2017-01-12
Dankeschön. Schönen guten Abend, hallo.
Vielen Dank, danke sehr. Liebe Zuschauer, die "heute-show".
Wer hätte das gedacht! Bei ihrem Parteitag in Essen hat die CDU am Dienstag
Angela Merkel zum neunten Mal zur Chefin gewählt. Seit 2000 ist die jetzt Vorsitzende.
2000! Da hatte ich noch schulterlange blonde Locken.
Aber jetzt kommt der Schock: Merkel wurde zwar gewählt, aber nur noch mit 89,5 Prozent.
* Welke stöhnt bestürzt * * Publikum stöhnt bestürzt *
Ihr macht auch jeden Scheiß mit. Popelige 89,5.
Ist das der Dank? Diese Frau hat ihre besten Jahre der Partei geopfert.
Sie ist die letzte Verteidigerin des freien Westens. Und natürlich hat sie in Essen auch wieder den Saal gerockt.
* melancholische Klaviermusik * Seit Amtsantritt der CDU-geführten Bundesregierung vor elf Jahren
haben wir die Arbeitslosigkeit . . . . . . halbiert.
Die Erfolge sind nicht vom Himmel gefallen. Bisschen manipulativ, Freunde.
Sah jetzt so aus, als wären alle eingepennt. Viele sind natürlich auch rausgegangen.
Was ist beschlossen worden in Essen? Keine Steuererhöhungen mit der CDU.
Toll. Nicht, dass sich noch was ändert an der Ungleichheit im Land.
Interessiert eh keinen. Sind alle viel zu beschäftigt
mit ihrer Wut auf Merkels Flüchtlingspolitik. Und sich hinzustellen, eine Raute zu machen und zu sagen:
"Wir schaffen das". Das ist ein Hohn für den normalen, steuerzahlenden deutschen Bürger.
Sie hat dem deutschen Volk einen Schaden zugefügt wie niemand zuvor. Ja.
Ich hätte jetzt noch Hitler in die Waagschale geworfen. Also knapp vor Merkel.
Sagen wir Kopf-an-Kopf-Rennen. Ja, so 'ne Basis wünschst du auch keinem.
Massiver Rechtsruck in der CDU. Doppelte Staatsbürgerschaft gekippt, Burkaverbot, Leitkultur-Gedöns.
Übrigens alles Sachen, die nichts kosten, aber irgendwie taff klingen. Ist halt endgültig Wahlkampf in Deutschland.
Worauf kommt's da an? Die Wahlen - und ich habe viele mitgemacht,
die mir große Freue gemacht haben - gewinnen wir nur, wenn wir auch mal hin und wieder an den eckigen und zugigen Plätzen
auf den Märkten stehen und uns dem Bürger stellen. Nicht nur aus den warmen, klimatisierten Räumen der Talkshows.
* Gelächter * "Ich habe alle Wahlen seit 1812 mitgemacht!"
"Da war die kleine Maischberger noch Quark im Schaufenster". Symptomatisch, dass die einzigen, die noch Feuer haben in der CDU,
schon bei der Erfindung des Feuers persönlich dabei waren. Die Partei hat alle Wahlen in diesem Jahr vergeigt.
Die sitzen nur noch in sechs Landesregierungen. Die Grünen in elf, wie peinlich ist das denn?
Die Union muss jetzt beweisen, wie wichtig ihr jeder einzelne Wähler ist.
Und jetzt Werner . . . Rodoff oder Rodaff? Rodartt. - Rodoff, gut.
Rodartt. Sehr geehrte Bundeskanzlerin, der geehrte Herren . . .
Rodartt. Ach, Herr Rotzbart! Jetzt hab ich's.
Herr Rotzbart. Tja, wieder eine Stimme weniger.
Gerade weil die liberale Demokratie global gesehen fast schon ne bedrohte Art ist,
bräuchten wir eine CDU mit Kampfgeist. Mit frischen Ideen.
