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2024-09-03
Deutschland hat einen neuen Tech-Konzern.
Egal ob Cybersecurity, Cloud-Computing oder Künstliche Intelligenz.
Überall hat das Unternehmen seine Finger im Spiel.
Es geht um ...Lidl.
Die Gruppe hinter Deutschlands größtem Discounter wird immer mehr zum Digitalunternehmen und fordert jetzt sogar Unternehmen wie Amazon und OpenAI heraus.
Kann das gut gehen?
In diesem Video zeigen wir euch den wahnsinnigen Aufstieg eines der mächtigsten Handelsimperien der Welt und erklären euch, wie sich der Einzelhändler gerade in vier Schritten komplett neu erfindet.
Los geht's!
Bevor wir zu diesem Plan kommen, müssen wir uns erst mal anschauen, mit wem wir es eigentlich zu tun haben.
Der größte Handelskonzern Deutschlands sitzt nicht in Berlin, nicht in Hamburg oder München, sondern in Neckarsulm.
26.000 Einwohner, eine Kirche, ein paar Häuser und ein 160-Milliarden-Business.
Hier ganz in der Nähe hat Lidl mal angefangen.
Und von hier aus managt die Gruppe heute noch ihr weltumspannendes Handelsimperium.
Die zentrale Figur in der Geschichte dahinter ist ein heute 84-jähriger Mann.
Dieter Schwarz ist der zweitreichste Mann Deutschlands.
Sein Vermögen soll laut Forbes bei 34 Milliarden Euro liegen.
Nach ihm ist auch die Unternehmensgruppe benannt, zu der Lidl gehört, die Schwarz-Gruppe.
Und das Krasse ist: Schwarz ist extrem öffentlichkeitsscheu, gibt keine Interviews, es gibt kaum Fotos von ihm.
In seiner Heimatstadt Heilbronn soll er sich deshalb relativ ungestört unter die Leute mischen können.
Den Grundstein für seinen sagenhaften Reichtum legt er in den 70er-Jahren.
Dieter Schwarz übernimmt damals den Heilbronner Lebensmittelhandel seines Vaters, verlegt die Zentrale nach Neckarsulm und setzt voll auf Expansion.
Und dafür schaut er sich das Geschäftsmodell von zwei Typen ab, die gerade den deutschen Lebensmittelhandel komplett revolutionieren.
Weg vom Tante-Emma-Laden, hin zum Discounter mit Selbstbedienung.
Es sind Karl und Theo Albrecht, die Aldi-Brüder.
Die haben das Discounter-Konzept quasi erfunden.
Und Schwarz macht es ihnen nach.
Lange steht Lidl im Schatten des großen Konkurrenten.
Aber das Unternehmen wächst und wächst.
Und 2004 löst die Schwarz-Gruppe Aldi als größtes Handelsunternehmen in Deutschland ab.
Heute macht die Schwarz-Gruppe 167 Milliarden Euro Umsatz.
Aldi Nord und Aldi Süd zusammen nur etwa 112.
Und damit gehört die Schwarz-Gruppe zu den größten Unternehmen Deutschlands überhaupt.
Hier seht ihr die Umsätze der größten DAX-Konzerne, also der größten Unternehmen, die in Deutschland an der Börse gehandelt werden.
Ganz vorne steht Volkswagen mit mehr als 300 Milliarden Euro Umsatz im Jahr.
Dahinter folgen so Giganten wie die Allianz, BMW oder Mercedes.
Wenn wir jetzt hier die Schwarz-Gruppe einordnen müssten, läge die mit ihren 167 Milliarden Euro Umsatz auf Platz zwei.
Und auch an der Mitarbeiterzahl gemessen, gehört die Schwarz-Gruppe zu Deutschlands Mega-Unternehmen.
Weltweit arbeiten 575.000 Menschen für Schwarz.
Nur zwei DAX-Unternehmen haben mehr Mitarbeiter: Volkswagen und die Telekom.
