德语助手
2022-06-26
Kennt ihr dieses Mädchen?
Sie sitzt an ihrem Schreibtisch und macht Hausaufgaben.
Ihre Katze sitzt auf der Fensterbank.
Jeden Tag schauen ihr 30.000 bis 40.000 Menschen dabei zu.
Aus aller Welt.
Na ja, eigentlich schauen sie ihr nicht zu, sondern hören hin.
Eventuell sagt euch das jetzt gar nichts, aber Lo-Fi-Musik ist wahnsinnig beliebt.
Wer Lo-Fi-Hip-Hop auf YouTube sucht, stößt auf unzählige Videos und 24/7-Livestreams mit Hunderten Millionen von Views.
Sie alle zeigen Animeszenen der großen Klassiker, und die Beats vermitteln ein schwer greifbares Gefühl der Nostalgie.
Von Producing-Legenden und Adult-Swim-Bumpern zu Merkel-Wave und einer riesigen dezentralen Bewegung.
Was ist Lo-Fi überhaupt?
Woher kommt der Sound?
Warum ist er so beliebt?
Und kann er dir vielleicht helfen, produktiver zu werden?
Lo-Fi steht für Low Fidelity.
Also im Prinzip geringe Produktionsqualität.
Der typische Lo-Fi-Sound klingt zerkratzt, staubig und gedämpft.
Es knackt und knistert und rauscht.
Und alles wirkt irgendwie einen Hauch verzögert.
Lo-Fi ist das Gegenteil von Hi-Fi, dem polierten, fehlerfreien Sound von modernem Pop.
Lo-Fi ist im Prinzip relativ simpel.
Man braucht Drums, Bass und ein elektrisches Piano für den Beat.
Dazu alte Samples in Dauer-Loops.
Samples sind meist quasi neu verwertete Ausschnitte anderer Musik.
Das alles wird leicht verlangsamt.
Und dazu kommt das hier: Wenn ihr wissen wollt, wie genau der Lo-Fi-Sound entsteht, legen wir euch diesen super Podcast von "Switched on Pop" ans Herz.
Aber was sind die Ursprünge der Lo-Fi-Musik von heute?
Es begann in Detroit in den 90ern mit einem jungen Produzenten.
Besser bekannt als: Der Rest der Welt baute zu dieser Zeit elektronisch perfekt getimte Beats mit der MPC.
Dillas Methode wirkte dagegen recht unorthodox.
Anstatt die Drums perfekt auf die Beats zu legen, spielte er sie bewusst leicht versetzt.
Das gab seiner Musik ein ganz anderes, menschlicheres Feeling.
# Donuts!
# Yeah, donuts!
Die Tracks des Produzenten Nujabes klingen ähnlich.
Nujabes wurde am selben Tag wie J Dilla geboren, nur auf der anderen Seite der Erde.
Seine jazzigen, täuschend simplen Samples beeinflussen bis heute die Melodien und Klänge von Lo-Fi.
Beide Produzenten nutzten oft alte Schallplatten für ihre Samples.
Daher der charakteristische, zerkratzte Sound.
Nujabes besaß sogar zwei eigene Plattenläden.
Er und J Dilla sollten sich Zeit ihres Lebens nie kennenlernen.
Nujabes produzierte in den frühen 2000ern auch die Musik für den gefeierten Anime "Samurai Champloo" mit.
In den USA wurde "Samurai Champloo" auf dem dortigen Fernsehsender Adult Swim ausgestrahlt.
Ungefähr zur gleichen Zeit integrierte der Sender Low-Fidelity-Sounds, -Beats und -Ansagen in sein Programm und die Marke.
Bis heute ist Adult Swim eng mit Lo-Fi-Musik verbunden und hat sogar eigene Playlists.
Für Millionen von jungen amerikanischen Zuschauern verschmolzen Anime und Lo-Fi-Hip-Hop unzertrennlich.