Stattdessen: Merkel die Neunte. Hier, jetzt nicht im "heute-show"-Fanshop:
"Die Spielesammlung mit den ödesten CDU-Spielen der Welt." "Wie wär's mit Merkel-Schach?"
"Einzige Regel: Die Dame schlägt alle anderen Figuren." Ha ha, schon wieder Schachmatt!
"Erleben Sie bleierne Langeweile mit Merkel-Memory." Juhu, ich hab ein Paar!
Und noch eins, schon wieder. Ich hab so einen Lauf! "Und natürlich: 'Wer bin ich? '"
Bin ich die mächtigste Frau Europas? (Gelangweilt) Ja.
Seit 16 Jahren CDU-Vorsitzende? - Ja-ha. Ich komm nicht drauf.
Oh! "Ein Spieleabend, so unterhaltsam wie eine Hämorriden-Verödung."
Eine Partei, in der alles auf eine Person zuläuft. In Wirklichkeit sind 89,5 % für Merkel
unter den gegebenen Umständen alles andere als schlecht. Einerseits also jede Menge Wut auf die Flüchtlingspolitik in der CDU,
andererseits dann doch so viel Zustimmung bei ihrer Wahl. Fast ein bisschen schizophren.
Ich frag mal unsere "heute-show"- Betriebsärztin Dr. Birte Schneider: Ist das noch gesund?
Herr Welke, man geht ja nicht in die CDU, um zu rebellieren. In diese Partei gehst du,
wenn du von Anfang an einen Hang hast zur Unterwerfung. Überlegen Sie mal,
die haben '98 noch mal Helmut Kohl an die Spitze gewählt, obwohl sie wussten, dass sie mit dem verlieren.
Für so was zahlst du im Sadomaso-Studio sonst viel Geld. CDU-Mitgliedschaft ist also quasi eine Art genetischer Defekt?
Ja, eindeutig ja. Da gibt's ein paar interessante neue Studien,
man hat jetzt herausgefunden: Mit dem Eintritt in die CDU fängt die Wirbelsäule an, sich stark zu verkrümmen,
bis man dann schließlich gar kein Rückgrat mehr hat. Im Endstadium . . .
Im Endstadium ziehen sich die Hoden in den Unterleib zurück, übrigens auch bei Frauen.
Und was dann übrig bleibt, erinnert schon fast - ich sag jetzt mal das hässliche Wort - an einen Sozialdemokraten.
Das ist ja furchtbar. Absolut.
Dieses von oben verordnete Gut- menschentum ist wirklich pures Gift. Im Grunde versucht der Unions-Körper die ganze Zeit,
Merkels Politik abzustoßen. Und sie macht ja fröhlich weiter mit den Provokationen.
Hier: Titel ihres Leitantrages zum Parteitag: "Orientierung in schwierigen Zeiten".
Hallo? Orientierung, da steckt das Wort "Orient" doch schon drin.
Was sollen die alten Säcke in der Union denn noch ertragen? Denen platzt doch vor Wut das Bruchband.
Die ganzen Aggressionen müssen irgendwann auch mal raus. Hier, der macht's richtig.
Sie sind die Nemesis unserer ehemals großen Christ- demokratischen Union Deutschlands.
Treten Sie zurück, als Kanzlerin und als CDU-Chefin. Verlassen Sie unsere Partei.
* Buhrufe und vereinzelter Applaus * So, das ist ein bitterer, verhärmter Klugscheißer
mit einer sinnlosen Wut auf den Rest der Menschheit, kurz gesagt: ein gesundes CDU-Mitglied.
Für solche Leute ist die Partei ursprünglich mal erfunden worden. Dafür haben wir die angeschafft.
Verstehe. Was kann denn die Patientin Merkel
machen gegen die doch sehr verbreitete Merkel-Müdigkeit im Land? Ganz Schwierig.
Deutschland und Angela Merkel sind jetzt seit Ewigkeiten zusammen. Der Hormonspiegel sinkt, die Erwartungen auch.