Aber es gibt einen wichtigen Unterschied zu den DAX-Konzernen: Die Schwarz-Gruppe ist nicht an der Börse und damit auch nicht verpflichtet, zum Beispiel Informationen über ihren Gewinn öffentlich zu machen.
So schweigsam wie Dieter Schwarz ist das ganze Unternehmen.
Über lange Zeit spricht die Schwarz-Gruppe gar nicht mit der Presse.
"Sie haben mich ins Gesicht gefilmt, das dürfen Sie nicht."
Und wenn doch, dann nur, um sich über unliebsame Kritik zu beschweren.
So wie 2008 nach einem Skandal über die Überwachung von Mitarbeitern.
"Wir haben 548.000 Mitarbeiter."
"Und die 48.000 sind zum größten Teil mit unserem Unternehmen zufrieden."
"Und da lasse ich mir von so ein paar Quertreibern hier jetzt nicht die Stimmung kaputt machen."
Das ist Klaus Gehrig, Spitzname: Der Killerwal.
Er führt im Auftrag von Dieter Schwarz das Unternehmen über Jahrzehnte hinweg mit harter Hand.
Und das sehr erfolgreich.
Aber von Digitalisierung ist da noch eher wenig die Rede.
"Man muss nicht immer der Erste sein, weil da läuft uns nichts weg."
Gehrig hat selbst mal gesagt, dass er gar keinen Computer hat.
Erste Versuche, den Handel zu digitalisieren, werden von ihm schnell wieder abgeräumt.
Aber hinter den Kulissen brodelt schon 2019 ein Machtkampf um die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens.
Ein Machtkampf, in den sich am Ende sogar der Patriarch Dieter Schwarz einschaltet.
Gehrig muss 2021 gehen.
Schwarz übernimmt übergangsweise wieder die Führung.
Kurz darauf wird ein neuer Mann an der Spitze der Gruppe installiert: Gerd Chrzanowski.
Und der wird das Unternehmen sehr schnell sehr stark umkrempeln.
Bevor wir dazu kommen, müssen wir kurz über das vielleicht komplizierteste Firmengeflecht Deutschlands sprechen.
Die Schwarz-Gruppe ist nicht einfach nur ein Konzern mit mehreren Subunternehmen.
Sie setzt sich zusammen aus Dutzenden GmbHs, Stiftungen und Kommanditgesellschaften.
Respekt an den Wikipedia-Autor "Tipptopp123", der vor ein paar Jahren mal mit dieser Grafik versucht hat, da Überblick zu schaffen.
Keine Sorge, merken müsst ihr euch das nicht.
Für uns relevant ist Folgendes: Die Schwarz-Gruppe hat im operativen Geschäft vier Bereiche, die jeweils eigene Unternehmen sind.
Da wäre zum einen natürlich Lidl.
Mit 126 Milliarden Euro macht der Discounter-Gigant den mit Abstand größten Teil des Umsatzes aus.
Die zweite große Säule im Schwarz-Business ist Kaufland.
Mit 34 Milliarden Euro bringt die Kette etwa ein Fünftel des Gesamtumsatzes.
Weitere vier Milliarden kommen aus der eigenen Lebensmittelproduktion und noch mal vier Milliarden aus dem Entsorgungsunternehmen "PreZero".
Gebündelt sind die vier Sparten in einer Gesellschaft, der Schwarz Unternehmenstreuhand, deren Chef Gerd Chrzanowski ist, Und dann ist da noch die gemeinnützige Schwarz-Stiftung, der die meisten Anteile an der Gruppe gehören.
Die finanziert mit den Schwarz-Milliarden gemeinnützige Projekte.
Dazu kommen wir gleich noch.
Ihr seht, die Schwarz-Gruppe hat sich ein ziemlich krasses Imperium aufgebaut.
Womit wir wieder bei Gerd Chrzanowski sind.
Unter dessen Leitung steht das Handelsimperium von Schwarz nämlich vor gleich zwei Problemen.
