德语助手
2023-02-14
Hallo, sagt mal, was macht ihr am liebsten bei einem ersten Date?
Im Internet findet man superviele Ideen und Tipps.
Von sich auf einen Kaffee treffen über picknicken und Billiard spielen bis hin zu zusammen kochen, ist da wirklich alles dabei.
Ein Pro-Tipp für die, die sich verlieben wollen und auf der Suche nach 'ner Beziehung sind, ist, unbedingt was mit Adrenalin-Kick machen.
Zum Beispiel im Hochseilgarten klettern gehen.
Das soll nämlich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass man sich ineinander verliebt.
Die "Brigitte" schlägt sogar vor, beim ersten Date direkt Bungee-Jumping auszuprobieren.
So geht man auf Nummer Sicher und verliebt sich safe.
Der Mythos, dass man sich mit 'nem Adrenalinkick einfacher verliebt, ist weit verbreitet, aber stimmt das wirklich?
Wenn ja, wie kann man das erklären?
Habt ihr schon von der sogenannten Hängebrücken-Studie gehört?
Die ist, zumindest in der Psychologie, ziemlich bekannt.
Und genau auf diese Studie wird oft immer verwiesen, wenn es heißt, dass man beim ersten Date unbedingt irgendwas mit Action machen soll, damit man sich ineinander verliebt.
Wir schauen uns die Studie genauer an, los geht's.
Hängebrücken-Studie
Der Sozialpsychologe Arthur Aaron, das ist der von den "36 Fragen zum Verlieben", wozu ich auch mal 'n Video gemacht habe,
und der Sozialpsychologe Donald Dutton interessierten sich in den 70er-Jahren dafür, wann wir eine Person besonders anziehend finden.
Von "verlieben" war in der Studie nicht die Rede.
Nur das schon mal vorweg.
Um herauszufinden, wann wir eine Person besonders anziehend finden, haben sie damals eine Studie mitten in einem Park in Kanada durchgeführt.
Die Hängebrücken-Studie.
In der Studie wurden Männliche Parkbesucher, die ohne weibliche Begleitung auf einer Brücke unterwegs waren, von einer jungen Frau gebeten, ein paar Fragebögen auszufüllen.
Entweder über einer Hängebrücke, 80 Meter über 'nem reißende Fluss.
Hier ein Bild.
Oder aber auf einer stabilen und sicheren Brücke.
In einem der Fragebögen, die die Männer beantworten sollten, ging es darum, sich eine dramatische Geschichte zu einem kleinen Schwarz-Weiß-Bild auszudenken.
Das Bild sah so aus.
Die Idee dahinter: Dass die Männer ihre eigenen Wünsche und Gefühle in das Foto projizieren.
Sie also zum Beispiel, wenn sie grade traurig sind, eine traurige Geschichte zu dem Bild schreiben.
So wurde in der Studie indirekt gemessen, was die Person in dem Moment bewegt hat.
Zum Schluss meinte die junge Frau dann:
"Jo, Leute, ich kann nicht mehr zu der Studie sagen, wenn ihr aber mehr wissen wollt, könnt ihr mich heute Abend anrufen, hier mein Name und meine Nummer."
Ob die Männer die junge Frau anziehend fanden, wurde in der Studie also anhand von drei Kriterien gemessen.
Erstes Kriterium: Haben sie die Telefonnummer angenommen?
Zweites Kriterium: Haben sie angerufen?
Und drittes Kriterium: Enthielten die Geschichten dann sexuelle beziehungsweise romantische Inhalte?
Was denkt ihr?
Fanden die Männer auf der Hängebrücke und die auf der sicheren Brücke die Frau unterschiedlich anziehend?
Yes, und das ist genau das Ergebnis, was die ganzen Dating-Tipps nach dem Motto "Adrenalinkick macht es leichter, sich zu verlieben" inspiriert hat.
Von den Männern auf der Hängebrücke hat die Hälfte abends bei der Frau angerufen.
Von den Männern auf der sicheren Brücke haben sich nur zwölf Prozent bei der Frau gemeldet.
Die Geschichten, die zum Schwarz-Weiß-Foto geschrieben wurden, waren von den Männern auf der Hängebrücke sexueller beziehungsweise romantischer als von denen auf der sicheren Brücke.
