德语助手
2018-12-03
Die deutsche Umgangssprache präsentiert sich mitunter als wahre Fundgrube für seltsame Wendungen. Da wird am Schlafittchen gepackt, ein Gedöns gemacht und mancherorten sieht's aus wie Kraut und Rüben.
Man stelle sich folgende Szene vor: Zwei Kollegen befinden sich im Büro eines dritten. Da poltert einer los:
„Mein lieber Mann, das sieht ja hier wieder aus wie Kraut und Rüben. Jetzt reicht's mir aber. Den nehm' ich amSchlafittchen. Und dann aber schnurstracks zum Chef mit ihm"!
– „Jetzt mach doch nicht so ein Gedöns. Am Ende bist du doch der Gelackmeierte".
Damit lassen wir die beiden allein im heillosen Durcheinander eines Büros, in dem es chaotisch aussieht, eben wie Kraut und Rüben.
Ein Haufen von Rüben, an denen das Kraut, die Rübenblätter, noch dran sind. Wenn man auf jemanden stocksauer ist, möchte man ihn schon gerne mal am Schlafittchen packen.
Das Schlafittchen ist abgeleitet von den Wörtern „Schlagfeder" beziehungsweise „Schwungfeder". Wenn man Vögel am Flügelgelenk, dort, wo die Schlagfedern ansetzen, festhält, dann können sie nicht mehr davonfliegen.
Der erboste Kollege aus unserem Minidialog will schnurstracks zum Chef, auf direktestem Wege heißt das.
Zimmerleute spannen – zumindest taten sie das früher – eine Schnur, um eine gerade Strecke anzuzeigen, oder anders ausgedrückt: die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten.
Zur Schnur kommt nun noch „stracks" – vom mittelhochdeutschen „strackes" abstammend – was „geradewegs", „auf dem kürzesten Wege" bedeutet. Der muss nicht unbedingt immer der beste sein, weshalb Kollege zwei im Kraut-und- Rüben-Büro zu bedenken gibt: „Mach doch nicht so ein Gedöns".
Man macht ein großes Gedöns, ein großes Aufhebens von einer Sache, ein überflüssiges Getue, ein Hin und Her. Das Hin und Her führt uns auf die Spur dieses seltsamen Ausdrucks.
„Gedöns" hat nichts, wie man vielleicht vermuten könnte, mit „Getön" oder „Getöse", sondern mit „gedense", dem alten Wort für „hin- und herziehen" zu tun.
Der wohlmeinende Kollege hätte auch sagen können: „Mach keinen Quatsch, mach keine Dummheit". „Quatsch machen" heißt aber auch „Unsinn machen", netten, freundlichen Unsinn. „Wir haben den ganzen Abend Quatsch gemacht", ist der Ausdruck für harmlose Blödelei, lustiges Miteinandersein.
„Quatsch", von „quat" abstammend, bedeutet eigentlich „schlecht", ja „böse". Das klingt noch an in den Ausdrücken: „Lass jetzt das Gequatsche" und „über jemanden quatschen".
Zum Unsinn fällt uns aber noch etwas ein: Der heißt in gesteigerter Form auch „Quatsch mit Soße".
In seiner höchsten Stufe spricht man vom „hanebüchenen Unsinn". Ja, es gibt da eine Baumart, die heißt „Hainbuche", auch „Weißbuche" oder „Hagebuche".
Das Holz derselben ist sehr hart und zäh. Zäune und Latten aus hanebüchenem Holz gelten als besonders langlebig.
Denen kann nichts etwas anhaben. Hanebüchenem Unsinn auch nicht, und gegen hanebüchene Dummheit ist absolut kein Kraut gewachsen.
„Verflixt und zugenäht"! , wir müssen ja auch noch dem Gelackmeierten ein paar erklärende Worte zukommen lassen. Aber der harmlose Fluch „verflixt " darf auch nicht so einfach im Raume stehen bleiben.
Also, „verflixt" ist eine sprachliche Entstellung aus „verflucht" und Ausdruck heftigen Ärgers. „Verdammt noch mal"! und „Verflixt noch mal"! bedeutet dasselbe.
Mit „verflixt und zugenäht" hat es jedoch eine besondere Bewandtnis. Mit gewisser Wahrscheinlichkeit stammt der Ausdruck aus der Welt der schlagenden Studentenbewegungen.
Wenn ein Student auf dem Paukboden einen schweren Schmiss, also eine richtige Schnittwunde, bekam, musste die mitunter sofort zugenäht werden.
Aber, verflixt und zugenäht, davon lassen wir uns doch nicht aus der Fassung bringen!
Der Dichter Fritz Reuter dagegen reimte: „Als mir mein Liebchen die Folgen unserer Liebe gesteht, da hab ich meinen Hosenschlag verflucht und ihn zugenäht".
Zu spät, möchte man sagen, denn immerhin war das Mädchen die Gelackmeierte. Dieser Ausdruck hat tatsächlich mit „Lack" zu tun. Lack ist das glänzende Äußere, und dieses kann täuschen.
Die bittere Wahrheit ist unter der Lackschicht verborgen. Wer sich vom Glanz blenden lässt, ist – wenn er Pech hat – der Gelackmeierte.
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