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2024-05-01
Es geht ums Tempolimit ... auf Deutschlands Autobahnen.
Tempolimit 130 wissenschaftlich geprüft.
Vielleicht ist es die erste Handlung der neuen Bundesregierung: den Tempolimit einführen.
Wäre ganz einfach, ohne großen administrativen Akt.
Einfach den deutschen AutofahrerInnen auf den Autobahn zu sagen: bei 130 ist die Grenze.
Sozusagen am ersten Tag könnte Man gleich ein Tempolimit verkünden und damit wäre die Sache vom Tisch.
Lesen Sie ihren Machiavelli, die schlimmsten Entscheidungen müssen in den ersten 100 Tagen gemacht werden.
Gucken wir uns die Punkte an, die für oder gegen ein Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen sprechen.
Wissenschaftlich.
Zu welchem Schluss kann man kommen, wenn man sich das Tempolimit auf einer rein evidenzbasierten, wissenschaftlichen Basis anschaut?
Mal Meinungen und Interessen rauslassen, nur den reinen Fall betrachten.
Dabei gibt es zwei Punkte: die Umweltbelastung und die Verkehrssicherheit.
Es gibt noch weitere Punkte, die vorerst nicht wichtig sind, aber doch eine Rolle spielen, wie der Verkehrsfluss, die Lärmbelästigung, und die damit einhergehenden Zeitverluste.
Machen wir mal eine Inventur auf Deutschlands weltbrühmten Autobahnen.
Es gibt gar Touristen, die extra kommen, weil man hier im einzigen, westlichen Industrieland ist, das kein Tempolimit auf den Autobahnen kennt.
Es ist überraschend, was dabei rauskommt.
Es stellt sich raus, dass 3/4 der deutschen AutofahrerInnen langsamer fahren, als 130 und zwar durchgängig.
Das sind keine Raser.
Also für diese große Menge an Leuten ist es gleichgültig, ob wir ein Tempolimit haben oder nicht, da sie sowieso langsamer fahren oder max. 130.
Für wen spielt das dann noch eine Rolle, dass wir ein Tempolimit einführen würden?
Für ein bis vier Prozent der Verkehrsteilnehmenden, weil sie tatsächlich schneller als 160 rasen.
Also je nachdem, was der Verkehr so zulässt, je nach Uhrzeit.
Das ist der Stand der Dinge.
Verkehrssicherheit
Also wenn man sich mal anschaut, wie sich die Verkehrs- und Unfallsituation in Deutschland verändert hat, ist es interessant,
wie wichtig regulatorische, staatlichen Eingriffe waren, um die Anzahl der Unfälle und Verkehrstoten besonders die Anzahl der verunglückten Kinder zu reduzieren.
Z.B. die Gurtpflicht, die zum Zeitpunkt der Einführung für Viele ein absolutes No-Go war.
Ich lass mich doch nicht anschnallen!
Aber auch das Alkoholverbot am Steuer war für einige schon eine echte Bedrohung gewesen.
Persönliche Freiheitseinschränkung und das will ich nicht usw...
Aber es ist natürlich allen klar, dass die Gurtpflicht eine passive, aber ganz wichtige Risikominimierung für diejenigen ist, die im Auto sitzen.
Besoffen Autofahren und am Verkehr teilnehmen ist gefährlich, nicht nur für sich sondern für die Anderen.
Da hat der Staat eingegriffen und es reguliert - aus, schön!
Was könnte noch eine Gefahrenquelle im Verkehr sein, die die Anzahl von Unfällen erhöht?
Der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass eine nicht angepasste Geschwindigkeit auf jeden Fall ein im Zweifel größeres Risiko darstellt, als eine an die jeweilige Verkehrssituation angepasste Geschwindigkeit.
D.h. eine relativ geringe Relativgeschwindigkeit zwischen einem Verkehrsteilnehmer und allen anderen, versteht ihr?
Wenn ihr z.B. auf der Autobahn oder in der Stadt rast - das sollte man sowieso nicht tun -
dann sind die Relativgeschwindigkeiten viel höher als dem Verkehrsfluss angepasst, d.h. man schwimmt praktisch mit dem Verkehr mit.
D.h. schon allein diese naive Überlegung macht klar, dass man sich beim Thema Tempolimit vor allem mit der Verkehrssicherheit beschäftigen muss.