Wem erzähl ich das? Da können Sie ja ein Lied von singen, nicht? Prösterchen, Frau Welke.
Das geht der CDU nicht anders. Du kannst dich halt nicht neu erfinden.
Die Hände plötzlich anders gefaltet als gewohnt, Merkel mal ohne die berühmte Raute.
So, als wollte die Kanzlerin dezent das Signal setzen: "Es gibt es noch was zu entdecken nach 16 Jahren".
Nach 16 Jahren am Partner noch Neues entdecken? Da muss ich als Ärztin und Ehefrau sagen:
Nein. Schade. Birte Schneider, meine Damen und Herren.
Vielen Dank. Der CDU-Parteitag in Essen.
Das ist von außen betrachtet ein interessantes Biotop, so ein Parteitag.
Über elf Minuten Applaus kriegt die Kanzlerin für ihre weit- gehend emotionsfreie Standard-Rede.
Ist die Union wirklich mit so wenig zufrieden? Hazel Brugger, Schweizerin
und deswegen selber weitgehend emotionsfrei, war für uns dabei im schönen Essen . . . Entschuldigung, in Essen.
# Alles hat man Damals uns versprochen Vor drei Jahren, Nach der letzten Wahl
Bildungs- und Finanzreformen Und ein bessres Führungspersonal # Sind Sie für die Frauenquote in der CDU?
Wir haben sie. Sie haben sie? Wie oft muss Merkel noch kandidieren,
bis sie die Frauenquote im Alleingang erfüllen kann? Das ist nicht lustig, das ist Politik.
Wollen Sie kandidieren? Sie schaffen das. Würde ich das schaffen? Das kriegen wir durch.
Kann ich für eine andere Partei kandidieren? Sie wirken extrem gut gelaunt,
trotz dieses desaströsen Jahres für die CDU. Ist das Optimismus oder Naivität?
Ähm. * Gelächter *
Ich kann da jetzt schlecht was zu sagen. Was war der größte Erfolg der CDU 2016?
Mh. Ich glaube, das größte . . . Ist schwierig zu sagen.
Da fällt mir spontan eigentlich nichts ein. Herr Vogel, Sie gelten als Hoffnungsträger der CDU.
Das ehrt mich. Das war ich vielleicht mal, aber das bin ich heute nicht mehr.
Wann wird Merkel weg sein? Oder wann sind Sie wieder da?
Ich bin hier und mehr wird daraus nicht mehr werden. # Sehen wir, die Lage ist fatal
Schall und Rauch blieb das Erneuern Und die Senkung unsrer Steuern Und die Preise stiegen maximal #
Das Burkaverbot war ein Thema, das 2016 von Bedeutung war. Wie stehen Sie dazu? Ich bin dabei.
Beim Burkaverbot? Ich bin beim Burkaverbot. Es geht nicht um Islam und gegen Religion,
es geht um Sicherheit. Wenn eine Frau fährt, mit einer Burka, und geblitzt wird.
Wer weiß, wer das Auto gefahren ist? Das könnte man vermeiden, indem man Frauen nicht Autofahren lässt.
Was wünschen Sie sich 2017 für die CDU? Einen klaren Wahlsieg
und das Verhindern der rot-rot-grünen Bundesregierung, wenn es eine gäbe.
Sagen Sie ein paar Farben oder haben Sie wirklich Ahnung von Politik?
Ich sage Ihnen die Farben, die für die Parteien stehen. # Einer nach dem anderen Nahm den Hut #
Haben Sie auch mitgeklatscht, minutenlang? Ja.
Was das nicht unangenehm, dass man nicht wusste: Wann hört man auf zu klatschen?
Das kann jeder selber entscheiden, jeder ist ein freier Mensch und kann auch Pausen machen.
Haben Sie Pausen gemacht? Zwischendurch, ja. Gut, klatschen funktioniert nur mit Pausen,
sonst hat man einfach die Hände zusammen. Was wünschen Sie der CDU für 2017? Viel Erfolg für Deutschland.
