德语助手
2023-07-05
Das, was ihr hier seht, ist ein Dokument des Schreckens.
Es handelt sich um das Protokoll einer Besprechung, die als Wannsee-Konferenz in die Geschichte eingegangen ist.
Das Protokoll hält fest, wie hochrangige Männer des Nationalsozialistischen Staates über die Organisation eines Völkermordes sprechen.
Den größten staatlich organisierten und industriell durchgeführten Massenmord der Geschichte.
Sie nennen es "Entlösung der Judenfrage" und treffen sich zu einer Besprechung mit anschließendem Frühstück, so heißt es, in einer Berliner Villa am Großen Wannsee.
Wir erklären euch in diesem Video, warum das sogenannte Wannseeprotokoll ein Schlüsseldokument aus der Zeit des Nationalsozialismus ist.
31. Juli 1941. Hermann Göring, der nach Adolf Hitler die Nummer 2 im NS-Staat ist, beauftragt den Chef der Sicherheitspolizei, Reinhard Heydrich, die Vorbereitungen für eine, Zitat, Gesamtlösung der Judenfrage im deutschen Einflussgebiet in Europa zu treffen.
Schon seit der Machtübernahme der Nazis gibt es Gewalt gegen Juden.
Sie werden diskriminiert, ausgegrenzt, vertrieben und ermordet.
Mit dem Krieg im Osten wird dann eine neue Stufe der Radikalität erreicht.
Es ist ein Vernichtungskrieg, v.a. gegen die Bevölkerung.
Erst in Polen und dann in größerem Ausmaß nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Sommer 1941.
Juden werden zusammengetrieben und erschossen.
Zu Tausenden und Abertausenden.
Die Nationalsozialisten experimentieren ab Ende 1941 auch mit sogenannten Gaswagen.
Vereinfacht gesagt sind das Lastwagen, in deren Kastenaufbau Motorgase eingeleitet werden, sodass die Menschen, die sich darin befinden, elendig ersticken.
Das Morden mit Gas gilt bei den Nazis als "humane Methode".
Wenn Tausende erschossen werden, sei das ein grausames Blutbad.
Die Täter stehen ihren Opfern von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
Beim Gasmord dagegen müssen die Mörder ihren Opfern beim Sterben nicht zusehen.
Human also für die Täter.
Insgesamt werden 2 Mio. Menschen bei Massenerschießungen getötet.
4 Mio. Jüdinnen und Juden werden in Vernichtungslagern umgebracht.
Eine unvorstellbar große Zahl.
Seit Oktober 1941 werden auch Juden aus dem Gebiet des Deutschen Reiches in den Osten evakuiert.
Zu dieser Wortwahl kommen wir später noch.
Jetzt sollen also gezielt und koordiniert alle Juden Europas festgenommen und vernichtet werden.
Rund 11 Millionen Menschen.
Das führt zu der Frage, wie dieses gigantische Mordprojekt organisiert und bewerkstelligt werden soll.
Wenige Monate später, am 20. Januar 1942, treffen sich in einer Villa am Großen Wannsee bei Berlin 15 Männer und eine Frau, Sekretärin.
An ihrer Spitze steht Reinhard Heydrich, damals 37 Jahre alt, ein radikaler Antisemit.
Als Chef des Reichssicherheitshauptamtes, der Zentrale für Verfolgung und Unterdrückung im NS-Staat, setzt er auf Terror und Gewalt.
Seine kalte Effizienz qualifiziert ihn in den Augen der Nationalsozialisten für eine neue große Aufgabe.
Er soll die Vernichtung der Juden in Europa organisieren.
Ein Gruppenbild von den Teilnehmern gibt es nicht, weil die Konferenz und ihr Inhalt geheim bleiben sollen.
Aber aus dem Protokoll wissen wir, wer anwesend war.
Die Männer, die den systematischen Mord an den europäischen Juden verabreden, sind überwiegend vom Typ Karrierebeamte.
Acht von ihnen haben promoviert und dürfen sich mit einem Doktortitel schmücken.
Es sind Männer, die Unrecht in Paragrafen und Vorschriften gießen.
Unter ihnen sind Nationalsozialisten der 1. Stunde, aber auch sog. Praktiker, die aktiv an Massenerschießungen im Osten mitwirken.
Bis auf Reinhard Heydrich sind alle Konferenzteilnehmer aus der sog. 2. Reihe.
Keine Männer ganz an der Spitze, aber mächtige, einflussreiche Vertreter ihrer Ämter und Ministerien.
Es sind Staatssekretäre und Ministerialbeamte, Vertreter von Schutzstaffeln und Polizei, der Besatzungsverwaltung und auch der Partei.
Wir stellen euch ein paar davon vor.
Der Name eines Teilnehmers sagt euch wahrscheinlich etwas.
Es ist Adolf Eichmann.
Er ist bei der Konferenz zuständig für das Protokoll.
Aber nicht nur das.
In seiner Dienststelle im Reichssicherheitshauptamt ist Eichmann für die Deportationen von jüdischen Menschen verantwortlich.