Erstens: Der Umsatz von Lidl ist zwar zuletzt noch mal ordentlich gewachsen, das lag aber auch an der Inflation.
Und die Schwarz-Gruppe hat angedeutet, dass sie die gestiegenen Kosten nur teilweise abfedern konnte.
Der Gewinn ist also wahrscheinlich zurückgegangen.
Und zweitens: Im Einzelhandel bleibt kaum noch Raum für Wachstum.
Der Markt ist extrem hart umkämpft.
Und genau das ist vor allem Dieter Schwarz ein Dorn im Auge.
Denn gerade beim Thema Wachstum hat der noch nie besonders große Kompromisse gemacht.
Kaum ein anderer Konzern in Deutschland expandiert so aggressiv wie sein Unternehmen.
Und Chrzanowski handelt.
Im September 2023 eröffnet er eine neue Sparte im Schwarz-Imperium.
Und zwar eine, die für den Konzern noch verdammt wichtig werden könnte.
Ihr Name?
Schwarz Digits.
Sie soll all die Projekte unter einem Dach vereinen, die Chrzanowski angeschoben hat.
Die Vision ist klar.
Die Schwarz-Gruppe soll in Zukunft nicht mehr nur ein Einzelhändler sein, sondern ein echter Tech-Gigant made in Germany werden.
Und dafür trommelt Chrzanowski seine besten Männer zusammen.
Also wirklich nur Männer.
An der Diversity können sie bei Schwarz noch etwas arbeiten.
Und der erste Schritt auf dieser Mission klingt für den Konzern eigentlich ziemlich logisch: Die Digitalisierung des Handels.
Um diesen Plan zu verstehen, machen wir noch mal einen Schritt zurück.
Und zwar zum 14. September 2020.
Die große Digitaloffensive der Schwarz-Gruppe liegt größtenteils noch in der Zukunft.
Aber in Neckarsulm wird zu diesem Zeitpunkt eine wichtige Weichenstellung vorgenommen, um den Konzern fit für die Zukunft zu machen.
Sie heißt Lidl Plus.
Mit dem Treueprogramm per App will Lidl seine Kunden an sich binden und mehr über ihr Kaufverhalten lernen.
Okay, Kundentreueprogramme sind damals nicht gerade eine Weltneuheit.
Payback ist da schon 20 Jahre alt.
Das Verrückte ist: Im Discounter-Geschäft gab's das bisher nicht.
Und die App schlägt voll ein.
In Deutschland war Lidl Plus zuletzt Platz zwei der beliebtesten Shopping-Apps auf dem iPhone direkt hinter Temu, vor Shein, Kleinanzeigen oder Amazon.
Lidl pusht die App zum Beispiel mit besseren Angebotspreisen und personalisierter Werbung.
Warum Lidl hier so viel erfolgreicher ist als andere Händler, das habe ich Eva Stüber vom Institut für Handelsforschung gefragt.
Die sagt, es kommt darauf an, das Angebot immer wieder an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen.
Das tut Lidl.
Zum Beispiel, indem es seine E-Autoladesäulen vor den Filialen in die App integriert.
"Thema E-Mobilität ist beispielsweise ein relativ neues Thema für den Einzelhandel."
"Wieso sollte man das mit einer gesonderten Infrastruktur lösen?"
"Wieso integriert man das nicht an dieser Stelle?"
Die Kunden können jetzt also direkt über die App eine freie Ladesäule finden, den Ladevorgang starten und stoppen und am Ende damit bezahlen.
Das gibt den Kunden einen weiteren Grund, die App herunterzuladen.
In diesem Jahr geht die Schwarz-Gruppe aber noch einen Schritt weiter.
400 Mitarbeiter sollen aus der Digitalsparte Schwarz Digits zurück zu Lidl wechseln und dort den Einzelhandel digitalisieren.
Das gesamte Handelsgeschäft soll stärker zwischen stationärer und digitaler Welt integriert werden.
