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2023-07-28
Heute, kurz und bündig, die Beantwortung der Frage,
was hat es mit Ludwig Feuerbachs Religionskritik auf sich?
Ludwig Andreas Feuerbach war ein deutscher Philosoph des 19. Jahrhunderts und gilt als erster bedeutender Vertreter der klassischen Religionskritik.
Außerdem war er der Vater der Schriftstellerin Eleonore Feuerbach,
die später seinen schriftlichen Nachlass ordnete,
und der Ehemann von Bertha Löw, die sein philosophisches Treiben finanzierte und sein ein anderes Treiben zumindest duldete,
wenn auch sicher bitter enttäuscht.
Mehr dazu in dem Vortrag »Ludwig Feuerbach und die Frauen« von Joachim Götz, der ist unten verlinkt.
Nun, hier soll es um seine Religionskritik gehen.
Seine Religionskritik entfaltet Feuerbach maßgeblich in seinem Hauptwerk von 1841 Mit dem Titel »Das Wesen des Christentums«.
Was hat Feuerbach zu dieser Schrift motiviert?
Zwei Jahre vor ihrer Veröffentlichung stellt und beantwortet er sich in einem Brief an einen Freund folgende Frage.
Dieser Briefabschnitt verrät uns dreierlei.
Erstens, dass Feuerbachs Kritik als Schlüssel für eine geistige und politische Befreiung gedacht und damit ganz lebenspraktisch motiviert war.
Zweitens, dass er seine Kritik gar nicht gegen die Religion an sich richtete, sondern gegen die Theologie, d.h.
Die Lehre von Gott, auch wenn Feuerbach im Wesen des Christentums immer wieder von der Religion spricht.
Und drittens, dass die spekulative Philosophie, gemeint ist maßgeblich der einflussreiche Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel.
Es versäumt hat, die Grenze zwischen Philosophie und Theologie ordentlich zu ziehen.
Damit ist bereits die argumentative Linie des Wesens des Christentums skizziert.
Es geht in der Konsequenz darum, Philosophie und Theologie zu entmischen und dadurch einen neuen Zugang zum Phänomen der Religion zu gewinnen.
Zur fachkundigen Auslegung von Ludwig Feuerbachs »Das Wesen des Christentums« empfehle ich einmal mehr den entsprechenden Band aus der Reihe »Klassiker« auszulegen,
wohlgemerkt eher an Studierende gerichtet – hier und jetzt halten wir uns an »Schulbuchwissen«, sozusagen.
Also, worin besteht Feuerbachs Religions- oder eben Theologiekritik?
Im Kern läuft sie auf die sogenannte Projektionstheorie hinaus.
Projektion Eine Projektion ist das, was ein Beamer oder, wie der Name schon sagt, so ein guter alter Projektor macht.
Er wirft das vergrößerte Abbild eines Bildes an eine Wand oder Leinwand.
Im übertragenen, psychologischen Sinne ist mit einer Projektion das gedankliche Heraufbeschwören einer Illusion oder Vorstellung, also als Abbild, von eigenen Gefühlen,
Sehnsüchten oder Wünschen, als das ursprüngliche Bild, gemeint, auf eine wie auch immer geartete Projektionsfläche.
Und Feuerbachs Theorie besagt nun, dass Gott eine solche Projektionsfläche ist,
also quasi die Wand, an die wir unsere Vorstellungen werfen.
Wie ist das zu verstehen?
Feuerbach selbst formulierte es in einer seiner Vorlesungen einmal sehr prägnant, wie folgt.
Nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Bibel heißt, sondern der Mensch schuf,
wie ich im Wesen des Christentums zeigte, Gott nach seinem Bilde.
Jeder Gott ist ein Wesen der Einbildung.
Ein Bild, und zwar ein Bild des Menschen,
aber ein Bild, das der Mensch außer sich setzt und als ein selbstständiges Wesen vorstellt.
Ein Abbild also, dem all das zukommt, woran es mir mangelt.
Die Religion, schreibt Feuerbach, ist die Entzweihung des Menschen mit sich selbst.
Der Mensch setzte sich Gott als ihm entgegengesetztes Wesen gegenüber.
Gott ist nicht, was der Mensch ist, und der Mensch nicht, was Gott ist.
Als Beispiele führt er an.
Gott sei unendlich, der Mensch ein endliches Wesen.
Gott sei vollkommen, der Mensch unvollkommen.
Gott heilig, der Mensch sündhaft.
Gott allmächtig und allwissend und der Mensch...
Naja, vielleicht mächtig-altklug, aber eigentlich macht- und ahnungslos.
All die Sehnsüchte nach einem besseren,
höheren Wesen, so die Projektionstheorie,
die projizieren gottgläubige Menschen auf ein von ihnen losgelöstes Wesen als Fixpunkt für ihre scheinbar unerreichbaren Wunschvorstellungen.
Aber der Mensch vergegenständlicht in der Religion sein eigenes, geheimes Wesen.
Es muss also nachgewiesen werden, dass dieser Gegensatz,
dieser Zwiespalt von Gott und Mensch,
ein Zwiespalt des Menschen mit seinem eigenen Wesen ist.
Das Ziel von Feuerbachs Kritik besteht darin, den Gottglauben als falsch zu entlarven.
Er lenke bloß ab und führe in die Irre.
Mögen wir Menschen stattdessen die Größe und Würde im eigenen Wesen,
den Wert und das Potenzial unserer Selbst entdecken,
und damit auch den Glauben an und die Liebe zu uns und zueinander.
In diesem Sinne handelt es sich bei Feuerbachs Gedankengang um einen humanistischen Ansatz,
der von einer erhabenen menschlichen Natur ausgeht.
Statt »Der Mensch ist ein Abbild Gottes« sollte es heißen »Der Mensch ist dem Menschen ein Gott«,
»Homo homini Deus est.«
Eine solche Religions- oder Theologiekritik scheint wie gemacht für die Gegenwart,
in der mehr denn je wir Menschen an unserer Selbstüberwindung arbeiten und versuchen,
gottgleiche Wesen zu werden, »Homo Deus«, wie Juwal Noah Harari es genannt hat.
Homo Deus, Homo Deus!
An anderer Stelle wirkt Feuerbach nicht mehr ganz so zeitgemäß.
Zumindest dürfen Forschende und Studierende auf dem Gebiet der Gender Studies Einspruch erheben wollen, wenn er etwa meint.
Der Geschlechtsunterschied ist kein oberflächlicher, er ist ein wesentlicher.
Er durchdringt Mark und Bein.
Das Wesen des Mannes ist die Männlichkeit, das des Weibs ist die Weiblichkeit.
Das sehe ich, geprägt von gegenwartsphilosophischen Strömungen, nicht ganz so streng binär und finde Feuerbach diesbezüglich arg überholt, aber das ist ein anderes Thema.
Das war's erstmal zur Religionskritik bei Ludwig Feuerbach.
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