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Das ist so wenig Bewegung und trotzdem so eine Belastung.

Immer wenn ich so erschöpft bin, dann klopft man schneller als normal.

Vermutlich haben sich viele von euch schon mal mit dem Coronavirus infiziert.

Den meisten Erkrankten geht es nach ein bis zwei Wochen wieder gut.

Aber was, wenn nicht?

Manche leiden unter Long COVID.

Was das für eine Krankheit ist, das schauen wir uns heute genauer an.

Ich treffe Jannis.

Er ist 14 Jahre alt und begeisterter Sportler.

Vor 6 Monaten hat Jannis sich mit dem Coronavirus infiziert.

Seitdem sind manche Symptome nicht mehr weggegangen.

Hättest du auch Atembeschwerden? - Richtig.

Ich hatte sehr schweres Atmen.

Das fühlt sich an, als würde man durch mehrere FFP2-Masken atmen.

Also als würde man durch eine dicke Schlafdecke atmen.

So schlechte Luft bekommt man dann da durch.

Wie ging es danach für dich weiter?

Dann sind wir beim Kinderarzt und der hat auch gesagt, dass es Long COVID sein könnte.

Aber wir waren uns nicht sicher, deswegen sind wir dort hingegangen.

Und er hat uns weiter ans Klinikum Kassel empfohlen.

Ich habe einen Lungenfunktionstest bekommen, wo sich herausgestellt hat, dass ich eine Stufenatmung bekommen habe.

Ich atme ein Stück ein, dann muss ich Schwung holen, um weiterzuatmen, und das tut weh.

Fängt man sich das Coronavirus ein und erkrankt, spricht man von einer Covid-19-Erkrankung.

Die meisten sind nach ein paar Tagen gesund.

Aber eben nicht alle.

"Long" ist Englisch und bedeutet "lang".

Von Long Covid spricht man, wenn Krankheitssymptome auch 4 Wochen nach der Erkrankung anhalten.

Sind sie nach 3 Monaten immer noch nicht weg und findet sich keine andere Ursache, spricht man von Post COVID.

"Post" ist Lateinisch und heißt "nach".

Häufige Symptome sind z.B. Luftnot, wie bei Janis.

Eine stark anhaltende Erschöpfung und Abgeschlagenheit.

Kopf- und Gliederschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten.

Manche haben auch mehrere Symptome.

Und die sind teilweise so stark, dass die Betroffenen in ihrem Alltag darunter leiden und z.B. nicht mehr zur Arbeit oder zur Schule gehen können.

Sie müssen behandelt werden.

Die genauen Ursachen für Long COVID sind noch unklar.

Ärztinnen und Ärzte gehen aktuell davon aus, dass Long Covid z.B. dann eintritt, wenn das Coronavirus oder Teile davon auch noch über einen längeren Zeitraum im Körper bleiben.

Das Virus löst dort weiter Entzündungen aus.

Das passiert auch bei anderen Viruserkrankungen.

Auch Jannis' Diagnose heißt Post COVID.

Weil er nicht mehr so viel Energie hat wie früher, muss er sich schonen und darf sich nicht zu sehr körperlich anstrengen.

Das fällt ihm sehr schwer.

Denn eigentlich spielt Jannis 2-mal die Woche Handball und bewegt sich gern.

Du bist schon echt jetzt aus der Puste, oder? - Ja.

Ich kann gerade gar nicht mehr.

Es ist so viel, so wenig Bewegung und trotzdem so eine Belastung.

Du spielst auch intensiv Handball im Verein.

Wie wirkt sich deine Krankheit aufs Training aus?

Also ich muss sehr oft Pausen machen.

Die anderen machen 1-2 Pausen im Training, ich mache 5 bis 10.

Ich kann nur einmal die Woche zum Training gehen.

Wenn ich einmal ganz doll werfe, dann tut der Muskel eine Ewigkeit weh.

Dann muss ich den 1-2 Wochen schonen, bis er wieder komplett resetet ist.

Gab es mal blöde Kommentare von den Mitspielern?

Also von meinen Mitspielern nicht, aber in der Schule manchmal.

Mach es doch einfach, mach es doch einfach, geh doch einfach weiter, mach es doch einfach.

Man selber kann aber einfach nicht mehr.

Das ist schon wirklich ein doofes Gefühl, wenn du einfach nicht mehr kannst, aber die anderen wollen, dass du weiter kannst.

Früher hast du es gekonnt.

Wenn du an deine Zukunft denkst, wie fühlst du dich da?

Also ich habe schon Angst, dass es für immer so bleibt, gerade mit dem Handball.

Und Ich hab mir auch schon ein bisschen Angst darum, weil die Ärzte nicht wissen, was man dagegen machen kann, ob es eine unerforschte Krankheit ist.

Danke dir, Janis, für deine Offenheit.

Ich drücke dir die Daumen, dass es in der Zukunft besser wird.

Dass es dir wieder besser geht.

Weil sich selbst viele Kinderärzte noch nicht gut genug auskennen, lernen betroffene Kinder und Jugendliche meistens in Long-Covid-Ambulanzen der Krankenhäuser wie hier in Bielefeld.

Die Ärztinnen und Ärzte, die hier arbeiten, haben sich auf Long-Covid spezialisiert.

Deswegen kommen Patientinnen und Patienten aus ganz NRW hierher.

Ich treffe die Psychotherapeutin Juliane Wenghaus und den Kinderarzt Jeremy Schmidt.

Gemeinsam versuchen sie festzustellen, ob die Kinder und Jugendlichen, die zu ihnen kommen, unter Long-Covid leiden.