Das Ganze nennt sich Omnichannel.
Und warum das so wichtig ist, hat uns Eva Stüber erklärt.
"Im digitalen Zeitalter sind wir es gewohnt, dass es eine hohe Transparenz gibt, dass wir schnell agieren können, dass es letztendlich bequem ist."
"Die Erwartungshaltung der Kunden und Kundinnen ist, das per Klick auf ihrem Handy im besten Fall zu tun."
"Das heißt, die Daten, die Produkte müssen digitalisiert vorliegen."
Das macht dann zum Beispiel möglich, online zu sehen, ob ein Produkt im Laden um die Ecke verfügbar ist.
Oder Sachen per Click and Collect direkt in die Filiale zu bestellen.
Okay, dass Lidl den Handel digitalisiert, ist ja noch recht naheliegend.
So richtig aufregend wird's aber erst im nächsten Schritt.
Denn da geht die Gruppe weit über ihr eigentliches Stammbusiness hinaus und investiert in eine Digitaltechnologie, die so wichtig ist wie nie zuvor: Die Cybersicherheit.
Deutschland zittert vor Hackern.
DAX-Unternehmen, Politiker, Start-ups, Krankenhäuser.
Niemand ist sicher vor Cyberangriffen.
Jedes dritte Unternehmen war in den vergangenen zwei Jahren Ziel eines Cyberangriffs.
Und Lidl?
Die sind als Lebensmittelhandel Teil der sogenannten kritischen Infrastruktur.
Und damit besonders gefährdet.
Denn ein Hackerangriff auf Lidl könnte die Versorgung der Deutschen mit Lebensmitteln gefährden.
"Die Genese ist, dass das Unternehmen festgestellt hat, dass es nicht gut geschützt war."
"So wie sehr, sehr viele deutsche Unternehmen, die einfach digital nicht auf der Höhe sind."
Das ist Gustav Theile, Journalist bei der FAZ, der die Schwarz-Gruppe als Korrespondent begleitet hat.
Gustav sagt hier also, Lidl ist verwundbar und muss dringend in Cybersecurity investieren.
Und dafür bietet sich im November 2021 eine Chance.
Das israelische Cybersecurity-Unternehmen XM Cyber steht zum Verkauf.
Hinter XM Cyber steckt ein ehemaliger Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad.
Große amerikanische Tech-Konzerne sollen Interesse an dem Start-up haben.
Aber der Zuschlag geht nicht etwa an Amazon, sondern an die Schwarz-Gruppe.
Der Kaufpreis 700 Millionen Euro.
Allein das ist schon eine ziemliche Ansage.
Aber kurz darauf kommt dann sogar noch ein zweites israelisches Start-up dazu, Cyber Observer.
Und das aus gutem Grund, denn die Schwarz-Gruppe baut gerade eine mächtige Cybersecurity-Infrastruktur auf.
Wie genau die aussieht, habe ich Gustav gefragt.
Der durfte sich als einer von wenigen Journalisten das Cyberzentrum einmal anschauen.
"Das war auch ganz dezidiert versteckt."
"Niemand sollte wissen, dass es das gibt und wo das ist."
"Und dann drückt er auf so einen Knopf, da ist eine Milchglas-Scheibe und auf einmal sieht man ein Team von fünf bis zehn Leuten, die auf einen riesigen Bildschirm schauen, Weltkarten überall, es blinkt, in der Mitte eine große Zahl."
Klingt ein bisschen wie Science Fiction.
Und war vielleicht auch ein cleverer PR-Move.
Dass es Schwarz beim Cyberbusiness ernst meinen, zeigt der nächste Schritt des Unternehmens.
Denn mittlerweile nutzt es die IT-Sicherheit nicht nur selbst, sondern verkauft sie auch an andere Unternehmen.
Und das nicht an irgendwen, sondern ans Who-is-who der deutschen Wirtschaft.