So sahen die genauen Zahlen aus.
In zwei weiteren Studien konnten die Forscher zeigen,
dass die Unterschiede im Anrufverhalten nicht dadurch kamen, dass Männer, die über die Hängebrücke gehen, durchschnittlich mutiger sind, als die, die über die sichere Brücke gehen, und sich deshalb eher trauen, bei der Frau anzurufen.
Außerdem haben die Forscher das Ganze noch mal unter Laborbedingungen getestet und haben 'nen ähnlichen Effekt gefunden.
Kritik an der Studie
Bevor wir uns gleich anschauen, wie man die Ergebnisse erklären kann, möchte ich kurz auf ein paar Kritikpunkte eingehen.
Damit ihr die Studienergebnisse besser einordnen könnt.
Erst mal haben ziemlich wenige Personen an der Studie teilgenommen.
Auf den zwei verschiedenen Brücken haben jeweils nur bisschen über 20 Männer mit der jungen Frau gesprochen.
Das ist für 'ne wissenschaftliche Studie ziemlich wenig.
Hätten drei Männer von der Hängebrücke doch nicht angerufen, beziehungsweise zwei Männer mehr von der sicheren Brücke, hätte es schon gar keinen signifikanten Unterschied mehr zwischen den zwei Gruppen in den Daten gegeben.
Die Forscher sind auch einfach davon ausgegangen, dass die Männer Single sind und auf Frauen stehen.
Es kann also theoretisch sein, dass Männer sich nicht bei der Frau gemeldet haben, weil sie nicht auf Frauen stehen oder in einer Beziehung sind.
Der "Hier ist ein Bild, schreib 'ne Geschichte"-Test ist in der Wissenschaft umstritten.
Misst das, was einen beschäftigt, nur bedingt und vor allem indirekt.
Genau so indirekt wurde auch aus den Anrufverhalten geschlossen, ob die Männer die Frau anziehend finden oder nicht.
Die Teilnehmer hätten sich auch einfach bei ihr melden können, um weitere Infos über die Studie zu bekommen.
Völlig ohne Hintergedanke.
Man weiß es nicht.
Ihr merkt schon, das ist schwierig und vor allem superschwammig.
Und auch wenn die Hängebrücken-Studie superhäufig zitiert wird, und in fast jedem Dating-Ratgeber zu finden ist, haben wir keine Studie gefunden, die versucht hat, das Ganze mit der Hängebrücke zu replizieren.
Also noch mal zu machen und zu schauen, ob man zu ähnlichen Ergebnissen kommt.
Nur der Teil der Studie, der im Labor stattgefunden hat, wurde versucht, zu replizieren.
Da hat man in den anderen Studien keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen gefunden.
So viel zu den Kritikpunkten, kommen wir zur Frage aller Fragen:
Wie kann man erklären, dass mehr Männer von der Hängebrücke die Frau in der Studie angerufen haben?
Erklärung der Ergebnisse
Die beiden Sozialpsychologen haben sich die Unterschiede zwischen den zwei Gruppen so erklärt:
Die Frau könnte für die Männer auf der Hängebrücke attraktiver gewirkt haben als für die Männer auf der sicheren Brücke.
Warum? Ihr kennt es bestimmt, wenn man auf etwas, was superhoch und wacklig ist, läuft, bekommt man Angst- beziehungsweise Aufregungssymptome, wie zitternde Knie und/oder so 'n ... flaues Gefühl im Bauch.
Und diese Symptome könnten die Männer dann auf die Frau übertragen haben.
Sie haben die zittrigen Knie und das flaue Gefühl im Bauch also so interpretiert, dass die Aufregung nicht von der Tatsache kommt, dass sie grad auf 'ner hohen, superwackligen Brücke stehen, sondern weil sie die Frau so attraktiv finden und 'nen leichten Crush haben.
Um zu kontrollieren, ob man tatsächlich ängstlicher auf der Hängebrücke ist, wurden Parkbesucher gefragt, wie ängstlich sie sich bei der Überquerung gefühlt haben.
Auf einer Skala von Null bis 100 haben sie die sichere Brücke mit einer Drei eingestuft und die Hängebrücke mit einer 65.
Scheint also wirklich ganz schön scary gewesen zu sein.
Die Erklärung der Forscher passt gut zu der sogenannten Emotionstheorie von Schachter und Singer von 1962.
