德语助手
2021-01-29
Ok, Alkohol ist ungesund, das braucht keiner mehr zu erzählen. Aber nur ein bisschen Alkohol, ein Bierchen hier, ein Weinchen da, ist das vielleicht sogar gesünder als gar kein Alkohol?
Zumindest liest man das ständig. Schauen wir mal die Wissenschaft an. Willkommen bei mailab, Freunde der Sonne. Ich bins wieder, Mai, eure Chemikerin des Vertrauens.
Wie viele von euch wissen, bin ich eine Asiatin. . . Nein! . . . die keinen Alkohol verträgt, weil mein Abbauenzym kaputt ist. Aldehyd-Dehydrogenase. . .
Und wenn ich nicht gerade wissenschaftlich demonstriere, dass mein Abbauenzym kaputt ist. . . Herzrasen, ja. . . . lebe ich abstinent, ich trinke keinen Alkohol.
Dieses Weinglas, Freunde, ist. . . nur Requisite. Aber vielleicht sollte ich mich mal fragen, ob ich nicht doch ein bisschen trinken sollte, aus gesundheitlichen Gründen.
Es gibt dazu einige wissenschaftliche Studien. Schauen wir uns mal eine der neuesten über Alkoholkonsum und Demenz an, die 2018 rauskam.
Man hat sich hierfür über 9000 Briten angeschaut, die sich in den 80ern dazu bereit erklärt hatten, an einer Langzeitstudie teilzunehmen.
Alle 4-5 Jahre wurden die Teilnehmer medizinisch untersucht und u. a. auch zu ihrem Trinkverhalten befragt. Mittlerweile sind die Teilnehmer alt genug, sodass fast 400 von ihnen an einer Demenz erkrankt sind.
Jetzt fragten sich die Forscher, gibt es einen Zusammenhang zwischen Demenzrisiko und Trinkverhalten? Ja, hier sind die Ergebnisse.
Was ihr hier seht, ist die "Hazard Ratio", aufgetragen gegen die Alkoholmenge. Rechts geht die Kurve einfach linear nach oben. Je mehr Alkohol, desto höher war auch das Demenzrisiko.
In England ist die offizielle empfohlene Alkoholmenge maximal 14 Alkohol-Units pro Woche. Das entspricht 3,5 l Bier pro Woche. Mit dieser Alkoholmenge geht ein gewisses Demenzrisiko einher, das wir jetzt als Referenzwert nutzen.
Die stärksten Trinker waren bei einer Hazard Ratio von drei. Das bedeutet, das Demenzrisiko war verdreifacht. Jetzt habt ihr aber selbst gemerkt, dass die Kurve links ein bisschen komisch aussieht.
Erst haben wir einen Bereich, wo die Kurve flach verläuft. D. h. in einem Bereich, wo man eh nicht so viel trinkt, gibt es sich nicht viel, ob man bisschen mehr oder weniger trinkt.
Doch dann, ganz links macht die Kurve einen Knick nach oben. Und das bedeutet, dass Leute, die gar keinen Alkohol trinken, ein erhöhtes Demenzrisiko haben, im Vergleich zu denen, die wenig trinken.
Man nennt so eine Kurvenform auch J-förmige Beziehung. Weil das eben ein bisschen aussieht wie ein J. Und diese Erhöhung da hinten, die war hier auch statistisch signifikant.
D. h, es war ziemlich wahrscheinlich keine zufällige Schwankung. Für mich als Nichttrinker heißt das jetzt erst mal: oh nein! Und natürlich war auch dieser kleine Knick das Einzige, was groß durch die Medien ging.
Für den linearen Zusammenhang zwischen Alkohol und Demenz haben sich die wenigsten interessiert. Nein, es war die Tatsache, dass Alkoholabstinenz mit dieser leichten Erhöhung von Demenzrisiko zusammenkommt.
Das war die Schlagzeile. Aber Achtung, Achtung! Ich hab immer noch keine Batterien.
So viel sagt dieser Knick am Ende dann doch wieder nicht aus, denn Menschen, die gar keinen Alkohol trinken, die muss man mit Vorsicht genießen. Also statistisch gesehen.
Wir leben ja in einer Gesellschaft, in der Alkohol ganz selbstverständlich dazu gehört. Wenn hier jemand keinen Alkohol trinkt, hat diese Person meistens sehr spezielle Gründe. Über mich haben wir schon gesprochen.
Ja. . . Bei anderen können andere medizinische Besonderheiten vorliegen. Z. B. Probleme mit der Leber, sodass sie nichts trinken dürfen. Oder dass sie früher Alkoholiker waren und jetzt trocken sind.
Anders gesagt, Nichttrinker unterscheiden sich von Trinkern nicht nur durchs Nichttrinken, sondern auch durch weitere systematische Unterschiede, die sie schwer vergleichbar machen. Das kann man auch in unserer Demenzstudie sehen.
Die Gruppe der völligen Abstinenzler waren in dieser Studie überdurchschnittlich oft Frauen mit geringem Bildungsabschluss, mit geringem Einkommen, die häufig übergewichtig waren, sich schlecht ernährten und wenig Sport machten.