Sie sind ein Sonnenschein. Warum? Naja, warum nicht? CDU, 2016.
Wähl auch du CDU. # Wähl auch du CDU
Ich weiß längst schon, was ich tu Was denn sonst, CDU #
Hazel Brugger. So.
Obwohl die Kanzlerin gerade echt viel um die Ohren hat, findet sie noch die Zeit,
uns allen zum Nikolaus die Pkw-Maut zu schenken. Das wär doch nicht nötig gewesen.
Die olle Maut, eigentlich vor über einem Jahr friedlich eingeschlafen, kommt jetzt doch, wegen Merkel.
Laut Spiegel hat EU-Boss Juncker sie sogar noch angerufen und gefragt, Zitat: "Angela, willst du die Maut?"
So, da sagt man: Nein, natürlich will ich die nicht. Die ist scheiße. Und ruf mich nie wieder an, du Idiot.
Tatsächlich sagt sie aber: "Ja, ich will." Ein Satz, der noch nie was Gutes gebracht hat.
Vielen Dank, Angela. Und sehr konsequent, denn sie hat ja schon immer gesagt:
Die Konsequenzen kann ich kurz und knapp beantworten: Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben.
Es sei denn, es gibt eine, aber das ist ja klar. Alles nur, um die CSU und den Dobrindt ruhig zu stellen.
Die Maut ist quasi Ritalin für diese bayrischen ADHS-Blagen. "Ich will ne Maut, ich will ne Maut!"
Ja, hier, haste. Mann! Und es heißt nicht "die Maut", es heißt die . . . na . . .
Die Infrastur-Abgabe. Richtig, die "Infrastur-Abgabe", mein Fehler.
Das ist Deutsch: eine idiotische Sache um ihrer selbst Willen bis zum Ende durchziehen, das ist Deutsch.
Jetzt kriegen wir aus Prinzip die Maut, dieses Bürokratie-Monster, diese Kompromissgeburt.
Mit allein fünf verschiedenen Tagesvignetten, die billigste gibt's für 2,50.
Herstellung, Vertrieb und Verwaltung kosten aber pro Vignette mindestens drei Euro.
Und jedes Jahr müssen 42 Millionen Abgabe- und Änderungsbescheide für die KFZ-Steuer gedruckt und verschickt werden.
Jeder Honk merkt, dass sich das nicht rechnet. Außer dieser Honk hier.
Die Infrastruktur-Abgabe ist sinnvoll, fair und gerecht. Sie ist fair, sie ist sinnvoll und sie ist gerecht.
Sie ist sinnvoll, sie ist fair und sie ist gerecht. Zusammenfassend kann man feststellen:
Sie ist fair, sinnvoll . . . - . . . Grottenschlecht! Wo er recht hat.
Die Ausländer-Maut eine hoch emotionale Angelegenheit. Sie verbindet die beiden Lieblingsthemen der Deutschen:
Autos und Ausländer. Damit haben sich die Maut-Väter Seehofer und Dobrindt
wirklich ihren Platz gesichert am Maut Rushmore. Übrigens, wir haben das mal nachgeguckt:
Schon 1984 hat die CSU zum ersten Mal eine Ausländer-Maut gefordert, 1984. Die sind besessen.
Was kommt da zu auf den deutschen Autofahrer? "Im Ausland selbstverständlich:
Wer eine Straße benutzt, muss dafür bezahlen." "In südlichen Ländern wird die 'Maut' gerne direkt eingezogen."
"Doch jetzt heißt es auch bei uns:" Die Maut kommt. "Es gibt 43 verschiedene Vignetten."
"Welche die günstigste ist, muss jeder selbst ausrechnen." "Endlich zahlt der Ausländer unsere Straßen."
"Da hilft es auch nichts, wenn man sich während der Fahrt noch schnell den Schnäuzer entfernt."
