德语助手
2020-01-22
Liebe karambolage Redaktion,
vor kurzem habe ich eine deutsche Eigenart entdeckt, von der ich ihren französischen Zuschauern gerne berichten möchte.
Ich bin auf Schüleraustausch in Frankfurt. Am ersten Abend ruft mich das Mädchen, bei dem ich einquartiert bin, zum Abendessen.
Um 18 Uhr etwas früh für eine Französin. Auf dem Tisch: Brot, Wurst und Käse. Das ist sicher die Vorspeise, denke ich.
Aber nien, mehr gibt's nicht. Na ja, meine Gastgeber haben wohl keine Zeit zum Kochen gehabt. Von wegen am nächsten Tag dasselbe Spiel: belegte Brote.
Jetzt verstehe ich, warum man das Abendessen in Deutschland Abendbrot nennt. Am Abend ist der deutsche Brot, also kalt.
Dank meiner Gastfamilie weiß ich nun praktisch alles über dieses abendliche Ritual. Beim traditionellen Abendbrot, das zwischen 17 und 19 Uhr serviert wird, isst man Brotscheiben. Idealerweise acht Millimeter dick, Butter, Wurstaufschnitt und Käse. Das ist etwas aufregender als er sich anhört.
Die Deutschen haben nämlich unglaublich viele Brotsorten, Graubrot aus Roggen und Weizenmehl, normales Weissbrot, dann diesen Pumpernickel aus fast schwarze im Roggen-Schroth und 297 andere Sorten, die ich hier nicht alle aufzählen werde.
Auch bei der Wurst gibt es viel Abwechslung, Jagdwurst, Leberwurst, Bierwurst, Gelbwurst, Schinken, Salami und so weiter. Das Käse-Angebot ist leider weniger exotisch Gouda, Tilsiter und ein etwas Fader sogenannter Butterkäse.
Und jetzt geht es an die Arbeit. Manche garnieren Brot mit Gewürzgurken, radieschen Gurke oder einem hart gekochten Ei, Die Norddeutschen essen gerne ihren eingelegten Bismarckhering oder den geräucherten Bückling.
Und im Süden gibt es abends manchmal noch einen Wurstsalat dazu. Der Brauch am Abend kalt zu essen stammt aus den 1920er Jahren. Im Gegensatz zum ländlichen Frankreich entwickeln sich in Deutschland recht früh Industriezentren. In den dortigen Fabriken und Firmen werden bald Kantinen eingeführt.
Weil die Arbeiter am Mittag warm essen, brauchen sie am Abend nicht unbedingt noch eine zweite warme Mahlzeit. Zumal ihre Arbeit dank des technischen Fortschritts etwas weniger anstrengend geworden ist.
Also macht man es sich am Abend einfach ein paar Scheibenbrot und Pasta. Anstatt von Tellern benutzen die deutschen übrigens solche Brettchen aus Plastik oder Holz.
Die sind völlig platt und eignen sich daher bestens zum Belegen der Brotscheiben. Das witzige ist, dass sich beim Karambolage Rätsel schon einmal so ein Brettchen gewonnen hatte, ohne genau zu wissen wozu es gut ist.
Mit freundlichen grüßen.
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