Mittlerweile gehören sogar große deutsche Unternehmen wie SAP oder die Commerzbank zu den Kunden von XM Cyber.
Und damit auch der Schwarz-Gruppe.
Erst die Anwendung im eigenen Haus, dann der Verkauf an andere.
Mit der gleichen Taktik verfährt die Schwarz-Gruppe dann auch in einem zweiten Megabusiness, in das sie einsteigt.
Und glaubt mir, dabei geht es um richtig viel Geld.
Und Schwarz fordert gleich mal die größten Tech-Konzerne der Welt heraus.
Es geht um die Cloud.
Heute läuft nichts mehr ohne die Cloud.
Für Privatkunden und für Unternehmen.
In den Rechenzentren der großen Cloud-Anbieter liegt so ziemlich alles, was ihr im Internet abruft.
Vom Netflix-Film über das KI-Modell bis zur Excel-Tabelle.
Und auch die Schwarz-Gruppe braucht gewaltige Rechenzentrums-Kapazitäten, um ihr weltweites Geschäft zu managen.
Den Cloud-Markt dominieren heute vier große Unternehmen aus Amerika und China, die auch als Hyperscaler bezeichnet werden.
Microsoft, Google, Alibaba und mit Abstand der Marktführer Amazon.
Und das ist für die Schwarz-Gruppe ein ziemliches Problem.
Wenn ich bei Lidl einkaufe und die App benutze, weiß das Unternehmen, welchen Käse ich gerne esse, wie viel Geld ich jede Woche für Lebensmittel ausgebe,
ob ich regelmäßig was im Onlineshop bestelle und ob ich mit dem E-Auto gekommen bin.
Das führt dazu, dass mir Lidl dann viel gezielter Werbung ausspielen kann und ich am Ende mehr Geld ausgebe.
Damit die Kunden dazu bereit sind, muss Lidl sicherstellen können, dass die Daten auch sicher sind.
Das kann es aber nicht, zumindest wenn die Daten bei Amazon und Co. liegen.
(englisch:) Einige Hyperscaler, ich nenne keine Namen, konnten uns nichtmal sagen, wo unsere Daten überhaupt gespeichert waren, wo unsere Daten verarbeitet wurden und wer Zugriff darauf hatte.
Das ist Rolf Schumann, Chef der Digitalsparte von Schwarz.
Schumann sagt also, Hyperscaler wie Amazon und Microsoft könnten ihm nicht garantieren, was mit den Daten passiert.
Und dafür findet die Schwarz-Gruppe eine Lösung.
(englisch:) Als erstes haben wir eine eigene Cloud entwickelt.
Richtig. Das Unternehmen wird kurzerhand selbst zum Cloud-Anbieter.
Zunächst nur für sein eigenes Geschäft.
Die IT inklusive der Onlineshops von Lidl und Kaufland läuft jetzt über eigene Schwarz-Rechenzentren.
Aber dann, erzählt Schumann, kommen plötzlich andere deutsche Unternehmen und sagen, hey, wir haben das gleiche Problem mit dem Datenschutz.
Und mal wieder wittert die Schwarz-Gruppe ein Geschäft.
2022 beginnt sie, auch anderen Unternehmen ihre Cloud-Dienste anzubieten.
Und weil die internationale Konkurrenz groß ist, macht sie die Cloud Made in Germany mit deutschen Datenschutzstandards zu ihrem Verkaufsargument.
"Unsere hochmodernen Rechenzentren stehen ausschließlich in Deutschland und Österreich."
Die Schwarz-Gruppe beschreitet im Cloud-Business einen ähnlichen Weg wie Amazon.
Die brauchten auch anfangs bloß eine Cloud-Lösung für ihr eigenes Handelsgeschäft und fingen dann an, externe Kunden zu versorgen.
Heute ist die Cloud-Sparte Amazon Web Services der größte Player am Markt.
