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2022-07-08
Was glaubt ihr, wie oft lügen wir durchschnittlich am Tag?
Zwei-, 20- oder doch 200-mal?
Mein erster Guess war 20-mal, wobei ich schon mal gehört habe, dass wir sogar 200-mal am Tag lügen sollen.
Lügen wir echt so viel?
Was die richtige Antwort ist, verrat ich euch gleich.
Außdem schauen wir uns an, was genau eine Lüge ist, warum wir überhaupt lügen und was der Lügenforscher Prof. Dr. Matthias Gamer zu Lügendetektoren sagt.
Funktionieren die wirklich?
Bevor wir so ganz selbstverständlich von Lügen sprechen, müssen wir erst definieren, was genau eine Lüge überhaupt ist.
Damit etwas als Lüge zählt, müssen zwei Kriterien erfüllt sein.
Erstens, Lügen müssen wissentlich erzählt werden.
Das heißt, man weiß, was die Wahrheit ist, aber erzählt trotzdem was Falsches.
Es ist also keine Lüge, wenn man etwas nicht besser weiß.
Wenn man zum Beispiel was rumerzählt, von dem man dachte, dass das safe stimmt, ist das keine Lüge.
Auch wenn's dann schnell mal heißt: Ey, du bist voll der Lügner oder die Lügnerin.
Zweitens, Lügen müssen mit einer Täuschungsabsicht erzählt werden.
Das heißt, man lügt mit der Absicht, dass die andere Person einem glaubt.
Sprich, wenn beiden klar ist, dass etwas nicht ernst gemeint ist, dann ist es auch keine Lüge.
Ein "ich hab die ganze Woche nicht geschlafen" ist zum Beispiel keine Lüge, wenn allen klar ist, dass man damit meint: Hey, ich hab einfach sehr wenig geschlafen.
Worüber lügen wir?
Könnt ihr euch noch daran erinnern, worüber ihr das letzte Mal gelogen habt ?
Meine letzte Lüge, an die ich mich erinnern kann, war, als ich zu meiner Freundin gesagt hab, dass ich bisschen später komme, aber schon "on the way" bin.
Obwohl ich mir noch nicht mal die Schuhe angezogen habe.
Es gibt eine zentrale Studie in der Lügenforschung, die sich genau mit der Frage "Worüber wir lügen" beschäftigt hat.
In der Studie haben knapp 150 Leute für eine Woche jeden Tag lang aufgeschrieben, wenn sie mit irgendjemandem gesprochen haben und auch ob sie im Gespräch gelogen haben.
Dabei haben die Forschungen herausgefunden, dass wir vor allem über unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse lügen.
Wir sagen also zum Beispiel: Hey, ich hab mich mega über dein Geschenk gefreut.
Auch wenn wir das Geschenk nur semicool finden.
Außerdem lügen wir darüber, was wir gemacht haben oder was vorhaben noch zu machen.
Wir sagen also zum Beispiel: Ja. Hey. Klar, lass uns gern noch mal treffen.
Auch wenn wir das Date nicht so wirklich toll fanden und uns eigentlich klar ist, dass wir die Person nicht noch mal treffen wollen.
Neben solchen Alltagslügen gibt es auch sogenannt "Serious Lies", also übersetzt so was wie "ernsthafte Lügen" oder so bisschen dramatischer: "Lebenslügen".
Die Lügenforscherin Bella DePaulo hat im Rahmen einer Studie Menschen gefragt: Was war die schlimmste Lüge, die Ihnen jemals erzählt wurde?
Und was war die schlimmste, die sie selbst erzählt haben?
Das Ergebnis: Die schlimmsten Lügen waren die, die ihnen von den engsten Vertrauten, also von Partner:innen, Eltern, oder besten Freund:innen, erzählt wurden.
Dabei ging es um Affären, falsche Gefühle und so verheimlichtes Fehlverhalten.
Also, wenn man etwas von der anderen Person kaputt gemacht hat, aber nichts sagt.
Warum lügen wir?
Bevor ich auflöse, ob wir durchschnittlich zwei-, 20- oder 200-mal am Tag lügen, schauen wir uns an, warum wir Lügen erzählen.
Auch das hat man in der Studie erforschte.
Zu 50 Prozent lügen wir aus egoistischen Gründen, um persönliche Vorteile zu haben oder emotional zu schützen.
