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Hedy Lamarr galt zu ihrer Zeit als die schönste Frau der Welt.
Sie war damals einer der größten Hollywoodstars.

Eine Ikone der 30er- und 40er-Jahre.
Der Mittelscheitel und ihre brünette Haarfarbe wurden wegen ihr zur Mode.

Sie machte fantastische Hüte cool.
Sie wurde als Sexsymbol gehandelt und führte ein Leben mit zahlreichen Liebschaften und voller Skandale.

Eine klassische Diva.
Dabei war sie so viel mehr als Glamour und ein exotischer Akzent.

Insgeheim war Hedy Lamarr eine begabte Erfinderin und hat Wi-Fi, GPS und Bluetooth den Weg geebnet.

Ihre Geschichte dreht sich um einen Skandal, der den Papst empörte, einen kontrollsüchtigen Waffenhändler, Torpedos für die Alliierten und ein lebenslanges Reduziertwerden auf ihr Aussehen.

*Mysteriöse Musik, Rattern* Österreich.

*Entspannte Klaviermusik*

Hedy Lamarr hieß eigentlich Hedwig Eva Maria Kiesler und kam aus
Sie wurde 1914 in Wien geboren, Tochter einer jüdischen Familie.

Sie besuchte eine Schauspielschule und hatte früh ihren Durchbruch.
1932 spielte sie mit gerade einmal 18 Jahren die Hauptrolle im tschechischen Film "Extase".

Es war der erste nicht pornografische Film überhaupt, der einen weiblichen Orgasmus inszenierte.

*Emotionale Musik*

Das war damals ein riesiger Skandal.
Papst Pius XI. verurteilte den Film scharf.
In den USA wurde er nicht im Original ausgestrahlt, weil er zu obszön war.

Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, machte "Extase" Hedwig Kiesler zu einem Star.

Plötzlich hatte sie viele neue Verehrer.
Darunter den österreichischen Waffenhersteller Fritz Mandl.

Er war zu der Zeit der drittreichste Mann des Landes und ein Sympathisant der Faschisten.
Kiesler heiratete den Patronenkönig noch im selben Jahr.

Er war 14 Jahre älter als sie.
Eventuell wurde sie nach dem Skandal rund um "Extase" von ihren Eltern zu dieser Heirat gezwungen.

Mandl soll Kiesler im wahrsten Sinne des Wortes in einen goldenen Käfig gesperrt haben.
Das Renaissance-Schloss Schwarzenau, nahe der Grenze zu Tschechien.

Er soll ihr auch verboten haben zu schauspielern, und war allgemein ein sehr eifersüchtiger, kontrollsüchtiger Ehemann.

Angeblich hatte er umgerechnet rund 400.000 Euro dafür ausgegeben, Kopien von "Extase" zu kaufen und zu vernichten.

1937, nur vier Jahre später, floh Kiesler aus der Ehe.
Erst nach Paris und von dort nach London.

Wie genau, ist umstritten.
Es gibt wilde Erzählungen von betäubten Dienstmädchen und einer Flucht von einer Party mit ihrem allerteuersten Schmuck.

In London angekommen, wurde Hedwig Kiesler von der Filmproduktionsgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer entdeckt.

Sie wird umbenannt in Hedy Lamarr, in Anlehnung an die Stummfilmschauspielerin Barbara La Marr.

Daraufhin zog sie in die USA, und ein Jahr später erschien ihr erster großer Hollywoodfilm: "Algiers".

I've just been sitting here, thinking, that I am the happiest girl in the world.
In den folgenden Jahren wurde sie zu einem der größten Superstars ihrer Zeit.

Sie spielte an der Seite von Clark Gable, Spencer Tracy, James Stewart und Bob Hope.
Ihr größter Hit war "Samson and Delilah".

Es war der erfolgreichste Film des Jahres 1950, und zu dem Zeitpunkt einer der erfolgreichsten Filme jemals.

Hedy Lamarr war eine Ikone und das Vorbild für Disneys Schneewittchen und DCs Catwoman.

Dabei war sie nicht unbedingt eine wirklich brillante Schauspielerin.
Ihre Rollen waren oft recht eindimensional.

Sie spielte häufig glamouröse, exotische, mysteriöse Verführerinnen.
Hollywood wurde ihr aufgrund dieser Schublade schnell langweilig.