Was genau macht ihr, wenn jemand kommt, der oder die glaubt, Long-Covid zu haben?

Genau es ist so, dass Long-Covid keine Krankheit ist, wo man sagt, wir haben einen Blutwert, den messen wir, der ist erhöht.

Dann wissen wir es ist Long-Covid, geben wir ein Medikament, und es ist besser.

Das würden wir uns manchmal wünschen, aber so weit sind wir nicht.

Deswegen machen wir viele Tests.

Manche diese Tests geben uns eher Hinweise, könnte es Long-Covid sein, und manche eher, was könnte es sonst sein?

Corona war für uns alle ziemlich anstrengend.

Gerade für Kinder und Jugendliche war das so, dass die Sorgen und Ängste entwickelt haben.

Wir wollen rausfinden, ist das der Grund, dass die diese Symptomatik haben, z.B. erschöpft sind, Bauchschmerzen haben?

Oder aber auch ist es die Symptomatik, der Grund dafür ist, dass es ihnen nicht so gut geht und sie Sorgen haben?

Heute ist Ben-Louis hier, zusammen mit seinem Vater.

Ben-Louis hat schon länger mit Erschöpfungs-Symptomen zu kämpfen.

Nun möchte das Team der Ambulanz herausfinden, ob Long-Covid der Grund dafür ist.

Beim Lungentest, von dem auch Janis erzählt hat, muss Ben-Louis besonders tief ein- und ausatmen.

Das greift die Luft durch und volle Pulle.

So wird geguckt, wie gut seine Lunge funktioniert.

Viele weitere Tests sollen u.a. zeigen, wie das Herz von Ben-Louis arbeitet.

Neben diesen Untersuchungen ist für die Diagnose außerdem ein langes Gespräch wichtig.

Dabei möchte das Ärzteteam erfahren, seit wann und wie die Symptome Ben-Louis im Alltag belasten.

Und jetzt war das so, dass du Corona hattest im April, richtig?

Und nach Corona hattest du das Gefühl, dass du nicht so gut Luft bekommen hast.

Und ist das immer noch manchmal so?

Es ist jetzt auch, was ich gemerkt habe, wenn ich Fußball spiele.

Vor Corona konnte ich eine halbe Stunde auf dem Platz sein.

Jetzt sind es 5 min, und dann bin ich schon KO.

OK! Heißt denn KO, dass du das Gefühl hast, du kriegst keine Luft mehr?

Oder eher, dass du keine Kraft mehr hast?

Dass ich keine Kraft mehr habe.

Ihr habt auch hier Herzklopfen, schneller Herzschlag angeschreuzt.

Wann ist das denn?

Das ist immer, wenn ich so erschöpft bin, dann klopft mein Herz schneller als normal.

Nun werden die Ergebnisse von Ben-Louis ausgewertet.

Und wenn ihr feststellt, dass jemand tatsächlich Post-Covid hat, wie behandelt ihr die Krankheit?

Manche haben mehr Probleme so mit der Lunge oder dem Herz.

Manche haben mehr Probleme mit einer allgemeinen Erschöpfung.

Das sind auch die häufigeren.

Und da ist es wichtig zu schauen, wird die Erschöpfung nach Belastung schlimmer.

Also z.B. auch bei Ben-Louis, wenn er Fußball spielt, wird die Erschöpfung schlechter, auch am nächsten Tag.

Dann müssen wir schauen, wie kann man gut mit diesen Kraftreserven umgehen?

Diese Patienten haben leider weniger Kraft als wir, wenn wir morgens aufstehen, für den Tag zur Verfügung.

Dann muss man sich diese Kraft besser einteilen.

Das ist wichtig, die Kinder und die Eltern dazu zu beraten.

Die wissen das überhaupt nicht, dass es diesen Zusammenhang gibt.

Das ist der 1. springende Punkt.

Dass man mit den Eltern zusammen ein Konzept erarbeitet, wie man mit Belastungen umgeht.

Patienten, die wie Ben-Louis unter extremer Erschöpfung leiden, wird geholfen, ihre Energie einzuteilen.

Das nennt man Pacing.

Wenn sich Betroffene in der Schule, beim Sport oder beim Spiel mit Freunden zu sehr auspauern, kann es passieren, dass sie am nächsten Tag einen Crash verspüren.

Also gar keine Energie mehr haben.

Ihr Körper braucht einige Tage, um sich wieder ausreichend mit Energie aufzufüllen.

Beim Pacing geht es darum, von vornherein immer nur so viel Energie zu verbrauchen, wie vorhanden ist.

Ben-Louis hat sein Ergebnis bekommen.

Er hat eine leichte Form von Post-Covid.

Ein Tagebuch, in dem er seine Anstrengungen und Tätigkeiten genau dokumentiert, soll ihm in Zukunft helfen, besser mit seiner Krankheit umzugehen.

Wie geht es dir mit dem Ergebnis?

Ab heute weiß ich, was ich habe.

Das kann ich auch zusammen mit meiner Familie und den Ärzten zusammen bekämpfen.

Ich wünsche Ben-Louis alles Gute.

Seine Daten und die von anderen Kindern und Jugendlichen sollen für eine Studie genutzt werden, um mehr über Long-Covid herauszufinden und in Zukunft hoffentlich vielen zu helfen.

Nicht nur das Team der Uni forscht zu Long-Covid.

Viele Ärztinen und Ärzte arbeiten daran, die Krankheit besser zu verstehen.

Wie ist das bei euch?

Seid ihr selbst an Long-Covid-erkrankt oder kennt jemanden?

Schreibt mir einen Kommentar unter 9einhalb.de.

Tschüs, bis zum nächsten Mal.