Das heißt: Wir lügen zum Beispiel, um uns vor unangenehmen Aufgaben zu drücken oder aber auch um Streit oder peinliche Situationen zu vermeiden.
Dazu gehören auch so Lügen wie: Ja. Mir geht's voll gut, danke.
Wenn's einem eigentlich alles andere als gut geht.
Oder: Ja. Hey. Klar, ich weiß auf jeden Fall wovon du redest.
Wenn man eigentlich so gar keinen Plan hat.
Zu 25 Prozent lügen wir, um anderen einen Vorteil zu verschaffen oder um andere emotional zu schützen.
Dazu gehören Komplimente wie: Hey. Die neue Frisur steht dir echt gut.
Auch wenn man eigentlich der Meinung ist, dass die Frise für die andere Person nicht so vorteilhaft ist.
Oder aber Aussagen, um Stress zu vermeiden, wie: Puh, ich weiß auch nicht, was xy gegen dich hat.
Falls ihr euch jetzt denkt, hey wart mal, da fehlen noch 25 Prozent - stimmt!
Aber bei den restlichen 25 Prozent der Lügen handelt es sich um sogenannt Mischformen.
Also Lügen, die man in der Studie nicht eindeutig zuordnen konnte.
Wie häufig lügen wir?
Ich lös jetzt auf, wie häufig wir am Tag lügen.
Schreibt mir aber doch gern erst mal in die Kommentare, was ihr denkt: zwei-, 20- oder 200-mal?
Richtig ist ... zweimal.
Das hat man nicht nur in der Studie von der Lügenforscherin Bella DePaulo herausgefunden, sondern auch in Tagebuchstudien und Umfragen.
Dass wir angeblich 200-mal am Tag lügen sollen, ist also ein Mythos, der sich aber ziemlich hartnäckig in den Medien hält.
Wir haben Lügenforscher Prof. Dr. Matthias Gamer im Interview gefragt, was er denkt, woher diese hohe Zahl kommt.
"Meiner Meinung nach kommt die von 'nem Artikel, der im Time Magazine mal erschienen ist, wo ein ... amerikanischer Sozialpsychologe war's, glaub ich, das geschätzt hat."
"Es gibt keine Studie, die diese 200-mal pro Tag verifizieren würde."
"Also, auf diese 200-mal kommt man vielleicht, wobei selbst dann wär ich skeptisch, ob man darauf kommt, wenn man jeglichen Ausspruch, den man so als soziale Konvention tagtäglich äußert, gleich als Lüge klassifiziert."
"Also. Beispielsweise, wenn ich jemanden Guten Morgen sage, aber es ist mir vollkommen egal, ob diese Person 'nen guten Morgen hat."
"Wenn man das als Lüge klassifiziert, dann kommt man vielleicht auf 200."
"Aber selbst dann, glaub ich, geht das nicht."
Das mit diesem "wir lügen durchschnittlich zweimal am Tag" ist aber auch nicht so die ganze Wahrheit.
Wenn man sich Studien anschaut, in denen man nur danach gefragt wird, wie häufig man in 24 Stunden gelogen hat, dann fällt auf, dass es wie so zwei "Extreme" gibt.
Das eine Extrem sind die Leute, die innerhalb von 24 Stunden nicht einmal gelogen haben.
Das andere Extrem sind Personen, die superviel gelogen haben.
Die Frage ist: Was unterscheidet diese beiden Extreme voneinander?
Zwei Faktoren spielen hier ein Rolle: das Alter und die Persönlichkeit.
Jugendliche lügen am häufigsten, kleine Kinder und ältere Erwachsene am seltensten.
Warum kleine Kinder nicht lügen können, hab ich in diesem erklärt.
Der Link dazu ist in der Videobeschreibung.
Neben dem Alter können auch Unterschiede in der Persönlichkeit zum mindestens teilweise erklären, warum einige deutlich mehr lügen als andere.
Diese drei Persönlichkeits- eigenschaften spielen eine Rolle: Wenn es einem wichtig ist, was andere von einem denken, wenn man eher extravertiert anstatt introvertiert ist, und wenn man so manipulativ veranlagt ist, also zum Beispiel mit voller Absicht lügt, um irgendwas Bestimmtes zu erreichen.
Können wir Lügen erkennen?
Was denkt ihr, kann man von außen erkennen, ob eine Person lügt?
Nope! Also zumindest nicht ohne Hilfsmittel.
Eine große Metastudie hat gezeigt, dass die Trefferquote grade mal 54 Prozent beträgt, dass man von außen richtig erkennt, dass jemand lügt.