"Und wer sich die Maut nicht leisten kann, muss runter von der deutschen Autobahn."
"Maut-Verweigerer werden gestellt und umgehend aus dem Verkehr gezogen."
Dobrindt behauptet weiter stumpf, seine Maut würde 500 Millionen Euro im Jahr bringen.
Dazu müssten allerdings mindestens 130 Millionen ausländische Fahrzeuge pro Jahr durch Deutschland juckeln.
2014 waren es gerade mal 70 Millionen. Hä? Wie rechnet der denn?
Das muss mir mal einer erklären, am besten der Verkehrskasper vom Bayrischen Rundfunk, Matthias Matschke.
(Bayrischer Akzent) Servus, ihr Kinder aus Bayern und aus den anderen stinkenden Bundesländern.
Ich bin's, der Verkehrskasper. Na, wollt ihr wissen,
wie der Onkel Dobrindt auf seine 500 Millionen kommt? Nein.
Na gut, dann erklär' ich's euch. Also, folgendes Problem: Es kommen viel zu wenig Ausländer
auf unsere wunderschöne, kaputte Autobahn. Ganz schön egoistisch von diesen geizigen Arschlöchern.
Zum Glück ist dem Dobrindt, dem genialen Hundling, eine ganz neue Zählmethode eingefallen.
Stellen wir uns mal vor, es kommt ein Ausländer über die Grenze. Nehmen wir mal den Worst Case an, ein Türke.
Brumm Brumm, Türk Türk. Natürlich in einem tiefergelegten 3er-BMW.
Der ist nach Deutschland reingefahren, zählt also als ein Ausländer.
Und jetzt der Trick: Wenn er wieder rausfährt, zählen wir ihn einfach noch mal.
So hat das Verkehrsministerium wirklich gezählt. Und Schwupps, haben wir aus einem Ausländer zwei Ausländer gemacht.
So schnell vermehren sich echt nur die Türken. Ha ha ha.
Na und? Der zahlt doch trotzdem nur einmal Maut.
Ja, klar. Aber wir zählen ihn zweimal, damit unsere Rechnung stimmt.
Bist du doof? Der Oliver hat wahrscheinlich rechnen gelernt
auf der Blöden-Schule in Schrott-Rhein-Westfalen. He he.
Das stimmt sogar, aber wenn die Maut kaum Geld bringt, wozu dann der ganze Aufwand?
Eine sehr gute Frage, Oliver. Die beantworte ich dir nach einer kurzen Pause.
* Akkordeon-Musik * Und? Wie ist die Antwort?
Ah, ich hatte gehofft, du hättest inzwischen die Frage vergessen. Ha ha.
Mann! Wir machen die Maut, weil wir gesagt haben, dass wir die machen! Feierabend.
Man kann doch nicht alles sein lassen, bloß weil's total schwachsinnig ist!
Wo kommen wir denn da hin? Österreich und die Niederlande verklagen uns
und am Ende blecht der Steuerzahler. Ja ja, whatever.
Ich hab jetzt keine Zeit, ich muss weiter Ausländer zählen. Kemal, fahr' mal im Kreis.
Zwei Ausländer, drei Ausländer, . . . . . . 27,
. . . 312, . . . 5922,
eine Million! Das ist mir zu blöd.
Matthias Matschke, vielen Dank. Wenn's mir der Verkehrskasper erklärt, dann versteh' ich es.
Obwohl es immer noch keinen Sinn macht. Bayerische Mathematik . . .
Diese Woche musste die höchste deutsche Instanz eine historische Entscheidung treffen.
Nein, nicht die. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.
Die Frage war: Kriegen die Energiekonzerne, und ich drücke es mal so neutral wie möglich aus,
diese gierigen Sackgesichter, eine Entschädigung für den Atomausstieg?
Und wenn ja: warum? Weil hier aus politischen Erwägungen Eigentum entzogen wurde.
