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2021-06-25
Die Champions League.
Hier spielen die Stars, hier wird das große Geld gemacht.
Doch nun gibt es Streit.
Um Macht - und natürlich ums Geld.
Die UEFA plant einen radikalen Umbau der Königsklasse.
"Die Schönheit des neuen Systems ist nun von allen erkannt worden".
"Die Kluft zwischen den großen Klubs und allen anderen Vereinen in Europa wird groß sein und sogar noch größer werden".
"Das geht natürlich gegen alles, woran man im Sport glaubt".
Es ist eine Weichenstellung, die den europäischen Fußball auf Jahre prägen wird.
Aktuell spielen 32 Mannschaften in acht Gruppen.
Ab 2024 soll es keine Gruppen mehr geben, 36 Teams spielen dann in einer Liga.
Jede Mannschaft hat 10 garantierte Spiele gegen 10 verschiedene Gegner.
Die Ergebnisse bilden eine Gesamttabelle.
Die ersten 8 kommen direkt ins Achtelfinale.
16 Teams spielen in einer Play-off-Runde.
Nur 12 scheiden aus.
Statt 125 Spielen gibt es 225 Spiele pro Saison.
Mehr Spiele, mehr Geld.
"Mit unserem Plan wird Europas bester Klubwettbewerb nach 2024 sogar noch unwiderstehlicher sein".
Das sehen nicht alle so.
Jacco Swart ist Geschäftsführer der "European Leagues".
In dem Verband der europäischen Ligen ist auch die Bundesliga Mitglied.
Swart befürchtet: Die Schere in den Ligen werde weiter auseinander gehen.
"Überall in Europa landen durchschnittlich 85 Prozent der Einnahmen aus den UEFA-Clubwettbewerben nur bei den jeweils drei besten Vereinen einer nationalen Liga.
Es macht die Ligen langweiliger, weil die finanzielle Stärke der Vereine, die regelmäßig am Europapokal teilnehmen, wächst".
Eine weitere geplante Neuerung ist besonders umstritten.
Von den 4 neuen Startplätzen sollen 2 nicht mehr über die Tabelle in den nationalen Ligen vergeben werden.
Stattdessen soll eine UEFA-Rangliste gelten, in der die Klubs nach ihren Europapokal-Ergebnissen der letzten zehn Jahre sortiert werden.
Aktuell könnten so Klubs wie Chelsea oder Dortmund in die Champions League rutschen, auch wenn sie in ihrer heimischen Liga nur die Europa League erreicht haben.
Ein Sicherheitsnetz, falls große Klubs mal schwächeln.
Das sehen viele Fans kritisch.
Martin Endemann vertritt in Deutschland eine europaweite Fan-Organisation.
"Dass sich Vereine nicht qualifizieren über ihre Tabellenposition des letzten Jahres, so wie sich das gehört, sondern über ihre europäischen Erfolge der letzten zehn Jahre, das geht natürlich gegen alles, woran man im Sport glaubt.
Nämlich dass sich die Leistung eines Jahres für das nächste Jahr lohnt und man sich da qualifizieren kann.
Und sowas ist natürlich grundsätzlich abzulehnen".
Fan-Gruppen aus ganz Europa fordern eine Absage der Reform.
Ihr Protest - auch diese Woche sichtbar.
Trotz der Geisterspiele.
Die großen deutschen Klubs gelten als Befürworter der Reform.
Bayern München und Borussia Dortmund lehnen Interview-Anfragen ab.
Hans-Joachim Watzke, Dortmunds Geschäftsführer, teilt zumindest schriftlich mit:
"Der entscheidende Punkt, warum ich für das Modell eintrete, ist, dass es in meinen Augen der einzige Weg ist, um eine Super League der internationalen Topklubs zu verhindern".
Die Super League – seit Jahren kursieren Pläne für eine geschlossene Liga außerhalb der UEFA.
Zuletzt wollte Medienberichten zufolge die US-Bank JP Morgan die 20 größten Klubs Europas mit 5 Milliarden Euro aus der Champions League herauslocken.
Und der Präsident von Juventus Turin, heizte das Thema im März an:
"Wenn es Interesse von solchen Playern, von solchen Finanz-Institutionen gibt, dann haben wir in unserer Industrie das Potenzial für eine glänzende Zukunft".
Andrea Agnelli ist auch Chef der European Club Association.
