德语助手
2023-07-02
Menschen sind auf vieles stolz, von Teilchenbeschleunigern über Poesie bis hin zu Pokémon.
Möglich macht das etwas, was wir Menschen sehr schätzen: Intelligenz.
Intelligenz ist für uns eine Eigen- schaft wie Körpergröße oder Kraft.
Versuchen wir aber, sie zu definieren, wird's schwammig.
Kurz gesagt ist Intelligenz ein Mechanismus, der es uns erlaubt, Probleme zu lösen, vor allem das Problem, zu überleben.
Dazu gehören die Suche nach Essen und Unterschlupf, der sexuelle Konkurrenzkampf oder die Flucht vor Feinden.
Intelligenz ist nicht eine einzige Fähigkeit, sondern umfasst viele, etwa: Wissen zu erwerben, Neues zu lernen, kreativ zu sein, Strategien zu entwickeln und kritisch zu denken.
Sie zeigt sich in unterschiedlichen Verhaltensweisen, von festgeschriebenen, instinkthaften Reaktionen über verschiedene Formen des Lernens bis zur Selbstwahrnehmung.
Wissenschaftler sind sich aber nicht einig, wo Intelligenz beginnt und was über- haupt als Intelligenz gelten soll.
Noch komplizierter wird's, weil Intelligenz irgendwie auch mit Bewusstsein zu tun hat: Mit einer bewussten Wahrnehmung lösen sich Probleme leichter.
Das Bewusstsein erkunden wir aber noch in anderen Videos, deshalb lassen wir es hier erst mal weg.
Intelligenz ist also nicht so klar umrissen.
Stellen wir sie uns eher wie eine Werkzeugkiste vor, ein anpassungsfähiges Set verschiedener Fähigkeiten.
Die grundlegendsten Werkzeuge in der Intelligenz-Werkzeugkiste sind die Fähigkeiten, sich Wissen anzueignen, es abzuspeichern und daraus Neues zu lernen.
Wir nehmen Informationen über die Welt mit unseren Sinnen auf: Wir sehen, hören, riechen, spüren und schmecken sie.
So finden wir uns in der Welt zurecht und können angemessen auf sie reagieren.
Lebewesen müssen aber auch auf ihren Körper achten und zum Beispiel Hunger oder Müdigkeit bemerken.
Informationen sind die Basis, auf der jede Aktion aller Lebewesen beruht.
Ohne sie bist du deiner Umgebung völlig ausgeliefert und kannst nicht sinnvoll und flexibel auf sie reagieren.
Informationen bringen uns aber viel mehr, wenn wir sie behalten und abspeichern können.
Das zweite Werkzeug ist daher das Gedächtnis, also die Fähigkeit, Informationen abzuspeichern und sich an sie zu erinnern, damit wir nicht jedes Mal von vorne anfangen müssen, wenn uns etwas Relevantes begegnet.
Erinnern können wir uns an Ereignisse, Orte und Assoziationen, aber auch an Verhaltensweisen, etwa das Jagen und Sammeln.
Manche davon, etwa das Fliegen, können nur durch unzählige Wiederholungen gemeistert werden.
Das ist Lernen, ein Prozess, bei dem eine Abfolge von Gedanken oder Aktionen zusammengesetzt wird, im Grunde ein Ablauf von wiederholbaren Verhaltensweisen, die verändert und angepasst werden können.
Diese drei Werkzeuge ermöglichen es scheinbar dummen Wesen, überraschend intelligent zu handeln.
Der azelluläre Schleimpilz zum Beispiel ist eigentlich nur eine einzige riesige, schleimige Zelle, die sich aber ähnlich verhält wie ein Tier mit einem einfachen Gehirn.
In einem Labyrinth, an dessen Ende Futter liegt, erkundet der Schleimpilz seine Umgebung und markiert den Weg mit Schleimspuren.
Er schmiert den Boden quasi mit Erinnerungen voll.
Bereits markierte Wege meidet er.
Anstatt immer wieder blind in Sackgassen zu landen, passt der Schleimpilz sein Verhalten also an, spart Zeit und Aufwand und erreicht so das Futter.
Dieses Verhalten ist festgeschrieben.
Wissenschaftler sind sich aber nicht einig, ob das als Intelligenz zählt, obwohl es dem Schleimpilz klare Vorteile bringt.
Hummeln zeigen anpassungsfähigeres, kluges Verhalten.
Wissenschaftler haben ihnen beigebracht, für etwas Zucker als Belohnung einen Ball in ein Loch zu rollen.
Nicht nur konnten die Hummeln dieses für sie unnatürliche Verhalten lernen, sie wurden mit der Zeit auch immer effizienter darin.
Gab es mehrere Bälle, wählten sie den, der am nächsten beim Loch lag, auch wenn er eine andere Farbe hatte als der Ball, mit dem sie das Verhalten gelernt hatten.
Schwierigere Probleme verlangen allerdings noch größere Flexibilität.
Aufbauend auf den grundlegenden Werkzeugen lösen komplexere Tiere eine große Bandbreite von Problemen.
Sie können alle möglichen Assoziationen, Verbindungen und mechanischen Tricks abspeichern.
Nennen wir das mal die "Wissensbibliothek".
Waschbären etwa: Ihr Lieblingsessen ist unser Essen.
Um aber daran zu kommen, benötigen sie verschiedenste theo- retische und praktische Fähigkeiten, die sie zu Meisterdieben machen.
Sie können Fenster öffnen und Schlösser knacken.
