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2018-01-18
Was bedeutet Heimat? Wie sollte Deutschland mit den kulturellen Wertevorstellungen von Migranten und Flüchtlingen umgehen? Fragen, die Kulturstaatsministerin Monika Grütters im DW-Interview beantwortet. Ein Auszug.
Professor Monika Grütters (CDU) ist Mitglied des Deutschen Bundestages und Staatsministerin für Kultur und Medien. Die studierte Germanistin, Kultur- und Politikwissenschaftlerin lehrt zudem Kultur- und Medienmanagement an der Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler" sowie an der Freien Universität. Thomas Spahn spricht mit Monika Grütters unter anderem über die Frage, was typisch deutsch ist.
DW: Frau Grütters, über 1,3 Millionen Flüchtlinge werfen die Frage nach der deutschen kulturellen Identität wieder auf. Und Sie haben mit Institutionen aus der Gesellschaft und der Politik 15 Thesen zu kultureller Integration vorgestellt. Reicht denn nicht die Verpflichtung auf die 20 Grundwerteartikel im Grundgesetz?
Zunächst einmal, glaube ich, sollte man sich selber die Frage beantworten, was nationale Identität denn überhaupt ist, und ich glaube, sie erwächst zuallererst aus dem Kulturleben eines Landes – also aus dem, was wir geerbt haben und pflegen, und aus dem, was aber auch zeitgenössische Künstler hervorbringen.
Also beides, das Erbe, aber auch das aktuelle kreative Schaffen, das gehört schon zu dem Grundbesteck, aus dem wir dann unsere nationale Identität auch beschreiben können. Aber es kommen ja viele Menschen hinzu, die ganz andere Wertvorstellungen haben.
Gehört der Koran auch zu Deutschland? Ich glaube, inzwischen gehören Muslime zur deutschen Gesellschaft und sie sind gut integriert. Das ist ja auch die Frage: ‚Wer definiert wie Heimat? '.
Viele Geflüchtete, viele Eingewanderte sind inzwischen hier heimisch geworden. Und umgekehrt geht es natürlich darum, was ist für mich Heimat – und das ist mehr als der Name auf dem Klingelschild an einem bestimmten Ort.
Also da geht es tatsächlich um Werte, und die haben etwas mit unserer Tradition, mit unserer Geschichte, mit dem Umgang damit zu tun. Und da kann Deutschland natürlich aus einem großen Arsenal schöpfen.
Meine Überzeugung ist die, dass jemand, der seine eigene Identität kennt und sich damit auch auseinandergesetzt hat, der sie annehmen kann, der kann dem anderen – auch dem Fremden, etwas, was ihm unbehaglich ist – dennoch Raum geben, ohne sich dadurch bedroht zu fühlen.
Deshalb ist die Sehnsucht nach Selbstvergewisserung etwas ganz Bedeutendes, weil die Einflüsse von außen uns auch immer wieder mit der Frage konfrontieren: ‚Wer sind wir, wo wollen wir hin, wie möchten wir leben, und was gehört dazu? ' Deutschland, Berlin, die Hauptstadt allemal, ist eine Stadt, in der Zuwanderung, ethnische Durchmischung und die Vielfalt zur DNA geworden sind und zwar auf eine sehr friedliche, wohltuende, und ich glaube, zukunftsgewandte Weise.
Sie haben das so zusagen von oben jetzt betrachtet, im Alltag wird es natürlich anders entschieden werden im Einzelfall. Also beispielsweise, wenn einer Frau in Deutschland der Handschlag verweigert wird.
Ist das eine kulturelle Tradition, wo man sagt, in Deutschland hat das aber keinen Platz, sich so zu verhalten? Ich denke, jeder sollte sich so verhalten können, wie es seinem Herkommen und seinen Überzeugungen entspricht.
Es darf nur die Grenzen dessen, was hier gesellschaftlicher Grundkonsens ist, nicht in einer Weise überschreiten, die andere verletzt. Also wenn jemand mir den Handschlag verweigert, bin ich irritiert und drücke das auch aus.
Aber ich würde deshalb ihm nicht verbieten, mit uns Umgang zu haben. Und ganz wesentlich für uns Deutsche ist, dass wir die Freiheitsrechte ernst nehmen: die Freiheit von Kunst, die Freiheit von Wissenschaft, Freiheit der Meinungsäußerung, Freiheit der Religionsausübung, wozu zum Beispiel das Verweigern des Handschlags bei dem einen oder anderen gehört.
Aber das ist ja kein aggressiver Akt. Insofern würde ich mich damit auseinandersetzen, ihn aber nicht verletzend finden.
Ich glaube, wenn man die Freiheiten ernst nimmt – und unsere Demokratie lebt konstitutiv davon –, dann muss man das aushalten, dass da Dinge drin vorkommen, die irritieren, die auch Zumutung sein können.
Kommen wir an dieser Stelle zum Schluss unseres Interviews und das endet immer mit unseren Satzergänzungen: Typisch deutsch finde ich … Sich mit der eigenen Geschichte so auseinanderzusetzen, dass man die Werte, die uns unsere Geschichte gelehrt hat, wie die Verteidigung der Kunst- und der Wissenschaftsfreiheit beispielsweise, ernst zu nehmen und weiter zu tradieren und eine Verantwortung daraus abzuleiten.
Die Integration von über einer Million Menschen aus einem anderen, nicht aufgeklärten Kulturkreis in Deutschland bedeutet für mich … Eine große Herausforderung an die kulturelle Integration, denn tatsächlich geht es darum, Werte zu vermitteln wie den Respekt vor dem anderen Geschlecht beispielsweise oder vor Menschen, die eine andere Religion leben als die eigene.
Diese Toleranz ist typisch deutsch, und die möchten wir und müssen wir vermitteln auch an die, die hierher gekommen sind.
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