德语助手
2023-05-23
Knuspriges Brötchen.
Saftiges Fleisch.
Knackiges Gemüse und eine pikante Sauce.
Läuft euch das Wasser auch schon im Mund zusammen?
Ich hab extra hier keinen Döner vor der Kamera, damit ihr nicht neidisch auf mich werdet.
Es ist eine kulinarische Köstlichkeit, ganz klar.
In diesem Video hier geht es um ein sehr spannendes Thema, nämlich um die Geschichte dieses Nahrungsmittels, dieses Döners.
Ein wunderbarer Themenvorschlag, der von euch kam.
Und hier ist die Auflösung.
Menschen treiben, schon seit es sie gibt, miteinander Handel.
Dank archäologischer Funde wissen wir, dass die Waren oft Tausende Kilometer weit transportiert werden.
Je kostbarer, umso weiter reisen sie.
Der Handel verbindet die Kontinente.
Der Handel sorgt auch dafür, dass kulturelle oder technische oder wissenschaftliche Errungenschaften rund um die Welt gehen.
Und das nicht erst seit gestern, sondern schon seit langer Zeit.
Natürlich tasuchen die Menschen auch Rezepte aus.
Miteinander essen, das hatte früher von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert eine große Bedeutung.
Außerdem gibt es kaum eine Gelegenheit, bei der Menschen so experimentierfreudig sind wie beim Essen.
Zumindest manche.
Ich kenn auch einige, die gar nicht experimentierfreudig sind.
Aber das ist ein anderes Thema.
Die orientalische Küche beeinflusst die arabische Küche und die wiederum die Küche Europas.
Natürlich gibt es auch beim Essen Moden.
Im 16. und 17. Jahrhundert kommen die Kaffeehäuser auf.
Die Türken werden als Eroberer gefürchtet und bekämpft, ihren Kaffee trinkt man in Europa aber gerne.
Im 19. Jahrhundert gibt die französische Küche den Ton an.
Auch in Deutschland orientiert man sich sehr an den Nachbarn, zumindest in der gehobenen Küche.
Größere Veränderungen gibt es nach dem Zweiten Weltkrieg.
Nach Deutschland kommen viele Gastarbeiter, wie man damals sagt.
Aus Italien, aus Jugoslawien, aus der Türkei.
Diese Menschen bringen die Kochtraditionen ihrer Heimat mit.
Weil's plötzlich einen Markt dafür gibt, finden sich in den deutschen Läden bald auch Gewürze und Lebensmittel, die man bisher als "exotisch" bezeichnet hätte, die es nicht gab.
Jetzt sind sie da.
Wichtiger ist aber die Wirtschaftskrise in den 70er-Jahren.
Die Arbeiter aus dem Ausland arbeiten vor allem in der Industrie.
Als dort Arbeitsplätze wegfallen, stehen die Menschen vor der Entscheidung, zurück in ihr Geburtsland zu gehen oder aber in Deutschland zu bleiben und anders ihr Geld zu verdienen.
Recht viele dieser Leute eröffnen Lokale.
In diesen Restaurants bieten sie Speisen aus ihrer Heimat an, Spezialitäten.
Die jugoslawischen, italienischen und griechischen Restaurants profitieren dabei stark davon, dass die Deutschen sehr gern in diese Länder verreisen.
Zu Pizza beim Italiener um die Ecke gibt es Urlaubsgefühle gratis, wenn auch nur einen Abend lang.
In die türkischen Restaurants gehen anfangs vor allem die eigenen Landsleute.
Die Türkei war nicht grade ein beliebtes Reiseziel der Deutschen.
1984 machen grade mal knapp 250.000 Deutsche dort Urlaub.
20 Jahre später sind es allerdings schon knapp vier Millionen.
Da ist der Döner längst auf seinem Siegeszug.
Aber immer der Reihe nach.
Es gibt ja ein altes Sprichwort, das besagt: Der Erfolg hat viele Väter.
Das trifft auch auf den Döner zu.
Das Gericht ist in der Türkei schon im 19. Jahrhundert bekannt.
Und zwar kommen dort wohl mindestens zwei Köche in zwei verschiedenen Städten, in Kastamonu und Bursa, auf die gleiche Idee:
Gut gewürztes, mariniertes Fleisch vom Lamm oder Kalb zu grillen, in kleine Stückchen zu schneiden und mit Brot umzuwickeln.
Der eine grillt das Fleisch zunächst ganz klassisch in der Waagerechten.
Der andere kommt auf die Idee, es aufzuspießen und im Feuer zu drehen.
Wörtlich übersetzt bedeutet "Kebab" "gegrilltes Fleisch".
"Döner" bedeutet "sich drehen".
Ein Döner Kebab ist also ein sich drehendes Grillfleisch.
Aber die Frage ist: Wie kommt die türkische Leibspeise nach Deutschland?
Neben der Bereicherung der deutschen Gastrolandschaft durch ausländische Lokale gibt es in den 1970er- und 1980er-Jahren einen zweiten Trend: Fast Food.
Schnelle Snacks, die man nicht im Lokal zu sich nimmt, sondern an einer Imbissbude.
Für das Kebab bedeutet das, es wird nicht mehr in Brot gerollt, sondern to go in einen Fladen gesteckt.
Wer als Erster auf die Idee kam, darüber streiten sich Dönergelehrte.
Sicher ist, es ist eine deutsche Erfindung.
Eine Theorie besagt, das war der in Berlin ansässige türkische Gastarbeiter Kadir Nurman im Jahr 1972, der den Döner in seiner heutigen Form erfunden hat.
Andere Quellen meinen, Nevzat Salim habe schon 1969 im baden-württembergischen Reutlingen den Urdöner verkauft.
