德语助手
2022-11-30
Ihr kennt das doch auch, oder?
Den ganzen Morgen über lief's gut für euch.
Ihr wart produktiv, freundlich und ausgeglichen, aber dann wird's Mittag und eure Stimmung ändert sich.
Ihr seid leicht reizbar, irgendwie wütend und vor allem eins hungrig.
Aber gibt's da einen Zusammenhang?
Lässt sich unsere Stimmung wirklich von Hunger beeinflussen?
Wir zeigen euch heute mal die neueste Datenlage.
Mein Name ist Philipp, und ich sage herzlich willkommen zu einer neuen Folge von zweifelsfrei.
Kofferwörter, die kommen oft zum Einsatz, wenn man zwei Dinge in einem Wort ausdrücken will.
Bei der Mischung aus hungrig und wütend hat sich zum Glück nicht wütrig durchgesetzt.
Das klingt ein bisschen sperrig, find ich.
Stattdessen sagen wir hangry, eben hungry und angry gleichzeitig.
Aber gibt's für das, was der Begriff beschreiben soll, also eine hungrige Wut, auch wirklich wissenschaftliche Belege?
Oder machen wir uns da nur was vor?
Eins kann ich schon mal spoilern, die Recherchen nach passenden Studien dazu, die haben uns selbst ziemlich hangry gemacht, mit Betonung auf angry.
Denn viele Untersuchungen reißen das Thema nur an und greifen ausschließlich psychologische Aspekte auf, also wenig greifbare und schwer statistisch belegbare.
Dann da wollte man natürlich Studien finden, die am Menschen und nicht am Versuchstieren durchgeführt wurden.
Alles leider nicht so leicht, aber ein paar konnten unseren Wissenshunger dann tatsächlich zumindest etwas stillen.
Wir starten jetzt mal mit Untersuchungen, die sich mit körperlich messbaren Effekten beschäftigen.
Dann haben wir erst eine, die nicht konkret auf Wut gemünzt ist, sondern auf die Frage, inwiefern akuter Hunger uneigennütziges Verhalten verhindern könnte.
Das hat sich ein deutsches Studienteam rund um Jan A. Häusser im Jahr 2019 angeguckt.
Die Forschenden haben sich in vier Studienanordnungen mit unterschiedlichen Designs, die Blutzuckerspiegel von rund 800 Teilnehmern angeschaut.
Und die Vermutung war, geringer Blutzuckerspiegel, gleich starker Hunger und weniger hilfsbereiter Mensch.
Aber signifikante Belege, Fehlanzeige.
Es gab keinen Zusammenhang.
Dann gab's noch eine fünfte Versuchsanordnung, und die stand im krassen Kontrast zum Rest.
Das war eine Online-Umfrage mit fast 200 Teilnehmenden.
Und den wurde der Versuchsaufbau und weitere Infos dazu nur erzählt.
Also, die waren gar nicht selbst dabei.
79 Prozent der Befragten glaubten, hungrige Menschen seien egoistischer.
73 Prozent meinten, hangry people seien weniger kooperativ.
Und 68 Prozent haben angegeben, dass hangry sein weniger hilfsbereit macht.
Wissenschaftlich stichfest ist diese letzte kleine Versuchsanordnung mit wenigen Teilnehmenden aber nicht.
Zeigt eher, dass es wohl Vorurteile gegenüber Hangriness gibt.
Und an der kleinen Zahl von Befragten seht ihr schon, die Hangry-Frage ist megaspeziell.
Daher stoßen wir leider häufiger auf das Problem.
Wie auch bei weiteren Studien, die wir gefunden haben, auch wieder mit nicht 100-prozentigen Fokus auf Hangriness.
Diese Studien haben Nachweise für einen Zusammenhang von niedrigen Blutzuckerwerten und gesteigerter Aggression entdeckt.
Und das konkret bei verheirateten Paaren oder, so steht's jetzt wirklich im Studientitel, Frauen mit gesundem Gewicht.
Das soll laut Studien einem BMI-Bereich von 18,5 bis 25 liegen.
Dann gibt's noch ein ganz interessantes Ergebnis von der Studie, die im Rahmen der International Conference of Computational Performance Evaluation erstellt wurde.
Die hat die Gehirnaktivitäten betrachtet und sich recht allgemein mit der Frage auseinandergesetzt, wie unser Hunger unsere Emotionen beeinflusst.
Gefunden wurde da eine deutliche Abweichung zwischen den Signalen, die vor und nach dem Essen gemessen wurden.
So viel zum Körperlichen.
Jetzt gucken wir auf Studien mit psychologischem Fokus.
Da wäre zum Beispiel eine aktuelle Veröffentlichung im wissenschaftlichen Fachjournal PLUS ONE.
Die kommt von Forschenden einer österreichischen Privatuni in Kooperation mit der englischen Anglia University.
Und die machen es mal richtig konkret.
Fragestellung ist da nämlich, wie kann man Hangry sein im Alltag messen?
Das Ganze ist eine Stichprobenstudie.
Es wurden insgesamt 64 Teilnehmende über drei Wochen befragt.
Das mit einer App, die extra dafür entwickelt wurde.
Fünfmal am Tag, nämlich kurz vor den Hauptmahlzeiten, und zweimal zwischendurch gab's eine Push-Nachricht.
Dann da mussten die Teilnehmenden Fragen zu Themen wie Hungergefühl, Reizbarkeit, Wut und genereller Stimmung beantworten.
Die Erkenntnis, die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass Hunger im Alltag in Zusammenhang mit schlechter Laune steht.
In der Studie war Reizbarkeit zu 56 Prozent auf Hunger zurückzuführen, bei Wut waren es bis zu 48 Prozent.