Dass es bei höheren Geschwindigkeiten häufiger kracht und zu Unfällen kommt ist offensichtlich.
Das weiß man auch von großen Autobahnexperimenten, wo man über längere Zeit ein Tempolimit einführte und feststellte, dass es weniger Unfälle gibt.
Anders sieht es bei Unfällen mit tödlichem Ausgang aus.
Es gibt eine Schätzung von der A24 Hamburg-Berlin, dass es seit der Einführung des Tempolimits 130 im Jahr 2002 zwischen 15% und 47% weniger Unfälle mit tödlichem Ausgang gibt.
Man muss beachten, dass die Fahrsicherheit und Sicherheitskonzepte für Autos im Laufe der Jahre immer mehr zugenommen haben.
Wenn man sich das anschaut, gab es 1971 20.794 Verkehrstöte, also es gab noch keine Gurtpflicht und keine Alkoholgrenzwerte.
20.794 - so viele Menschen!
2020 gab es nur noch 2.719 Verkehrstöte.
Immer noch zu viele, keine Frage.
Davon starben nur 317 auf den Autobahnen.
D.h. die Verkehrssituation hat sich verbessert, unter anderem auch, weil sich die Fahrzeugsicherheit verändert hat.
Es gab also größere Knautschzonen, Airbags, bessere Bremssysteme usw.
Aber insgesamt kommen in Deutschland nach wie vor ein paar tausend Menschen pro Jahr durch die Bewegung von Verkehrsteilnehmern mit ihren Autos, Motorrädern usw. ums Leben.
Es gibt immer mehr aktive Sicherheitsmaßnahmen beim Autofahren, sodass es nicht einfach ist abzuschätzen, wie groß der Einfluss eines Tempolimits von 130 auf die Reduktion der Verkehrstotenzahlen tatsächlich wäre.
Wir können aber erwarten, dass es mit einem Tempolimit von 130 sicherlich weniger Verkehrstote gibt, als ohne Tempolimit.
Insgesamt können wir ganz sicher sagen, dass es mit einem Tempolimit deutlich wenigere Unfälle gibt, als ohne Tempolimit.
Also, die Anzahl der Unfälle ist bei einem Tempolimit viel geringer, als ohne.
Ganz einfach.
Muss einen nicht überraschen. Ist eigentlich völlig klar.
Kosten für die Volkswirtschaft & Verkehrsfluss
Welche Kosten fallen bei der Einführung des Tempolimits für die Volkswirtschaft an?
Man könnte sich fragen: Kostet es etwas das Tempolimit einzuführen?
Geringe administrative Kosten, also bürokratisch ist da nicht viel zu tun.
Man müsste Schilder einführen und Anlagen auf der Autobahn einstellen.
Es gibt ein paar Kosten, die wir aber fast vernachlässigen können.
Interessant ist: wenn man langsamer fährt hat man einen Zeitverlust - also wenn man nicht beliebig schnell fahren kann, sondern max. 130.
Diesen Zeitverlust sowie den volkswirtschaftlichen Schaden kann man ausrechnen, indem man den Zeitverlust mit dem Bruttolohn mulitpliziert.
Der ist dann irgendwie groß.
Es gibt eine Untersuchung von Ulrich Schmidt vom IFW.
Er bezeichnet den Wohlfahrtsverlust durch einen Tempolimit bei 1,3 Mrd. €.
Ist aber sehr in der Diskussion und kurz gesagt schwer zu beurteilen, weil es auch unklar ist, welcher Maßstab angelegt wird,
denn es gibt noch die andere Seite, nämlich wie ändert sich der Verkehrsfluss, wenn tatsächlich ein Tempolimit eingeführt wird?
Die Studienlage, die uns jetzt betrifft, ist tatsächlich so, dass sich die durchschnittliche Reisezeit etwas erhöht,
aber dass tendenziell diese Geschwindigkeitsunterschiede, die jetzt immer kleiner werden, weil eben alle gleichzeitig fahren,
den Verkehrsfluss enorm begünstigen und die Nachteile, nämlich den Zeitverlust, damit mehr als ausgleichen.
Neulich sagte jemand zu mir: "Ich fahr nicht mehr schnell, da bin ich nur schneller beim nächsten Stau." Das ist ja die Standarderfahrung, die man heute in Deutschland macht.