Ist es also eine schwäbische Erfindung?
Es gibt auch einen Berliner, Mehmet Aygün, der sagt, er verkaufe seit 1972 Döner in Berlin.
Wenn wir heute einen Döner bestellen, dann erwarten wir weit mehr als Fleisch und Brot.
Das liegt daran, dass der Döner immer stärker eingedeutscht wurde.
Klar, anfangs haben vor allem türkische Arbeiter das Angebot der Imbisse angenommen.
Diese Männer, es arbeiten damals meistens Männer in den Fabriken, haben oft nicht die Kantine ihres Betriebes genutzt, denn dort gibt es Schweinefleisch.
Sie gehen zum Imbissstand.
Ziemlich schnell genießen nicht nur türkische Arbeiter diesen Snack, sondern immer mehr Deutsche, die das lecker finden.
Die Anbieter stellen sich darauf ein und passen das Gericht dem deutschen Durchschnittsgeschmack an.
Heute verwendet man meist Kalbs- oder Putenfleisch, denn Hammel ist in Deutschland nicht wirklich populär.
Typisch Deutsch sind auch die vielen Saucen.
Das merkt man auch bei Nudeln.
In Deutschland in italienischen Restaurants ist viel mehr Sauce dran als in Italien.
Und Döner mit scharfer Sauce ist etwas typisch Deutsches.
In der Türkei gäbe es Paprika, Tomaten und Joghurt dazu.
Wie esst ihr euren Döner am liebsten? Was muss da rein?
Schreibt's gerne in die Kommentare.
Für mich muss unbedingt Peperoni und Schafskäse mit rein.
Das nur am Rande.
Diese Anpassungen schwappen dann sogar zurück in die Türkei.
Damit sich die deutschen Touristen nicht umstellen müssen, gibt's in Touristenorten heute einen klassischen deutschen Döner.
Manche denken, sie haben da eine besondere türkische Spezialität vor sich, dabei handelt es sich um Touristenessen.
Davon mal abgesehen füllt der Döner seit langer Zeit nicht nur leere Bäuche, sondern auch Geldbeutel.
Hier ein paar Zahlen vom Verein Türkischer Dönerhersteller In Europa.
Demnach werden in Europa jeden Tag 400 Tonnen Döner hergestellt.
Mehr als 60.000 Menschen verdienen sich damit ihren Lebensunterhalt.
Die Branche macht in Deutschland zwei bis drei Milliarden Euro Umsatz jährlich.
Döner ist ein Exportschlager.
Denn etwa eine Milliarde Euro Umsatz entfällt auf aus Deutschland exportierten Döner.
In Berlin allein gibt es 1.600 Dönerläden.
In ganz Deutschland etwa 16.000.
In 200 Betrieben werden Dönerspieße hergestellt.
Der Döner spielt schon lange in der Kultliga der schnellen Snacks ganz oben mit.
Bratwurst, Mettbrötchen, Leberkäswecken, Currywurst, der Döner schlägt sie alle!
Zumindest wenn man den Kultfaktor betrachtet: "Döner macht schöner."
Und außerdem ist er im Vergleich relativ gesund.
Heute ist das Dönergeschäft ein Big Business.
Damals, in den 1970er-Jahren, hat sich sicher niemand hingestellt und Döner verkauft, um damit reich zu werden.
Für viele ehemalige Gastarbeiter war die Gastronomie die einzige Chance, in der deutschen Arbeitswelt, in der neuen deutschen Heimat, Fuß zu fassen.
Aus türkischen Zuwanderern wurden deutsche Unternehmer.
Der Döner sozusagen zu einem echten Integrationshelfer.
Auch dank "Der Gerät". Denn das schläft natürlich nie.
Allerdings mit der Ausnahme einiger ewig Gestriger.
Im Jahr 2006 wird ein eigentlich positiv besetzter Begriff, der Name eines Lieblingsessens vieler Deutscher, plötzlich zu einem abwertenden, rassistischen Kampfbegriff.
Als die Rechtsterroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds Ausländer ermorden, tappt die Polizei lange im Dunkeln.
Die Behörden glauben nicht an einen rechtsextremen Hintergrund.
Sie meinen, es handelt sich um Bandenkriminalität im Ausländermilieu.
Als eine Zeitung über den Mord am Inhaber eines türkischen Dönerimbiss in Nürnberg berichtet, der, wie man heute weiß, zur NSU-Mordserie gehört, wird in der Überschrift der verkürzte Begriff "Dönermord" verwendet.
Dieses Wort wird später zum Unwort des Jahres 2011 ernannt.
Mit der Begründung: Mit der sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung einer rechtsterroristischen Mordserie werden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt und die Opfer selbst in höchstem Maße diskriminiert, indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden.
Ihr seht also, die Geschichte des Döners ist so viel mehr als Fast Food.
Sie hat mit so vielen Punkten deutscher Geschichte zu tun und spiegelt die Entwicklung unserer Gesellschaft wider.
Es beginnt locker mit Essen, am Ende sind wir beim Rassismus.
Wenn ihr nächstes Mal mit Freunden einen Döner genießt, könntet ihr jetzt mit dem einen oder anderen Funfact aus der Geschichte glänzen.
Aber noch wichtiger ist, dass es euch schmeckt.
In diesem Sinne: Viel Spaß und guten Appetit!
Welche Gerichte fändet ihr noch spannend?
Worüber würdet ihr noch mehr erfahren wollen?
Schreibt's in die Kommentare.
Hier findet ihr ein passendes Video zum Thema "Deutschtürken", die Geschichte dahinter.
Und darunter ein Video der Kollegen von "STRG_F" zum Thema "Fleischersatz".
Danke fürs Zuschauen. Bis nächstes Mal und guten Appetit.
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