Da steht im Grundgesetz, das muss dann von der Solidargemeinschaft getragen werden
und darf nicht dem Einzelnen überlassen werden. Das darf nicht an einem, kleinen Stromkonzern hängenbleiben.
Überleg mal, mit so einem abgeschriebenen Atomkraftwerk machste gerade mal eine Million Euro Gewinn am Tag.
Wenn das nach nur wenigen Jahrzehnten urplötzlich vorbei ist, muss natürlich die Solidargemeinschaft einspringen.
Ist doch klar. Tatsächlich hat Karlsruhe entschieden,
der Atomausstieg war zwar verfassungskonform, aber den Konzernen steht eine "angemessene Entschädigung" zu.
Auf einen kleinen Teil davon wollen sie wohl verzichten. Auf andere Ansprüche natürlich nicht.
Klar, das war 2011 ne politische Entscheidung. Man wollte nach Fukushima raus aus dieser Risikotechnologie.
Oder ist die gar nicht so gefährlich? Wir haben einen Experten gefragt:
In der Welt gibt es mehr als 400 Kernkraftwerke. Die können explodieren, aber auch eine Gasflasche kann explodieren.
Sollen wir deshalb kein Gas mehr benutzen? Eben, ja natürlich.
Alles ist irgendwie gefährlich. Ich kenn einen, der ist mal von 'ner Ziege gebissen worden
und hat sich trotzdem wieder verliebt. Führt zu weit.
Die Energiekonzerne . . . Die Energiekonzerne argumentieren,
sie hätten nach der AKW-Laufzeit- Verlängerung durch Schwarz-Gelb 2010 noch lauter Sachen angeschafft, die sie dann, wegen Fukushima,
schon ein halbes Jahr später gar nicht mehr gebraucht haben. Jede Menge neue Brennstäbe, Gardinen,
'ne goldene Wasserrutsche ins Abklingbecken. So was halt.
Dafür werden sie jetzt angemessen entschädigt. Zu Recht.
Richtig clever ist aber die Firma Vattenfall. Der schwedische Konzern klagt noch zusätzlich
vor einem Schiedsgericht in Washington gegen Deutschland, das Verfahren läuft.
Wir schalten live vor die deutsche Vattenfall-Zentrale in Berlin zu Dennis Knossalla.
Dennis, die kriegen den Hals aber auch nicht voll, oder? Ja, was haben Sie denn erwartet?
Das sind Schweden, eine Nation von skrupellosen Kaufleuten. Was die schon an Unglück über die Welt gebracht haben:
ABBA, "ABBA das Musical", "Abba der Film", die IKEA-Hutablage "Lustifik" . . .
Das sind böse Menschen! Sicher, Dennis, keiner mag Schweden,
aber kann Vattenfall nicht trotzdem akzeptieren, dass wir diese gefährlichen Technologie
nach Fukushima nicht mehr wollen? Also "gefährlich" ist ja mal relativ.
Beispiel Tschernobyl. Gut, Campingurlaub würde ich da jetzt auch ungern buchen, ha ha . . .
Aber dramatisieren darf man's nicht. Hier, dieser Kollege zeigt den richtigen Spirit.
Wir stehen von dem Reaktorblock 150 Meter entfernt, der damals explodierte,
und durch den Brand noch weiter beschädigt wurde. Hier ist noch Strahlung.
Ich hab dieses Messgerät, das wir bei uns haben. Das schlägt deutlich an, ich mache es wegen der Schalte aus,
sonst stört das so. Immer noch das beste Mittel gegen Strahlung:
einfach das Messgerät ausmachen. Aber jetzt mal im Ernst: Tschernobyl macht's doch vor.
Da wird gerade ein riesiger Stahl-Sarkophag über die Ruine drüber geschoben.
Die beste Lösung für alles: einfach zudecken. Ich sag mal, wenn wir rechtzeitig eine Schutzhülle
über Alexander Dobrindt . . . . . . andere Geschichte.
