德语助手
2023-05-09
Morgen startet endlich das 49-Euro-Ticket.
Ich hab' meinen schon vorbestellt.
Du auch?
Geil!
Endlich bezahlbarer ÖPNV zu einem günstigen und übersichtlichen Tarif in ganz Deutschland.
Oder?
Vielleicht sollten wir nicht zu früh jubeln.
Schon heute gibt es heftige Kritik am Konzept.
Nicht nur aus der Opposition, sondern auch von Verkehrsunternehmen und Experten.
Die vermuten nämlich, dass durch das Ticket genau das Gegenteil von dem passiert, was wir uns wünschen.
Also, sollten wir uns auf das Ticket freuen oder wird es wirklich unsere Öffis zerstören?
Genau darum geht es heute bei Dr. Watson.
Okay, machen wir erstmal einen kurzen Recap.
Im Sommer 2022 wurde kurzfristig das 9-Euro-Ticket umgesetzt.
Die Folgen?
Volle Züge, weniger Stau und Chaos of Sylt.
Jawoll. Hehe.
Was bleibt ist der Wunsch nach einer Anschlussregelung ab Herbst oder spätestens ab Januar 2023.
Das Deutschlandticket wird jetzt kommen, auch sehr zügig und wir haben jetzt alle Hürden beseitigt.
Naja.
Oder eben ab Mai.
Na gut.
Mit dem Deutschlandticket kann jeder für 49 Euro monatlich bundesweit den Nahverkehr nutzen, wie auch beim 9-Euro-Ticket.
Yay.
Die Verkehrsunternehmen sind allerdings nicht so yay.
Für sie waren die letzten drei Jahre echt hart.
2020 sind die Ticket-Einnahmen im ÖPNV über ein Viertel eingebrochen.
Danach sind die Dieselpreise explodiert und es wird immer schwieriger, Personal zu finden.
2022 kam dann im Sommer noch das 9-Euro-Ticket mit überfüllten Zügen obendrauf und im Winter drohte den ersten Verkehrsunternehmen wegen der Energiekosten sogar die Insolvenz.
Das war's aber noch nicht.
Nach Angaben vom Verband deutscher Verkehrsunternehmen gehen bis 2030 80.000 Beschäftigte in den Ruhestand, vor allem Menschen Ende 50 oder Anfang 60.
Und ohne Boomer sieht es dünn aus, denn sie machen über die Hälfte der Beschäftigten im ÖPNV aus.
Besonders drastisch ist der Mangel an Fahrern.
Der VDV möchte daher ehemalige Fahrer im Ruhestand weiter beschäftigen und Studierende als Fahrer am Wochenende und in Spitzenzeiten einstellen.
Außerdem soll jetzt das 49-Euro-Ticket ausschließlich digital verkauft werden, als Handyticket oder Chipkarte.
Für viele Kunden macht es das leichter, aber gerade im ländlichen Raum haben längst nicht alle Verkehrsunternehmen die Infrastruktur, um digitale Tickets auszustellen und zu lesen, sagt der BDO.
Auch das wird teuer.
Darum gibt's erst mal noch Tickets mit gedruckten QR-Codes, aber nur in einer Übergangsfrist.
Auch die Experten, mit denen wir für dieses Video hier gesprochen haben, haben uns gesagt, die Verkehrsunternehmen sind am Limit.
Personal und Energie sind gerade die größten Kostentreiber.
Und diese Kosten sind längst nicht mehr für alle Unternehmen zu stemmen.
Okay, aber was bedeutet das jetzt für das 49-Euro-Ticket?
Naja, das ist etwas komplizierter, aber was fest steht ist, dass es das 9-Euro-Ticket erstmal nicht mehr geben wird.
Wie geht es denn jetzt mit dem 49-Euro-Ticket weiter?
Kommen wir erstmal zum Preis.
Denn komischerweise ist das 49-Euro-Ticket zum Deutschland-Ticket geworden.
Warum eigentlich?
Das klingt erstens schön und zweitens hat es den Vorteil, sie können jedes Jahr die Preise erhöhen.
Wir nennen das Deutschlandticket, weil man in ganz Deutschland damit fahren kann.