Für Professor Viren Swami, das ist einer der Studienleiter, heißt das, je hungriger man ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass man auch Reizbarkeit und Wut verspürt und dass man ein geringeres Glücksempfinden hat.
Damit haben wir noch den Beweis für die Wissenschaftlichkeit von Hangriness.
Naja, warum das Ergebnis mit Vorsicht zu genießen ist, das zeigen wir euch gleich.
Was in der Studie bei Fragen zu den Essgewohnheiten übrigens auch noch herauskam, das find ich spannend, neun Prozent der Befragten haben zugegeben, dass sie nachts aufstehen, um etwas zu essen.
Hab ich persönlich auch schon das eine oder andere Mal gemacht.
Wie sieht's denn da bei euch aus?
Schleicht ihr euch nachts zum Kühlschrank, um ein bisschen was zu snacken?
Schreibt uns gern das in die Kommentare und lasst ein Like und ein Abo für uns da.
Eine wichtige Frage bleibt in der Studie aber ungeklärt, nämlich der biologische Ursprung der Hangriness.
Für Swamis sind die psychischen Faktoren aber entscheidender.
Im hungrigen Zustand würden wir Reize anders empfinden als mit vollem Bauch.
Wahrscheinlich sei es aber eine komplizierte Kombination aus beidem.
Aber wie gesagt, man sollte die Studie mit Vorsicht genießen.
Denn da wäre einmal die Stichprobe.
Die ist mit 64 Personen sehr klein und außerdem sehr weiblich und jung zusammengesetzt.
Das Verfahren selbst beeinflusst möglicherweise auch die Laune der Teilnehmenden.
Stellt euch mal vor, ihr werdet fünfmal am Tag von einer App mit Fragen zu eurem Essverhalten bombardiert.
Das kann auf Dauer ziemlich lästig sein.
Außerdem fehlt der Studie scheinbar eine Coverstory.
Eine Coverstory ist eine falsche, aber plausible Erklärung für den Zweck eines Experiments.
Damit die Teilnehmenden nicht sofort verstehen, worum es geht, und ihre Antworten darauf basierend ändern, um ein Ergebnis zu erzielen.
Und die Teilnehmenden sollten ihren Hunger selbst einschätzen.
Mit einer objektiven Messung hat das nichts zu tun.
Eine letzte Studie haben wir noch von Psychologen der University of North Carolina.
Die sind 2018 ähnlich vorgegangen, um herauszufinden, wie wir von hungrig zu hangry switchen.
Die ersten beiden von drei Studiensettings sind weitgehend identisch.
Kurz zusammengefasst, an den Experimenten haben online über 350 Probandinnen und Probanden teilgenommen.
Es wurden ihnen Fotos gezeigt, die unterschiedliche Emotionen auslösen sollten.
Und danach wurde ein zufällig ausgewähltes chinesisches Schriftzeichen ausgespielt.
Die Aufgabe der Teilnehmenden war es, dieses Zeichen zu bewerten.
Außerdem wurden sie gefragt, wie hungrig sie waren.
Er kontrolliert, wie viel sie vorher gegessen haben, wurde aber nicht.
Heraus kam trotzdem, Hungrige haben das Schriftzeichen tendenziell eher als unangenehm bewertet.
Aber nur dann, wenn sie vorher durch das Foto einen negativen Trigger erlebt haben.
Zur Einordnung müssen wir sagen, wirklich groß waren die gemessenen Effekte nicht.
Klingt alles ziemlich kompliziert?
Leider muss man sagen, so ist es da manchmal in der Sozialforschung.
Es scheint, also auf den Kontext und die Situation anzukommen, in der wir uns befinden, aber auch, ob man sich seiner Gefühlslage überhaupt bewusst ist.
Wie das dritte Studiendesign zeigt, mit 175 Studierenden unterteilt in zwei Gruppen, eine hungrig, eine satt.
Allen Teilnehmenden wurde das Foto eines Mannes gezeigt.
Der hat darauf entweder traurig, fröhlich oder neutral geguckt.
Die Studierenden sollten einige Sätze zur vermeintlichen Gefühlslage des Mannes schreiben.
Danach mussten alle Teilnehmenden eine nervige Aufgabe am Computer bearbeiten, der kurz vor der Lösung abgestürzt ist.
Anschließend gab's sogar noch Schuldzuweisungen durch die Studienleitung.
Das Ergebnis?
Die Hungrigen haben negativer auf die Situation reagiert.
Ist ja irgendwie klar?
Aber diejenigen, die sich vorher Gedanken über ihre Gefühle gemacht hatten, also einen fröhlichen oder traurigen Gesichtsausdruck näher beschrieben hatten, die waren weniger betroffen, selbst wenn sie hungrig waren.
Für Studienleiterin MacCormack folgt daraus, jetzt mal frei übertragen.
In einer bekannten Werbung heißt es, du bist nicht du, wenn du hungrig bist.
Aber unsere Daten zeigen, dass es oft reicht, sich seiner Gefühle bewusst zu sein.
Dann bleibst du, auch hungrig, du selbst.
So, was nehmen wir mit aus den ganzen Studien?
Einen Zusammenhang zwischen Hunger und mieser Laune könnte es geben.
Allerdings müssen noch viele Studien folgen gerne mit mehr Teilnehmenden, um diese wackelige Forschungsbasis solider aufzustellen und zu beweisen, dass Hungry sein eben keine Erfindung der Schokoriegelindustrie ist.
Wenn ihr jetzt direkt was snackt und dazu ein cooles Video gucken wollt, dann checkt doch mal hier ein Video aus dem Funk-Netzwerk ab.
Oder ehe guckt unser Video von letzter Woche.
Ich sage guten Appetit und bis nächste Woche bei zweifelsfrei.
沙发还没有被抢走,赶紧过来坐会吧