiengänge angefangen und weiß nicht was.
Dann ausgezogen zu einem Kumpel.
Ich habe seine Wohnung zur Untermiete genommen und der braucht die jetzt aber wieder.
Und dementsprechend bin ich wieder hier.
Hat es Überzeugungsarbeit gebraucht, dass du hier wieder einziehen konntest oder warst du gleich wieder willkommen?
Es ist schon so, dass meine Ma schon so ist, dass sie mich eben auffängt, wenn irgendwas bei mir nicht gut läuft.
Also das ist glaube ich auch bei vielen Ma's so.
Aber ja, super glücklich waren sie nicht drüber.
Sieht dein Zimmer hier jetzt noch aus wie dein Kinderzimmer vor zehn Jahren?
Ähnlich, aber Scheiße weil gerade eingezogen.
Können wir das mal angucken?
Ich denke schon.
Leon ist jetzt also zurück im Hotel Mama.
Und es ist ja auch schon ganz nett da draußen im Grünen, wo er jetzt lebt.
Zu der Frage, ob uns das Stadtleben oder das Landleben glücklicher macht, haben wir übrigens auch schon mal eine Folge gedreht.
Die könnt ihr euch auf YouTube und in der ZDF Mediathek anschauen.
Aber so eine Großstadt hat freilich auch ihre Vorzüge.
Zumindest wenn man hier groß geworden ist.
So wie Martha.
Mit ihr bin ich gleich verabredet und sie wohnt gerade in ihrer ersten eigenen Wohnung.
Hallo.
Hallo, cool, dass du dir die Zeit nimmst.
Wie lange wohnst du schon hier?
Also generell im Prenzlauer Berg schon mein ganzes Leben.
Aber ich habe den Kiez gewechselt.
Also mein altes Kiez war so drei Tramstationen von hier entfernt.
Also auch wirklich nicht weit.
Und jetzt bin ich halt hier.
Wie lange ist es jetzt her, dass du umgezogen ist?
Vier Wochen? Sechs Wochen?
Und wie ist das Zwischenfazit?
Ja, mir geht es richtig gut.
Am Anfang, das war echt so ein bisschen komisch.
Ich dachte, die ganze Zeit, bin ich im Urlaub, komme ich dann wieder zurück zu meinen Eltern?
Was geht hier ab?
Und so die ganzen Aufgaben, die jetzt dazu kommen, Haushalt und so.
Aber mittlerweile habe ich mich eigentlich echt gut eingelebt und fühle mich voll wohl hier.
Hattest du irgendeine negative Überraschung? Irgendwas, was du gar nicht auf dem Schirm hattest?
Na ja, so ganzen Haushalt, Sachen was man so einkaufen muss, kam ich irgendwie gar nicht hinterher. Mir war das gar nicht bewusst, dass man halt so oft Sachen braucht. Und wenn ich das halt nicht kaufe, dann macht halt auch kein anderer.
Hatte ich mal so einen Tag kein Klopapier oder so.
Ja, das war halt so ein bisschen, aber.
Da lernt man aus solchen Momenten.
Was war der Grund, dass so ausgezogen ist?
Vor allem so? Ich wollte mehr Freiheit haben.
Ich wollte mich so ein bisschen selbstständiger machen.
Also ich würde sagen, ich war schon immer relativ selbstständig bei allem, was ich gemacht habe.
Und dieser Schritt auszuziehen, war jetzt irgendwie noch mal das, was ich gebraucht habe und wo ich so dachte, Ja, das muss jetzt irgendwie sein,
so ein bisschen Abstand zu der Familie zu kriegen und einfach so meine Entscheidungen selber alle noch mal eigenständiger treffen und so.
Martha ist mit 21 ausgezogen.
Ist das jetzt früh oder spät?
Das kommt darauf an, wen man fragt und wo.
Deutsche ziehen im Schnitt mit knapp 24 aus.
Männer sind dabei etwas langsamer als Frauen.
Im Alter von 25 wohnen noch 35 % der Männer bei ihren Eltern, aber nur noch 21 % der Frauen.
Daher kommt auch das Klischee vom Nesthocker, der in Filmen eigentlich immer männlich ist.
Aber auch zwischen den Ländern gibt es Unterschiede.
