德语助手
2023-10-25
“Der ICE nach Köln hat drei Minuten Verspätung.”
“Meister! Drei Minuten Verspätung! Das ist ein Skandal!”
Das waren noch Zeiten.
Die Deutsche Bahn wirbt mit Pünktlichkeit und Fortschritt.
Heute steht sie vor allem für Frust.
Mittlerweile ist die Bahn so unpünktlich wie nie zuvor.
2022 kam nur jeder dritte Zug im Fernverkehr on time.
Ein neuer Negativrekord.
Und es sieht nicht danach aus, dass sich das in nächster Zeit ändert.
Deshalb: Hier sind fünf Gründe, warum du mit der Deutschen Bahn immer wieder zu spät kommst.
Grund 1: Die Schienen sind verschwunden.
Die Bahn in Deutschland.
Das waren einmal über 78.000 Kilometer Schiene, über 130.000 Weichen und eine Pünktlichkeitsquote von 90%.
Seitdem wurden über 17.000 Kilometer Schienen abgebaut.
Jede zweite Weiche ist verschwunden, Bahnhöfe wurden zugemacht, Verbindungen gestrichen.
Während das Schienennetz mit den Jahren geschrumpft ist, stieg der Verkehr sogar noch an.
Das bedeutet mehr Verkehr auf weniger Gleisen.
Macht keinen Sinn, oder?
Hat aber einen Grund.
“Es war jahrzehntelang in Deutschland ein Anspruch der Bundespolitik, dass man mit dem Schienennetz Gewinne erwirtschaften soll.
Das führte dazu, dass man Schienenstrecken stillgelegt hat, Überholgleise herausgerissen hat.
Immer in dem Bewusstsein, man will Geld sparen.
Man will Rendite erwirtschaften.”
Das lief damals nämlich so: 1994 wurden West- und Ost-Bahn vereint und die hochverschuldete Bahn privatisiert.
Plötzlich musste sie wirtschaftlich arbeiten und kräftig sparen.
Unrentable Strecken wurden stillgelegt, alles auf Gewinn ausgerichtet statt wie bisher auf Schienen, die funktionieren.
Und das führt uns zu Grund 2: Das Streckennetz ist alt.
Die Bahn ist als saubere Alternative zu Flugzeug oder Auto eigentlich gefragt wie nie.
Aber leider kann sie diese Aufgabe nicht stemmen.
Denn Gleise, Weichen, Brücken, Leitungen und Stellwerke sind überaltert und anfällig für Störungen.
“Das System ist heute auf Kante genäht und teilweise auch marode.
Und das ist einer der Hauptschuldigen für Unpünktlichkeit.”
Aus internen Dokumenten der Bahn wissen wir: Hunderte Langsam-Fahrstellen bremsen den Verkehr in Deutschland aus.
Darunter sind Schäden, die es schon seit 30 Jahren gibt.
Das Schienennetz wird auf Verschleiß gefahren.
Jetzt pfeift Verkehrsminister Volker Wissing zur großen Sanierung an.
Er will Gleise, Oberleitungen, ja Bahnhöfe wieder fit machen.
Dafür legt er allerdings ganze Strecken über Monate still.
Geplanter Start für den ersten Stillstand ist 2024.
Fünf Monate lang Vollsperrung zwischen Frankfurt und Mannheim.
Die gute Nachricht also: endlich wird saniert.
Die schlechte: Das wird zu noch mehr Verspätungen führen.
Und zu mehr unzufriedenen Kunden.
Und mehr Bahnmitarbeiter, die den Frust aushalten müssen.
Und das bringt uns zu Grund 3: Die Bahn hat zu wenig Mitarbeiter.
350.000 Beschäftigte hatte die Bahn noch 1994.
Auch da wurde gekürzt.
Aktuell arbeiten 25.000 Menschen weniger im Konzern.
Heute sucht die Deutsche Bahn verzweifelt nach neuen Mitarbeitern.
Denn die fehlen an allen Stellen.
Was auch immer wieder zu Verspätungen führt.
Es gibt zu wenig Lokführer und Fahrdienstleiter, die in Stellwerken Züge lotsen und Weichen stellen.
Und weil die Bahn angekündigt hat, alle Stellwerke zu digitalisieren, frage ich mich: Wer will da eigentlich noch Fahrdienstleiter werden?
Schon im vergangenen Jahr musste die Belegschaft fast 7 Millionen Überstunden leisten.
Und dann waren auch noch viel mehr Mitarbeiter als sonst krank.
Kein Wunder: Nach dem 9 €-Ticket, der Maskenpflicht und dem allgemeinen Chaos ist das Personal ausgebrannt.