Im Vorfeld der Konferenz besucht er verschiedene Vernichtungslager und schaut sich Massenerschießungen und Vergasungen an.
Ein grausames Wissen, das auf der Konferenz wichtig wird.
Denn hier sprechen die Anwesenden über die in ihren Augen effizientesten Mordmethoden.
In den kommenden Jahren wird Eichmann den Abtransport der Juden und deren Vernichtung planen.
Und er erhält später den Beinamen Buchhalter des Todes.
Wie er versucht, nach dem Krieg unterzutauchen, enttarnt wird und in einem spektakulären Prozess verurteilt wird, dazu haben wir schon mal ein Video gemacht.
Findet ihr wie immer oben auf dem i oder unten in der Infobox.
Josef Böhler ist der zweite Mann im Generalgouvernement, also im von Deutschland besetzten Polen.
Seit 1940 sind hier hunderte jüdische Ghettos eingerichtet worden.
Er dringt darauf, mit der Endlösung genau hier anzufangen.
Weil die Ghettos überfüllt seien und, Zitat, der Jude als solchen Träger eine eminente Gefahr bedeute, wie es im Protokoll wörtlich heißt.
Martin Luther koordiniert die Endlösung der Judenfrage aus der Inlandsabteilung des Auswärtigen Amtes heraus.
Er soll dafür sorgen, dass auch die Juden aus besetzten und verbündeten Staaten in die Konzentrations- und Vernichtungslager gebracht werden.
Dr. Rudolf Lange, promovierter Jurist, ist Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD im besetzten Lettland.
Einer der Praktiker des geplanten Massenmords, die an der Konferenz teilnehmen.
Er ist verantwortlich für zahlreiche Massaker.
Reinhard Heydrich eröffnet die Konferenz.
Er berichtet, wie Juden bisher aus dem Alltagsleben und der Wirtschaft herausgedrängt wurden.
Wie man sie um ihr Vermögen gebracht und gezwungen hat, das Land zu verlassen.
Bis zum November 1941 verlassen knapp 540.000 Juden und Jüdinnen Deutschland.
Im Protokoll steht, das Aufgabenziel war, auf legale Weise den deutschen Lebensraum von Juden zu säubern.
Die Nationalsozialisten machen Gesetze, die Juden benachteiligen.
Das verstehen sie unter legal.
Aber ein Gesetz, das aus verbrecherischen Gründen gemacht wird und das Verbrechen zum Inhalt hat, bleibt natürlich immer unrecht.
Dann steht als Top 3 im Protokoll, anstelle der Auswanderung ist nunmehr als weitere Lösungsmöglichkeit nach entsprechender vorheriger Genehmigung durch den Führer die Evakuierung der Juden nach dem Osten getreten.
Und weiter, diese Aktionen sind jedoch lediglich als Ausweichmöglichkeiten anzusprechen.
Doch werden hier bereits jene praktischen Erfahrungen gesammelt, die im Hinblick auf die kommende Entlösung der Judenfrage von wichtiger Bedeutung sind.
Was ist damit gemeint?
Der Völkermord soll weiter systematisiert und ausgeweitet werden.
Im Protokoll der Wannsee-Konferenz finden wir Zahlen, in welchen Ländern Europas wie viele Juden leben.
Am Ende kommt man auf mehr als 11 Mio. Menschen.
Und es wird noch konkreter.
Im Protokoll heißt es, sie sollen im Osten zum Arbeitseinsatz kommen.
In großen Arbeitskolonnen unter Trennung der Geschlechter werden die arbeitsfähigen Juden straßenbauend in diese Gebiete geführt, wobei zweifellos ein Großteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird.
Die Juden sollen sich also zu Tode arbeiten.
Und dabei das Land bewohnbar machen und erschließen, das dann die Deutschen für sich beanspruchen.
Aber natürlich weiß man, dass auf diese Art nicht alle umgebracht werden können.
Die Überlebenden werden, so steht es im Protokoll, entsprechend behandelt werden müssen.
Was bedeutet das?
Wenn ihr euch das Protokoll selbst mal anschaut, wir verlinken euch das gerne mal unten in der Infobox,
dann werdet ihr feststellen, im Protokoll der Wannsee-Konferenz kommen Begriffe wie Gas oder Gaskammer oder Konzentrationslager oder auch Vernichtung überhaupt nicht vor.
Denn die Nationalsozialisten wissen um die Bedeutung und die Dimension des Verbrechens, das sie dort planen.
Demnach klingt vieles im Protokoll bürokratisch, abstrakt, vage.
Ja, man kann nur sagen, unverständlich.
Man will die Wahrheit verschleiern.
Der Massenmord wird durch die Sprache zu einem scheinbar ganz normalen Verwaltungsakt gemacht.
Sicher hat nicht jede Deutsche und jeder Deutsche Kenntnis oder auch nur eine Vorstellung davon, was im Osten Europas geschieht.
Aber die Menschen bekommen doch mit, dass etliche jüdische Mitbürger auswandern oder über Nacht verschwinden.
Dass deren Hab und Gut auf der Straße sehr günstig versteigert wird.
Dass die Nachbarn weg sind, Wohnungen leer stehen.