Sie selber sagte zu Beginn ihrer Karriere, jedes Mädchen könnte glamourös sein.
Du musst nur stillstehen und dumm dreinschauen.

Am Set und in ihren Rollen wirkte sie teils abwesend, als sei sie im Kopf eigentlich mit anderen Dingen beschäftigt.

War sie wahrscheinlich auch.
Hedy Lamarr war ganz nebenbei eine äußerst kluge, begabte Erfinderin.

Schon ihr Vater soll ihr in ihrer Jugend während Spaziergängen Alltagstechnologien erklärt haben.

Während ihrer Karriere in Hollywood erfand sie in ihrer Freizeit allerlei Dinge, wie zum Beispiel ein verbessertes Ampelsystem.

Sie hatte auch eine Affäre mit dem legendären Erfinder Howard Hughes.

Sie gab ihm die Idee, das Design seiner Flugzeuge an Vorlagen aus der Natur anzupassen.
Lamarr war auch eine entschiedene Gegnerin der Nazis.

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, erfuhr sie von radiogesteuerten Torpedos, einer aufkommenden Technologie in der Seekriegsführung.

Leider konnten diese ferngesteuerten Torpedos sehr einfach vom Kurs abgebracht werden, wenn Feinde das Signal unterbrachen.

Das brachte Lamarr auf eine Idee.
Sie tat sich kurzerhand mit ihrem Freund, dem berühmten Komponisten George Antheil, zusammen.

Gemeinsam entwickelten sie, basierend auf der Funktionsweise von Klavieren, ein Frequenzsprungverfahren.

Sie waren zugegebenermaßen nicht die Ersten, die diesen Einfall hatten.
Nikola Tesla hatte zum Beispiel bereits 1903 einen ähnlichen Ansatz veröffentlicht.

Dennoch ist das Prinzip genial.
Man teilt ein Signal auf viele Kanäle auf und springt dann pseudozufällig zwischen diesen Kanälen hin und her.

Nur der Sender und der Empfänger kennen die Kombination der Sprünge und können mit dem Signal den Kanal wechseln.

So kann die Kommunikation kaum gestört werden, weil einzelne Kanäle nur sehr kurz genutzt werden.

1941 meldeten Lamarr und Antheil ein Patent für die Technologie an.
Es trugt den Namen "Secret Communication System".

Die US-Navy nutzte das System allerdings nicht, obwohl es als besonders vielversprechend verbucht wurde.

Als sich das Frequenzsprungverfahren Jahrzehnte später endlich verbreitete, war das Patent abgelaufen und die beiden Erfinder erhielten keinen Cent.

Dabei bildet das Verfahren einen Grundstein für Bluetooth-, Wi-Fi- und GPS-Technologien.

Erst 1997 bekam Hedy Lamarr für ihre Erfindung einen Pioneer Award von der Electronic Frontier Foundation.
Drei Jahre später ist sie im Alter von 85 Jahren gestorben.

14 Jahre nach ihrem Tod wurde Hedy Lamarr für ihren Beitrag zur Entwicklung drahtloser Kommunikation in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.

Zu ihren Lebzeiten wurde sie nie wirklich als Erfinderin wahrgenommen, immer nur als betörend hübsches Gesicht, als exotische Diva.

1969 war sie zum Beispiel zu Gast in einer Talkshow.
Eines ihrer wenigen Interviews.

Hedy Lamarrs Auftreten wirkt auf uns so elegant, so bedacht.
Die Fragen, die sie gestellt bekommt, sind dagegen so schrecklich oberflächlich.

Wie muss es sich angefühlt haben, dort zu sitzen, so brillant mit einem scharfen Verstand, so einer Lebensgeschichte.

Und dann, nachdem ausgiebig darüber gewitzelt wurde, wie attraktiv man denn sei, wird man zu dem einen Mal vor 30 Jahren befragt, als man nackt in einem Film war.

Und dann wird sie noch zu ihrem Image befragt.
Sie fragt im Gegenzug, was ihr Image denn sei.

Wie sehr wünschen wir uns, jemand hätte ihr in diesem Studio mal die richtigen Fragen gestellt.
Wie fantastisch und faszinierend währen ihre Antworten wohl gewesen?

Cheers.