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2023-06-20
Die Europa-Flagge.
Ein Kranz aus zwölf goldenen Sternen auf blauem Grund.
Zwölf Sterne wie, ja wie was eigentlich?
Wie die zwölf Mitgliedsstaaten der EU?
Nicht doch, wir sind 27.
Oder wie die zwölf Mitgliedsstaaten, als die Flagge eingeführt wurde.
Wieder falsch.
Als der Europarat die Flagge annahm, hatte er 15 Mitglieder.
12 Sterne wie der Sternenkranz der Jungfrau Maria?
Na, ich erkläre Ihnen das mal.
Vor der Europäischen Union gab es den Europarat.
Der wird 1949 gegründet, um Demokratie und Menschenrechte weltweit zu fördern.
Er braucht natürlich ein Emblem.
Die existierenden Flaggen taugen nur nichts.
Die Flagge der Europäischen Bewegung International sieht aus wie eine Unterhose, die auf einer Wiese trocknet.
Und mit dem Kreuz auf der Flagge der Paneuropa-Union hat die Türkei, einziges nicht-christliches Mitglied, ein Problem.
Die Sozialdemokraten der anderen Länder übrigens auch.
1950 beschließt man daher, die Flagge mittels einer Ausschreibung zu finden.
Sie soll eine starke Symbolik haben, einfach und verständlich sein und schön aussehen.
Hunderte von Entwürfen treffen ein.
Sonnen, Kreise, Kreuze, Sterne und noch mehr Sterne.
Manche Vorschläge sind zu simpel, andere zu kompliziert, manche nur hässlich und dieser hier sieht aus wie eine Telefonwählscheibe.
Abgelehnt.
1953 entscheidet man sich endlich für 15 Sterne auf blauem Grund, denn der Europarat hat damals 15 Mitglieder.
Wie bitte, sagt Deutschland.
Dann wäre ja einer der Sterne, das Saarland, ein Gebiet, um das sich Deutschland und Frankreich streiten.
1953 hat das Saarland nämlich einen Sonderstatus.
Es ist ein autonomer Staat unter französischer Vormundschaft.
15 Sterne, das hieße seine Souveränität anerkennen.
Na dann eben 14.
Frankreich und das Saarland schreien auf.
Das hieße seine Souveränität nicht anzuerkennen.
13, um Himmels Willen, 13 bringt Unglück.
Dann 12. Ah, die vollkommene Zahl.
12 Stunden, 12 Monate, 12 Sternzeichen, 12 Apostel, 12 Stämme Israels, 12 Heldentaten des Herkules, 12 Götter des Olymp, ein Dutzend Eier.
Okay, 12 Sterne und dabei soll es bleiben.
1955 wird die Flagge schließlich eingeführt.
Die EU benutzt sie ab 1986.
Und 1989 mischt sich die Jungfrau Maria ein.
Ein ehemaliger Mitarbeiter des Postdienstes im Europarat erzählt einem katholischen Magazin, dass er den Entwurf mit den zwölf Sternen eingereicht habe.
Sein Modell, der Sternenkranz der heiligen Maria auf der Medaille, die er um den Hals trägt.
Er habe seiner Mutter eine Freude machen wollen.
Der Projektleiter bestreitet das.
Das Gremium sei von selbst auf die Idee gekommen.
Der Postler habe die Skizze nur ausgeführt.
Die Flagge habe nicht den geringsten religiösen Ursprung.
Trotzdem erhitzen sich immer wieder die Gemüter an ihrer angeblich religiösen Symbolik.
Zuletzt 2017, als der Chef der französischen Linksradikalen sie im Namen der Laizität aus dem französischen Parlament verbannen will.
Antrag abgelehnt.
Haben die Linksradikalen recht?
Lassen Sie es mich einmal so sagen.
Völlig egal.
Soll doch jeder in den Sternenkranz interpretieren, was er darin sehen will.
Wir werden sowieso nie erfahren, was damals in den Köpfen der Personen vorging, die über die zwölf Sterne abstimmten.
Eins hingegen ist sicher.
Eines schönen Tages, fünf Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges, haben 15 Länder ihre Konflikte beiseite gelegt und sich auf ein gemeinsames Emblem geeinigt.
Das ist die Symbolik der Europaflagge.
Dass man es geschafft hat, sich auf etwas zu einigen und sei es nur ein Symbol.
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