Menschen neigen dazu, nicht so genau nachzufragen, wenn sie vermuten, dass da etwas faul ist.
Und die Nationalsozialisten fürchten, das wahre Ausmaß der Verbrechen, v.a. gegen die deutschen Juden, würde die Bevölkerung dann doch erschrecken und zu Unruhen führen.
Daher geht es im Protokoll um Evakuierungen.
Das klingt dann so, als ob man die Juden aus einer Gefahrenzone bringen wollte.
Die Begriffe Deportation, Verschleppung wären inhaltlich korrekt und passend.
Aber es sind Begriffe, die Unrecht beschreiben.
Und alles soll letztendlich legal aussehen.
Und legal, ordnungsgemäß, geht dann auch die Konferenz weiter.
Sechs Seiten lang wird erörtert, wie und in welchem Umfang befreundete Staaten zur Zusammenarbeit gezwungen werden können.
Und wie man mit Mischlingen, also mit Deutschen umgeht, die unter ihren Vorfahren auch Juden haben.
Zum Teil sollen diese Menschen von den Deportationen ausgenommen werden.
Allerdings will man sie sterilisieren, also unfruchtbar machen.
Und dann wird im Protokoll noch auf das Problem eingegangen, dass etliche Juden zur Zwangsarbeit in Rüstungsbetrieben gebraucht würden.
Diese Arbeitskräfte sollen von der Deportation ausgenommen werden.
Das ermöglicht dann Leuten wie dem Unternehmer Oskar Schindler, Juden vor der Ermordung zu retten.
Und auch zu ihm gibt es ein Video auf diesem Kanal, oben auf dem i verlinkt.
Weiter liest man, Abschließend wurden die verschiedenen Arten der Lösungsmöglichkeiten besprochen.
Adolf Eichmann wird zu diesem Satz während des Gerichtsprozesses 1961 in Jerusalem befragt.
Und er gibt zu, die Runde bespricht damals die verschiedenen Tötungsmöglichkeiten.
Es wird Klartext gesprochen.
Töten, eliminieren, vernichten.
Im Protokoll findet sich davon nichts.
Dort ist alles verklausuliert.
Eichmann sagt übrigens auch, dass damals angeblich nicht über das Töten mit Gas gesprochen wurde.
Er ist Angeklagter und er weiß, ihm droht die Todesstrafe.
Denn er hat jahrelang die Vernichtung organisiert.
Deshalb ist seine Aussage möglicherweise eine Schutzbehauptung.
Wir wissen heute, dass schon Ende des Jahres 1941 in Auschwitz experimentiert wurde, wie man Menschen mit Gas ermorden kann.
Es wäre naiv anzunehmen, das wäre unter den Konferenzteilnehmern kein Thema gewesen.
Man muss sagen, es erschüttert immer wieder, dieses Protokoll zu lesen, wenn man sich damit befasst.
Denn es offenbart nicht nur, wie zielgerichtet und kalt die Teilnehmer aus allen Bereichen der Verwaltung den Völkermord angehen.
Es legt auch offen, wie das Verbrechen gleichzeitig durch bürokratische Formen vertuscht wird.
Apropos vertuscht, dieses Dokument ist der Beweis für den sorgsam geplanten Völkermord, den Holocaust.
Das Menschheitsverbrechen schlechthin, dem mindestens 6 Mio. Jüdinnen und Juden zum Opfer fielen.
Und es ist nur durch Zufall erhalten.
Gefunden im Aktenbestand von Sitzungsteilnehmer Martin Luther.
Einer anderen, der ursprünglich 30 Exemplare, wurden kurz vor Kriegsende sorgfältig vernichtet.
An dieser Stelle möchte ich euch einen Themenschwerpunkt zur Wannsee-Konferenz in der ZDF-Mediathek ans Herz legen.
(Es) ist unten in der Infobox verlinkt, ich bin da auch mit dabei.
Für eines dieser Videos durfte ich die Holocaust-überlebende Margot Friedländer treffen.
Als wir uns getroffen haben, war sie 100 Jahre alt und hat selbst erlebt und hat uns erzählt, wie viel Leid und Tod diese "Besprechung" mit anschließendem Frühstück in Wahrheit bedeutet hat.
Sie hat einen Satz zu mir gesagt, der mich immer noch nachdenklich stimmt.
Nämlich, ich wünschte, das wäre alles für immer vorbei.
Aber es kann wieder geschehen.
Tatsächlich scheint Antisemitismus in Deutschland heute wieder aktueller denn je.
Aber wie ist das möglich?
Was meint ihr?
Schreibt das gerne unten in die Kommentare.
Ist auch noch mal ein Thema für sich?
Gibt es auch hier demnächst noch mal auf dem Kanal ausführlicher.
Neben mir findet ihr ein Video darüber, wie die Wannsee-Konferenz geplant wurde.
Direkt darunter ein Video der Kollegen von Terra X zur Wannsee-Konferenz, auch da bin ich mit dabei.
Unbedingt mal reinschauen, super wichtiges Thema, kann man sich nicht genug mit befassen.
Danke fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal.
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