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2023-10-23
Am Morgen auf dem Hochfelln im Chiemgau.
Im Berggasthof ist Evi Maier schon seit 6 Uhr in der Küche.
Die Seniorwirtin wohnt und arbeitet seit rund 60 Jahren hier oben.
Das ganze Jahr über.
Sie kocht mit Holz, Kohle und Gas.
Denn Strom gibt es nur, wenn das Aggregat läuft.
Für die 80-Jährige ist das Alltag.
Ich bin in der Früh da zum Einheizen und ein bissel Herrichten.
Und dann kommt die ganze Mannschaft, dann helfen wir alle zusammen.
Auf der Mittelstation der Seilbahn.
Mit der frühen Arbeitergondel kommt schon mal ihr Sohn Alois, den alle nur Lois nennen.
Er wohnt mit seiner Familie in Bergen am Fuß des Hochfelln und sorgt für Nachschub.
Der Juniorwirt kann verstehen, dass seine Mutter heroben leben will.
Das ist ihr Leben.
Man kann einen Menschen, der so lange da oben ist, nicht umpflanzen.
Das würde meine Mutter zutiefst verletzen, wenn sie da nimmer sein dürfte.
Ein sonniger Tag bei Temperaturen um die 20° ist vorhergesagt.
Da erwarten die Wirtsleute vom Hochfellnhaus auf 1674 m Höhe viele Gäste.
Evi hat Erbsen- und Gulaschsuppe gekocht, und ein Sauerkraut gibt's auch.
Heute gibt's einen Bauernschmaus, weil gestern ein bissel Schweinsbraten übrig geblieben ist.
Das ist halt dann so ein Resteding.
Mit Schweinsbraten, Knödel, Sauerkraut, Leberkäs und Würstel.
Die Knödel macht Evi selbstverständlich selbst.
Soweit es geht, kaufen die Maiers regionale Lebensmittel.
Fertigprodukte kommen nicht auf den Tisch.
Ihr Sohn hat bereits am frühen Morgen im Tal die Plattform der Materialseilbahn beladen.
Diese Fuhre besteht ausschließlich aus Kanistern voll mit Wasser, ein kostbares Gut hier heroben.
Denn es gibt keine Quelle.
Insgesamt hat er 300 Liter geholt.
Genau so viel braucht die Gaststätte am Tag.
Wir versuchen jeden Tag aufzuziehen mit der Materialseilbahn, weil es kann ja schlechtes Wetter sein.
Wenn zu viel Wind ist zum Beispiel, dann kann man mit der Materialseilbahn nimmer fahren.
Dann müssen die Tanks voll sein, sonst hat man ja kein Wasser.
Vorräte anlegen, das ist für die Wirtsfamilie Tagesgeschäft.
Wo seid ihr denn heut alle?
Seine Mutter gönnt sich eine kurze Auszeit, bevor es richtig losgeht.
Sie hat ein großes Herz für die Natur.
Und auch für die Bergdohlen, die gerne Rosinen mögen.
Ich respektier das halt, ich freu mich an den Sachen.
* Dohle piepst * - Ja.
(lacht) Jaja.
Evi gehört zur dritten Generation der Wirtsfamilie Maier, die 1921 die Unterkunft dem Hochfellnhausverein abkaufte.
Ihren verstorbenen Mann Lois hat sie schon in ihrer Jugend beim Berggehen und Skifahren kennengelernt.
1972 kommt der gemeinsame Sohn auf die Welt.
Einer der großen Glücksmomente in Evis Leben.
Ein Jahr zuvor wurde die Seilbahn fertiggestellt, von Arbeitern aus Österreich, Italien, Spanien und der Türkei.
Evi war die einzige Frau am Gipfel und hat sie zuweilen kulinarisch versorgt.
Sie haben sich Hendl raufkommen lassen vom Dorf.
Und wenn mein Rohr frei war, hab ich's ihnen gebraten.
Wir sind gut ausgekommen.
Mit der ersten regulären Seilbahn um 9 Uhr kommen ihre Schwiegertochter, heute auch ihre Enkelin und 3 Helfer.
Bald werden die ersten Gäste da sein.
Jeder weiß, was er zu tun hat.
Evi ist keine gelernte Köchin, dafür aber ihr Sohn.
Man muss sich halt mit Gefühl auf die Gäste einstellen.
Und wir haben nix Kompliziertes eigentlich.
Marion hat ursprünglich im Einzelhandel gelernt.
Seit sie mit Lois zusammen ist, arbeitet sie im Hochfellnhaus mit und backt leidenschaftlich gern Kuchen.
Heute den beliebten Käsekuchen.
Ich bin wirklich gern heroben, aber ich brauch auch das unten, also das Soziale.
Das muss man schon gewohnt sein, wenn man hier so lang alleine ist.
Ich glaub, ich war heuer im Mai das letzte Mal unten.
Oder im Juni.
Seitdem war ich nimmer unten.
Aber wenn mir nix fehlt, wenn mir nix passiert, dann macht mir das nix aus.
An sonnigen Tagen kann die Familie Maier davon ausgehen, dass sie nicht lang allein bleibt.
Gegen 10 Uhr erscheinen die ersten Gäste auf "der" Aussichtsterrasse des Chiemgaus.