Mann kann zwischendurch mal schneller fahren, aber dann steht man wieder.
Wenn der Verkehrsfluss harmonischer ist, es also weniger Staus gibt, dann hat das auch den großen Vorteil, dass die LKWs besser voran kommen und nicht so lange im Stau stehen.
Das hat einen großen volkswirtschaftlichen Vorteil.
D.h. man muss bei der Frage nach den volkswirtschaftlichen Kosten durch das Tempolimit auf verschiedenen Ebenen nachdenken: Wo sind die Kosten - das Minus - und wo ist das Plus?
Aus wissenschaftlicher Sicht sind die volkswirtschaftlichen Vor- und Nachteile noch nicht genügend erforscht.
Hier hätte man gerne mehr Daten, um herauszufinden, wie groß der Vorteil eines Tempolimits wäre.
Also summa summarum hat man, was die volkswirtschaftlichen Kosten betrifft, eigentlich nur positive Tendenzen.
Lärmbelastung
Also wenn man sich mit dem Thema Tempolimit wissenschaftlich geprüft beschäftigt, findet man unglaublich viele Informationen... irre.
Beim Thema Lärmbelästigung ist klar, wenn die Autos langsamer fahren, sind sie auch leiser.
Das österreichische Umweltbundesamt gibt z.B. an, dass wenn man um 20 km/h langsamer fährt, hört sich das auf der Autobahn so an, als wenn 1/3 weniger Fahrzeuge da wären.
Ist doch ungeheuerlich.
Und dann gibt es noch etwas: Lärmmessungen zeigen, dass ab 30 km/h die Reifen- Straßen-Lautstärke höher als die durch Motoren.
In dem Moment, wo die PKWs und LKWs schneller als 30 fahren - bei den LKWs ist es schneller als 60 - ist der Reifen-Straßen-Lärm gegenüber den Motoren dominant.
Wenn man sich überlegt, dass 50% der Deutschen in der Nähe, also innerhalb vom 5 km um Autobahnen, ohne generelles Tempolimit leben,
dann ahnt man schon wie das Fazit der Wissenschaft zum Thema Lärmbelästigung oder Lärmbelastung - Belästigung kann man gar nicht sagen - aussieht.
Natürlich wäre es besser, wenn wir langsamer fahren.
Übrigens ist die Sache mit dem Fahrbahnlärm natürlich ein Problem, d.h. auch E-Autos machen lärm.
Nicht am Motor, aber mit ihren Reifen.
Luftqualität und Schadstoffe
Zum Thema Schadstoffemission, also Luftqualität, ist natürlich klar, wenn weniger schnell gefahren wird, werden weniger Schadstoffe in die Luft geblasen.
Welche tatsächlichen Auswirkungen das hat, also wie sich die Atemluftqualität verbessert, das ist wissenschaftlich wirklich noch Gegenstand der Forschung.
Da muss viel mehr gemessen und rausgefunden werden.
Wie ist es denn mit der Belastung der Stickoxide, dem Feinstaub usw. ?
Das hängt auch davon ab, wo gemessen wird, also in welcher Höhe, ob nun auf der Höhe des Auspuffs oder woanders gemessen wird.
D. h. da ist noch viel Platz nach oben, aber hier würde die Wissenschaft sagen, wir können erwarten, dass die Luftqualität besser wird, wenn wir weniger schnell fahren.
CO2-Emissionen
Was soll ich sagen?
Hmm?
Was erwartet ihr beim Thema CO2-Emission, wenn wir in Deutschland ein Tempolimit einführen würden?
Also machen wir es wie bei Günther Jauch:
Wenn wir langsamer fahren, verbrauchen wir dann... A. mehr Benzin B. weniger Benzin C. gleich viel Benzin D. Telefon-Joker
Na, wie ist es?
Natürlich wenn du langsamer fährst, verbrauchst du auch weniger Brennstoff.
Wenn du weniger Brennstoff verbrauchst, kommt hinten auch weniger CO2 raus.
Das braucht jetzt auch kein Mathematik- und Physikstudium, d.h. wir können erwarten,
dass bei einem Tempolimit, also diese eins bis vier Prozent Schnellfahrer auch aufhören schnell zu fahren,
haben wir womöglich eine ganz erhebliche Reduktion an CO2-Emissionen im Mobilitätsbereich.