Ja, wenn's so einfach wäre. In Frankreich mussten sie gerade
wegen Materialfehlern 18 Reaktoren runterfahren. Darunter auch Block Zwei in Fessenheim.
Oh, ja, Fessenheim. Das ist so nah an der Grenze,
da können Sie von Deutschland aus einen Stein drauf werfen. Also, dürfen Sie auf keinen Fall machen, klar,
aber von der Entfernung her. Deshalb sage ich ja: Bevor ich mühsam
die ganzen französischen Reaktoren einzeln repariere, einfach Sarkophag drüber und Feierabend.
Problem gelöst, Salü mit ü. Ja, die Sarkophag-Lösung für alles.
Hm, sehr schön. Aber zurück zu Vattenfall.
Welche Chancen haben die Schweden gegen Deutschland in Washington? Juristen sagen, ziemlich gute.
Schiedsgerichte entscheiden gerne pro Konzern. Bis zu fünf Milliarden könnte das den Steuerzahler am Ende kosten.
Es sei denn: Ist das geil?
Nimm das, Schweden. Das ist die Rache für Knäckebrot und Kötbullar!
Was ist eigentlich drin in Kötbullar? Seit bei mir in der Nachbarschaft die IKEA-Filiale aufgemacht hat,
sind alle Katzen verschwunden. Denken Sie da mal drüber nach.
Später gern. Dennis Knossalla, meine Damen und Herren, vielen Dank.
Hat sich ein bisschen reingesteigert in sein Schweden-Problem. Aber wir haben aktuell ja ganz andere Probleme.
Die Bundesregierung warnt diese Woche vor einem neuen, mächtigen Feind: "Fake News".
Nein, nicht die, die unter dem Namen "Focus" im Flugzeug ausliegen, wir reden von den Weiten des Internets.
Falsche Nachrichten oder Hasskommentare, die Wahlen beeinflussen könnten.
Ein bedrohlicher Trend, erst recht dann, . . . . . . erst recht dann, wenn die Absender der Beleidigungen
keine Menschen sind, sondern Computer. Sondern Computer.
Da ist die Moderatorin aus dem vordigitalen Pleistozän aber einer großen Sache auf der Spur.
Tatverdächtig sind "Social Bots". Kleine böse Programme, die auf Facebook oder Twitter
vollautomatisch beleidigen und shitstormen. Diese Bots, du, was machste mit denen?
Und Menschen, die das dann lesen, denken: Wow, sind aber viele Leute genau meiner ekligen Meinung.
Da muss ich wohl Recht haben. In ihrer Begeisterung schicken die dann oft Freundschaftsanfragen raus.
Aber Vorsicht! In Wahrheit befreunde ich mich mit einer Maschine,
in diesem Fall konkret mit einem Computerprogramm, das so tut, als wäre es eine Frau.
Ha ha, ein Computerprogramm, das so tut, als wäre es eine Frau. Geil.
Der Kollege ärgert sich heute noch, dass er seine Penisfotos damals an eine Maschine geschickt hat.
Was für eine Verschwendung. 2017 wird der erste Wahlkampf, bei dem nicht nur Politiker lügen,
sondern auch Computer. Ich sag nur USA.
Donald Trump ist nachweislich Präsident geworden mit Social Bots und Fake News.
Und mit "Micro Targeting", das ist der neue heiße Scheiß. Da werden die Facebook-Daten von Wählern ausgewertet
und dann kannst du die mit maßgeschneiderter Propaganda vollballern.
Sag mir, was du likest, und ich sag dir, wen du wählst. Jemand, der Lady Gaga auf Facebook liked,
ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein extrovertierter Typ. Jemand, der sich auf Facebook für amerikanische Autos interessiert,
ist ein potenzieller Trump-Sympathisant. Macht Sinn.
Und jemand, der Helene Fischer liked, sollte nicht wählen dürfen. * Gelächter *
Ein beliebiges Beispiel. Targeting ist übrigens durchaus umstritten.