In Skandinavien beispielsweise zieht man relativ früh aus, in Schweden mit 17 1/2, in Kroatien ist man viel später dran.
Erst mit 32 ziehen die Leute dort im Schnitt aus. Der europäische Durchschnitt liegt bei 26.
Wann seid ihr ausgezogen oder plant, es zu tun?
Und warum überhaupt?
Schreibt mir das gerne unten in die Kommentare.
Mit diesen Zahlen hat sich Dr. Anne Berngruber intensiv befasst.
Sie ist Sozialwissenschaftlerin am Deutschen Jugendinstitut und hat an der bundesweiten AID:A Studie mitgearbeitet.
AID:A steht für Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten.
Wann bist du denn von zu Hause ausgezogen?
Ja, eigentlich relativ spät, mit 26 zur ersten Erwerbstätigkeit, zu meinem ersten Job.
Also beim Studium noch zu Hause gewohnt?
Genau.
Ja.
Was sind denn so die Beweggründe für Menschen, bei den Eltern auszuziehen?
Also es sind vor allem andere Lebensereignisse wie, zum Studium auszuziehen.
Wenn man selbst finanziell selbstständig wird, zur ersten Erwerbstätigkeit, mit der Partnerin, mit dem Partner zusammenzuziehen, also tatsächlich so externe Faktoren auch noch mal.
Gar nicht unbedingt so ein aus sich selbst kommendes Bedürfnis.
Ich möchte jetzt nicht mehr bei den Eltern wohnen?
Also wir sehen in unseren Daten, dass der Wunsch nach Unabhängigkeit schon auch für alle jugendlichen jungen Erwachsenen, die schon mal ausgezogen sind, Relevanz hat.
Also es ist nicht so, dass sich junge Menschen es daheim bequem machen.
Trotzdem braucht es einen Anlass, auch auszuziehen.
Nun sieht man ja in den Zahlen schon deutliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Auszugsalter.
Wo kommen die her?
Junge Frauen haben früher einen ersten Partner, Partnerschaft.
Das führt natürlich dazu, auch vielleicht dann auch mit dem Partner oder Partnerin zusammenzuziehen.
Aber es hängt auch da einfach stark damit zusammen, dass junge Frauen häufig andere Schritte auf dem Weg in die Selbstständigkeit früher gehen, als es junge Männer tun.
Hat es irgendwelche Nachteile, wenn man lange bei den Eltern wohnen bleibt?
Psychologisch gesehen ist es vielleicht auch ja, sehen wir auch in unseren Daten, dass die Selbstwahrnehmung noch mal eher so ist, dass diejenigen, die bei den Eltern wohnen, sich eher noch jugendlich fühlen und auch die Eltern einen so wahrnehmen.
Und diejenigen, die eben nicht mehr mit den Eltern zusammenwohnen, sich auch häufiger schon als erwachsen wahrnehmen und auch so wahrgenommen werden.
Also jetzt mal polemisch gesprochen: Wer länger bei den Eltern wohnt, wird später erwachsen.
Fühlt sich weniger erwachsen.
Sehr schicke Wohnung, die du hier hast, würde ich einziehen.
Ja auch Liebe auf den ersten Blick, schon top.
Und kannst du die vom Bafög bezahlen?
Also ich kriege Unterhalt von meinen Eltern und jetzt gerade kam der Bafög Bescheid. Ich kriege jetzt auch ein bisschen Bafög und ich gehe nebenbei noch arbeiten.
Was machst du?
Ich arbeite in einem Eisladen hier in Prenzlauer Berg.
Ja ne, cool, wenn man sich so eine Wohnung leisten kann.
Die ist aber auch nicht so teuer.
Also, da hatte ich echt Glück.
Wann hast du das erste Mal darüber nachgedacht, auszuziehen?
Also ich habe in der Schulzeit immer gesagt, wenn ich 18 bin, zieh ich sofort ausa, an meinem 18 Geburtstag.
Das hat sich dann aber komplett verändert, mit Corona hat sich eh alles verschoben und man war irgendwie an einem ganz anderen Punkt, als ich dachte, dass ich wäre mit 18.
Und dann so richtig dieser Wunsch auszuziehen, kam dann, als ich das Studium angefangen habe, weil ich dann so neue Leute kennengelernt habe, die alle nach Berlin gezogen sind,fürs Studium und natürlich alle alleine gewohnt haben oder WG.