Die Lo-Fi-Ästhetik ist voll von Klassikern wie "Cowboy Bebop".
Das Study Girl vom Anfang ist eine Abwandlung eines Charakters aus "Whisper of the Heart" eines Studio-Ghibli-Fan.
J Dilla starb 2006 viel zu früh an einer Krankheit.
Nujabes kam vier Jahre später bei einem Autounfall ums Leben.
Heute sind beide Legenden.
Doch wie wurde Lo-Fi jetzt zu einem YouTube-Lernphänomen?
Um 2015 herum tauchten immer mehr Kanäle auf YouTube auf, die 24/7-Livevideos zu Lo-Fi- Radiostationen umfunktionierten.
Heute haben Chilled Cow oder College Music Millionen von Abonnenten.
Das Genre ist explodiert.
Das Livechatfenster des Beats-to-relax/study-to-Radio ist dabei Kundgebungsort zahlloser beispiellos eloquenter Diskussionen und Monologe aus aller Welt.
Zum Beispiel: Es gibt kaum große Namen in der Szene.
Der Großteil der Lo-Fi-Artists arbeitet ohne Label.
Damit steht Lo-Fi in totalem Kontrast zur milliardenschweren Popindustrie.
In der Plattenfirmen Künstler groß machen oder kleinhalten können.
In der Musik immer auch profitabel sein muss.
Lo-Fi ist dezentralisiert und in seltensten Fällen ein Geschäft.
Jeder und jede kann mitmachen.
Alles geht.
"Zwischendurch einen Moment innehalten."
"Schweigen, nachdenken. Pause machen."
Danke, Merkel.
Es gibt Lo-Fi-Versionen von Jazz, Klassik und bekannten Hits.
Die Tracks sind dabei häufig keine Musik, die man wirklich hört.
Auf seltsame Weise ist Lo-Fi eher gemacht, um wegzuhören, etwas anderes zu tun.
Das Mädchen zeigt, worum es geht.
Lo-Fi ist die perfekte Begleitung an einem verregneten, leeren Tag und wirkt angenehm fokussierend.
Denn Hintergrundmusik kann uns tatsächlich dabei helfen, uns zu konzentrieren.
Wissenschaftler der University of Texas haben getestet, welchen Einfluss Musik auf die Arbeit von Chirurginnen und Chirurgen hat.
Mit Musik waren die Ärzte im Operationssaal im Schnitt acht bis zehn Prozent schneller und ihre Resultate waren besser.
Die Wissenschaftler schreiben: Kein Wunder also, dass in den meisten Operationssälen Musik läuft.
Auch bei anderen Aufgaben kann vor allem bestimmte Musik leistungssteigernd wirken.
In einer anderen Studie blieben Kinder länger aufmerksam, wenn im Hintergrund Musik lief.
Eine weitere zeigte, dass Kinder mit leichten geistigen Behinderungen mit Musik besser lernen konnten.
Wichtig ist dabei, dass die Musik nur wenig Aufmerksamkeit auf sich lenkt.
Also, keine Ohrwürmer und auf gar keinen Fall Lyrics.
Die Musik sollte ruhig und easy sein.
Also genau das, was Lo-Fi ist.
So können diese Studien ein Indiz dafür sein, dass Playlists wie die vom Kanal ChilledCow tatsächlich halten, was sie versprechen.
Vielleicht können sie ja auch euch beim Lernen oder Studieren oder Arbeiten helfen.
Lo-Fis Sound entspringt den Köpfen zwei richtungsweisender Produzenten und ist unzertrennlich verbunden mit einer eigenartigen Anime- und Kindheitsnostalgie.
Es erinnert uns an Zeiten, die wir nicht selbst erlebt haben.
Die Musik wird dezentralisiert produziert und verbreitet.
So könnte sie nicht weiter entfernt sein von der glänzenden Makellosigkeit moderner Popmusik.
Für uns eine wahnsinnig schöne, angenehme Ecke YouTubes und des Internets.
Cheers。
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