德语助手
2021-05-23
Ach du Scheiße. Oh Shit! Oh Shit!
Milch ist Gift. Ja. Freunde der Sonne, hier ist Mai, eure Chemikerin des Vertrauens. Und ich würde sagen, es ist Zeit, für ein bisschen Ruhe, für Tee und ein paar wissenschaftliche Fakten.
Lass uns schnell anfangen, denn ich bin ein bisschen erkältet. Oder wurde ich von Milch vergiftet? Aaaaah! Findet es heraus.
Ich habe mir 3 Fragen raus gesucht, die ich wissenschaftlich beantworten möchte. Nämlich: 1. Was ist Milch überhaupt genau? 2. Ist Milch Gift? - Ja. Und 3. Ist Unge ein PR-Genie? Und ja, auch diese Frage werde ich wissenschaftlich beantworten.
Nummer 1: Was ist Milch eigentlich? Muttermilch enthält alles, was ein Baby so braucht: Wasser, Kohlenhydrate bzw. Zucker, Proteine, Mineralien, Vitamine, Antikörper, Hormone.
Während Babys den Milchzucker, also die Laktose, noch problemlos abbauen können, verlieren die meisten Menschen diese Fähigkeit sobald sie aufwachsen. Der Großteil der Menschen ist laktoseintolerant. Nämlich ca. 65 %. In Vietnam z. B. sind es 90 %, die Laktose nicht vertragen.
Vietnamesen kann man also ganz gut mit Milch vergiften. Vor ca. 8000 Jahren begann sich in einigen Bereichen der Welt eine bestimmte Genmutation durchzusetzen, die es den Menschen erlaubte, Milchzucker abzubauen, so das heutzutage ca. 35 % Milch trinken können, ohne davon Bauchschmerzen zu bekommen.
So, woher kommt die Milch? Naja, dass die Milch von der Kuh kommt, das weiß ja jeder. Aber warum jetzt ausgerechnet die Muttermilch von Kühen trinken, ist nicht unbedingt direkt nachvollziehbar.
Vielleicht erinnert sich noch jemand, 2011 sorgte eine Londoner Eisdiele für einen Skandal, weil sie eine Eissorte mit Muttermilch herausbrachte. Haaaa. Muttermilch von einer fremden Frau? Abartig. Aber dass wir uns morgens Muttermilch eines fremden Tieres auf unser Müsli schütten, daran haben wir uns inzwischen gewöhnt.
Kuhmilch hat z. B. auch einen ähnlichen Fettgehalt wie Menschenmilch. Aber der Hauptgrund ist, dass Kühe so ertragreiche Milchgeber sind, so dass sich Kuhmilch etablierte und heute so beliebt ist. Deutschland konsumiert pro Jahr rund 7,5 Mio. Tonnen Frischmilcherzeugnisse.
Um dem nachzukommen werden oft sog. "Turbokühe" eingesetzt. Eine Zuchtrasse namens Holstein-Friesian, kurz auch HF-Kühe genannt. Während im Jahre 1955 eine Kuh ca. 4000 l Milch pro Jahr produzierte, liefert einer HF-Kuh bis zu 15.000 l pro Jahr.
Und folgendes ist vielen vielleicht auch nicht bewusst: In Großbetrieben werden die Kühe quasi dauerschwanger gehalten, damit sie auch ganzjährlich Milch produzieren. Die Kühe werden nach der Entbindung relativ schnell wieder neu künstlich besamt, damit sie eben jedes Jahr kalben.
Entsprechend leben solche Turbokühe in der Regel nicht besonders lange. Nach ein paar Jahren treten oft "Berufskrankheiten" auf. Die Kühe werden aussortiert und landen dann beim Schlachter.
Zum Glück gibt es auch Ausnahmen. Und es gibt Milchbauern, die sich dem Trend entgegensetzen und trotzdem Kunden finden, die dazu bereit sind, für den Liter Milch mehr als nur'n paar Cent zu zahlen. Aber die meiste Milch, die bei uns auf'm Frühstückstisch landet, kommt eben nicht von der grünen Alm, so wie sie in der Werbung gezeigt wird, sondern von regelrecht gezüchteten Milchmaschinen.
Okay, Frage Nummer 2: Ist Milch Gift? - Aaaah! Ich kann das nachvollziehen, wenn man denkt, dass Milch trinken einfach nicht richtig sein kann. Der Mensch ist nicht nur das einzige Tier, das als Erwachsener noch weiterhin Muttermilch trinkt, sondern er ist auch noch das einzige Tier, dass die Muttermilch eines anderen Tieres trinkt.
Ein bisschen seltsam ist das schon. Aber der Mensch macht viele Sachen, die andere Tiere nicht machen. Und nur weil etwas seltsam ist, hat das noch keine medizinische Aussagekraft. Was hier zählt sind wissenschaftliche Fakten. Und die habe ich immer genauer angeschaut.
