德语助手
2023-07-26
Die Gen Z ist: faul, arbeitsscheu, fordernd, verwöhnt.
Okay, alles klar.
Wenn du zwischen 1998 und 2010 geboren wurdest, dann hast du was mit Greta Thunberg, Billie Eilish und Shawn Mendes gemeinsam: Ihr gehört zur Gen Z.
Dann gibt's ja noch superviele andere Buchstaben aus dem Alphabet für die Vorgenerationen.
Aber die Geburtsjahre sind jetzt nicht so superklar festgelegt.
Deswegen rechne ich mich jetzt mal großzügig auch mit zur Gen Z.
Okay, und wir sind faul?
Eine Generation voller Unmotivierter und Onlinesüchtiger?
Na toll.
Aber was ist an den Vorurteilen eigentlich dran?
Auf geht's.
Also, Faulheit kann man aus ganz unterschiedlichen Perspektiven sehen.
Aber uns interessiert vor allem die psychologische, weniger die BWL, VWL, soziologische oder philosophische Perspektive.
Ich meine, so ganz klar trennen, ist jetzt ein bisschen schwierig, aber wir versuchen es.
Kurzer Disclaimer: Das Video wird so eine Art Gedankenexperiment aus psychologischer Sicht.
Aber los geht's.
Faulheit ist nämlich kein psychologischer Fachbegriff.
In der Psychologie würden wir eher von einem geringen Antrieb oder fehlender Motivation sprechen beziehungsweise einer niedrigen Ausprägung dieser Eigenschaften.
Okay, wir merken uns: Antrieb und Motivation.
Viele Medien sagen, die Gen Z hat keine Lust mehr, zu arbeiten.
Und wenn ich so auf TikTok rumscrolle, na ja, dann könnte der Eindruck irgendwie auch entstehen.
Okay, so wie ich das hier sehe, geht's vor allem um Mental Health, also eine gute Work-Life-Balance.
Eine bessere Work-Life-Balance kann man durch ganz verschiedene Dinge erreichen.
Zum Beispiel durch ... na ja, weniger Work und mehr Life und dadurch eine bessere Balance.
Also, weniger Stunden arbeiten, Teilzeitmodelle und so weiter.
Gut, das könnte jetzt erst mal faul wirken, aber vielleicht ist das ja ein ganz smarter anstatt ein fauler Move der Gen Z.
Weil laut einer Studie scheint sich die Generation Z mehr um ihre psychische Gesundheit zu kümmern.
Aber tatsächlich ist es auch so, dass bei der Gen Z häufiger Depressionen diagnostiziert werden.
So, und ein Symptom der Depression ist ja Antriebslosigkeit.
Ihr erinnert euch, ein geringer Antrieb ist ja so das, was wir psychologisch am ehesten als faul interpretieren könnten.
Hm, also damit hätten wir ja jetzt eigentlich schon eine ganz einfache Erklärung.
Weniger Work, mehr Life und weniger Antrieb wegen ... na ja, Depressionen.
Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Weil der Anstieg von Diagnosen bedeutet nämlich nicht zwangsläufig, dass die Generation depressiver ist.
Sondern eben nur, dass mehr diagnostiziert wird.
Und das kann zum Beispiel daran liegen, weil sich die Gen Z eben mehr um die mentale Gesundheit kümmert und auch eher mal professionelle Hilfe aufsucht.
Und nebenbei, eine gute Work-Life-Balance ist jetzt nicht nur sinnvoll für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern auch für die Unternehmen selbst.
Das könnt ihr ja mal unter dem Link hier in der Infobox nachlesen.
Weil die Anzahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankung nimmt einfach immer weiter zu.
Und inzwischen ist sie auf Platz zwei der Ursachen für Arbeitsunfähigkeit.
Laut des Gesundheitsreports der Techniker Krankenkasse sind psychische Störungen für die meisten Fehltage verantwortlich.
Passt auf, von 2000 bis 2021 ist der Wert um 120 Prozent gestiegen.
Na ja, und das ist ja jetzt auch schon ein langer Zeitraum, bevor die Gen Z auf den Arbeitsmarkt kam.
Ja, okay, jetzt wird es doch noch ein klein bisschen VWL-iger.
Aber solche Arbeitsunfähigkeiten bedeuten extrem hohe Kosten für Unternehmen.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin schätzt die Kosten, die durch Arbeitsunfähigkeit entstehen, auf circa, und jetzt haltet euch fest, 90 Milliarden Euro.
Jährlich.
Davon sind knapp 16 Milliarden Euro nur durch psychische Erkrankung.
Jährlich.
Also, Gen Z achtet mehr auf die eigene psychische Gesundheit.
Das erscheint mir jetzt nicht zwangsläufig faul.
Woher kommt das Vorurteil? Vielleicht hat sich ja einfach die generelle Einstellung zum Konzept Arbeit geändert.
Also insgesamt über alle Generationen.
Der Psychologe Rüdiger Maas hat ein Buch zu dem Thema geschrieben und eine Studie durchgeführt und sagt in einem Interview, dass die Generationen vielleicht insgesamt sogar sehr, sehr ähnliche Vorstellungen haben zu zum Beispiel der Viertagewoche oder Homeoffice.
Also, woher dann das Vorurteil?
Laut Rüdiger Maas könnte ein Grund Sozialneid sein.
Also der Neid älterer Generationen gegenüber den Jüngeren.
Neid, weil es die Gen Z insgesamt leichter hat.
Kein Mauerfall, eine geringe Arbeitslosigkeit, keine Bankenkrise.
Okay, so weit richtig.
Arbeitslosigkeit ist nicht mehr so ein Megaproblem, und die Jobaussichten scheinen insgesamt auch ganz gut zu sein.