Man weiß nicht, ob das wirklich so viel bringt. Ich z. B. mag Fleisch privat,
und fahr gern besoffen Auto. Aber ich wähle trotzdem nicht CSU, so einfach ist es dann doch nicht.
Wirklich was unternehmen muss man aber gegen Fake-News. Hier, nach der Verhaftung des mutmaßlichen Mörders von Freiburg
wurde dieses Renate Künast-Zitat verbreitet. Daraufhin Shitstorm: Linksversiffte Dinkelschlampe von der Pädo-Partei.
Ist ja auch ein selten dämlicher Satz, während ganz Deutschland
völlig zu Recht über Freiburg und das Frauenbild des Islam diskutiert. Problem: Hat die Künast nie gesagt, den Satz - ist ne Fälschung.
Stand trotzdem fast zwei Tage online und wurde über 4000 Mal geteilt. Was ist da los bei Facebook?
Hören wir dazu einen Post von Serdar Somuncu. Ey, kommt mal näher, ihr Penner!
Ich hab hier gerade bei Facebook was Unglaubliches gelesen. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber erstmal teilen.
Altmeier, das Schwein. Dafür ist Facebook erfunden worden:
Wir wollen einen Zustand der Dauererregung. Wut, Angst, zwischendurch mal ein Bild von fickenden Ameisenbären,
dann aber auch wieder Wut. "Ah! Scheiß Ameisenbären! Ich hasse die voll!"
Facebook lebt von Hass wie so ein alter Darmparasit. Und statt was daran zu ändern,
machen sie jetzt zum ersten Mal Werbung in Deutschland. Mit ekelhafter Pseudo-Selbstkritik und solchen Spots:
Die Welle an Informationen, die man über Facebook bekommt, hat in den meisten Fällen keine Substanz
Was mich so stört an Facebook ist einfach die ganzen schwachsinnigen Nachrichten.
Also, wie hat das jetzt dein Leben bereichert? Null. Das ist so real.
Von dem Geld, das diese Spots kosten, könntet ihr auch mal ein paar Leute einstellen,
und endlich die ganzen Holocaust- Leugner auf Facebook sperren. Und wenn schon Werbung, dann wenigstens ehrlich.
Echt abstoßend find' ich diesen wahnsinnig aggressiven Ton im Netz. Es ist total schade, dass man da ständig angepöbelt wird
von irgendwelchen kriminellen Juden und Kümmeltürken. Ist schon ganz gut, dass der Führer
dieses Internet nicht mehr erleben muss. Facebook? Guck ich nie. Das kommt immer so spät.
Deutsche Politiker sagen, es muss endlich mal was passieren wegen dem ganzen Hass auf Facebook.
Nix passiert! Das einzige, was immer gesperrt wird, sind nach wie vor Titten.
Da frage ich mich: Wofür habe ich mir die gerade erst vergrößern lassen, ihr Arschlöcher?
Serdar Somuncu. Aber alle diskutieren darüber, was die Tagesschau zeigt.
Übrigens haben wir der CDU vorhin wahrscheinlich Unrecht getan. Es gibt doch noch frische Talente jenseits von Angela Merkel.
Bei der Regionalkonferenz in Heidelberg durfte ein einfaches Parteimitglied sogar hoch aufs Podium.
Für genau vier Minuten Redezeit, war so verabredet. Und der Mann hat seine Chance echt genutzt.
Hallo? Die moderne Technologie macht's möglich, die Zeit läuft.
* Gelächter * Ich bitte um Ruhe.
* Gelächter * Eine Minute.
Ich bitte um Ruhe. Mein Name ist Frank Matteier.
Matteier ist leicht zu behalten. Matt und Eier.
Besser als die Rede von Merkel. Das war die "heute-show",
jetzt kommt "Das Literarische Quartett". Wir sehen uns nächste Woche wieder zur traditionellen Verleihung
unseres "Goldenen Vollpfostens", tschüss, schönen Abend noch.
2017/1/18 21:25:37
2017/1/22 17:05:57
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