Okay, ob Deutschlandticket jetzt schön klingt, das sei mal dahingestellt, aber die Preiserhöhung wird kommen.
Und das schon bald.
Die 49 Euro sind ein Einführungspreis.
Ab nächstem Jahr soll es einen automatischen Inflationsausgleich geben.
In welcher Höhe?
Das ist noch nicht bekannt.
Außerdem wird das Ticket im monatlich kündbaren Abo verkauft.
Verlängert sich also automatisch, wenn man nicht kündigt.
Aber ist das nicht trotzdem ein guter Deal, selbst wenn das Ticket nächstes Jahr dann vielleicht 1 oder 2 Euro mehr kostet?
Für Pendler, die mit den Öffis unterwegs sind, sicher.
Die sind heute Abo-Kunden und zahlen ziemlich viel Geld für Monatstickets in der jeweiligen Region.
Teil zu über 100 Euro und natürlich werden auch die fast jährlich mehr.
Aber eigentlich ist das eben keine Maßnahme, die nur Pendler unterstützen soll.
Das Ticket soll den Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn fördern, das schauen wir uns gleich noch an, und Menschen unterstützen, bei denen es finanziell knapp ist.
Wie sieht es also dort aus?
Nun, für Familien bleibt es zum Beispiel teuer.
Nur Kinder unter sechs Jahren können kostenfrei mitfahren.
Ältere Kinder und Jugendliche brauchen ein eigenes Ticket.
Für nochmal jeweils 49 Euro.
Zwar haben einige Verkehrsverbünde angekündigt, dass sie weiterhin Mitnahmeoptionen und übertragbare Tickets ermöglichen wollen, aber im Standard-Ticket ist beides nicht drin.
Für Studis, Azubis und Schüler wollen einige Bundesländer vergünstigte Deutschland-Tickets ausgeben.
(Für) anderen wird der volle Betrag fällig.
Studis sollen aber nur die Differenz zum Semesterticket zahlen.
Auch für Menschen, die Bürgergeld beziehen, wird es knapp.
49 Euro sind mehr, als für Mobilität eingeplant ist.
4 Euro Differenz mag jetzt vielleicht nicht viel erscheinen, aber gerade wenn man trotzdem noch auf ein Auto angewiesen ist oder einen Teil sparen muss, dann reicht das Geld dafür einfach nicht.
Ein bundesweites Sozialticket soll es nicht geben.
Aber einige Länder haben Vergünstigungen angekündigt.
Trotzdem könnten Menschen mit wenig Geld noch aus einem anderen Grund ausgeschlossen werden.
Einige Anbieter, unter anderem die DB, wollen eine Schufa-Abfrage machen, wenn das Ticket gekauft wird, um sicherzustellen, dass es auch bezahlt werden kann.
Richtig gehört, die Schufa, deren Scoring gegen EU-Recht verstößt.
Negativ fällt auf, wer schon mal Schulden nicht begleichen konnte.
Aber auch wer häufig umzieht oder mehrere Girokonten hat, könnte Abzüge bekommen.
Und zu 8,9 Prozent der Deutschen hat die Schufa mindestens ein Negativmerkmal gespeichert.
Angenommen, ich kaufe mir morgen das Ticket bei der KVB.
Wer bekommt denn jetzt dann meine 49 Euro?
Naja, ganz geklärt ist das einfach noch nicht.
Möglich ist aber, dass die Einnahmen geteilt werden.
Ein Teil geht an das Verkehrsunternehmen am Wohnort des Käufers.
Ein Teil an das Unternehmen, das das Ticket verkauft.
Und der Rest wird je nach gefahrener Kilometerzahl an die Verkehrsbetriebe ausgezahlt.
Das Verhältnis dieser drei Teile ist bisher nicht bekannt, aber fest steht, das kann zu Problemen führen.
Weil beim Ticket deutschlandweit das gleiche drin ist, kann ich nur nach der Verpackung entscheiden, wo ich es kaufe.
Auch wenn ich es vor allem in Köln nutzen würde, kann ich es zum Beispiel bei der BVG holen, weil es da noch einen Gutschein für Roller on Top gibt.