In einer Studie bekamen Waschbären Kisten mit verschiedenen Verschlüssen, die zum Öffnen etwa gedreht, angehoben, niedergedrückt oder weggeschoben werden mussten.
Nach weniger als zehn Versuchen wussten sie, wie sie welchen Verschluss öffnen können, selbst wenn sie kombiniert wurden und in der richtigen Reihenfolge mit unterschiedlicher Krafteinwirkung geöffnet werden mussten.
Ein Jahr später wussten die Waschbären immer noch, wie sie die Kisten aufkriegten, und waren genauso schnell wie damals, als sie es gerade gelernt hatten.
Das vielleicht beeindruckendste Werkzeug neben der Bibliothek von Assoziationen und Fähigkeiten ist Kreativität: mentales Panzerband quasi.
Kreativ zu sein heißt, aus scheinbar unzusammenhängenden Dingen etwas Nützliches zu erschaffen.
Im Kontext der Intelligenz bedeutet es, neue und ungewöhnliche Verbindungen herzustellen, neue Informationen mit Erinnerungen und Fähigkeiten zusammenzubringen, um eine einzigartige Lösung für ein Problem zu finden.
In einem anderen Waschbären-Versuch zeigten Forscher den Tieren, dass sie mit Kieselsteinen den Wasserstand in einem Behälter erhöhen konnten, um an ein obenauf schwimmendes Marshmallow zu kommen.
Ein Waschbär fand allerdings eine viel bessere Lösung: Er warf den Behälter einfach um.
Eine andere Seite der Kreativität ist es, Hilfsmittel zu nutzen, um Probleme zu lösen - physische Werkzeuge.
Etwa Affen, die mit Stöckchen Termiten aus Baumstämmen fischen, oder Oktopusse, die Kokosschalen einsammeln und als tragbaren Panzer nutzen, um sich vor Feinden zu verstecken.
Materialien für später zu sammeln, gehört zu einem noch weiter fort- geschrittenen Problemlösewerkzeug, nämlich Planung.
Planung bedeutet, die nötigen Schritte zu bedenken, um ein Ziel zu erreichen, und dafür einen Plan zu machen.
Ergeben sich neue Umstände oder Möglichkeiten, muss überlegt werden, ob sie zum Plan passen oder nicht.
Ein Beispiel für diese Art von intelligentem Verhalten ist das Anlegen von Futtervorräten.
Eichhörnchen tun das instinktiv.
Aber obwohl das Verstecken von Futter ein Instinkt ist, benötigen die Eichhörnchen ein ziem- lich fortgeschrittenes Denkvermögen, um die besten Entscheidungen zu treffen.
Eichhörnchen untersuchen jede einzelne Nuss und wägen genau ab, ob sie die Zeit und den Aufwand wert ist, sie zu verstecken.
Beschädigte oder fettarme Nüsse werden sofort gegessen, während Nüsse, die noch reifen müssen, gehortet werden.
Fühlen sie sich beobachtet, tun Eichhörnchen außerdem nur so, als ob sie Nüsse vergraben würden.
Solche leeren Verstecke lenken Riva- len von den wahren Schatzkammern ab.
Eine ziemlich fortgeschrittene Strategie, denn nur, wer sich bewusst ist, dass ihm andere an den Vorrat wollen, wird sich überhaupt ein Täuschungsmanöver ausdenken.
Je komplexer das Problem, umso mehr Werkzeuge müssen kombiniert werden, um es zu lösen.
Mit mehr Werkzeug wird ein Lebewesen also flexibler und kann unterschiedliche Herausforderungen besser meistern.
Aber selbst bei komplexen Problemen ist eigentlich die Situation des individuellen Tieres das, was wirklich zählt.
Eichhörnchen sind Allesfresser, die ihr Revier aufs Blut verteidigen.
Sich erinnern zu können, wo sie überall Futter versteckt haben und wie sie ihre Feinde austricksen können, erhöht ihre Überlebenschancen.
Schafe beherrschen keine solche ausgeklügelten Tricks, müssen sie aber auch nicht.
Sie sind Weidetiere und leben in Herden.
Für sie sind soziale Fähigkeiten relevant.
Sie können verschiedene Schafe und sogar Menschen auseinanderhalten und sich über Jahre an sie erinnern - eine ganz andere Fähigkeit.
Darüber hinaus komplexe Fähigkeiten zu entwickeln und abzuspeichern, wäre völlige Verschwendung, wenn die dann nie gebraucht werden.
Der Mensch hat's anders gemacht.
Wir haben eine ungewöhnlich viel- fältige Intelligenz-Werkzeugkiste.
Das hat uns weit gebracht.
Entstanden ist dabei aus Versehen aber noch ein ganz anderes Werkzeug-Set: Kultur.
Eine Person allein könnte keine Raketen oder Teilchenbeschleuniger erschaffen.
Dank unserer Fähigkeit, zusammenzuarbeiten und Wissen über Generationen weiterzugeben, lösen wir Probleme, die weit über die Fähigkeiten des Einzelnen hinaus gehen.
Damit konnten wir unseren Planeten nach unseren Vorstellungen verändern.
Nebenbei haben wir aber auch neue Probleme kreiert: Sudoku, Steuererklärung, die Stringtheorie, und leider auch Klimawandel und Antibiotikaresistenzen.
Nur, wenn wir über unser unmittelbares Überleben bis in die ferne Zukunft hinaus denken, werden wir diese Probleme lösen können.
Das Werkzeug dafür haben wir, wir müssen es nur nutzen.
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