德语助手
2019-07-22
Herr Präsident,
Meine Damen und Herren Abgeordnete,
Die Gründungsmütter und -väter Europas haben, aus den Trümmern und der Asche der Weltkriege, ein gewaltiges Werk errichtet. Frieden, ein starker gemeinsamer Markt, grenzenloser Handel, Reisen, Forschen und Arbeiten. 500 Millionen Europäerinnen und Europäer leben heute zwischen Riga und Limassol, zwischen Athen und Lissabon in Wohlstand und Freiheit.
Die Generation meiner Kinder kann sich ein Leben ohne dieses Heimatgefühl Europa gar nicht vorstellen. Als diese glückliche Generation geboren wurde, dachten auch wir Älteren, dass es immer so weiterginge.
Heute ist auch den Letzten klar, dass wir wieder kämpfen müssen und aufstehen müssen für unser Europa. Die ganze Welt ist herausgefordert, mit disruptiven Entwicklungen umzugehen, die auch an Europa nicht vorbeigehen.
Der demografische Wandel, die Globalisierung der Weltwirtschaft, die rasante Digitalisierung unserer Arbeitswelt und natürlich der Klimawandel. Keine dieser Meta-Entwicklungen ist neu, sie wurden von der Wissenschaft lange vorausgesagt. Das Neue ist, dass wir heute als Bürgerinnen und Bürger Europas – egal, in welchem Land wir wohnen – die Auswirkungen konkret erleben und spüren.
Ob es die finnischen Weizenbauern, die durch die Dürre betroffen sind oder ob es die tödliche Hitzewelle in Frankreich ist: Wir spüren den Klimawandel ganz konkret. Ob es die Rentnerin in Irland ist, die mit Online-Banking klarkommen muss, oder der Arbeiter in Polen, der sich nach 20 Jahren im Job weiterbilden muss, um seine Arbeit überhaupt zu behalten: Wir spüren die Digitalisierung ganz konkret. Ob es Regionen in Europa sind, in denen Schulen, Krankenhäuser oder Betriebe schließen müssen: Wir spüren den demografischen Wandel konkret.
Mein Vater war 15 Jahre alt, als der schaurige Krieg, durch den mein Land Tod, Verwüstung, Vertreibung und Zerstörung über unseren Kontinent gebracht hat, endete.
Er hat seinen Kindern, mir und meinen 6 Geschwistern, oft davon erzählt. Er hat vor allem davon erzählt, was es für ihn bedeutet hat, dass die anderen Länder uns wieder die Hand gereicht haben, und uns in den Kreis der demokratischen Völker zurückgenommen haben. Er hat bei der Montan-Union angefangen und uns anfangs gesagt:
Wir treiben wieder Handel miteinander und wenn man Handel treibt, dann entstehen Freundschaften und Freunde schießen nicht aufeinander.
Er war Kabinettschef bei von der Groeben in der Hallstein Kommission und später Generaldirektor für Wettbewerbsfragen. Deshalb bin ich in Brüssel geboren und Europäerin gewesen, bevor ich später gelernt habe, dass ich Deutsche bin und Niedersächsin. Und deshalb gibt es für mich nur eines: Europa einen und stärken.
Wer mit mir dieses Europa stärken, wachsen und blühen lassen will, hat mich als leidenschaftliche Kämpferin an seiner oder ihrer Seite. Wer aber dieses Europa schwächen, spalten oder ihm seine Werte nehmen will, der findet in mir eine erbitterte Gegnerin.
Als mein Vater alt und an seinem Lebensende war, da hatte sich seine Erzählung von Europa verändert. Er sprach nicht mehr so viel vom Krieg. Er sagte: Europa ist wie eine lange Ehe. Die Liebe wird nicht größer als am ersten Tag, aber sie wird tiefer. Weil wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können, in guten wie in schweren Zeiten. Weil wir wissen, dass wir streiten, aber uns wieder versöhnen können. Weil wir nie vergessen, warum wir diesen Bund eingegangen sind.
Wir hier alle in diesem Raum leben in einem Europa, das gewachsen ist, gereift ist, das stark geworden ist mit 500 Millionen Einwohnern. Über 200 Millionen Menschen sind zur Wahl gegangen. Dieses Europa hat Einfluss. Es will Verantwortung übernehmen für sich und diese Welt.
Das ist nicht immer leicht – das weiß ich – das ist schmerzhaft und anstrengend, aber es ist unsere nobelste Pflicht! Die Menschen wollen sehen, dass wir liefern, vorankommen. Die Jugend fordert das. Meine Kinder sagen mir zu Recht: Spielt nicht auf Zeit, sondern macht was draus.
Dazu bin ich angetreten. Dazu brauche ich Ihre Hilfe und Unterstützung. Dazu rufe ich alle Europäerinnen und Europäer auf, mitzumachen. Es ist das Kostbarste, was wir haben: Es lebe Europa, vive l'Europe, long live Europe.
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