Aber es gibt halt auch Coronakrise und den Ukraine-Krieg und unseren Dauerbrenner, die Klimakrise.
Ja gut, das wussten die alten Generationen auch schon, aber uns betrifft es halt.
Das sind alles Themen, die unsere Generation täglich beschäftigen.
Das heißt, die Zukunftsaussichten sind ... na ja, zumindest erst mal ungewiss.
Und wenn die Welt schon untergeht, dann genieße ich doch lieber mein Leben im Hier und Jetzt, anstatt, keine Ahnung, zu sparen.
Und die Gen Z steht eben auch für ihre Bedürfnisse ein.
Aber die Gen Z hat durchschnittlich weniger Berufserfahrung, als zum Beispiel die Gen Y, und ist auch eher bereit, mal den Job zu wechseln, wenn sie unzufrieden mit ihrem derzeitigen Job sind.
Und sie ist neu auf dem Arbeitsmarkt.
Und weil sie neu ist, wird ihr vielleicht einfach nicht zugestanden, solche Ansprüche zu haben.
Wie sieht es jetzt mit der Arbeitsmoral aus?
Die intrinsische Motivation bei der Arbeit ist in der Gen Z wahrscheinlich wichtiger als noch in den Generationen davor.
Intrinsische Motivation heißt hier, dass es viel wichtiger ist, einer Arbeit nachzugehen, die man als sinnvoll empfindet, die einem Lust und Spaß macht, die den eigenen Interessen und Werten entspricht.
Also, eine Arbeit aus dem eigenen inneren Antrieb heraus.
Das heißt, in der Gen Z ist es trotzdem total wichtig, bei der Arbeit gut zu performen und gute Leistungen zu erbringen, nur eben nicht auf Kosten der Gesundheit.
So, und was noch auf den ersten Blick vielleicht erst mal nach Faulheit aussieht, ist, dass die Gen Z ihre Arbeits- bedingungen häufiger verhandelt.
Warum? Weil sie beim derzeitigen Arbeits- und Fachkräftemangel einfach in einer besseren Verhandlungsposition sind.
Und was wird gefordert?
Na ja, vor allem sinnvolle und spannende Jobs mit einer klaren Trennung zwischen Arbeit und Privatleben.
Also einfach gesagt, die Gen Z wird auf dem Arbeitsmarkt gebraucht.
Und das wissen die auch.
Deswegen ... (I quit! You'll never see me again!)
Tja, also das kann passieren, wenn die Arbeitsbedingungen eben nicht so gut passen.
Also, in a nutshell, woher kommen die Vorurteile?
Kurze Antwort, wahrscheinlich Generationenkonflikte.
Also so was wie Sozialneid.
60 Prozent der Arbeitsplätze sind von einem Generationenkonflikt betroffen.
Dann eine andere Einstellung der Gen Z zur Arbeit.
Also nicht unbedingt eine faulere Einstellung, zum Beispiel aber ein stärkerer Fokus auf eben die mentale Gesundheit.
Und ein anderer Arbeitsmarkt, also eine bessere Verhandlungsposition der Arbeitnehmer:innen.
Sind diese Generationkonflikte neu?
Nein. Also hier mal ein Zitat: Niemand möchte mehr arbeiten, solange sie nicht genug Geld bekommen, um die Hälfte der Zeit zu arbeiten und die andere Hälfte zu faulenzen.
Das ist ein Zitat aus der amerikanischen Zeitung "The Mulberry News" von 1922.
Also vor ziemlich genau 100 Jahren.
Und nicht nur in den USA hat man der jüngeren Generation vorgeworfen, faul zu sein.
Die "Neuen Zürcher Zeitung" schreibt im selben Jahr von einer verlotterte Arbeitsmoral, der mit Ernst und Kraft entgegengewirkt werden müsse.
Na ja, vielleicht ist es ja auch kein Generationenkonflikt, sondern eher ein Generationsunverständnis oder -missverständnis.
Simon Schnetzer ist Jugendforscher und Studienleiter der Trendstudie "Jugend in Deutschland 2023".
Und er sagt, dass es insgesamt eine Einigkeit in der Werteorientierung gebe.
Also Familie, Freiheit und Gerechtigkeit sei sowohl der älteren als auch der jüngeren Generation wichtig.
Ein Konflikt würde bei dem Thema Altersarmut bestehen.
Die Älteren hätten Angst, dass die jüngeren Personen nicht genügend arbeiten, um ihnen ihre Rente zu bezahlen.
Und die Jüngeren haben Angst, in ein System einzuzahlen, aus dem sie nichts herausbekommen.
Insgesamt denke ich, dass die Generationen voneinander lernen können.
Von der älteren Generation kann die Gen Z vielleicht lernen, dass es für eine funktionierende Gesellschaft auch wichtig ist, Dinge zu tun, die einem nicht gefallen.
Denn Jobs nicht anzunehmen oder die Arbeit zu wechseln, weil sie einem im Moment nicht gefällt, funktioniert nur aus einer sehr privilegierten Position heraus.
Die uns zum einen die älteren Generationen überhaupt erst ermöglicht haben und zum anderen, in der sich auch nicht jede Person der Gen Z überhaupt befindet.
Was die Gen Z aber gut macht, ist, sich um die eigene Gesundheit, um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern und für ihre Vorstellungen einzustehen.
Eine gute Work-Life-Balance und dadurch vielleicht weniger Fehltage durch Arbeitsunfähigkeit, ist gesamtgesellschaftlich und natürlich auch für die Gesundheit und das Wohlbefinden jedes Einzelnen total wichtig.
Das war es mit dem Video zum Thema Gen Z.
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