Warum ist das wichtig?
Die Klimaziele 2030 fordern, dass die verkehrsbedingten Emissionen -
Achtung: verkehrsbedingten Emissionen - um 50 Prozent reduziert werden müssen.
Um die Hälfte!
Es wäre also dringend angesagt, dass gerade die, die sich mit vier oder wie viel Rädern auch immer auf Deutschlands Straßen bewegen,
ein Beitrag leisten, die CO2-Emissionen wirklich zu verringern.
Wie viel kommt denn raus?
Bei Tempo 130: Laut Umweltbundesamt, würde man mit einem Tempolimit von 130 um die 2 Mio Tonnen CO2 einsparen.
Das ist ca. so viel, wie der innerdeutsche Flugverkehr emitiert.
Zudem weiß man schon seit langem, das Verbrennermotoren ihre beste Effizienz, also ihren geringsten Verbrauch, zwischen 60 und 90 km/h haben.
Der Luftwiderstand eines Fahrzeugs steigt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit.
Wenn ich also statt 200 km/h 100 km/h fahr, kann ich die vierfache Strecke mit ca. dem gleichen Preis fürs Klima und dem Geldbeutel fahren.
Es ist überhaupt keine Frage, dass ein Tempolimit der Umwelt und uns allen sehr gut tun würde.
Wie sagen die Deutschen?
Wie ist denn jetzt die Meinung der deutschen AutofahrerInnen?
Da gibt es den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club ADAC, der seit 1985 zu diesem Thema immer wieder Stellung nimmt.
Bzw. ihre Mitglieder tun dies und man sieht wie sich das im Laufe der Zeit verändert.
Es gibt diese schwarze Kurve, die dagegen ist.
Meistens ist man dagegen.
Es gibt aber interessanterweise zwei Peaks wo sich das verändert.
Nämlich immer dann, wenn über das Tempolimit gesprochen wird.
1992 war das so. Und jetzt ist es aktuell wieder so.
Der Punkt ist, dass es akutell ums Klima geht.
Auf einmal scheint die Zahl derjenigen, die sagen:"Ja warum eigentlich kein Tempolimit?" wieder anzusteigen und scheint größer zu sein, als die, die Nein sagen.
Immer dann, wenn privat nicht darüber gesprochen wird, scheinen manche zu sagen: "Nein, das will ich nicht."
Insofern wäre ein Tempolimit einer der weisesten Lösungen, die es überhaupt gibt.
Interessant ist auch, dass sich ganz Europa, ach was, die ganze Welt, schon längst für ein Tempolimit auf den Schnellstraßen entschieden hat.
Warum wir denn eigentlich nicht?
Das Umweltbundesamt hat 2020 eine Umfrage gemacht und es stellt sich raus, dass unter allen Einwohnern in Deutschland 64% für ein Tempolimit von 130 sind.
Großartig.
Eine 2/3-Mehrheit.
Übrigens bei den Ablehnern, also die, die dagegen waren, treffen sich überdurchschnittlich viele Vielfahrer, aber die kämen ja auch besser an, wenn der Verkehrsfluss harmonisiert wird.
Fazit: da wo die evidenzbasierte Forschung Daten liefern kann heißt es Daumen hoch für das Tempolimit 130, keine Frage.
Sowohl was die Verkehrssicherheit, als auch die Umwelt- und Lärmbelastung usw. betrifft.
Da wo uns die Daten fehlen, sind die Erwartungswerte, die die wissenschaftliche Forschung heute erfuhr, ebenfalls so, dass sie sagen würden "Tempolimit ist erwartbar eine gute Sache."
Es gibt auch heute das Motto: Wenns aus einer Hundehütte bellt, dann ist das eher ein Hund als ein Zebra.
Also insofern muss man sagen, dass die wissenschaftliche Position zum Tempolimit ziemlich klar ist, also evident.
ABER: Bei aller Wissenschaft ist die Frage, ob der Gesetzgeber, also das Parlament, ein Tempolimit beschließt, eine politische Entscheidung.
Da müssen die Mehrheiten her, denn politische Entscheidungen sind politische Entscheidungen, die sich nach politischen Zwecken und Zielen richten.
Von der Wissenschaft gibts kein Hindernis. Je schneller, umso besser.
Bei der Einführung des Tempolimits gibt es kein Tempolimit.
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