Freilich hat Evi Maier in den letzten 59 Jahren auch schon viele Tage mit schlechtem Wetter auf dem Hochfelln erlebt.
Etwa im Winter 2019.
Da such ich meine Haustüre.
Der Lois hat dann mit der Motorsäge den Schneeraus geschnitten.
Wie war das für dich?
Das übersteht man schon.
Früher haben wir solche Winter gehabt.
Ihre Enkelin Anna ist auch gern heroben.
Es ist ihr zweites Zuhause.
Die Hotelfachfrau arbeitet im Tal und hilft an ihrem freien Tag hier aus.
Denn wie viele Gastrobetriebe finden auch die Maiers nicht genügend Arbeitskräfte.
Was empfindet sie für ihre Großmutter?
Respekt.
59 Jahre das aushalten, das ist schon ...
(Evi) Was, du hast Respekt vor mir?
Was?
- (Evi) Du hast Respekt vor mir?
Ja, hab ich.
- (Evi) Ui, ganz was Neues.
Hey, ich war noch nie bös zu dir.
Irgendwann übernehm ich's ganz sicher.
Das dauert aber noch ein bissel.
Anna ist schließlich erst 18.
Kaiserschmarrn Nummer 1 und 2!
Gegen 11 Uhr kommen immer mehr Leute über verschiedene Wege auf den Hochfelln.
Etwa von Bergen mit der Seilbahn oder auch zu Fuß.
Die einen vom Tal in ca. 3 Stunden, die anderen von der Mittelstation.
Die Bewegung an der frischen Luft macht hungrig.
Einmal Wiener!
Das Küchenteam muss schnell die Speisen auf die Teller bringen und dabei Nerven bewahren.
Ja, die braucht man schon.
Ich glaub, die hat mein Bub auch, der Lois.
Noch schlimmer.
Der muss alles organisieren, einkaufen.
Dann wieder mit der Bergwacht ausrücken.
Ob ihr Sohn wohl heute einen Einsatz haben wird?
Der Hochfelln ist beliebt bei Gleitschirmfliegern.
Wetter und Thermik sind heute perfekt.
Das wollen sich einige nicht entgehen lassen.
Doch plötzlich stürzt jemand.
Erst scheint es nicht so schlimm zu sein.
Leitstelle Traunstein für 8016.
Dann wird Lois Maier doch zu Hilfe gerufen.
Jetzt muss das Team in der Gastwirtschaft die ganze Arbeit allein bewältigen.
Große Sorgen, dass ein Einsatz für ihren Sohn gefährlich werden könnte, macht sich Evi nicht.
Die sind geschult und er ist ja hier aufgewachsen.
Viel Zeit zum Nachdenken bleibt den Frauen der Familie Maier eh nicht, denn ab 12 Uhr herrscht Hochbetrieb.
Da lassen es sich heute auf der Terrasse an die 200 Leute schmecken.
Viele sind nicht das erste Mal hier.
Das Essen immer gleichbleibend gut, deftig und selber gemacht.
Dazu die tolle Aussicht.
So können die Gäste Abstand vom Alltag nehmen.
Die Wirtsleute hingegen sind an sonnigen Tagen besonders gefordert.
Das ist ja kein Pappenstiel.
Das ist Saison.
Wenn's regnet, dann hat man nix hier, dann sind keine Gäste da.
Und dann, wumms, kommen die ganzen Personen hoch und es ist volles Haus.
Das ist schon bewundernswert.
Die Bergwacht hat den Gleitschirmflieger zur Behandlung ins Tal geschickt.
Lois kommt von seinem Einsatz zurück.
Er hat schon vielen Menschen geholfen.
Auch in gefährlichen Notfällen, etwa bei Kälte und Schnee.
Die Wirtsfamilie muss hart im Nehmen sein.
Wir wurschteln uns so durch, würd ich mal sagen.
Aber wenn's einem schlecht geht, dann muss man runter.
Man muss schon so realistisch sein, dass man nicht in fünf Minuten Hilfe hat.
Am Nachmittag gehen die ersten Leute wieder Richtung Tal.
Die Bestellungen in der Küche werden weniger.
Die Wirtsleute können mit dem Aufräumen und Saubermachen beginnen.
Die Seniorchefin ist froh, dass sie es geschafft hat.
Anstrengend.
Eine Tasse Kaffee hat mich dann rausgerissen.
Kaffee und Kuchen.
Von eins bis drei haben wir ein gutes Geschäft gehabt.
Um Viertel vor fünf fährt die letzte Gondel von der Bergstation ab.
Übernachten können die Gäste im Hochfellnhaus nicht.
Lois und seine Frau hingegen bleiben heute da.
So hat seine Mutter Zeit für einen Spaziergang am Hochfelln.
Ihr Ziel ist das Gipfelkreuz, das zum Gedenken an König Ludwig I. errichtet wurde.
Evi möchte nirgendwo anders leben.
Trotz viel Arbeit bin ich doch ein freier Mensch da heroben.
Man kann überall hinschauen.
Schon schön.
Die meisten Abende verbringt sie hier heroben ganz allein.
Prost.
Umso mehr genießt Evi heute den Feierabend mit ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter.
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