Das gesamte Digitalgeschäft von Schwarz wächst schnell und liegt jetzt schon bei knapp zwei Milliarden Euro Umsatz im Jahr.
Das ist zwar im Vergleich zu den 160 Milliarden aus dem Handel immer noch winzig, aber trotzdem kann die Cloud für Schwarz schnell sehr lukrativ werden.
Denn die Margen im Einzelhandel sind verdammt klein, der Wettbewerb ist hart.
Das gilt auf Amazon genauso wie in der Lidl-Filiale.
Amazon macht zum Beispiel nur 17 Prozent seines Umsatzes mit Cloud-Diensten, aber 62 Prozent seines Profits.
Die Profitmarge liegt da bei 37 Prozent.
Von jedem Euro, den Amazon mit der Cloud einnimmt, kann es also 37 Cent behalten.
Im Lebensmittelhandel sind die Margen hingegen meist einstellig, es bleiben weniger als zehn Cent von jedem Euro übrig.
Mit Cloud-Diensten kann man also eine Menge Geld verdienen.
Allerdings ist auch hier die Konkurrenz stark.
Und am Ende ist die Frage, ob Schwarz mit seinem Datenschutz-Argument beim deutschen Mittelstand ankommen kann.
Und ob die Kunden der Schwarz-Gruppe wirklich mehr über den Weg trauen als Amazon und Co.
Okay, die Schwarz-Gruppe hat also eine eigene Cloud und eine eigene Sicherheitslösung.
Aber damit ist nicht Schluss.
Mit dem nächsten Schritt greift sie nach dem Hype-Thema überhaupt.
Es ist die vielleicht größte Wette in der Wandlung von Schwarz zum Digitalkonzern: die künstliche Intelligenz.
Es ist der 30. November 2022.
Das kalifornische Start-Up OpenAI bringt seinen Chatbot ChatGPT auf den Markt.
Plötzlich bricht ein Riesenhype um künstliche Intelligenz aus.
"ChatGPT."
"ChatGPT, Dude."
Und Deutschland fragt sich, warum mal wieder eine Zukunftstechnologie von US-Unternehmen beherrscht wird.
Eine Hoffnung gibt's dann aber doch.
Aleph Alpha, ein kleines Start-Up aus Heidelberg, arbeitet an seinem eigenen KI-Sprachmodell und wird zum deutschen Hoffnungsträger.
Das vermarkten sie vor allem an europäische Unternehmen.
Ganz ähnlich wie Schwarz mit seiner Cloud verspricht Aleph Alpha besseren Datenschutz und mehr Transparenz als bei amerikanischen Unternehmen.
Aber um mit den Tech-Giganten mithalten zu können, braucht Aleph Alpha Geld.
Sehr viel Geld.
Und wer hat davon mehr als genug?
Richtig, die Schwarz-Gruppe.
Die steigt als Investor bei Aleph Alpha ein.
Im November 2023 sammelt das Start-up eine 500 Millionen Euro Investition ein.
Der größte Teil davon soll von der Schwarz-Gruppe kommen.
Und das ist nicht alles.
In Heilbronn entsteht bis 2027 ein ganzer KI-Campus für Forschung und Start-ups, der Innovationspark AI oder kurz IPAI.
Im IPAI sollen Forscher und Unternehmer eng zusammenarbeiten und neue Anwendungsbereiche für die KI entwickeln.
Auch Aleph Alpha will dort eine Zweigstelle eröffnen.
Große deutsche Unternehmen wie Audi, Porsche und Würth wollen sich beteiligen.
Und so soll eine Art schwäbisches Silicon Valley entstehen.
Und wesentlich finanziert wird das aus den Lidl-Milliarden.
Denn initiiert und wesentlich mitfinanziert hat das Ganze die Schwarz-Stiftung.
Ihr erinnert euch, das ist die gemeinnützige Stiftung, der die Schwarz-Gruppe größtenteils gehört.
Die gibt für den Bau des Campus 50 Millionen Euro.