Und da habe ich so gesehen, das ist so viel geiler, einfach irgendwie so eine Freiheit zu haben. Und da war ich dann so: Nee, ich muss jetzt echt mal ausziehen. Anderthalb Jahre hat es gedauert, bis ich jetzt diese Wohnung gefunden habe.
Du bist ja jetzt bei deinen Eltern ausgezogen.
Genau. Ja.
Was sagen die dazu?
Also tat uns allen ganz gut so, ein bisschen Abstand und einfach diese Spannung auch, die es dann irgendwie in Alltagsproblemen gab, irgendwie rauszunehmen.
Also da geht es gut.
Aber ich merke auch, unser Verhältnis hat sich eigentlich verbessert, würde ich sagen.
Und man ist halt, man verbringt bewusst Zeit zusammen und...
nicht weil man es muss, ja, verstehe ich.
Und es gibt halt keine nervigen Themen, wer geht jetzt in Bad und so.
Was können denn Eltern tun, um dafür zu sorgen, dass ihre Kinder nicht zu Nesthockern werden?
Zur Selbstständigkeit zu erziehen auch.
Ja, sie auch im Haushalt mithelfen zu lassen, aber eben auch als Eltern im Hintergrund zur Verfügung zu stehen.
Also weiterhin auch eine Rolle im Leben des Kindes spielen, auch als Stütze.
Ja.
Es gibt ja dieses Klischee des Nesthockers, der irgendwie immer auch männlich ist.
Ist da was dran?
Also klar gibt es dieses Phänomen und es gibt natürlich auch junge Männer, die dann erst spät von zu Hause ausziehen.
Aber man hat immer so im Kopf 35-jährige 40-jährige Männer, die daheim wohnen.
Aber das ist wirklich sehr, sehr selten. Also ich glaube, 13 % der 30-jährigen wohnen bei den Eltern.
Das Wort Nesthocker kommt ja aus dem Tierreich.
Schauen wir also mal dahin.
Aber nicht zu den Vögeln, wo der Begriff herkommt, sondern zu unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen.
Tatsächlich ziehen dort die männlichen Schimpansen etwas eher aus als die weiblichen, weil ihnen die Futtersuche etwas leichter fällt.
Eine 2019 veröffentlichte Studie der US amerikanischen Forscherinnen Carol Walker und Anne Pusey konnte aber auch zeigen, dass es vor allem die höheren Töchter unter den Schimpansen sind, die es sich länger zu Hause bequem machen.
Schimpansinnen mit niedrigerem sozialen Status verließen eher die Gruppe, um dann hoffentlich in einer anderen Gruppe den sozialen Aufstieg zu schaffen.
Zeigen sich Wirtschaftskrisen im Abnabelungsverhalten?
Könnte man meinen.
Was man aber sieht, ist zum Beispiel mit der Finanzkrise, dass sich das für Deutschland gar nicht so ausgewirkt hat.
Wie war das während Corona?
Hat man da irgendwelche Veränderungen feststellen können?
Ja, wir haben junge Menschen gefragt, ob sie aufgrund von Corona nicht ausziehen konnten und oder ob sie wieder ins Elternhaus zurück gezogen sind.
Und da haben uns 10 % gesagt, dass sie wegen Corona nicht ausziehen konnten.
Und 7 % haben gesagt, sie sind wieder zurückgezogen.
Das ist aber auch außerhalb von Pandemiezeiten zum Beispiel so. Das ist gar nicht mal besonders hoch oder besonders niedrig, das Auszugs- oder Rückzugsverhalten.
Also das passiert tatsächlich gar nicht so selten, dass jemand schon ausgezogen war und dann noch mal nach Hause zurückzieht?
Gibt es da einen Begriff für?
Ja, wenig charmant, aber sozusagen die Boomerang Kids oder die Boomerang Generation, also junge Menschen, die wieder wie ein Boomerang zurückkehren.
Man wirft sie aus dem Elternhaus und sie kommen wieder zurück.
Man kann also Unterschiede beobachten zwischen der sozialen Herkunft, ob jemand aus einem finanziell bessergestellten Elternhaus kommt oder nicht.