Oder ich kaufe das Ticket bei der städtischen Nahverkehrsgesellschaft Suhl/Zella-Mehls.
Warum ich das tun sollte?
Naja, wenn ich die freie Wahl habe, kann ich mir das Ticket ja bequem per App oder auf deutschlandticket.de holen.
Keine Werbung.
Das Ding daran ist, dass die Seite und die App nicht etwa der DB oder dem Verkehrsministerium gehören, sondern privaten Dienstleistern, die darüber Tickets von bestimmten Verkehrsunternehmen verkaufen.
Wenn der Verteilungsschlüssel für das Geld also nicht gut ausgesteuert ist, hat die städtische Nahverkehrsgesellschaft Suhl/Zella-Mehls nächstes Jahr volle Kassen, aber keine volleren Busse.
Das Geld fehlt dann aber an anderer Stelle.
Die Verteilung kann also dazu führen, dass Ressourcen nicht dorthin fließen, wo sie gebraucht werden.
Und so wird nicht ein gutes ÖPNV-Angebot belohnt, sondern eben Kundenaktionen und Werbung.
Das Deutschlandticket soll Leute zum Umstieg auf Bus und Bahn bewegen.
In der Begründung fürs Gesetz heißt es sogar, mit anderen Maßnahmen sei eine signifikante Treibhausgasminderung zu erwarten.
Das Deutschlandticket trägt somit wirksam zum Erreichen der Klimaziele des Bundes im Verkehrssektor bei.
Ja sicher, und es wird uns natürlich auch alle zu besseren Menschen machen und die gesamte Welt retten.
Aber ernsthaft, damit das klappt, müssten viele vom Auto auf die Öffis umsteigen.
Ist das realistisch?
Jemand, der das Monatsticket einer Stadt für 70 Euro nutzt und aufs 49-Euro-Ticket umsteigt, der spart etwa 250 Euro im Jahr.
Natürlich, man ist damit auch deutschlandweit flexibel, aber für viele Menschen bedeutet das gar nichts.
Weite Strecken im Nahverkehr machen nicht jedem Spaß und im Alltag ist man ja dann doch meistens eher auf bestimmten Strecken unterwegs.
Klar, Auto und Sprit kosten auch, trotzdem wiegt hier die Bequemlichkeit mehr.
Ich glaube, wer schon ein Auto hat, der wird es wohl kaum für 250 Euro extra im Jahr verkaufen.
Und neben dem Auto noch ein Deutschlandticket zu nutzen, ist finanziell einfach auch nicht so sinnvoll.
Wenn man schon den Kaufpreis, Versicherungen und TÜV zahlt, dann lässt man das Auto halt auch nicht stehen, selbst wenn es insgesamt teurer ist, als mit den Öffis unterwegs zu sein.
Aber wenn der ÖPNV zuverlässiger und schneller wäre, dann wäre der Umstieg doch vielleicht eine Überlegung wert, oder?
Viele erhoffen sich vom Deutschlandticket ja auch einen besseren Takt.
Aber das wird leider nichts.
Wie so oft liegt es hier am Geld.
In Deutschland sind die Länder für den ÖPNV verantwortlich.
Damit der finanziert werden kann, kriegen die Länder vom Bund Geld.
Wie viel genau, das weiß allerdings niemand.
Auch der Bund selbst nicht.
Wenn man diese übersichtliche Grafik sieht, versteht man auch warum.
Klar ist aber, der größte Teil der Finanzierung sind die Regionalisierungsmittel, die der Bund jährlich an die Länder auszahlt.
2021 waren das 9,3 Milliarden.
Die Länder müssen aber auch in die eigene Tasche greifen.
Allerdings ist nicht definiert, wie hoch der Eigenanteil sein soll.
Nach Einschätzung des Bundesrechnungshofs zahlen die Länder auf jeden Fall nicht genug.
Okay, die Länder wollen also mehr Geld vom Bund.
Der Bund mehr Eigenbeteiligung von den Ländern.
Der Kompromiss fürs Deutschlandticket wollen beide sich mit je 1,5 Milliarden pro Jahr bis 2025 daran beteiligen.