Dabei soll es aber nicht bleiben, denn im IPAI sollen ein gemeinnütziger und ein privatwirtschaftlicher Teil sehr eng verzahnt sein.
Und der privatwirtschaftliche Teil, die IPAI Management GmbH, gehört, ihr ahnt es, zur Schwarz-Gruppe.
Laut Handelsblatt fließen aus dem Schwarz-Imperium insgesamt sogar bis zu zwei Milliarden Euro in das Projekt.
Die KI-Investitionen ergeben Sinn als logischer nächster Schritt.
KI-Anwendungen laufen in der Regel in der Cloud.
Die Schwarz-Gruppe will bald zusammen mit Aleph Alpha Anwendungen anbieten, die dann auf ihrer Cloud genutzt werden können.
Schwarz kann dann alles aus einer Hand anbieten.
Cloud, Cybersicherheit und KI.
Aber auch bei der KI ist Wettbewerb hart und noch völlig offen, wie damit am Ende Geld verdient wird.
Aleph Alpha hat zuletzt eher negative Schlagzeilen produziert.
Wichtige Manager haben das Unternehmen verlassen.
Es gibt Zweifel daran, ob die deutsche KI qualitativ mit ChatGPT mithalten kann.
Und Kritik, das Unternehmen habe seine 500 Millionen Investitionen schön gerechnet,
weil vieles von dem Geld gar nicht direkt an Aleph Alpha floss, sondern in eine mit dem IPAI verknüpfte Gesellschaft.
Kontrolliert von, natürlich, der Schwarz-Gruppe.
Und auch für den KI-Campus in Heilbronn gilt, noch ist das alles Zukunftsmusik.
Ob sich die KI-Investitionen für die Schwarz-Gruppe am Ende auszahlen und nicht nur ein gemeinnütziges Projekt bleiben, ist im Moment noch eine riesige Wette.
Allein in den letzten drei Jahren hat sich bei der Schwarz-Gruppe extrem viel verändert.
Die Gruppe wird vom etwas altbackenen Einzelhändler immer mehr zum digitalen Player.
Sie bietet eine eigene Cloud mit Rechenzentren in Deutschland an,
eine eigene Cybersicherheitslösung und ist der vielleicht wichtigste deutsche Investor in der künstlichen Intelligenz.
Und gleichzeitig wird der Einzelhandel selbst immer digitaler.
Die Schwarz-Gruppe hat den Vorteil, dass sie mit relativ geringem Risiko damit experimentieren kann, ihre Dienste auch anderen anzubieten.
Das hat Gerd Chrzanowski mal gut auf den Punkt gebracht.
Unsere IT managt sieben Miliarden Kundenkontakte, wir kennen jeden dritten Europäer persönlich.
Wenn da noch andere Mittelständler andocken, merken wir das gar nicht.
Weil Lidl so groß ist, kann es durch die interne Nutzung all dieser Technologien eine Menge lernen.
Und der Wettbewerb im freien Markt macht wiederum die IT für Lidl selbst besser.
Die Konkurrenz ist mit den ameri- kanischen Tech-Riesen verdammt hart.
Aber im Lebensmittelhandel sind die Margen klein, das Wachstum endlich.
Wenn die Schwarz-Gruppe weiter wachsen will, bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich konsequent neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Nur wenn das alles so klappt, dann wird Lidl wirklich bald zum deutschen Amazon.
Und jetzt will ich von euch wissen, glaubt ihr, dass die Schwarz-Gruppe zu einem Tech-Unternehmen werden kann?
Schreibt es uns in die Kommentare.
Wenn ihr euch für mehr spannende Geschichten aus der Lebensmittelbranche interessiert, schaut euch doch mal dieses Video an.
Da erklärt euch meine Kollegin Carlotta den Absturz von Oatly.
Und hier wirft High-Performer Henning mal einen genaueren Blick auf den mysteriösen Dieter Schwarz.
Bis zum nächsten Mal. Tschüss.
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