Wenn man natürlich finanziell gut abgesichert ist, ein großes Haus hat, kann das natürlich dazu führen: okay, ist genügend Platz daheim, die Kinder können daheim wohnen bleiben.
Das ist jetzt in einer kleineren Wohnung, wo man dann direkt das Zimmer neben den Eltern hat, vielleicht auch noch mal schwierig, wo man dann vielleicht zwei drei Zimmer nur hat und dann zu viert da wohnt.
Gleichzeitig ermöglicht es auch, wenn man eigene finanzielle Ressourcen hat oder die Eltern das überhaupt bezahlen können, auszuziehen.
Bei Studierenden ist das ja zum Beispiel der Fall.
Zwischen Studierenden und solchen, die eine Ausbildung machen, gibt es da auch schon merkliche Unterschiede?
Studierende ziehen eben häufiger in eine Universitätsstadt, in eine andere Stadt, werden unterstützt von ihren Eltern und diejenigen mit einer Ausbildung bleiben tatsächlich deutlich häufiger daheim wohnen, weil natürlich auch das Einkommen deutlich niedriger ist.
Wenn man natürlich auf dem Land lebt beispielsweise, und dann eine Ausbildung hat, die es notwendig macht, in die Stadt zu ziehen, natürlich zieht man dann auch aus.
Aber das ist deutlich seltener.
Die meisten wohnen tatsächlich auch daheim.
Klar, ausziehen muss man sich leisten können.
Denn billig ist selbst das Wohnen in einer WG nicht mehr.
Von der eigenen Wohnung ganz zu schweigen.
Ich habe im Studium nie mehr als 300 € für ein WG Zimmer gezahlt und das ist wirklich noch nicht sehr lange her.
Aber schon jetzt, keine zehn Jahre später, sieht es deutlich anders aus.
In München beispielsweise zahlt man aktuell mehr als das Doppelte davon für ein WG Zimmer - 720 €.
Völliger Wahnsinn.
Vielleicht ist das einer der Gründe dafür, warum manche es nicht packen und zurück nach Hause ziehen.
Anne Berngruber nennt diese Gruppe ja Boomerang Kids.
So wie Leon einer ist.
Ist das Zusammenleben jetzt anders hier als als als du ein Jugendlicher warst?
Ja, Wäsche mache ich selber, ich helfe hier, wenn irgendwas zu helfen ist.
Ja, aber es ist schon nicht komplett Hotel Mama, würde ich sagen. Aber natürlich zu einem gewissen Grad.
Gibt es irgendeine Art von Absprache oder Deadline oder so was? So von wegen du kannst hier gern wohnen bis zu 30 bist, aber dann such dir mal was eigenes?
Es wurde jetzt gesagt, Ende Sommer oder so was.
Aber dann, seit ich hier bin, hieß es auch wieder von wegen wenn ich eine Ausbildung anfange oder so und das anders nicht geregelt kriege, dann kann ich noch die Ausbildung hier bleiben oder so hieß es dann auch.
Aber es ist schon so, dass das jetzt mehr so ein Urlaub in gewisser Weise hier ist und dass ich schon was anderes finden sollte.
Und wie sind die Pläne für die nähere und fernere Zukunft?
Ausbildungsplatz finden und Wohnung finden.
Kurz zusammengefasst.
Die Gründe, von zu Hause auszuziehen sind so vielfältig, wie wir Menschen nun mal sind.
Und auch die Erfahrungen sind ganz unterschiedlich.
Das haben uns Martha und Leon gezeigt.
Den einen richtigen Zeitpunkt zum Auszug, den scheint es nicht zu geben.
Das heißt aber auch man kann eigentlich nicht viel falsch machen dabei.
Einfach ausprobieren und sehen, was für einen passt.
Ein persönlicher Tipp von mir noch, den musste ich auch erst lernen.
Es ist keine Schande, banal wirkende Dinge zu bügeln.
Wie man Kartoffelbrei macht, kann man googeln, steht im Internet und es muss nie jemand erfahren, dass ihr das vorher nicht wusstet.
Es ist keine Schande.
In diesem Sinne alles Gute euch.
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Hier oben gibt es noch ein anderes Video von uns und hier unten noch ein anderes aus dem Terra X Kosmos.
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