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2018-09-20
Die Haus-Katze - geheimnisvoll und raubtierhaft. Einst ein Wildtier, das dem Menschen vor Jahrtausenden freiwillig gefolgt ist. Sie ist anpassungsfähig und sozial – aber das einzige Haustier, das sich seine Unabhängigkeit bewahrt hat. In der Jungsteinzeit – vor über 9.500 Jahren – entdeckt die Katze die Nähe des Menschen für sich.
Es sind die Getreidespeicher der Jungsteinzeitler, die die scheuen Beutejäger anlocken. Dort machen sich Mäuse und andere Nager an den Vorräten zu schaffen. Die Bauern merken schnell, dass Wildkatzen nützliche Schädlingsvertilger sind. Deshalb haben sie nichts dagegen, wenn die Katzen die Speicher als neues Jagdrevier erobern.
Die Falbkatze gilt als Urmutter aller Hauskatzen-Rassen. Das haben genetische Untersuchungen belegt. Im Lauf der Jahrtausende verbreitet sich die Hauskatze auf dem gesamten Erdball – und zwar an der Seite des Menschen. Sie folgt ihm überall hin.
Erste Funde haben Archäologen auf Zypern gemacht. Dort wurde ein jungsteinzeitliches Grab entdeckt. Es enthielt das Skelett eines Mannes und einer Falbkatze. Der Körper der Katze war genauso nach Westen ausgerichtet wie der des Mannes. Archäozoologen folgern daraus, dass Mensch und Katze schon in grauer Vorzeit eine enge Beziehung eingegangen sind.
Auch im Alten Ägypten ist die Katze als Schädlingsbekämpfer sehr beliebt. Denn in den Kornspeichern treiben lästige Nager ihr Unwesen. Der Falbkatze gelingt es spielend, die verheerende Mäuse- und Rattenplage landesweit entscheidend einzudämmen. Wer weiß, vielleicht wäre Ägypten ohne die Katze nie die Kornkammer Nordafrikas geworden.
Im Verhältnis zu ihrem Körpermaß hat die Katze die größten Augen aller Raubtiere. Die Augen sind besonders lichtempfindlich und können einen Bereich von etwa 220 Grad räumlich erfassen. Was die Katze nicht sieht, das hört sie. Zwanzig Muskeln drehen ihre Ohren in nahezu jede beliebige Richtung – und zwar unabhängig voneinander. Damit ist sie in der Lage, selbst kleinste Geräuschquellen zu orten. Nicht einmal in der Dunkelheit ist ein Nager vor ihrem schnellen Zugriff sicher.
Und sie kann sechs Mal besser riechen als der Mensch. Besonders beim Erschnüffeln von Pheromonen hat sie die Nase vorn. Pheromone sind körpereigene Duftstoffe, die Katzen über ihre zahlreichen Drüsen absondern – als Botschaft an ihre Artgenossen: Ich war hier!
Grandios ist auch ihr Tastvermögen: Die Schnurrhaare sind besonders empfindlich. Sie dienen als Antennen, um Tag wie Nacht Hindernisse oder enge Stellen auszuloten, oder um über feine Luftwirbel Beutetiere auszumachen.
Ganz Ägypten huldigt dem neuen Wundertier. Katzen, auch Großkatzen, nehmen in der Welt der Alten Ägypter eine Sonderstellung ein. Katzen werden wie Könige sogar mumifiziert. Die Israeliten, die lange im Pharaonenland ihr Dasein fristen, verdammen den Katzenkult. Ihnen ist die gesamte tierische Götterwelt unverständlich. Für sie gibt es nur einen Gott.
Im Islam sieht das ganz anders aus. Dort zählen Katzen zu den reinen Tieren und werden entsprechend verehrt. Der Prophet Mohammed soll sie sehr gemocht haben. Und Buddhisten glauben, dass wenn ihre Katze stirbt, sie bei Buddha für ihren Besitzer ein gutes Wort einlegt –
sie ist Symbol für Frieden, Glück und Reichtum. Als sich in der Antike Rom zur neuen Supermacht aufschwingt, entdecken auch die Römer ihre Liebe zur Katze. Und die Katze-Mensch-Beziehung macht einen Quantensprung, obwohl dies im Erbgut der Beutegreifer kaum Spuren hinterlässt:
Die Katze ist inzwischen auch ein zahmes Wesen. In der mythologischen Welt im Norden Europas, wo Naturheiligtümer, Feen und Trolle lange die Vorstellung der Menschen geprägt haben, sagt man Katzen magische Kräfte nach. Ein jähes Ende findet ihre Rolle als Zauberwesen, als Mönche erklären, Katzen seien der Inbegriff heidnischen Irrglaubens.
Mit der Verbreitung des Christentums blickt die Katze in eine finstere Zukunft. Zu ihrem negativen Image trägt auch bei, dass sie weder Eier noch Milch, Fleisch oder Wolle bringt. Im 13. Jahrhundert wird die Katze als Gefährtin des Satans verdammt. Prediger wie Berthold von Regensburg wettern gegen die Katze: " Treibt sie aus euren Küchen, denn Katze kommt von Ketzer! "
Obwohl die Mäusejägerin wertvolle Dienste leistet, ist sie für die Kirchenväter das Sinnbild aller Laster. Katzenfreunde stehen plötzlich unter Generalverdacht, besonders Frauen. Der Hexenhammer ist ein Zeugnis aus dieser düsteren Zeit. Seit dem Mittelalter werden Katzen ihr zwielichtiges Image nicht mehr ganz los. Aber dennoch gibt es über die Beziehungen zwischen Katze und Mensch die schönsten Geschichten.
Goethe hat einmal ein Gedicht aus der Sicht einer Katze verfasst. Und Einsteins Katze war berüchtigt für ihre Launen. Sein Kater Tiger war bei Regen depressiv, was er mit: „Ich weiß, was dir nicht passt, aber ich weiß nicht, wie man das abstellt", kommentiert hat. Hemingways Kater „Snowball" hatte sechs Zehen und des Schriftstellers Herz im Sturm erobert.
Und Choupette ist wahrscheinlich die berühmteste Katze der Welt. Die Muse von Karl Lagerfeld wird von zwei Nannys versorgt, fliegt in Begleitung von Bodyguards im Privatjet und hat sogar eine eigene Modekollektion. Der Aufstieg vom Mäusefänger zum beliebtesten Haustier der Welt fordert seinen Preis. Designerkatzen stehen hoch im Kurs. Aus den USA kommt die Toyger – ein Stubentiger im Raubkatzen-Look.
Auch in Comics, Kinofilmen oder im Internet – längst hat die Katze auch das Showbizz erobert. Grumpy Cat hat in den letzten Jahren mehr verdient als so mancher Hollywood-Star. Auch „Hello Kitty" ist geschäftstüchtig. Mehr als eine Milliarde Dollar setzt die rosarote Katze jährlich um. Als kleiner Beutejäger ist die Katze dem Menschen vor Jahrtausenden freiwillig gefolgt. Ihr unberechenbares Naturell und ihren Freiheitsdrang aber hat sie sich bis heute bewahrt.
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