Erstens: Kalzium und Knochen. Kalzium ist wichtig für unser Knochenwachstum. Und Milch ist eine gute Kalziumsquelle. Eigentlich 1 l Milch enthält ca. 1200 mg Kalzium. Und die empfohlene Tagesmenge sind 1000 mg.
Es besteht ein wissenschaftlicher Konsens darüber, dass Milch für Kinder und Jugendliche in der Wachstums- und Knochenaufbauphase einen gesundheitlichen Vorteil hat. Uneinig sind sich Wissenschaftler allerdings, wenn es um Osteoporose geht. Osteoporose ist eine altersbedingte Krankheit, bei der Knochen brüchig werden.
Man hört immer wieder, dass Milch Osteoporose fördert, weil in Ländern, in denen viel Milch getrunken wird, häufiger Osteoporose auftritt. Das ist aber nur eine Korrelation und keine Kausalität. Ein Zusammenhang aber keine Ursache. Sehr wichtiger Unterschied.
Sagen wir in Deutschland leiden mehr Menschen an Osteoporose als in Vietnam. Außerdem wird in Deutschland vielmehr Milch getrunken als in Vietnam. Das kann theoretisch bedeuten, dass Milch Osteoporose verursacht, muss es aber nicht. Es kann auch genauso gut Zufall sein.
Denn zwischen Deutschland und Vietnam gibt es viele Unterschiede. Nicht nur den Milchkonsum. Genauso ist die Gesundheit von Knochen von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Vor allem von genetischen Faktoren.
Aber auch von Körpergewicht, von Rauchen, von Hormonen wie Östrogenen. . . Also, es gibt kein Grund zur Sorge, dass Milch schlecht für unsere Knochen ist. Aber es gibt auch genauso wenig wissenschaftliche Hinweise dafür, dass Milch gut für unsere Knochen ist, wenn wir bereits Erwachsen sind.
Zweitens: Milch und Krebs. Milch enthält, zu geringem Teil, sogenannte Wachstumsfaktoren. Wachstumsfaktoren nennt man Proteine, die bei biologischen Prozessen beteiligt sind, die mit Wachstum zu tun haben. Das kann einmal das normale Wachstum sein.
Zum Beispiel: In Ländern, wo viel Milch konsumiert wird, sind die Menschen auch größer. Wir können weder sagen, ob die Milch wirklich eine Ursache dafür ist, und noch weniger können wir sagen, ob es die Wachstumsfaktoren in der Milch sind, oder irgendwelche anderen Bestandteile. Z. B. das Kalzium.
Wachstumsfaktoren können aber auch Zellwachstum, Zellteilung fördern. Und damit im schlimmsten Fall auch das Wachstum von Krebs. Z. B. gibt es einige Studien, die Korrelationen zwischen Prostatakrebs und Milchkonsum sehen.
Korrelationen sind, wie gesagt, nur bedingt aussagekräftig. Aber bei Krebsverdacht sollte man mögliche Risikofaktoren durchaus ernst nehmen. Was aber wiederum gegen den Einfluss von Wachstumsfaktoren spricht, ist die Tatsache, dass kein Zusammenhang mit irgend einer anderen Krebsart bisher gefunden wurde.
Im Gegenteil: Im Fall von Darmkrebs hat man sogar eine positive Korrelation gefunden. Also, Milchkonsum zusammenhängend mit verringertem Krebsrisiko.
Drittens: Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch hier gibt es keinen wissenschaftlich fundierten Grund zur Sorge. Allerdings sollte man sich über ein paar andere Zusammenhänge bewusst werden.
Kritisch sind z. B. fettreduzierte, fettarme Milchprodukte. Wer z. B. gern fettarmen Joghurt isst, muss sich darüber im Klaren sein, dass die Fettreduzierung oft mit mehr Zuckerzusatz kompensiert wird. Denn sonst würde das ja auch nicht schmecken.
Viertens: Milch und Akne. - Aaaah! Ja, Milch kann bei Jugendlichen die Talgproduktion erhöhen, die ja sowieso schon erhöht ist, was zu Pickeln und zu Akne führen kann. Auch hier sind bisher nur Zusammenhänge, also Korrelationen, und keine direkten Kausalitäten nachgewiesen.
Aber man kann ja mal durch Milchverzicht einen Selbsttest machen und schauen, was es einem bringt. Denn eins ist klar, eine gesunde Ernährung ist sicherlich auch möglich ohne Milch. Kalzium, Protein und auch Vitaminquellen gibt es viele andere.
Nur als Gift würde ich Milch jetzt nicht bezeichnen. Wobei natürlich auch die Dosis das Gift macht. Ihr wisst schon, alles ist giftig ab 'ner gewissen Dosis.
