德语助手
2019-08-20
Hast du den Kaugummi dahin geklebt? Du meinst das Kaugummi. Gib mir mal das Joghurt. - Das Joghurt? Das sagst du nicht ernsthaft. Entweder sagst du "der Joghurt", oder du kannst ihn dir selber holen.
Es gibt Tausende von Substantiven im Deutschen und jedes hat ein einziges festgelegtes Geschlecht. Einen Artikel, auch Genus genannt. Na ja, meistens zumindest. Warum müssen wir uns im Deutschen über "der", "die" und "das" streiten, während die Engländer gar keinen Genus haben?
The George, the chewing gum and the coke. I love them all. Die Frau, der Junge und das Mädchen. Moment mal, warum ist "das Mädchen" denn ein Neutrum? Das ist doch eindeutig weiblich. Das Genus, also das grammatikalische Geschlecht, hat nur in den allerwenigsten Fällen etwas mit dem biologischen Geschlecht zu tun.
Der Löffel, die Gabel und das Messer. Drei ziemlich ähnliche Gegenstände, drei verschiedene Geschlechter. Ein Löffel hat jetzt nichts besonders Männliches an sich im Gegensatz zum Messer oder einer Gabel, findet ihr nicht? Auch an dem Wort lässt sich nichts finden. Warum heißt es also "der Löffel"? Ähm . . . ich weiß es nicht und auch kein Sprachwissenschaftler.
Das Thema Genus ist zum großen Teil noch ein Rätsel. Die gute Nachricht, bei einigen Wörtern kann man die Verwendung des Genus tatsächlich rekonstruieren. Der Ursprung liegt vermutlich schon vor dem Indogermanischen in der Sprache unserer Vorfahren, die man vielleicht vor rund 5000 Jahren gesprochen hat.
Die Entstehung der Genera war wahrscheinlich so: Ich nehme mal das neuhochdeutsche Wort "der Schrei", um es euch zu erklären. Das Standardgeschlecht war maskulin. Vor allem alle zählbaren Substantive waren männlich. Zum Beispiel der Baum, der Mond, der Schrei.
Um Handlungen und Vorgänge zu beschreiben, hat man in Abgrenzung dazu das neutrale Geschlecht erfunden. Im Gegensatz zu "der Schrei" wurde "das Geschreie" sächlich eingeordnet, um die Tätigkeit zu benennen. Der neutrale Artikel war vor allem nicht zählbar. Auch heute noch bekommen alle substantivierten Verben, also Handlungen, den neutralen Artikel.
Die weibliche Form entstand ursprünglich als Bezeichnung für Sammelbegriffe. Also um eine Menge oder eine Gruppe von Dingen oder Personen zu benennen. Außerdem wurden sogenannte Abstrakta, also nicht gegenständliche Dinge wie Liebe, Hoffnung oder Heiterkeit, weiblich. In unserm Beispiel wäre das dann "die Schreierei".
Noch heute sind fast alle Sammelbegriffe und viele Abstrakta weiblich und enden oft auf -heit, -keit oder -rei. Wie bekommen jetzt neue Wörter, die wir zum Beispiel aus dem Englischen übernehmen, ihren Genus? Diese Ursprungsregel, wenn man das so nennen kann, ist mehr als 5000 Jahre her.
Aber der Mechanismus der Genuszuweisung, der funktioniert immer noch. Jedes neue Wort, das wir aus dem Englischen übernommen haben, ist im Deutschen ja genuslos. Wenn wir es in einem deutschen Satz verwenden wollen, müssen wir ihm also ein Geschlecht zuteilen.
Und zwar häufig nach denselben Kriterien wie in unserer Ursprache. Die Crew, die Band, die Hood. Sie haben eine Gemeinsamkeit, es sind Sammelbegriffe für eine begrenzte Zahl von Dingen. Also bekommen sie im Deutschen das weibliche Genus.
"Das Streaming", "das Comeback", "das Coming-out" oder "das Googeln" bezeichnen Vorgänge oder Ergebnisse von Handlungen und werden deswegen sächlich. Alle anderen bekommen das Standardgeschlecht zugewiesen. Maskulinum. Der Blog, der Laptop. Moment mal . . . das Laptop? Hab ich aber neulich auch schon mal gehört. Richtig, Laptop hat zwei korrekte Artikel. Und daran sieht man, dass die Zuweisung eben doch nicht immer ganz eindeutig ist.
Denn teilweise bekommen die Begriffe das Geschlecht eines ähnlichen Wortes oder einer Übersetzung, die schon eingedeutscht ist. "Die E-Mail" wird weiblich, vermutlich weil "die Nachricht" weiblich ist. Im Schweizerischen hat sich hingegen "das Mail" eingebürgert. In einigen Fällen entscheidet die Endung des Wortes, welches Genus das Wort bekommt.
"Die App" ist weiblich, weil es eine Kurzform von Applikation oder "application" darstellt. Und Wörter auf -ion wie Funktion oder Rebellion sind immer feminin. Die Verniedlichungsform -chen macht aus jedem Wort, egal welchen Geschlechts, ein Neutrum. Aus "der Löffel" wird "das Löffelchen", aus "die Gabel" "das Gäbelchen" und aus "die Magd" wurde "das Mädchen". Mädchen ist ursprünglich eine Verkleinerungsform der Magd.
Das erklärt, warum das eindeutig weibliche Mädchen grammatikalisch nun mal ein Neutrum ist. Meine Güte, wirklich nicht gerade einfach. Warum schaffen wir das Genus nicht ab? Wer Deutsch als Fremdsprache lernt, muss für jedes einzelne Substantiv - und davon gibt es ja so einige - den Artikel auswendig lernen.
Das Deutsche hat eine besondere Fähigkeit. Zwei Wörter, die zusammengehören, können auseinandergezogen werden, um dazwischen eine Menge weiterer Informationen zu verstauen, die Nominalklammer. Um "die Pflanze" näher zu beschreiben, ziehen wir den Artikel "die" und das Nomen "Pflanze" auseinander und packen in den Zwischenraum eine Menge Attribute. Wie zum Beispiel. Die grüne, Fleisch fressende, viel Wasser benötigende und Vergiftungen auslösebde Pflanze.
Diesen Ausdruck können wir nur dank unserer drei Geschlechter so problemlos verstehen. Denn der Artikel "die" leitet ein feminines Substantiv ein, auf das der Leser dann wartet. Erst bei dem passenden Femininum "Pflanze" schließen wir die Nominalklammer. Keiner würde auf die Idee kommen, den Ausdruck schon bei "Fleisch" zu schließen.
Weil das Genus "die Fleisch" einfach nicht passt. Auch die Adjektive wie "grüne" richten sich nach dem Genus. Im Englischen sind solche Konstruktionen unmöglich, dort werden Attribute in Nebensätze ausgelagert. With me is not good cherry eating. Aber auch im Englischen gab es mal mehrere Geschlechter. Die Pronomen "he", "she", und "it" verraten das heute noch. Aber das Genus wurde nach und nach beseitigt, weil es überflüssig wurde.
Bei uns hat es eine neue Funktion im Satzbau übernommen und ist damit unverzichtbar geworden. Aber klar, wenn sich mehr als 100 Millionen Deutschsprecher bei so vielen Substantiven auf einen Genus festlegen müssen, dann sind die Diskussionen ab und zu einfach vorprogrammiert. Aber so bleibt's ja auch spannend. Schön, dass ihr wieder mit dabei wart. "musstewissen" eben, bis zum nächsten Mal, tschüss.
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