Das Geld soll die gestiegenen Energiekosten decken und die Einnahmenrückgänge dämpfen.
Zusätzlich wurden die Regionalisierungsmittel aufgestockt.
Klingt doch eigentlich ganz gut.
Aber was, wenn die tatsächlichen Kosten für die Verkehrsverbünde höher liegen als 3 Milliarden?
Genau das befürchten Experten und natürlich auch die Unternehmen selbst.
Für 2023 gibt es zwar eine Nachschussregelung, die Mehrkosten können also später noch abgerechnet werden, aber ab 2024 steht die Finanzierung damit auf wackeligen Beinen.
Das kritisieren Verbände.
Stand jetzt wird das Ticket auch unbefristet eingeführt, obwohl der Bund nur bis 2025 zahlt.
Ab dann muss es sich einfach magischerweise wirtschaftlich irgendwie lohnen, das Deutschland-Ticket anzubieten.
Aber selbst wenn all das irgendwie reibungslos funktionieren sollte, es gibt noch einen Knackpunkt.
Bis hier fließt nicht ein Cent in den Ausbau der Öffis.
Die Länder können die Regionalisierungsmittel zwar so einsetzen, wie es ihnen passt, aber das Geld ist halt jetzt schon gerade knapp.
Mehr Fahrgäste führen nicht automatisch zu einem besseren Takt.
Im Gegenteil.
Wir haben ja vorhin schon übers Personal und Energie als größte Kostentreiber gesprochen.
Die laufenden Kosten pro Kilometer werden also immer mehr und ob so das Angebot aufrechterhalten werden kann, ist ungewiss.
Ok, was bedeutet das jetzt alles?
Wahrscheinlich wird es keine Fahrplan-Kürzungen im großen Stil geben, das meinen die Experten, mit denen wir gesprochen haben.
Aber in einigen Regionen kann es schon vorkommen, dass die Busse und Bahnen durch das Deutschland noch seltener fahren.
Gerade in ländlichen Regionen, wo die Anbindung schlecht ist, kann das passieren.
Und in Regionen, in denen wenig Steuern anfallen, können die Gemeinden auch nicht einspringen, wenn es finanziell knapp wird.
Das heißt, auch dort kann es leicht zu Kürzungen kommen, wenn die Betriebe sich nicht refinanzieren.
Okay, das 49-Euro-Ticket hilft also einigen tatsächlich Geld zu sparen.
Trotzdem, man muss sich sehr bewusst für den Kauf entscheiden, denn das Geld hat man nicht durch zwei oder drei Einzelfahrten wieder raus.
Kaum jemand wird sich aufgrund dessen überzeugen lassen, das Auto stehen zu lassen.
Dafür ist das Ticket leider zu teuer.
Vom Verkehrsminister heißt es, dass eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets zu teuer sei.
Aber das Ministerium reißt wiederholt seine Klimaziele.
Und das während 2018 allein im Verkehrssektor 30 Milliarden Euro in umweltschädliche Subventionen gesteckt wurden.
Dabei müssen mehr Leute vom Auto, auf den öffentlichen Verkehr oder aufs Fahrrad umsteigen.
Das Schlimmste daran ist, wir wissen doch, wie es laufen müsste.
Das 9-Euro-Ticket im letzten Sommer hat für einige Menschen nicht nur Mobilität, sondern auch gesellschaftliche Teilhabe bedeutet.
Und andere haben sich das Ticket geholt, obwohl sie ein Auto besitzen.
Vielleicht haben sie tatsächlich zum ersten Mal seit Jahren die Öffis ausprobiert.
Der Kauf war für viele der Millionen Käufer ein No-Brainer.
Jetzt als Abo und für den fünffachen Preis funktioniert das nicht mehr.
Ein Ticket ohne Ausbau der Infrastruktur, das für viele deutlich zu teuer ist und dann auch noch teurer wird, wird wohl kaum daran anschließen können.
Genauso wie die Züge der Deutschen Bahn.
Danke euch fürs Zuschauen, bleibt neugierig.
Euer Cedric.
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