Man kann also genauso gut einfach eine Münze werfen.
Das Lügner:innen Augenkontakt vermeiden, so ganz nervös wirken oder sich irgendwie häufig an die Nase fassen, kann man verallgemeinernd nicht sagen.
Menschen lügen einfach superunterschiedlich.
Das heißt, so eindeutige Lügenmerkmale gibt es nicht.
Wie sieht's denn mit den bekannten Lügendetektoren aus?
Kann man damit wirklich feststellen, ob jemand lügt?
Lügendetektor klingt erst mal voll fancy.
Tatsächlich ist es aber eigentlich nur ein Gerät, das unsere Körperreaktionen ganz genau misst.
Und mit Lügen hat das erst mal so überhaupt nichts zu tun.
Die Idee dahinter ist supersimpel: Wenn man in der Befragungssituation lügt, dann gerät man unter Druck.
Und das Gehirn aktiviert den Sympathikus, der dann den ganzen Körper in eine Art Alarmzustand versetzt.
Das Ergebnis: Das Herz fängt an schneller zu schlagen und man schwitzt mehr.
Und das merkt dann der Lügendetektor.
Das Problem ist aber, ein Lügendetektor misst nur, wie aufgeregt jemand ist, aber halt nicht, warum diese Person so aufgeregt ist.
Das heißt, bei einer Person, die unschuldig ist, aber Angst hat, verurteilt zu werden, und deswegen bei manchen Fragen total nervös wird, würde der Lügendetektor auch Alarm schlagen.
Aus diesem Grund ist der Einsatz von einem Lügendetektor im Strafverfahren seit 1954 in Deutschland verboten.
Der Lügenexperte Matthias Gamer meinte im Interview allerdings, dass er den Lügendetektor auch nicht komplett sinnlos findet.
Laut ihm kommt es sehr auf die Befragungstechnik an, die man anwendet, wenn Leute an so ein Lügendetektor angeschlossen sind.
Er sagt, es gibt so 'ne Technik, die spezifisch genug ist, um einige Lügen im polizeilichen Kontext zu entlarven, und das ist der sogenannte Tatwissenstest.
"Beim Tatwissenstest geht's eher darum, dass man gar nicht nach Lügen sucht."
"Sondern beim Tatwissenstest will man herausfinden, ob eine Person tatspezifisches Wissen hat."
"Das heißt, also eine Person Dinge weiß, die ein Unschuldiger nicht wissen kann."
"Und deswegen ist ein Tatwissenstest so aufgebaut, dass man so 'ne Art Multiple-Choice-Fragen stellt."
"Also man fragt zum Beispiel: Welche Tatwaffe wurde verwendet?"
"Und dann präsentiert man verschiedene, ähnlich plausible Alternativen."
"Also man fragt zum Beispiel: War's ein Messer? War's 'ne Pistole? War's 'ne Schrotflinte? - ähnliches."
"Jemand Unschuldiger, der kein Wissen zum Tathergang hat, wird unsystematisch auf die verschidene Alternativen reagieren."
"Jemand, der Tatwissen hat, für den wird eine Alternative besonders hervorstechen, nämlich die, die tatsächlich 'ne Rolle gespielt hat."
"Die Person wird darauf stärker reagieren."
"So kann aus den eigentlich unspezifischen Körperreaktionen, die man misst, dann doch eine spezifische Schlussfolgerung gezogen werden."
Auch wenn sich dieser Tatwissenstest schon im Labor bewährt hat und auch schon bereits in einigen Ländern wie zum Beispiel Japan zur Anwendung kommt, ist es in Deutschland noch superumstritten, ob das in der Realität genau so gut funktioniert wie im Labor.
Matthias Gamer sagt später auch noch im Interview zu uns, dass er den Tatwissenstest so eher als Hilfsmittel sieht und weniger als Kriterium, um am Ende dann zu entscheiden, Gefängnis ja oder nein.
Ich fand's super spannend, mich ausführlicher mit Lügen zu beschäftigen und so die Wahrheit über Lügen ans Licht zu bringen.
Gibt es Themen, zu denen ich auch unbedingt mal ein Video machen soll?
Dann schreibt's mir super gerne in die Kommentare.
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Ansonsten bleibt mir noch zusagen: Es ist so so so schön, dass ihr alle da seid.
Fühlt euch virtuell gedrückt.
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