德语助手
2023-02-22
Jérôme, ein französischer Manager, ist auf dem Rückweg von einer Geschäftsreise in Deutschland.
Als er von der Autobahn aus die Kirchtürme des Kölner Doms erblickt, beschließt er spontan, sich einen kleinen Abstecher in die Rheinmetropole zu gönnen.
Leider ist Jérôme sich nicht bewusst, was es bedeutet, an genau diesem Tag, dem 52. Tag vor Ostersonntag, nach Köln zu fahren.
Auf den Straßen herrscht nämlich Ausnahmezustand.
Schon bei der Einfahrt nach Köln stößt Jérôme auf Polizeisperren.
Er will zu Fuß weiter, aber auch so ist kein Durchkommen.
Tausende verkleidete und angetrunkene Frauen versperren ihm den Weg.
Und überall ist die Rede von der Machtübernahme der Narren.
Während Jérôme noch über den Sinn dieser revolutionären Drohung nachdenkt,
schneidet ihm – schnipp – eine lila gekleidete Hexe seine Yves Saint Laurent-Seidenkrawatte ab.
Mon dieu!
Panisch flüchtet er vor den schreienden und scherenschwingenden Frauen in ein Hotel,
wo er von einer Empfangsdame in Clownskostüm und Sektlaune fröhlich ignoriert wird.
Sie ist viel zu beschäftigt damit, jeden eingehenden Telefonanruf mit einem Schrillen "Alaaf!" zu beantworten.
Und auch sie ist offensichtlich eine Kastrationshexe, wie der Stoffhaufen auf ihrem Schreibtisch zeigt.
Der Hoteldirektor bietet ein jämmerliches Bild.
Verstümmelte Krawatte, Hemdkragen voller Lippenstift, Bäckchen rot und heiß.
Auch die Gäste brüllen "Alaaf" auf und scheinen das alles sehr komisch zu finden.
Die Restaurants sind voll von grölenden, maskierten Frauen, die ihn im Dreivierteltakt zum Schunkeln zwingen.
Später erfährt Jérôme, dass die wilden Frauen in Bonn sogar das Rathaus gestürmt haben und dass der Bürgermeister nicht nur seine Krawatte, sondern auch den Schlüssel der Stadt lassen musste.
Tja, nichtsahnend war Jérôme mitten in die Weiberfassnacht geraten.
Auftakt des Karnevals, wie man in Köln "die tollen Tage" bezeichnet, "Fastnacht" in Rheinhessen oder "Fasching" in Süddeutschland.
Karneval wird nämlich vor allem in katholischen Gegenden gefeiert.
Karneval aus dem lateinischen "carne vale" bedeutet so viel wie Fleisch ade.
"Fastnacht" ist die letzte Nacht vor der Fastenzeit und "Fasching" aus dem mittelhochdeutschen "vaschank" das Ausschenken des Fastentrunkes.
All diese Ausdrücke beschreiben ein und dasselbe, ein letztes Austoben und Vollfressen vor der mehrwöchigen katholischen Fastenzeit bis Ostern.
Karnevalsbräuche gehen weit in die vorchristliche Zeit zurück.
Im Mittelalter versuchte die Kirche dann das Fest der christlichen Tradition einzuverleiben.
Alle Ausschreitungen waren erlaubt, sogar das Parodieren der Kirchenoberen.
Die Weiberfassnacht, die heute hauptsächlich im Rheinland gefeiert wird, entstand 1824 im Bonner Stadtteil Beul.
Damals beschließen die Waschfrauen zum ersten Mal, nicht nur ihre Wäsche, sondern auch ihre Männer in die Mangel zu nehmen.
Seitdem dürfen die Frauen an diesem Tag die Macht über die Männer ergreifen und zum Zeichen ihres Aufbegehrens den symbolischen Kastrationsakt begehen.
Einen Tag lang, nur einen Tag lang.
Danach ist die alte Ordnung wieder hergestellt.
Die Parodie der Revolution ist vorbei, die Sekretärinnen sind wieder Sekretärinnen und die Chefs sind wieder die Chefs.
Wie gehabt.
Oder?
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