Ist Milch allerdings ein Gift für den Planeten? Da fällt mir direkt das Teeetikett ab. Dazu muss ich mal ein Extra-Video machen oder am besten direkt eine ganze Reihe.
Ich selbst bin keine Veganerin, auch keine Vegetarierin, leider. Vielleicht schaffe ich das irgendwann mal. Ich unterstütze alle Vegetrarier und alle Veganer.
Und in dieser Hinsicht unterstütze ich damit auch Unge, weil ich weiß, das alles andere einfach nicht nachhaltig ist. Aber bevor ich jetzt hier ein Fass aufmache, das ich an dieser Stelle gar nicht angemessen angehen kann, kommen wir doch lieber zur 3. Frage.
Nämlich: Ist Unge ein PR-Genie? Unges "Milch ist Gift"-Video war sicherlich höchst effektiv darin, eine Diskussion auszulösen. Aber nicht die beste Methode, um eine konstruktive Diskussion zu schaffen.
Es gibt ein gut untersuchtes psychologisches Phänomen namens Confirmation Bias. Jeder leidet darunter, der einige mehr, der andere weniger. Aber niemand ist wirklich frei davon. Confirmation Bias heißt letztendlich, dass ich an meiner eigenen Meinung festhalte, egal was kommt.
Außerdem ist erschreckend gut untersucht: Wenn wir uns einmal einen Eindruck gebildet haben, dann lassen wir den nicht los. Auch wenn wir wissen, dass dieser Eindruck oder diese Meinung falsch ist.
Ich hab dazu auch schon ein, zwei Videos gemacht. Verlink ich euch. Jedenfalls war es deswegen ziemlich ungeschickt, Ungeschickt, dass Unge im Video sowas sagt wie: Wenn ihr mindestens zweimal täglich Milch und Milchprodukte esst, dann macht ihr euch krank.
Ihr könnt euch das vorstellen, wie 'ne riesen Verschwörungstheorie. Wir werden systematisch krank gemacht mit den Lebensmitteln. Carla möchte nicht mehr, dass die Bevölkerung krank wird, Carla möchte in Zukunft gesunde Menschen in ihrem Land haben.
Jetzt hat er im 2. Video eingeräumt, dass er bewusst auch provozieren wollte, und dass Milch für den Einzelnen vielleicht doch nicht ganz so kritisch ist. Dass Veganismus aber trotzdem der richtige Weg ist. Es gibt unzählige weitere Studien über den gesundheitlichen Aspekt von Milch.
Allerdings kommt man im Body of Evidence zum Ergebnis, dass zum jetzigen Standpunkt mehr Studien für einen Milchkonsum, vor allem im Kindesalter, sprechen, als dagegen. Wenn jetzt wirklich gar nicht klar bewiesen ist, dass Milch ungesund ist, bzw. krank macht, warum habe ich dann, die zugegeben, provokante Aussage getroffen, dass Milch Gift sei? Es ist nicht eindeutig belegt, dass Milch ganzheitlich schädlich für den einzelnen Menschen ist.
Aber Milch ist Gift für die Tiere, die davon betroffen sind und ausgebeutet werden. Und Milch ist Gift für unseren Planeten, da der CO2-Ausstoß und die Grundwasserverseuchung durch die Viehhaltung um ein Vielfaches höher ist, als die von Autos und Flugzeugen.
Das Problem ist nur, jeder, der sich nach dem 1. Video gedacht hat, "Häh, was für'n verschwörungs- theoretischer Bullshit"! , wird Unges guten Argumenten im 2. Video kein Glauben mehr schenken. Den Eindruck, den er im 1. Video vermittelt hat, wird er jetzt im Nachhinein kaum mehr revidieren können. Und damit hat er möglicherweise vor allem diejenigen Menschen verloren, die er am ehesten erreichen wollte, nämlich die Vegankritiker.
Deswegen finde ich es 'nen bisschen schade, dass die durchaus guten Argumente, die Unge jetzt in seinem 2. Video angesprochen hat, in dem ganzen Halligalli so'n bisschen untergehen. Und dass der große Sturm, den Unge ja nach eigener Aussage bewusst provoziert hat, so'n bisschen um die falschen Argumente heraufbeschwört wurde. Aber ihr seid Freunde der Sonne und damit Freunde des sachlichen Austauschs.
Deswegen schreibt mir doch in die Kommentare, was ihr zum Milch-Gate denkt. Und schreibt auch gerne eure Fragen und Gedanken zum Thema Veganismus. Denn ich würde tatsächlich gerne mal einen längeren Beitrag dazu produzieren und eure Fragen auch gerne mit einbeziehen. Wir sehen uns nächsten Donnerstag, Freunde der Sonne, bleibt sicher. Aaaah!
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