Ihr seht, es ruckelt an allen Ecken und Enden.
Und das führt uns zu Grund 4: Die Kohle fehlte. Nicht die Kohle.
Ja, die meine ich.
“Die Schiene hat in Deutschland immer die schönen Worte bekommen, die Versprechen.
Und die Straße hat das Geld bekommen.”
Über Jahrzehnte hat die Politik die Autobahn bevorzugt und nicht die Schiene.
Klar, Deutschland halt.
Ganz vorne mit dabei diese drei Herren der CSU.
Zwar pumpt der Bund inzwischen so viel Geld in die Schiene wie nie.
In den vergangenen fünf Jahren allein mehr als 40 Milliarden Euro.
Trotzdem: Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern investiert Deutschland viel, viel weniger pro Einwohner ins Bahnnetz.
Ich meine, schaut euch mal Luxemburg, die Schweiz oder Norwegen an!
Dabei wollte Andi Scheuer doch alles anders machen.
Und das Motto in der Tat des Deutschlandtakts lautet: Öfter, schneller, überall.
Der Verkehrsminister versprach 2018 Die Bahn wird schneller und verlässlicher.
Es soll mehr Verbindungen geben, bessere Fahrpläne und kürzere Wartezeiten.
Auf der Facebook-Seite der Bundesregierung heißt es dazu im Kleingedruckten: Umsetzung bis 2030.
Und auf diesen Deutschland- Takt können wir uns wirklich freuen.
Und wir wollen, dass er schnell erlebbar wird.
Übrigens: Das Verkehrsministerium hat inzwischen eine leichte Verspätung eingeräumt.
Der Deutschland-Takt soll erst 2070 so richtig funktionieren.
Das hat die Politik ziemlich vermasselt.
Aber nicht nur die Politik.
Grund 5: Das Unternehmen schwächelt.
Seit der Bahnreform muss der Konzern möglichst schnell möglichst viel Gewinn machen.
Das hat zu absurden Auswüchsen geführt.
Bis heute macht die Deutsche Bahn mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit Geschäften, die überhaupt nichts mit der Eisenbahn zu tun haben.
Sie hat fast 700 Tochterfirmen, darunter Busse in Tschechien und Bahnen in Wales und Katar.
Die DB-Tochter Schenker fährt erfolgreich Güter, aber auf der Straße mit LKWs.
Warum fährt die Deutsche Bahn mit LKWs durch die Welt?
Fest steht: Nichts davon macht die Züge in Deutschland pünktlicher.
“Wir stellen uns unter der Deutschen Bahn ein Unternehmen vor, das sich auf die Kernbereiche fokussiert, nicht aber ein Unternehmen, das ein weltumspannendes Netz von Unternehmen hat, wo es auch viel investieren muss und auch Schulden macht.”
Die Deutsche Bahn managt Unternehmen in der ganzen Welt.
Und zu Hause warten Kunden frustriert auf den Zug.
Ach ja, falls ihr euch jetzt fragt, wer trotz der Unpünktlichkeit immer noch großen Spaß an der Deutschen Bahn hat, schaut mal her.
Das Gehalt der Bahnvorstände hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt.
Inklusive Boni erhielt Bahnchef Lutz über zwei Millionen Euro und seine Kollegen Huber und Seiler jeweils rund 1,4 Millionen Euro.
Weniger Schienen, fehlende Weichen, ein kaputtes Netz und Personalsorgen.
Läuft nicht bei der Deutschen Bahn. Fest steht: Der Verkehr wird in den nächsten Jahren noch weiter anwachsen.
Es wird noch voller werden und wir kommen weiter zu spät.
Übrigens: Auch die Schweiz hat ihre Bahn in den Neunzigern privatisiert.
Hier kamen letztes Jahr 90 Prozent der Fernzüge pünktlich.
Dort lautet das Motto unter anderem Geld, Geld und nochmals Geld in die Schiene zu investieren.
Das macht man in der Schweiz gerne für pünktliche Züge.
Die Schweiz will sich ihre Pünktlichkeit nicht von der Deutschen Bahn kaputt machen lassen.
Deshalb dürfen einige unserer ICEs nur bis Basel fahren.
Da müssen die Passagiere umsteigen in die pünktliche Schweizer Bahn.
In diesem Sinne: Thank you for Stillstand, Deutsche Bahn.
Was hast du schon mit der Deutschen
Schreib es uns in die Kommentare.
Und falls du wissen willst, warum es auf Deutschlands Straßen auch nicht so gut läuft, klick hier.
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