Die ECA vertritt mehr als 200 Vereine, gilt aber vor allem als Lobbyverband der ganz großen Klubs - und machte Druck auf die UEFA.
Eine geschlossene Liga sei ein reales Risiko gewesen, sagt Fernando Carro.
Der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen hat an den Verhandlungen zur Champions League Reform mitgewirkt – und verteidigt sie.
"Man muss bedenken: Im europäischen Fußball, da ist Deutschland nicht Taktgeber.
Wir haben 50 Länder, 50 Ligen und über 200 Vereine in der ECA, dass die Interessen sehr unterschiedlich sind.
Ja, es gibt große Vereine, kleine Vereine, auch kleine Vereine oder kleinere Vereine, den großen Ligen.
Also die Komplexität ist hoch und ohne Kompromiss kommt man zu keinem Ergebnis.
Von daher muss man erstmal die Kompromissbereitschaft da sein.
Und ich glaube, was erreicht worden ist, ist ein annehmbarer und tragfähiger Kompromiss".
Ein Kompromiss? Fan-Organisationen erklären die UEFA zum Erfüllungsgehilfen der ECA.
"Die ECA macht Druck.
Und die UEFA springt und es gibt keinerlei Opposition dagegen.
Ganz im Gegenteil.
Solche Reformen werden uns Fans dann ja noch als was Gutes verkauft, weil etwas Schlimmeres verhindert wurde.
Aber so kann es natürlich nicht funktionieren".
Die UEFA möchte sich auf Anfrage nicht äußern.
Vor den europäischen Klubs aber schwärmt sie von der Reform: "Wir denken, dass wir diese Gelegenheit ohne Zögern ergreifen sollten.
Und wir hoffen, dass Sie die strategische Bedeutung erkennen, dass wir eine Richtung einschlagen, die Sicherheit und Stabilität garantiert".
Sicherheit und Stabilität - für wen? Startplätze und Einnahmen wanderten zuletz vor allem in Richtung der großen Klubs und Ligen.
Die Startplätze zur Champions League werden nach der Fünf-Jahres-Wertung vergeben.
Die großen Nationen bekommen seit Jahren immer mehr.
Heute können Spanien, England, Deutschland und Italien mit vier direkten Startplätzen rechnen.
Die Meister aus der Türkei oder Österreich müssen in die Qualifikation.
Noch ein Zugeständnis: Seit 2018 wird ein großer Teil des Geldes auch nach der Rangliste der letzten zehn Jahre ausgeschüttet.
Real Madrid bekommt so fast 36 Millionen Euro – allein für alte Erfolge.
Die Unterschiede im europäischen Fußball wachsen.
Zwischen denen ganz oben – und allen anderen.
St. Pauli – hier wirkt die Champions League weit weg.
Doch auch hier haben sie die Stimme erhoben, gegen die Reform.
Der Zweitligist fürchtet Folgen für den Fußball insgesamt.
"Die nationale Ligen-Ungleichheit und die Integrität des Wettbewerbs wird dadurch auf eine erneut weitere harte Probe gestellt und dementsprechend das Tabellenbild manifestiert - weil am Ende schießt mehr Geld doch mehr Tore.
Und das sind dann Themen, das muss alle Bundesligisten und Zweitligisten unter dem Dach der DFL angehen".
Der FC St. Pauli fordert die Ablehnung der Reform und schrieb einen Offenen Brief an Rainer Koch, DFB-Vizepräsident und Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee.
Er hat am Montag eine von 18 Stimmen.
Alles deutet darauf hin, dass die Reform kommt.
Ein Interview lehnt Koch ab, schriftliche Nachfragen ebenfalls.
Auch zu einem weiteren Streitpunkt: Bislang vermarktet die UEFA die Champions League: sucht Sponsoren, verkauft TV-Rechte…
Die Kontrolle darüber will nun aber die ECA.
Die Klubs könnten die Champions League so langfristig auch für Investoren öffnen.
"Wenn die Clubs, die ECA das letzte Wort in der kommerziellen Entwicklung bekommen, wäre das nah dran an der Super League.
Aber dann sozusagen unter dem Schirm der UEFA.
Und ich bin ziemlich sicher, dass die UEFA das auch ernsthaft in Erwägung zieht".
Die Super League - abgewendet? Oder in Teilen schon greifbar?
Klar ist: Der europäische Fußball wird sich weiter verändern.
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