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Frage: Was haben Jimi Hendrix, Charlie Chaplin und Leonardo da Vinci gemeinsam? Okay. Sie trugen bisweilen lächerliche Hüte. Aber darum geht es nicht.

Denn es verbindet sie auch etwas mit John McEnroe, Stan Lee, Michelangelo und Paul McCartney. Keine Ahnung? Gut, einen habe ich noch. Genau. Sie sind Linkshänder.

Man schätzt, dass diese nur 13 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Und doch, benutzen sehr viele Künstler die sogenannte Teufelshand. Haben Linkshänder tatsächlich ein Künstler-Gen.

Oder sind sie etwa geborene Genies? Marcial Gautier ist Geiger und einer der wenigen Linkshänder seines Berufszweigs. Es ist schon komisch, dass ich der Einzige bin, der die Geiger andersherum hält.

Mit Neun war die Lateralisation schon fortgeschritten. Was ist Lateralisation? Das bedeutet: Die rechte Hirnhälfte steuert die linke Hand und die linke Hirnhälfte die rechte Hand.

Wusste ich, du auch Marcial? Die Lateralität wird in der Musik nicht berücksichtigt. Zumindest nicht im klassischen Milieu.

Ich würde sogar sagen, dass Linkshänder, die wie Rechtshänder spielen, sich selbst einreden, dass es so sein muss. So weit sind wir schon.

Das skandalöse Verhalten gegenüber Linkshändern ist nicht neu. Die Ritter im Mittelalter mussten ihr Herz mit einem Schild in der linken Hand schützen. Das Schwert folglich in der rechten Hand halten.

Doch dieser praktische Grund verschleiert eine noch viel ältere Tatsache. Die Kunstgeschichte ist Zeug. Auf den Gemälden der Renaissance nimmt Eva die verbotene Frucht mit der linken Hand.

Jesus platziert die Guten auf seine Rechte, die Verfluchten auf seine linke Seite. Und der schlimmste Verräter der Geschichte, Judas, ist Linkshänder. Die Sprache verewigt diesen Hass, in fast allen Ländern.

Auf Lateinisch heißt links "Sinistra". Das wurde zu Sinistra und im fünfzehnten Jahrhundert zum französischen abwertenden „Gauche". Auf Portugiesisch heißt linkshändig "Canhoto" und wird mit dem Teufel assoziiert.

Das Deutsche "linkisch" bezeichnet einen Tollpatsch. Gibt es dafür einen wissenschaftlichen Grund? Oder ist es nur Eifersucht?

Der Mensch hat die natürliche Tendenz die Unterschiede zwischen einer Mehrheit und einer Minderheit zu übertreiben. Das ist wohl soziologisch bedingt.

Vielleicht verstärkt es das Zugehörigkeitsgefühl. Aber Linkshänder sind wie alle anderen. Sie sagten doch, die rechte Hirnhälfte steuert die linke Hand und umgekehrt.

Die Gehirnhälften arbeiten zusammen. Die Linke ist stärker auf Sprache und die praxis spezialisiert. Das heißt auf unsere Fähigkeit komplexe Bewegungsabläufe zu koordinieren.

Die rechte ist stärker auf Funktionen spezialisiert. Die mit Emotionalität, bildlich-räumliches Erfassen oder dem Erkennen von Gesichtern zusammenhängen.

Moment. Wenn die rechte Hirnhälfte die linke Hand steuert, und dabei auch für die Emotionen und die Gesichts-Erkennung zuständig ist, bedeutet das, dass nur ein Linkshänder die Mona Lisa malen konnte.

Logisch, oder? Nein. Es gibt keinen Grund, warum Linkshänder sensibler sein sollten. Oder Emotionen besser erkennen sollten als Rechtshänder.

Denn für Linkshänder wie Rechtshänder ist die rechte Hemisphäre für die Emotionen zuständig. Da gibt es keinen Unterschied.

Wir haben also alle das gleiche Gehirn. Aber Linkshänder zu sein, muss doch einen Vorteil haben. In einer Rechtshändigen Welt hat das sogar eher Nachteile.

Denn es gibt eine Reihe von Werkzeugen, die für Linkshänder schwierig zu benutzen sind, wie Scheren und Messer. Bei Linkshändern verzeichnet man tatsächlich mehr Arbeitsunfälle als bei Rechtshändern.

Tja, man sollte kein Linkshänder sein auf eine Erde, die sich rechtsherum dreht. Das siehst du sicher anders, Marcial. Es gibt in der Tat einen Anteil linkshändige Genies.

Was nicht bedeutet, dass ein Linkshänder zwangsläufig ein Genie ist. Aber bestimmte Grundvoraussetzungen könnten dazu geführt haben, dass künstler wie Leonardo da Vinci oder Charlie Chaplin unbewusst zu dem wurden, was sie waren.

Weil sie seit frühster Kindheit mit dieser Schwierigkeit umgehen mussten. Das führt wahrscheinlich dazu, dass der Körper so etwas wie Antikörper bildet, und die helfen uns trotzdem voran zu kommen.