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Auffallen in der Schule – Anna Bartling | Mittermeiers Lucky Punch Comedy Club

Ich freue mich total, hier zu sein.

Das ist richtig, richtig schön.

Ich muss aber direkt am Anfang ehrlich mit euch sein.

Ich bin ein bisschen durcheinander heute.

Ich war gestern auf der Autobahn unterwegs und vor mir ist ein Auto von der Fahrbahn abgekommen und ist gegen so einen Baum gefahren.

Und ich finde, man weiß immer nicht, wie man in so einer Situation reagieren würde.

Und da ist man plötzlich mittendrin und man muss ja superschnell reagieren.

Und ich fand mich eigentlich okay.

Ich habe die Polizei gerufen, ich bin dahin gegangen.

Dann ist aber der Fahrer völlig entspannt ausgestiegen.

Und war so, hey, alles gut, kein Problem, ich bin Stuntman.

Alles gut, ich bin Stuntman, das ist ein normaler Montag für mich.

Ich hatte noch ein Auto übrig.

Ich probiere nur.

Sorry, wenn du dich erschrocken hast.

Und natürlich hab ich mich erschrocken, aber das wollte ich ihm nicht geben.

Deswegen hab ich improvisiert und hab gesagt, nee, nee, ich hab mich nicht erschrocken, ich bin Schauspielerin.

Ich bin Schauspielerin, ich spiele bald in einem Film mit.

Da muss ich auf einen Autounfall reagieren.

Ich stehe tatsächlich seit 10 Stunden an der Autobahn und warte, dass was passiert.

Krass, dass wir uns beim Proben treffen.

Ich finde, ich habe das gut gerettet.

Wir haben uns dann das Auto angeguckt.

An dem Auto war nichts dran.

Kein Kratzer, gar nichts.

Es war alles in Ordnung.

Und plötzlich geht der Baum so ein Stück zur Seite.

Und ist so, hi ich bin Tim.

Ich geh in die dritte Klasse.

Ich spiel in zwei Wochen den Baum im Schultheaterstück.

Hat er auch nur geprobt.

Haben uns alle beim Proben getroffen.

Was jetzt ja an sich erstmal gar kein Problem ist,

aber ich hatte die Polizei schon gerufen und die fanden das nicht so lustig mit dem Fehlalarm.

War aber zum Glück am Ende in Ordnung, das waren nur Stripper.

Ich habe jetzt nicht immer Comedy gemacht.

Ich habe ursprünglich mal was Vernünftiges probiert.

Ich habe fünf Jahre lang Psychologie studiert,

bis ich nach fünf Jahren Studium gemerkt habe, dass ich mit Menschen und so, dass ich denen gar nicht unbedingt immer helfen möchte.

Deswegen bin ich jetzt Comedian, das ist super.

Da laufe ich nicht Gefahr, hilfreich zu sein.

Ich habe einen Masterabschluss in klinischer Neuropsychologie und mit Rückblicken,

glaube ich, habe ich das nur gemacht,
um meine ehemaligen Klassenkameradinnen zu beeindrucken.

Weil ich war jetzt nicht so richtig cool in der Schule.

Also ich war ein bisschen egal.

Also ich wurde teilweise im Klassenbuch als Anwesen markiert, auch wenn ich nicht da war.

Das war so mein Standing in der Schule.

Und ich wollte nicht egal sein.

Ich wollte was Besonderes sein.

Ich wollte so ein bisschen einzigartig wirken, vielleicht auch ein bisschen mysteriös.

Und wie ich das gelöst habe, ist, ich habe einfach ein halbes Jahr lang so getan, als wäre ich ein Vampir.

Und wenn man jetzt so tut, als wäre man ein Vampir, das merkt erst mal keiner.

Das heißt, ich habe Hinweise gegeben.

Ich saß im Unterricht und ich habe so Sachen gesagt wie,

tja, ich bin sehr blass, sehr ausgeprägte Eckezähne,

ich schlafe kaum.

Ich war so egal in der Schule, ich habe so getan, als wäre ich ein Vampir und ich wurde nicht mal dafür gemobbt.

Zum Glück bin ich nicht die Einzige in meiner Familie, die so ein bisschen komisch ist.

Ich war jetzt gerade bei meinen Großeltern und ich habe die sehr gern, aber sie sind schon speziell.

Meinem Opa, dem ging es in letzter Zeit nicht so gut, dem wurden tatsächlich Antidepressiva verschrieben.

Und er möchte die nicht nehmen, weil er glaubt nicht an Psyche und an Medikamente dafür, schon mal gar nicht.

Und ich dachte, ich hab das ja studiert,

vielleicht kann ich ihm das erklären, wie die funktionieren.

Vielleicht nimmt er die dann.

Deswegen hab ich mich mit ihm hingesetzt,

hab ihm das erklärt, mit dem Serotonin und den Synapsen und so.

Und dann hat er mich unterbrochen und hat den fantastischen Satz gesagt.

Ach Anna, weißt du was?

Früher hatten wir auch keine Synapsen.

Hat uns auch nicht geschadet.

Nee, da steht er einfach drüber.

Also mit so neumodernen Kram, wie Synapsen, da wird er nichts mehr zu tun haben.

Das ist nicht sein Ding.

Das heißt, mein Opa nimmt die Medikamente weiterhin nicht.

Meine Oma ist aber eine sehr hilfsbereite Frau, deswegen nimmt die die jetzt.

Und das ist nicht, wie Medikamente funktionieren.

Sie sagt, sie nimmt es, um ihn zu inspirieren.

Was ich halbwegs beunruhigend finde, weil meine Oma war lange Krankenschwester.

Und wenn das so ihr Ansatz mit Medikamenten ist,

also wenn jetzt ihr Patient eine Darmspülung braucht, hat dann sie die Apfelmitte genommen, so aus Solidarität.

Wie muss ich mir das vorstellen?

Tatsächlich ist meine Oma jetzt großer Fan.

Sie nennt die ihre Happy Pills.

Sie hat die auch immer dabei.

Und bietet die auch allen möglichen Leuten an.

Freunden, Familienmitgliedern, komplett fremden Menschen im Supermarkt.

Auch da mussten wir das Gespräch suchen und ihr sagen, hey Oma, das ist ein Problem.

Also du verhältst dich ein bisschen wie eine Drogendealerin.

Fang zumindest an Geld zu nehmen aus.

Die Geschichte hat aber ein schönes Ende und damit kann ich auch enden heute,

weil tatsächlich geht es meinem Opa trotzdem deutlich besser,

weil scheinbar die Ehe der beiden besser funktioniert,
wenn mindestens einer von beiden medikamentös gut eingestellt ist.

Und das ist richtig schön.

Das war's von mir.

Dankeschön.