Das alles sind selbst Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung. Warum diese Faktoren mit dieser Abstinenz zusammenfielen, das weiß man nicht, aber so ist die Datenlage nun mal.
Es kommt sogar häufiger vor, dass es in Studien zu Alkohol diesen linearen Zusammenhang gibt mit J-Erhöhung hin zu den Abstinenzlern. Wo man die Abstinenzler aber extra rausnimmt aus der Auswertung, weil sie so schlecht vergleichbar sind.
Deswegen sind Menschen, die keinen Alkohol trinken, statistisch mit Vorsicht zu genießen. Trotzdem ist es nicht auszuschließen, dass ein bisschen Alkohol für bestimmte Krankheiten von Vorteil sein könnte.
In dieser Studie wurden 83 ähnliche Langzeitstudien gleichzeitig ausgewertet. Mit insgesamt fast 600.000 Menschen. Hier sehen wir jetzt was, was ihr vielleicht auch schon in den Schlagzeilen gelesen hat.
Nämlich: Teilnehmer, die mehr Alkohol tranken, hatten ein geringeres Herzinfarktrisiko. Das Risiko sinkt zwar nicht beliebig tief, aber bemerkenswert ist es.
Muss ich jetzt doch zuschauen, dass ich ab und zu ein Bier trinke? Nur, wenn ich nichts gegen Schlaganfälle habe. Denn bei Schlaganfällen wurde ein erhöhtes Risiko beobachtet, wie auch bei vielen anderen unschönen Krankheiten.
Und über die Studie hinaus weiß man ja auch, dass Alkohol mit bestimmten Krebsarten zusammenhängt und auch mit Lebererkrankungen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass man hier feststellte, dass Alkoholkonsum mit einem generell erhöhten Sterberisiko zusammenhängt.
Je mehr Alkohol, desto früher tot! Vielleicht nicht unbedingt durch Herzinfarkt, aber das ist nicht der Punkt, den man für sich aus der Studie rauspicken sollte.
Aber vielleicht ist es gar nicht der Alkohol, also das Ethanol an sich, sondern irgendwelche anderen Stoffe, die Gutes tun. Rotwein soll ja so einige Wundermittel enthalten. Darunter ein kleines Molekül namens Resveratrol.
Antioxidativ! Und ja, Resveratrol hat bisher in Laborexperimenten, also an Zellen und an Tieren, ganz schön beeindruckende Ergebnisse hingelegt.
Als potentielles Mittel gegen Alzheimer, bestimmte Krebsarten, ja sogar als Anti-Aging-Mittel. Doch wenn man sich deswegen Rotwein reinschüttet, bleibt immer noch das Problem. . .
Ethanol! Nach wie vor Alkohol und ungesund. Wobei man auch Resveratrol als Pulver im Internet bestellen kann. Aber auch hier würde ich das Geld sparen, bevor es nicht klarere Ergebnisse aus klinischen Studien mit Menschen gibt.
Aber kann man nicht irgendwie ausnutzen, dass Alkohol bei bestimmten Krankheiten das Risiko zu senken scheint? Vielleicht schon. Erst mal Achtung, Achtung!
Bei allem, worüber wir heute gesprochen haben, handelt es sich um Korrelationen und nicht um Kausalitäten. Wenn ihr nicht wisst, was das bedeutet, nicht schlimm. Es gibt ein ganzes Video dazu.
Aber wenn jetzt Alkohol tatsächlich gegen Herzinfarkt helfen würde, könnten wir trotzdem nicht Alkohol als Medikament einsetzen. Wegen so unbeliebter Nebenwirkungen wie Tod oder anderen Krankheiten.
Aber es könnte sich lohnen, herauszuknobeln, in welche biochemischen Mechanismen Alkohol genau verwickelt ist. Da gibts interessante Hypothesen, z. B. verbessert Alkohol akut die Blutfettwerte. Das könnte auf Dauer das Risiko senken, dass Herzkranzgefäße verstopfen.
Wenn man erst mal verstanden hat, was da genau passiert, könnte man einen Wirkstoff entwickeln, der nicht so gefährlich ist wie Alkohol, aber in denselben Mechanismus eingreift.
Tja, doch was auch immer man noch alles Gutes über Alkohol herausfinden wird, die gesundheitlichen Benefits werden niemals rankommen an die Gefahren. Und in dieser Form kriegt ihr definitiv nur beides gleichzeitig. Insofern. . . Cheers?
Ok, eine Frage so unter Freunden der Sonne: Liegts nur an mir, weil ich keinen Alkohol trinke, oder findet ihr auch unseren Umgang als Gesellschaft mit dieser Droge Alkohol befremdlich? Mach ich mich jetzt unbeliebt?
Schreibt es in die Kommentare. Themenvorschläge für neue Videos sind auch immer willkommen. Wir sehen uns nächsten Donnerstag. Trinkt nicht so viel und bleibt sicher. Ethanol!
沙发还没有被抢走,赶紧过来坐会吧