Die Theorie geht nämlich davon aus, dass die körperliche Basis von Gefühlen häufig die gleiche ist.
Unser Körper also nicht unterscheidet zwischen Aufregung, weil hohe wacklige Brücke, und Aufregung, weil attraktive Frau.
Erst wenn wir merken, irgendwas ist in unserem Inneren los, wir also Herzklopfen oder schwitzige Hände haben, dann suchen wir eine Erklärung dafür und ...
je nachdem, was grade so um uns herum passiert, dann interpretieren wir das Gefühl unterschiedlich.
Wenn die Erklärung für die Aufregung falsch interpretiert wird, spricht man von einer Fehlattribution:
Dass wir unsere körperlichen Symptome wie ein flaues Gefühl im Magen, Herzklopfen und schwitzige Hände so völlig beliebig interpretieren können, das gilt heute als widerlegt.
Außerdem weiß man jetzt, dass wir nicht für jedes körperliche Symptom 'ne Erklärung suchen.
Ihr kennt das vielleicht, manchmal ist man auch einfach glücklich, weiß aber gar nicht warum.
Trotzdem hat die Theorie damals auf 'nen superwichtigen Punkt aufmerksam gemacht.
Dass unsere Gedanken und unsre Überzeugung in gewissem Maße das, was wir körperlich empfinden, beeinflussen kann.
Wenn man zum Beispiel, 'ne Panikattacke hat, können körperliche Symptome wie Herzrasen durch negative Gedanken wie "Ich muss sterben" noch mal verstärkt werden.
Während Gedanken wie "ganz ruhig, alles gut" die körperlichen Symptome weniger werden lassen können.
Dass ein bisschen Aufregung und Anstrengung beim ersten Date aber tatsächlich nicht schaden kann, zeigen auch Studien wie die hier von 2004.
In der Studie wurden Männer und Frauen, die sich vorher nicht kannten, zufällig zu Paaren zusammengewürfelt.
Zu zweit nahmen sie an Sportaktivitäten teil, die unterschiedlich aufregend und anstrengend waren.
Es hat sich gezeigt, dass die Paare, die gemeinsam ein anstrengendes Spiel gespielt haben, sich danach anziehender finden als die, die sich nicht so anstrengen mussten.
Dass es daran liegt, dass die Paare Anstrengung mit Anziehung verwechselten, ist zu einfach gedacht.
Wie die Studien zeigen, die die Emotionstheorie von Schachter und Singer widerlegt haben.
Wie ist das bei euch, was macht ihr am liebsten bei einem ersten Date?
Wäre ein Action-Date, wie Hochseilgarten oder Bungee-Jumping, was für euch?
Erzählt das in den Kommentaren.
Ich persönlich gehe beim ersten Date supergern mal 'nen Kaffee trinken oder was essen, um 'n Gefühl für die andere Person zu bekommen.
Beim zweiten Date darfs dann aber auch gerne mehr Action sein.
Bungee-Jumping nicht unbedingt, aber gemeinsam irgendwo hinfahren, zum Beispiel einfach mal so spontan 'nen Tag an die Ostsee fahren, find ich zum Beispiel megacool.
Das kann einen auch echt gut zusammenschweißen.
Wenn ihr jetzt aber nicht so auf Action steht, dann keine Sorge, macht einfach das, worauf ihr Bock habt, womit ihr euch wohlfühlt, das ist das Allerwichtigste.
Wenns zwischen euch passt, braucht ihr kein Action-Date, um euch anziehend zu finden und euch dann auch zu verlieben.
Ansonsten: es ist megaschön, dass ihr alle da seid, fühlt euch virtuell gedrückt, bis zum nächsten Video.
Kennt ihr schon den neuen Kanal "Terra Xplore"?
Die machen echt coole Videos.
In diesem Video geht die Moderatorin Jasmina zum Beispiel der Frage nach, warum Dating-Apps wie Tinder nicht möchten, dass wir uns ineinander verlieben. Megaspannend.
Kann man an den Augenbewegungen wirklich erkennen, ob jemand lügt?
Das ist eine der Grundannahmen vom Neurolinguistischen Programmieren, kurz NLP.
Was dahintersteckt, erfahrt ihr in meinem letzten Video.
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